„Unsere Familie ist größer geworden!“

  /  17.11.2016

Ihr erinnert euch sicherlich noch an D.J. Tanner aus der 90er Jahre-Serie „Full House“? Nun geht das Netflix-Remake „Fuller House“ bereits in die zweite Staffel und Candace Cameron Bure alias D.J. verrät im Interview, warum sie diesmal selbst zum Fangirl wurde und welche Rolle ihr 13-jähriges Ich spielt.

Candace Cameron Bure (links) in "Fuller House"

Die ganze Familie in "Fuller House"

Redakteurin Kristina Arens mit Candace Cameron Bure

Die Tanners sind wieder da! Viele von uns sind mit der Serie „Full House“ groß geworden und erlebten in den 90ern alle möglichen Höhen und Tiefen mit Danny, Jesse, Joey, Becky, D.J., Steph, Michelle – und Nichtfamilienmitglied und Paradiesvogel Kimmy Gibbler. Fast 30 Jahre nach der ersten Folge kam die Crew für die Fortsetzung „Fuller House“ wieder zusammen, Staffel 2 startet am 9. Dezember auf Netflix und wir haben Candace Cameron Bure alias D.J. Tanner zum Interview getroffen, in dem es um Ryan Gosling, Küsse und ihre eigenen Kinder geht.

Candace, wie ist es, mit Kinderdarstellern zu arbeiten? Inwieweit beeinflusst es dich, dass du selbst ein Kinderstar warst?


„Ich denke, ich habe einen besonderen Blick für sie, verstehe, wie sie sich fühlen und kann ihnen helfen, wenn sie Hilfe brauchen. Alle drei ‚Fuller House’-Schauspielerinnen, Jodie Sweetin [Stephanie Tanner], Andrea Barber [Kimmy Gibbler] und ich, sind Mütter und sind deshalb geübt in Geduld und haben Verständnis und Mitgefühl, wenn die Drehtage mal lang werden…“

Dein erster Kuss während „Full House” damals war auch dein erster Kuss im richtigen Leben – was hast du sonst noch zum ersten Mal während der Serie(n) erlebt?


„Gute Frage, da muss ich überlegen, es gibt bestimmt einiges… Die Wrestling-Episode in Staffel 1 von ‚Fuller House’ ist ein gutes Beispiel, das habe ich vorher noch nie gemacht! Eigentlich machst du als Schauspieler dauernd Dinge zum ersten Mal...“

Wer von deinen Schauspielkollegen hat sich denn über die Jahre am meisten verändert?


„Ich würde sagen, Jodie Sweetin. Als ‚Full House’ damals vorbei war, war sie gerade mal 13, ich war 18, da ist man schon ein junger Erwachsener und weiß zumindest grob, wer man ist, mit 13, in diesen jungen Teenagerjahren, ist das noch anders. Aber sie ist so eine tolle Frau, eine tolle Mutter und Freundin; Jodie ist am meisten gewachsen – auch aufgrund all ihrer Erfahrungen, die sie in ihrem Leben schon gemacht hat.“

Neu ist auch, dass „Fuller House“ auf Netflix und nicht im regulären Fernsehprogramm zu sehen ist. Inwiefern merkt man das beim Dreh?


„Das ist das witzige und zugleich absurde an Netflix: Wir produzieren all diese Episoden und sie kommen dann alle auf einmal heraus, während man im regulären Fernsehen jede Woche die Zuschauerreaktionen ein wenig abschätzen und den Kurs inhaltlich gegebenenfalls noch mal etwas abändern kann. Man hat während den Drehs natürlich schon ein gutes Gefühl oder eben nicht und wir hatten ein gutes, aber das heißt ja auch nicht immer etwas, deshalb waren wir nach Staffel 1 alle sehr froh, dass die Serie so gut ankam!“

In Staffel 2 werden einige neue Charaktere eingeführt: Joey’s Frau Ginger und die vier Kinder, D.J.s Jugendliebe Steve hat eine neue Freundin und Kimmys Bruder Jimmy datet Stephanie. War es schwer für die Neuen, sich in eine Schauspieler-Crew einzufinden, die sich schon seit Jahrzehnten kennt und zusammenarbeitet?


„Ich hoffe nicht! Unsere Arme sind immer offen. Wir sind kein exklusiver Cast, der keinen Neuen hereinlässt (lacht). Ich glaube, dass wir ihnen das Gefühl gegeben haben, schon immer dabei gewesen zu sein; unsere Familie ist größer geworden.“

Es gibt einige Szenen in „Fuller House“, in denen einer der Schauspieler beispielsweise während eines Gesprächs direkt in die Kamera schaut und einen Satz wie „Vielleicht ist Michelle ja nächstes Mal dabei” sagt. In direkter Anspielung an die Olsen-Twins Mary-Kate und Ashley, die Michelle Tanner damals in „Full House“ gespielt haben, beim Remake „Fuller House“ bislang aber leider nicht dabei sind. Vermisst ihr die beiden?


