„Wenn ich vor etwas Angst habe, muss ich es tun!“
/ 22.04.2016Berlin war kürzlich wieder im Superhelden-Modus, denn „The First Avenger: Civil War“ feierte Premiere in der Hauptstadt. Dabei war auch Emily VanCamp, die im Interview über Richtig und Falsch, körperliche statt Kopfarbeit, das Gute im Menschen und dunkle Seiten spricht…
Am 28. April 2016 ist es wieder so weit – die neueste Verfilmung der Marvel-Comics, „The First Avenger: Civil War“, kommt in die Kinos. Diesmal werden nach einem Vorfall mit großen Kollateralschäden Forderungen nach einem neuen Führungsgremium laut, das entscheidet, wann die Dienste der Avengers wirklich benötigt werden. Die Folge: Das Team spaltet sich in zwei Lager, eines rund um Steve Rogers alias Captain America, der die Avengers vor der Einmischung der Regierung schützen will, und eines rund um Tony Stark alias Iron Man und seiner Entscheidung für staatliche Kontrolle… Mittendrin: Sharon Carter alias Agent 13, die zum zweiten Mal von Emily VanCamp, vielen auch als Emily Thorne aus „Revenge“ bekannt, verkörpert wird. Im Interview verrät die 29-Jährige, auf wessen Seite sie sich privat schlagen würde, warum sie mit 22 Episoden umfassenden Serien erst einmal durch ist und warum sie sich sehr auf ihre 30er freut.
Warst du schon ein Superhelden-Fan, bevor du eine Rolle in den Marvel-Verfilmungen übernommen hast?
„Ich bin ganz ehrlich: Als Kind war ich ein riesengroßer Ninja Turtles-Fan! Das Marvel-Universum hat mich aber direkt fasziniert – als ich wusste, dass ich Teil der Filme sein werde, will man natürlich so gut vorbereitet sein wie möglich und es gibt all diese verschiedenen Storys und Zusammenhänge… Mein Charakter war dann wie eine Art Collage, die man aus all dem zusammenfügt.“
Welches Team würdest du im echten Leben wählen – Team Captain America oder Team Iron-Man?
„Das ist so eine schwierige Entscheidung! Ich bin meiner Rolle sehr verbunden, Sharon Carter hat diese starke Loyalität Captain America gegenüber und ich kann seinen Ansatz sehr gut nachvollziehen. Aber ich mag es auch, Tony Stark so verletzlich zu sehen... Das macht den Film so spannend: Wenn man nicht gerade ein Hardcore-Fan von einem von beiden ist, kann man sich wirklich kaum entscheiden, denn es gibt kein eindeutiges Richtig oder Falsch.“
Neben der Entscheidung für ein Team – was war die größte Herausforderung beim Dreh? Du hast ja auch ein paar Kampfszenen…
„Das stimmt, aber eigentlich ja nur eine größere. Die Challenge dabei war eigentlich, dass wir kaum Zeit hatten. Der Tag war fast vorbei, wir hatten die Szene bis dahin nie geprobt, haben uns dann etwas aufgewärmt und los ging’s. Ich erinnere mich noch, dass ich dachte ‚Moment, bei so populären Filmen bin ich davon ausgegangen, dass wir alle Zeit der Welt haben’, aber ich habe ja Übung mit solchen Szenen, deshalb hat alles geklappt. Ich hätte gerne mehr solcher Szenen gehabt, ich arbeite sehr gerne körperlich, nicht nur mit dem Kopf (lacht).“
Im Film hat Captain America die Hoffung, seinen Freund Bucky Barnes, der durch Experimente an ihm letztlich böse wurde, wieder zu bekommen. Glaubst du immer an das Gute im Menschen oder bist du eher jemand, der misstrauisch ist?
„Ich glaube ganz klar an das Gute im Menschen! Das ist wahrscheinlich auch die gesündere, angenehmere Art zu leben. Vor allem nach vier Jahren in der dunklen Rolle der Emily Thorne in ‚Revenge’ ist sehr schön, wieder an das Gute glauben zu können.“
Fehlt dir diese Rolle manchmal?
