Fashion Week Berlin, Juli 2017: Shows & Events

  /  12.07.2017

Schau her! Im ehemaligen Kaufhaus Jandorf im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin, in verschiedenen Offsite-Locations sowie während des Berliner Mode Salons gingen im Juli 2017 zahlreiche Fashion Shows über die Bühne – oder eher über den Catwalk. Seht selbst…

Boss Womenswear Collection im Rahmen des Berliner Mode Salons

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Born free

Die zweite Laufstegkollektion „Born free“ von Modedesignerin Antonia Goy und Architekt Björn Kubeja nimmt als Grundlinie die kindliche Neugier, eine unverblümte Offenheit und das unverstellte Interesse an allem vermeintlich Fremden auf. Die Vielfalt der Kulturen ist darin vereint, dass typische Grundformen wie Kimono, Kaftan, Sari oder Hijab auf einfachen geometrischen Grundformen beruhen, die Verschiedenartigkeit liegt im Umgang der jeweiligen Kultur damit: grafisch in Falten gelegt in Asien, körpernah gewickelt in Indien, geknotet und drapiert in Afrika, fließend und körperfern in Arabien. Goy und Kubeja setzen diese Eigenschaften in Kontext mit westlichen Details wie Knopfleisten, Kragen, Manschetten, Revers und geschneiderten Silhouetten. Fließende Kleider werden mit schürzenartigen Überwürfen kontrastiert, glatt fallende Oberflächen von Blusen und Mänteln durch Schlaufen und Knopfleisten gebrochen. Elegant gewickelte Hosen und Röcke heben die Silhouetten mit Schlitzen und Plissee-Einsätzen vom Hintergrund ab.

What’s up, Tiger Lily?

Die Spring/Summer-Range 2018 von Steinrohner präsentiert sich inspiriert von den Farben und der blumig-lieblichen Verspieltheit der Tiger Lily. Alte Lithographien von Blumen verzieren, gradlinig, verschlungen, verknotet oder fließend, Gürtel und Bänder zum Binden und geben den einzelnen Kreationen verschiedene Namen: Viola, Iris, Tiger Lily und Butterblümchen. Farbig und leicht, hüllen Steinrohner die Trägerinnen in Crêpes de Chine, Seidenorganza, Baumwolle und Plastikfolien, kombiniert mit glitzerndem Jeans, gewobenem Leinen und Silberfaden-Jersey.

Klare Ambitionen

Holy Ghost heißt jetzt Mykke Hofmann. Holy Ghost habe es den Gründerinnen Jelena Hofmann und Sedina Halilovic erlaubt, sich auszuprobieren, mittlerweile habe die Marke an Naivität verloren, wurde fokussierter mit klareren Ambitionen, daher der neue Name, der sich aus Halilovics Spitznamen und Jelenas Hofmanns Nachnamen zusammensetzt. Mit Mykke Hofmann wollen sie dort ansetzen, wo Holy Ghost aufhört. Das Label behält sich seine holistische Herangehensweise und den Kern der Linie bei – cleane Silhouetten werden mit raffinierten Details und fließenden, natürlichen Stoffen kombiniert. Zugleich zeigt sich in der ersten Kollektion unter dem neuen Namen, dass man nun spitzer und mutiger mit Schnitten, Farbkombinationen und dem Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien wird. Kernprodukte bleiben Kleider, Overalls und Blusen. „Wir sind eine Marke von Frauen für Frauen, die auf subtile Art und Weise umwerfend seien wollen. Wir unterstützen die Weiblichkeit, ohne sie zu stark in den Vordergrund zu stellen. Wir lieben Frauen mit einer starken Attitüde, die neben ihrer charakterlichen Stärke nicht ihre Weiblichkeit vergessen“, erklärt Hofmann. Und das zeigten die Designerinnen auch im Rahmen ihrer Show.

Beuys is back…

…zumindest seine ikonische Weste. Die Ivanman Frühjahr/Sommer-Kollektion 2018 ist von dem deutschen Aktionskünstler Joseph Beuys und klassischer Arbeitskleidung inspiriert. In der Show wurde eine Brücke zwischen der Beuys-typischen Weste als Stilmerkmal des Künstlers und dem traditionellen Blaumann geschlagen. Intensive Farbe, Oversized-Schnitte und lockere Westen zeigen sich in einem sommerlichen Look. Die uniforme Arbeitskleidung wird mit Schnürungen und Farbakzenten neu interpretiert, was bleibt sind die praktischen Taschen. In Kooperation mit Monokel Berlin wird der Arbeitslook salonfähig: Maßgeschneiderte Anzugsjacken mit modernem Esprit. Die Kollektion bringt ein indigoblaues Zusammenspiel von Kunst und Arbeit auf den Laufsteg – und bleibt in Balance zwischen neuen Ideen und dem typischen Markenstil.

