Eine Kollektion, die Leben retten kann

  /  05.06.2021

„Gegen den Tod Couture“ macht aus Mode Organspende-Ausweise zum Anziehen. Verschiedene Streetwear-Designerinnen und -Designer bringen dafür gemeinsam mit dem Verein „Gegen den Tod auf der Organ-Warteliste“ eine Fashion-Kollektion auf den Markt…

In Deutschland gibt es nicht genug Organspenderinnen und -spender; rund 9.000 Menschen warten derzeit auf eine Organspende. Der Verein „Gegen den Tod auf der Organ-Wartliste“ will auf das Thema aufmerksam machen und launcht gemeinsam mit acht Streetwear-Designerinnen und -designern die Modekollektion „Gegen den Tod Couture“. „Noch immer ist Deutschland eins der wenigen verbliebenen Ländern, in denen Organspende eine aktive Zustimmung benötigt. Gegen den Tod Couture setzt ein breit sichtbares und wichtiges Zeichen für die Organspende. Wir stoßen damit eine Diskussion an, die Deutschland dringend braucht. Vor allem diejenigen, die tagtäglich auf ein Organ warten“, sagt Susanne Reitmaier, Vorsitzende des Vereins „Gegen den Tod auf der Organ-Warteliste“. Entschließt sich ein Mensch dazu, Organspenderin oder -spender zu werden und nach seinem Tod alle Organe zu spenden, kann er damit potentiell sieben Leben retten. 

Das Besondere an den Styles: Alle Kleidungsstücke dienen auch als Organspende-Ausweise. Die Trägerinnen und Träger der Klamotten erklären so offen ihre Absicht, nach ihrem Tod Organspenderin oder -spender zu werden. Die Kampagne „Gegen den Tod Couture“ will so das Thema Organspende wieder öffentlich sichtbar machen und plädiert für einen neuen, offenen Umgang mit der eigenen Sterblichkeit – insbesondere bei jungen Menschen.

Die Range umfasst mehr als 70 Einzelteile, darunter T-Shirts, Hoodies, Jacken und Accessoires. Entworfen haben sie die nachhaltig arbeitenden Labels Anchorable, Ablüh Clothing, Andy Shop, Norvine, Kleinigkeit, Per Fines, The Dudes und Wemoto. Auf jedem Einzelteil ist der Text zur Organspende-Absicht integriert. Das Projekt macht sich dabei zunutze, dass es in Deutschland keine gesetzlichen Vorgaben gibt, wie ein Organspende-Ausweis formal auszusehen hat. Somit können auch Kleidungsstücke Organspende-Ausweise zum Anziehen werden. Wichtig ist lediglich, dass die Trägerinnen und Träger die Organspende-Absicht auf ihren Fashion-Stücken unterschreiben.

„Das Thema Organspende ist in der Öffentlichkeit durch das dominierende Thema Corona-Pandemie aus dem Fokus geraten“, sagt Prof. Matthias Anthuber, Leiter der Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Augsburg. „Unser Ziel ist es weiterhin, dass sich Bürgerinnen und Bürger nach umfassender Information und Aufklärung mit dem Thema und der Möglichkeit der Organspende beschäftigen. Aufklärung über die Organspende sollte künftig obligatorischer Lehrinhalt in höheren Jahrgangsstufen im Schulunterricht sein, um frühzeitig junge Erwachsene bei diesem so wichtigen Thema abzuholen. Nur so kann Deutschland die hintersten Plätze im Vergleich der europäischen Staaten verlassen.“

Zu den Gesichtern der Kampagne gehören Betroffene wie Sarah Schott, die vor einem Jahr selbst eine Spenderlunge erhalten hat, und Hendrik Verst, der auf eine Organspende wartet. „Pro Pro Tag sterben drei Menschen auf der Warteliste. Jede Wartepatientin und jeder Wartepatient hat es verdient, dass sich ein Mensch mit dem Thema Organspende einmal auseinandersetzt“ sagt die 25-jährige Sarah Schott. Der 35-jährige Hendrik Verst, Fitnessblogger und Vater von fünf Kindern, sagt. „Sogar ein T-Shirt ist ausreichend, um zu zeigen, wie einfach es ist, seine Meinung zu äußern. Für alle, die auf der Warteliste stehen und für mein Leben wünsche ich mir die notwendige Aufmerksamkeit, um die Diskussion erneut zu entfachen.“ Influencerinnen und Influencer wie Annika Teller und Kindakiri unterstützen die Kampagne ebenfalls. Alle Teile sind ab dem 5. Juni – dem Tag der Organspende – auf gegendentodcouture.de und in den Onlineshops der beteiligten Kreativen erhältlich.

Kristina Arens