„Manchmal schon, sie war sehr komplex und interessant zu spielen, hat mich aber auch sehr eingenommen. Nachdem die Serie vorbei war, brauchte ich ein wenig Zeit, um wieder komplett zu mir selbst zu finden. Dieses Dunkle war schon irgendwie auch in mir... ‚Civil War’ hat auch deshalb so viel Spaß gemacht, weil ich die Zeit am Set so sehr genießen konnte und der Spaß im Fokus stand.“
Es fällt dir also schon schwer, eine Rolle nach Drehschluss komplett abzulegen?
„Wenn man neun Monate im Jahr dreht und diese Rolle spielt, wird es am Ende des Tages immer schwieriger, sie hinter sich zu lassen. Der Level der Erschöpfung war körperlich und geistig schon sehr hart. Es gab zum Beispiel in der zweiten Staffel eine Szene mit Barry Sloane, der Aiden Mathis gespielt hat, in der ich schluchzend in seinen Armen zusammenbrechen musste. Diese Szene haben wir immer und immer wieder gespielt… Es ist unsere Aufgabe, sich komplett in solch eine Situation reinfallen zu lassen, was toll ist, aber eben auch sehr anstrengend.“
Würdest du trotzdem noch einmal die Hauptrolle in solch einer Serie übernehmen?
„Ich habe zwölf Jahre Fernsehen gemacht und liebe es, einen Charakter über die Jahre zu entwickeln, was mir allerdings gefehlt hat, war schlicht und einfach Zeit. Ich habe deshalb einige Gelegenheiten verstreichen lassen müssen. Ich würde Fernsehen für die Zukunft nicht ausschließen, aber mit dem 22 Episoden pro Staffel-Modell bin ich erst einmal durch.“
Apropos Zukunft, du wirst in wenigen Wochen 30…
„… danke, dass du mich daran erinnerst (lacht). Nein, im Ernst, ich freue mich wahnsinnig auf diese neue Dekade, es beginnt noch mal ein ganz neuer Lebensabschnitt. In meinen 20ern habe ich viel erreicht und viel gelernt…
…zum Beispiel?
„…wer man in Beziehungen sein möchte, wer man als Frau sein will… Man steht vor so vielen Herausforderungen, auf die man noch nicht unbedingt vorbereitet ist. Die 20er sind verrückt und ich bin mir sicher, dass sie im Nachhinein betrachtet auch meine ‚dümmste’ Zeit gewesen sind (lacht). Man macht viele Fehler, aus denen man aber auch sehr viel lernt. Die tollsten Sachen werden aber bestimmt in meinen 30ern passieren, Dinge, die ich immer wollte, zum Beispiel Kinder kriegen.“
Was sonst noch?
„Sonst habe ich keinen direkten Plan, aber mein Vater hat mir mal gesagt, man bereut immer die Dinge, die man nicht getan hat, am meisten und größtenteils trifft es das ziemlich gut. Die Dinge, die ich getan habe und gescheitert bin – gut, das passiert eben. Bei mir ist es so: Wenn ich vor etwas Angst habe, weiß ich eigentlich, dass ich es tun muss.“
Welche Projekte stehen als nächstes an?
„Kürzlich ist der nächste Film abgedreht worden, ein sehr schöner französischer Film, ‚Borders’, für den ich in meine Heimat Kanada gegangen bin. Mit dem aufstrebenden kanadischen Director Chloe Robichaud haben wir an tollen Plätzen gedreht, in Saint John, Montreal… Wir waren viele Frauen am Set, eine gute Abwechslung zu ‚Civil War’, und es war toll, einen Film in einer anderen Sprache, auf Französisch, zu drehen. Man ändert direkt seine ganze Körpersprache...“
Viel Erfolg weiterhin und besten Dank für das Interview!