To Vincent with love

Inspiriert ist die Sommer-Kollektion 2018 von Vincent Van Gogh. Dabei sind es nicht seine Gemälde, die Anja Gockels Range prägen, sondern die Persönlichkeit und der Spirit des niederländischen Malers. Die Designerin ist fasziniert davon, wie Van Gogh für seine Leidenschaft gebrannt hat, obwohl sich zu seinen Lebzeiten niemand für seine Werke interessierte. Mit ihrer Kollektion möchte Gockel den Individualisten dieser Welt Tribut zollen. Die Styles präsentieren sich spontan und expressiv, emotional und tiefgründig. Looks in kräftigen Farben und kreativen Material- und Stilkombinationen, voluminöser Tüll, schillernde Pailletten, Leinen und fließende Seide zeichnen die Looks aus. Deconstructed-Pieces rebellieren gegen die gängigen Maßstäbe der Normalität; Statement-Outfits mit Van Gogh-Zitaten gewähren Einblick in sein Seelenleben.

Summer of Love

Unter dem Motto „Celebrate the Summer of Love“ feierte das Lederjacken-Label Freaky Nation mit über 500 Gästen eine Party wie in den 70ies in Anlehnung an den Sommer 1967, als die Hippiebewegung ihren Höhepunkt erreichte. Unter den Anwesenden: Model und Kampagnengesicht Hana Nitsche. Die Location am Sage Beach, direkt an der Spree im urbanen Kreuzberg, sorgte für ein sonniges Get-together bei Food & Drinks.

Sehnsucht!

Die Spring/Summer Collection 2018 „No.14“ von Malaikaraiss versetzt uns in eine Grundstimmung der Sehnsüchte. Es geht darum, Frieden und Freiheit zu spüren und Liebe zu fühlen. Entsprechend leise Töne stimmt die Kollektion an und zeigt sich in zarten und fließenden 90s Silhouetten, die auf sanfte Weise die weiblichen Konturen umschmeicheln. Besonderes Highlight ist der florale Print, der in exklusiver Zusammenarbeit mit der dänischen Künstlerin Signe Keljbo entstanden ist und an ihr Werk „The world deserves flowers“ angelehnt ist.

Mondscheinspaziergang

Guido Maria Kretschmer zeigte im Berliner Tempodrom die Herbst/Winter-Kollektion 2017/18 „Luz de la Luna“ (Mondschein) in Kooperation mit dem Onlinehändler Otto. Kretschmer und Otto stellten damit eine Übergangslinie mit winterlichen Elementen vor, die nach dem „Shop The Runway“-Prinzip direkt am selben Abend online gekauft werden konnte. „Luz de la Luna“ wird von den Farben Nachtblau, Dunkelrot und Lila dominiert und lehnt sich an sternenklare Nächte an. So spiegeln silberfarbene Akzente das Mondlicht wieder und zeigen das Leitmotiv Blumen im Lichtspiel der Nacht. Unter einem leuchtenden Mond, der von der Decke schwebte, wurden die Entwürfe vorgestellt. Kretschmer kombiniert fließende Seide mit Strickpullovern, Cardigans und Wintermänteln. Knapp 200 Designs umfasst die Linie, ergänzt durch 100 Schuh- und Accessoires-Modelle. 

Sportleisure meets Couture

Ein Model als Matrjoschka-Figur, viel Farbe, die typischen Gürtel- und Schnallen-Styles, gerne auch in Regenbogentönen, Volants und Rüschen, Blumen-Prints und zwischendrin verspielt-schlichte Kleidchen, kombiniert zum Trainingsjacken-Style, oder elegante Rock/Shirt-Kombinationen – bei Marina Hoermanseder weiß man nie, wohin man zuerst schauen soll. Und das war zu dieser Fashion Week nicht anders. Neben den offensichtlichen Hinguckern gab es zudem Details wie Schnallen an Schuhen und Taschen und „Gürtel“ als Strumpfband zu sehen. Inspiriert von den kultigen 90ern, dem New Yorker Streetstyle und dem Charme der Extreme, untermalt Hoermanseder die Facetten der weiblichen Diversität. Highlights sind bunt bemalte Key Pieces aus Leder in Anlehnung an die Gestaltung moderner Kinderorthesen. Die aufwendigen Skulpturen sind Ausdruck der Faszination für Orthopädie und plastische Formen. Erstmals setzt die Designerin Denim ein; zum fünften Mal in Folge ist Christian Louboutin alleiniger Schuhsponsor.

Hedonistisches Finale

Unter dem Motto „Electric Hedonism” stellte der Berliner Designer Michael Michalsky die Entwürfe seines Couture-Labels Atelier Michalsky im E-Werk vor. Zum Start der Show bekamen die Gäste eine Nachricht aufs Handy: Ein Avatar von „Germany’s Next Topmodel”-Finalistin Serlina Hohmann, die den ersten Look des Abends präsentierte – eine futuristische Komposition aus silbernem Lamettastoff. Eine Laser Show und die Popmelodien der schwedischen Indie-Pop-Sängerin Pauline Skött alias Skott verliehen der Show das gewisse Etwas. Die Kollektion zeigt sich mit Materialien wie Lamettastoffen und Spiegelleder, die mit puristischem Weiß gemixt werden, elektrisierende Paillettenstoffe präsentieren sich in den Keycolours Electric Blue und Shocking Pink. „Für mich bedeutet Hedonismus nicht Exzess, sondern nach dem Schönen zu streben und dabei möglichst Leid zu vermeiden. Es geht um Lust und Genuss, das bewusste Wahrnehmen. Durch die sozialen Medien wächst diese Sehnsucht nach einem schönen Leben, daher der Zusatz ‚Electric‘”, erklärt Michalsky.