Auf Immerwiedersehen

  /  29.06.2023

Freitag denkt Nachhaltigkeit, ergänzend dazu, dass die Marke ausgedienten LKW-Planen ein zweites Leben schenkt, nun noch weiter: Das Label hat einen Rucksack kreiert, der nur aus einem einzigen, rezyklierbaren Material besteht und so gänzlich kreislauffähig ist…

Recycling ist manchmal gar nicht so einfach – schließlich müssen die Materialien entsprechend getrennt werden. Das beginnt bereits im Haushalt bei der Trennung von Joghurtbecher und -deckel und wird deutlich komplizierter, wenn es um das Recycling von Kleidung und Accessoires aus vielen verschiedenen Materialien geht. Das Label Freitag, bei dem das Denken und Handeln in Kreisläufen tief in der DNA verankert ist, will diesen Prozess nun so leicht wie eben möglich machen und schickt den ersten zirkulären Rucksack ganz ohne LKW-Plane in Produktion. Damit dieser dann auch tatsächlich einmal rezykliert wird, werden die dafür nötigen Services und Prozesse schon jetzt mitentwickelt.

Was mit dem Verwenden von ausgedienten LKW-Planen als Taschen und Accessoires begann, soll immer mehr in geschlossene Kreisläufe ganz ohne Abfall münden. „Es reicht nicht, Produkte zu entwickeln, die rezykliert werden können. Wir müssen Produkte ganzheitlich, mit ihrem Lebensende im Blick, konzipieren und dafür sorgen, dass alles, was kreislauffähig ist, auch tatsächlich in den Kreislauf zurückkommt“, erklärt Anna Blattert, Circular Technologist bei der Marke.

Ein Material – kein Abfall

Freitag setzt für die neueste Entwicklung auf Monomaterialität, denn wenn alle Teile eines Produkts aus dem gleichen Material gefertigt sind, kann man es am Ende als Ganzes rezyklieren. Nach einer intensiven Material- und Marktanalyse hat sich das Label für Polyamid 6 – kurz PA6 – entschieden. Der Kunststoff sei vielseitig einsetzbar, eigne sich für belastbare Produkte und lasse sich besonders gut rezyklieren.

Ein Material – viele Herausforderungen


Alles aus demselben Material zu machen, war einfacher gesagt als entwickelt und gesourct. Oder wie es Anna Blattert ausdrückt: „Es ging uns nie um simple Tragetaschen, sondern um funktionale, langlebige und nicht zuletzt auch wasserabweisende Freitag-Produkte aus nur einem Material. Dass die Reduktion von Materialien die Komplexität dieses Projektes – vor allem bei der Beschaffung – derart erhöhen würde, hatten wir nicht erwartet.“

Einen wasserdichten Stoff aus Polyamid 6, auf dem die neuen Produkte aufbauen können, hat man vergeblich gesucht und die Entwicklung schließlich selbst in die Hand genommen. Statt einen bestehenden Stoff wasserdicht zu beschichten, ging man mit einem taiwanesischen Partner aus der Textilindustrie den anderen Weg und versuchte, einen dreilagigen, laminierten Stoff herzustellen, bei dem das Lining, die wasserdichte Membrane sowie der Außenstoff aus PA6 bestehen. Nach etwas mehr als zwei Jahren und vielen Testrunden, unter anderem mit der Ingenieurfakultät der Hochschule für angewandte Wissenschaften Albstadt-Sigmaringen, war es soweit: Der Freitag-Stoff aus PA6 vermochte in Tests auf Langlebigkeit und Wasserundurchlässigkeit zu überzeugen.

Zurück zu den Wurzeln & ab aufs Velo


Freitag ist überzeugt, dass die Transformation Richtung Kreislaufwirtschaft nur kollaborativ erreicht werden kann. Der neue Rucksack wurde deshalb in Co-Creation mit Jeffrey Siu, einem jungen Designer aus England, entwickelt: „Das Material Polyamid 6 kann sehr unterschiedliche Formen annehmen, es kann robust oder weich sein, zu einem Mesh oder einem wasserdichten Textil werden. Diese Vielfalt eines einzigen Materials in einem Rucksack zu vereinen und gleichzeitig den Kern von Freitag mit velotauglichen Produkten weiterzutragen, war unglaublich spannend und herausfordernd.“

Mechanisch rezyklierbar


Kleine Bestandteile des Rucksacks, darunter die Klebepunkte der Laminierung sowie die Druckfarbe des Innenlabels, bestehen nicht aus PA6, zudem sind dem Schieber des Reißverschlusses zur Verstärkung Glasfasern beigemischt. Diese Anteile konnten laut Label aber so geringgehalten werden, dass sogar mechanisches Recycling möglich sein soll. Beim Katz Aarau, der Kunststoff-Technologie-Plattform der Schweiz, wurden die Prototypen zunächst in einer Schneidmühle zerkleinert und anschließend zu PA6-Granulat extrudiert. Die Bestätigung der mechanischen Rezyklierbarkeit war für das Label Grund genug, jetzt den ersten Produktionsbatch des Mono[PA6] in Auftrag zu geben. Die ersten 1.500 Exemplare werden aus Virgin-PA6, also aus nicht rezykliertem Material, bestehen und voraussichtlich im Frühling 2024 zusammen mit einem Reparaturkonzept und einem Take-Back-Prozess verfügbar sein. Sind also einmal alle lebensverlängernden Services ausgeschöpft und das Produkt hat das Ende seines Lebenszyklus erreicht, soll es wieder in den offen geführten Materialkreislauf zurück gelangen, damit etwas Neues daraus entstehen kann…

Kristina Arens