„Mit Bügelfolie fing alles an...“

  /  16.09.2010

In den Berliner MTV Studios stand uns Jan Köppen für ein Interview zur Verfügung und verrät, was hinter dem Namen seines Labels Snatch steckt, wie er vom Jura-Studenten zum Viva- und ZDF-Moderator wurde und was seine Tätigkeit als DJ mit den Backstreet Boys zu tun hat.

Jan Köppen mit 1st-blue Redakteurin Kristina Arens

Pünktlich wie ein Uhrwerk betritt Viva- und ZDF-Moderator, DJ und Modelabel-Betreiber Jan Köppen zum verabredeten Zeitpunkt den Empfangsbereich der MTV Studios in Berlin. Nachdem in Form von Kaffee und Brezel für das leibliche Wohl gesorgt wurde, kann das Interview beginnen. Dabei beantwortet Jan – charmant und immer ein verschmitztes Grinsen auf den Lippen – unter anderem die Frage, wie er von einem BWL- und Jura-Studenten zum Viva-Moderator wurde, zu welcher Musik er die Menschen als DJ am liebsten tanzen lässt und wie es dazu kam, dass er sein eigenes Brand Snatch gründete.

Jan, nach deinem Zivildienst hast du ein Semester Jura und ein Semester BWL studiert – wie kamst du von deinem Studium in Gießen zu Viva?


„Ja, ja, meine düstere Vergangenheit (lacht)... Ich würde sagen, mein angefangenes Studium war eine Art Findungsphase. Ich wusste noch nicht so recht, wo es hingehen soll und habe dann einfach mal mit dem Studium begonnen. Nebenbei war ich aber immer schon kreativ tätig, gerade im Musikbereich, und während meines BWL-Studiums kam ich auf die Idee, mich bei Viva um ein Praktikum zu bewerben. Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen, konnte scheinbar überzeugen und so kam ich nach Köln zu Viva Plus. Dort habe ich das erste Mal Fernsehluft geschnuppert. Ein halbes Jahr später ist Viva nach Berlin umgezogen und ich bin mitgegangen und habe mein Volontariat begonnen. Irgendwann habe ich einfach mal bei einem Casting zum Moderator mitgemacht und es hat funktioniert. Wenn man sich die Geschichte so anschaut, war das alles gar nicht geplant und ich bin mehr oder weniger zufällig zum Moderator geworden. Und nun bin ich schon fast vier Jahre dabei. Wie die Zeit vergeht...“

Du moderierst auf Viva ja viele verschiedene Formate – Viva Live, Viva Liederladen Top 20, Viva Neu. Gibt es eine Sendung, für die du am liebsten vor der Kamera stehst?

„Man kann die Formate schlecht vergleichen, da Viva Live eben live gedreht wird, aber ich glaube, ich mag diese Sendung deshalb am liebsten. Sie ist interaktiv und immer wieder spannend. Ich bin auch heute noch vor jeder Folge ein klein wenig aufgeregt. Man kann nicht einfach fünfmal von vorne beginnen, wenn man einen Fehler macht. Da muss man dann durch. Einer meiner Lieblingsgäste bei Viva Live war zum Beispiel Katy Perry – damals, als sie ihren Durchbruch mit ‚I kissed a Girl’ hatte. Da war ich sehr aufgeregt, hatte noch nicht allzu viel Erfahrung und die Sendung startete dann auch ganz furchtbar, weil ich völlig neben der Spur war. Sie lustigerweise aber auch, das hat mich dann wiederum beruhigt. Sie war total nett und entspannt und gar nicht so Superstar-like, wie man es vermuten mag. Natürlich haben wir später auch noch geknutscht, wie man das halt bei Viva Live mit jedem, der auf der Couch sitzt, so macht (lacht).“

Neben Viva moderierst du seit 2008 beim ZDF die Sendung Wirtschaftswunder. Wie kam es dazu?