„Die Tür steht ihnen immer offen! Wir würden uns sehr freuen, wenn sie doch noch dabei wären, aber wir vermissen sie nicht in dem Sinne, dass wir denken, die Show ist weniger gut ohne sie. Das Haus ist auch so schon sehr voll (lacht).“

In der Originalserie hatten die Beach Boys einen Gastauftritt, für das Netflix-Remake tritt eine andere Band vor die Kamera: In Staffel 2 sind New Kids On The Block in einer Episode dabei, wie war der Dreh mit ihnen?


„Das war meine Lieblingsfolge in dieser Staffel! Als uns unser Produzent gefragt hat, wen wir gerne dabei hätten, waren Andrea und ich uns direkt einig – und ich musste diesen schmalen Grad finden zwischen Professionalität wahren und Fangirl sein (lacht). Ich habe mir die Folge im Nachhinein angeschaut und obwohl sie sehr lustig und unterhaltsam ist, musste ich am Ende tatsächlich kurz weinen, weil einer meiner Kindheitsträume 20 Jahre später wahr geworden ist: Mit den New Kids On The Block auf der Bühne zu singen… Das mag blöd oder übertrieben klingen, aber es war unglaublich. Die Leute denken immer, jeder kennt sich in der Showbusiness-Branche, aber man bewegt sich ja nicht immer mit jedem in denselben Kreisen; ich bin genauso Fan von anderen wie jeder, die nicht aus dieser Branche kommt, gerade im Musikbereich. Ich bewundere aber auch einige Autoren, Sportler etc…“

Gibt es noch jemanden, den du dir mal als Gaststar wünschen würdest?


„Ryan Gosling – da wären wir uns wohl alle einig (lacht).“

Viele Zuschauer gucken „Fuller House“ sicherlich auch aus Nostalgiegründen; wenn man „Full House“ nicht kennt – warum sollte man dennoch das Remake schauen?


„Man sieht eine neue Familie, eine neue Gruppe von Kindern, die durchs Erwachsenwerden durch muss, Eltern, die mit verschiedenen Situationen konfrontiert werden… Man muss das Original nicht kennen, um das Remake zu verstehen und zu mögen. ‚Fuller House’ repräsentiert Familien auf der ganzen Welt, die Tanners sind schließlich keine klassische Familie, und ich denke, wir sprechen alle Generationen an.“

Es gibt dieses Liebesdreieck zwischen D.J., ihrer Jugendliebe Steve und dem Tierarzt Matt. Bist du persönlich Team Steve oder Team Matt?


„Die Frage kann ich leider wirklich nicht beantworten. Beide sind total verschieden, jeder hat etwas besonderes, auf seine eigene Art, sowohl im echten Leben als auch die beiden Charaktere.”

Du hast schon angesprochen, dass ihr selbst alle Mütter seid – in einem Interview habe ich gelesen, dass du bzw. ihr den Autoren viel Stoff aus eurem eigenen Leben liefert. Gibt’s ein paar Beispiele?


„In Staffel 2 erlebt Ramona [Tochter von Kimmy Gibbler] ihren ersten Kuss. Als ich den ersten Entwurf des Skripts gelesen habe, erinnert man sich an seine eigenen Erfahrungen mit 13 oder an die, die man mit seiner eigenen Tochter erlebt hat – dann merkt man schnell, ob sich Kinder heutzutage wirklich so verhalten, sich fühlen würden oder eher nicht. Andrea hat mir zugestimmt, dass das Skript nicht ganz treffend war, wir haben diskutiert und die Story noch etwas realitätsnäher gestaltet, manchmal sind unter den Autoren einfach zu viele Männer, um die Geschichte eines 13-jährigen Mädchens zu erzählen (lacht).“

Schauen deine eigenen Kinder „Full House“ und / oder „Fuller House“?


„Meine Kinder sind jetzt 14, 16 und 18 Jahre, sie können sich mit den Kindern in ‚Fuller House’ identifizieren. In den Staaten laufen auch die ‚Full House’-Episoden immer noch rauf und runter; es ist schon komisch für sie, ihre Mutter im Alter von 10 oder 15 Jahren zu sehen, aber wenn sie sich auch mal über mich lustig machen können, finden sie das natürlich gut (lacht).“

Deine Tochter ist bei „The Voice“ aufgetreten, wollen deine Kinder also auch ins Showbiz?

„Meine Jungs nicht, sie spielen Hockey und treten eher in die Fußstapfen ihres Vaters, meine Tochter wird sicherlich etwas im Entertainment-Bereich machen – Singen ist ihre Leidenschaft.“

Dein Bruder Kirk wurde ebenfalls schon mit 15 Jahren durch eine Serie bekannt, „Unser lautes Heim“. Du bist zwei Jahre später mit „Full House“ quasi in seine Fußstapfen getreten. Wäre dein Werdegang anders verlaufen, wenn er nicht den Schauspielanfang gemacht hätte?


„Wir hatten die Schauspielerei früher eigentlich gar nicht auf dem Schirm und sind mehr oder weniger in die Branche reingerutscht; ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, was ich sonst geworden wäre, weil ich so jung mit dem Schauspielern angefangen habe und direkt so ein Glück hatte, in einer Erfolgsserie mitzuspielen. Mein zweites großes Ziel war es, Mutter zu sein, eine Familie zu haben. Als es so weit war, habe ich die Schauspielerei für zehn Jahre zurückgestellt. Nun bin ich wieder dabei und habe noch einige Pläne!“

Vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens