Gegen die alte Ordnung

  /  03.03.2020

„Wir ziehen Frauen fürs Business an, anstatt sie zu verkleiden“ – so lautet das Credo des jungen Labels This is her, hinter dem Dr. Halima Jarrodi, aus der Unternehmensberatung und Automobilbranche kommend, steht. Warum das wichtig ist? Lest selbst…

Um Missstände zu begreifen, muss man sie selbst erlebt haben. Dr. Halima Jarrodi kommt ursprünglich aus der Unternehmensberatung und Automobilbranche und hat ihre Berufslaufbahn damit in Branchen verbracht, die immer noch traditionell von Männern dominiert werden. Das Label This is her ist ihre Antwort: „Während meiner Berufslaufbahn wurde ich andauernd mit Dresscodes konfrontiert. Ich sei zu weiblich, solle mein Make-up reduzieren, offene Haare waren ein Problem und sogar Kostüme, die ich trug. Mir wurde fortwährend gespiegelt, dass ich nur ernst genommen würde, wenn ich mich in meiner Weiblichkeit zurücknehmen würde. Ich spielte dieses Spiel eine ganze Weile mit, ehe mir bewusst wurde, wie sehr ich mich darüber verändert und mich immer mehr meinen männlichen Kollegen angenähert hatte.“ Der Anspruch der Branche spiegelte sich auch im Angebot an Businessmode wider, die sich vor allem in geraden, maskulinen Schnitten und dunklen, gedeckten Farben präsentierte. Sie wollte etwas ändern. „Ich glaube, dieser Reflex hat sich dann noch einmal in der Auseinandersetzung mit SozialunternehmerInnen verstärkt, über deren Motive ich meine Dissertation geschrieben habe. Ich traf Menschen, deren Unternehmertum sich nicht ausschließlich auf Motiven wie Status, Macht und Geld begründete. Ich sprach Menschen, die etwas bewegen und Schieflagen korrigieren wollten“, erklärt sie weiter. An dieser Stelle beginnt This is her.

Das Label möchte zeigen, dass Frauen sich nicht verkleiden müssen, um in der Geschäftswelt mitspielen zu dürfen. Mode macht zwar nicht aus, wer oder was wir sind, aber sie kann uns unterstützen und zu mehr authentischem Selbstbewusstsein verhelfen. Frauen sind dann am erfolgreichsten, wenn sie bei sich selbst sind. Sie bedürfen keines maskulinen Anstrichs, um sich (im Business) durchzusetzen. Die Designs der Marke orientieren sich am weiblichen Körper, sollen diesem schmeicheln und die weibliche Stärke und Eleganz zum Ausdruck bringen. Gleichzeitig sollen sie funktional sein und die beschäftigte Frau von morgens bis abends, vom Schreibtisch zum Dinner sowie vom Wochentag bis zum Wochenende begleiten können.

Das erste Produkt, der This is her-Blazer, will durch einen taillierten Schnitt überzeugen, der durch eine viktorianische, V-förmige Führung die weibliche Taille in Szene setzt, ohne dabei „zu sexy“, „vulgär“ oder „einklemmend“ zu sein. Gleichzeitig verleihen die Schulterpolster eine grazile Haltung. Sie gehen nicht in die Breite, um maskulin breite Schultern zu suggerieren, sondern in die Höhe, um weibliche Grazilität zu unterstreichen. Zudem nutzt das Label bewusst Farben, die eher „weiblich stark“ als „männlich zurückhaltend“ sind. Neben Klassikern in Blau und Schwarz sind Rot- und Rosa-Töne Teil der ersten Kollektion limitierter Blazer.

Produziert werden die guten Stücke in einer auf Luxus-Womenswear-Labels ausgerichteten Produktionsstätte in Europa unter Nutzung italienischer und portugiesischer Rohstoffe. Ziel sei es, dort zu produzieren, in denen Frauen gefördert anstatt ausgebeutet werden. Die erste Produktionsstätte der Marke wurde von einer Frau gegründet und beschäftigt ausschließlich weibliche Angestellte bei laut Label fairem Lohn, Krankenversicherung und bezahltem Urlaub. Erstanden werden kann die Debütlinie über den markeneigenen Webshop.

Kristina Arens