„Naja, Viva und ZDF liegen ja sehr nah beieinander (lacht). Nee, ich wurde gefragt, ob ich das machen möchte, und habe nach kurzem Überlegen ja gesagt. So einfach geht das (lacht). Wirtschaftswunder ist ja ein Magazin, das ein jüngeres Publikum ansprechen soll und das Wirtschaftsthemen auf eine lustige und spielerische Art und Weise darstellt. Ich denke, dass es schon eine Rolle gespielt hat, dass ich beim jüngeren Publikum durch Viva bereits bekannt bin. Den Ausschlag haben aber sicherlich mein BWL- und Jura-Studium gegeben (lacht).“

Du legst neben deiner Arbeit als Moderator auch als DJ auf, wie hat sich das ergeben?

„Ich lege schon sehr lange auf, aber eher als Freizeitbeschäftigung und nicht als Job. 2002 habe ich auf einer Abiparty in einem kleinen Club in Gießen damit angefangen. Alle haben getanzt, alle haben sich gefreut und irgendwie fand ich das sehr cool. Als ich als Zivi etwas mehr Geld verdient habe, konnte ich mir nach und nach das Equipment leisten und habe dann auch während meines Studiums in Gießen öfter bei verschiedenen Veranstaltungen aufgelegt. Daher kam, glaube ich, auch ein bisschen die Idee mit Viva.“

Wo legst du auf, was spielst du am liebsten und gibt es einen Song, der immer gut ankommt?

„Letztens habe ich zum Beispiel bei ‚Ruhr in Love’ aufgelegt, das war mal etwas anderes. In der Regel spiele ich am liebsten Old School HipHop, aber ‚Ruhr in Love’ ist ja eine Elektro-Veranstaltung und als ich dort angefangen habe, James Brown aufzulegen, wurde ich direkt mit großen Augen angeschaut (lacht). Bei der ‚Junge Helden’-Benefiz-Party in Berlin (Anm. d. Red.: Junge Helden ist ein Verein, der auf das Thema Organspende aufmerksam machen will) habe ich ebenfalls vor kurzem aufgelegt. Ich war auch schon in Augsburg unterwegs, in Regenburg und in Dortmund habe ich in der Disco ‚Nightrooms’ eine zeitlang regelmäßig aufgelegt; das ist der German Jet Set (lacht). Ich glaube, mich reizt ein bisschen diese Art Machtgefühl, das man verspürt, wenn man die Leute zum tanzen bringt. Und etwas, das immer funktioniert – mal überlegen – auf jeden Fall die Backstreet Boys (lacht).“

Du legst ja nicht nur als DJ auf, sondern machst auch selbst Musik. Wie sieht’s aus, willst du irgendwann mal die Charts stürmen?

„Ich bin eigentlich nicht der Typ, der gerne im Mittelpunkt steht, aber mich hat die Musik immer schon gereizt. Irgendwann habe ich mit Freunden und meiner Gitarre am Lagerfeuer angefangen zu singen, dann kam es dazu, dass ich mit dem Rappen begonnen habe, aber ich hatte eigentlich nie den Gedanken, mal eine Platte aufzunehmen. Das hat sich mittlerweile geändert. Aber da ich sehr perfektionistisch bin - mal schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Zurzeit bin ich ja mit einem Werberap auf Viva zu sehen und das kam bisher eigentlich echt ganz gut an. Das freut und bestätigt einen natürlich!“

Und als hättest du nicht schon genug zu tun, betreibst du auch noch dein eigenes Modelabel mit dem Namen Snatch. Deine Kreativität kennt scheinbar keine Grenzen, oder?

„Ich habe grundsätzlich einfach Spaß daran, mich kreativ auszuleben und wenn man etwas trägt, das man selbst designt hat und von Bekannten gefragt wird ‚Cool, wo gibt’s das denn?’, freut man sich natürlich. Ich habe vor etwa sechs Jahren angefangen, für mich selbst T-Shirts zu machen. Am Anfang ganz billig mit einfacher Bügelfolie. Irgendwann habe ich mich schließlich hingestellt und Shirts für meine Freunde bebügelt (lacht). Später kam der Gedanke auf, ein eigenes Label zu gründen und mit der Firma Noax aus Gießen, mit der ich zusammen arbeite, hat das super geklappt, da sie bereits gute Kontakte und Vertriebswege hatten. Das Ganze hat als Hobby angefangen und ich wusste zu Beginn nicht so recht, wo es hingehen soll, aber innerhalb des letzten Jahres habe ich mir ein paar Gedanken gemacht und das Brand soll in der nächsten Zeit auf jeden Fall wachsen.“

Also möchtest du unter deinem Label Snatch künftig noch mehr als T-Shirts und Pullis designen?

„Im Prinzip bin ich offen für vieles und es gab immer schon Überlegungen, die Kollektion auszuweiten. Bettwäsche fände ich super, da kann man sich schön großflächig kreativ ausleben (lacht). Aber ich denke, erstmal wird es bei Shirts und Pullis bleiben, in der Zukunft kommt sicher irgendwann mehr. Zurzeit gibt es Snatch nur im Online-Store zu kaufen, das soll sich auf jeden Fall bald ändern. Ich möchte mit meinem Label sehr gerne in verschiedene Skate-Shops und im nächsten Sommer möchte ich gerne mein Debüt auf der Bread & Butter in Berlin feiern. Das sind erst einmal die nächsten geplanten Schritte.“

Wie bist du auf den Namen Snatch gekommen? Und woher beziehst du deine Inspiration?

„Die Namensidee hatte ich vor etwa drei Jahren. Eigentlich hat der Name keine tiefere Bedeutung, ich habe mich aus einem Bauchgefühl heraus dazu entschlossen, mein Label so zu nennen. Ich finde, Snatch klingt irgendwie gut. Mit dem Film hat er nichts zu tun. Wobei ich mir eigentlich mal eine interessante Story dazu ausdenken sollte (lacht). Die Shirts werden alle Fairtrade und aus Bio-Baumwolle produziert. Jedes hat eine Aussage; ich mag Wortspiele und andere kleine Spielereien. Zum Beispiel bekommt man zurzeit zu jedem Shirt einen Flummi plus Spielanleitung. Ich hatte irgendwann einen Flummi in der Hand und hatte diesen Einfall. Darüber hinaus ist beispielsweise geplant, das Shirt ‚Heart(he)beat’ zu einer Linie auszubauen. Unterschiedliche Bands sollen dieses Thema dann immer wieder neu interpretieren und ihren jeweiligen Song auf der Snatch-Homepage zum Download bereitstellen.“

Bist du auch so kreativ, was deinen eigenen Kleidungsstil betrifft? Und legst du Wert auf Trends?

„Mein Kleidungsstil ist eher sportlich-lässig, würde ich sagen. Ich bevorzuge privat denselben Look wie im Fernsehen, man muss sich schließlich wohlfühlen in seinen Klamotten. Wirklich trendbewusst bin ich nicht. Wenn mir etwas gefällt und es gerade Trend ist, okay, aber ich laufe Trends nicht hinterher und ich setze eigentlich auch keine. Manchmal kann man aus Trends aber auch einen persönlichen Nutzen ziehen. Ich bin eigentlich kein Geschäftsmann, aber als es mal diesen Schweißband-Run gab, habe ich mir im Internet Viererpackungen für 20 Euro bestellt und bei Ebay ist jedes einzelne Band für 20 Euro verkauft worden. Diesen Trend fand ich also super (lacht).“

Du bist ja wirklich in sehr vielen Bereichen tätig, daher abschließend die Frage, wo deine Prioritäten liegen?

„Also mein Haupt-Job ist auf jeden Fall der des Moderators und ich denke, das wird auch so bleiben. Wobei – man weiß ja nie, was kommt. Die Branche ist eine harte Branche (lacht). Mein Label soll in gewisser Weise natürlich auch erfolgreich werden, aber mein primäres Ziel ist nicht, mit Snatch Geld zu verdienen, sondern mich einfach kreativ ausleben zu können. Und so lange ich nicht beim ‚Promi-Dinner’ sitze, um wieder präsent zu sein, habe ich alles richtig gemacht (lacht).“

Vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens