„Mein Kopf tut weh!“

  /  27.08.2010

In den MTV Studios treffen wir Joko Winterscheidt, der zusammen mit Sebastian Radlmeier, Matthias Schweighöfer und Kilian Kerner das Brand German Garment betreibt. Dabei wurde neben dem Label auch über Jokos persönlichen Style, seine Zukunftspläne und den aktuellen Pop-up-Store gesprochen.

Frisch von einem Viva Live-Dreh kommend und mit dem Handy am Ohr, betritt Joachim Winterscheidt den Eingangsbereich der MTV Studios in Berlin. Nach einer entspannten Begrüßung und einer Entschuldigung seinerseits für die Verspätung (kein Problem, es waren nur fünf Minuten und er hatte gute Gründe: beim Viva Live-Dreh wurde er mit Schlagsahne besprüht, weshalb er noch schnell duschen musste) kann’s losgehen. Aus der Nase ziehen muss man dem MTV-Moderator nichts; auf eine angenehm sympathische Art und Weise beantwortet er redselig jede einzelne Frage zu dem Label German Garment, das er zusammen mit Schauspieler Matthias Schweighöfer, Modedesigner Kilian Kerner und Musik-Produzent Sebastian Radlmeier betreibt. Im Anschluss an das Interview wurde direkt ein zweites Treffen im aktuellen German Garment und Kilian Kerner Pop-up Store in Berlin (noch bis zum 14. August 2010) vereinbart, um dort das ein oder andere Foto machen zu können.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Label zu gründen und wie habt ihr vier zueinander gefunden?

„Das ist immer wieder eine schöne Geschichte. Sebastian und ich haben bei MTV zusammengearbeitet und irgendwann haben wir beide gedacht ‚Das kann hier doch nicht alles gewesen sein’ (lacht). Also wollten wir gerne etwas Eigenes auf die Beine stellen und hatten dann diese T-Shirt-Idee. Gut, Ideen hat man viele. Wer wollte noch keine Bar, kein Restaurant oder Club eröffnen? Aber die Idee mit dem Label nahm tatsächlich recht schnell ernsthaft Gestalt an. Ich habe Matthias davon erzählt, der mein Nachbar war und ein guter Freund ist, und er kannte wiederum Kilian Kerner. Bei den EMAs (European Music Awards) in München haben wir uns das erste Mal alle getroffen – und ja, so nahm die Geschichte ihren Lauf. Mittlerweile ist das Ganze viel gewaltiger geworden, als wir anfangs dachten. Wir waren nun schon zwei Mal auf der Bread & Butter in Berlin und hatten dieses Mal bereits am ersten Tag soviel Erfolg wie im Januar an allen drei Tagen. Trotzdem sind wir noch lange nicht dort, wo wir hin möchten. Unser Name ist ja Programm – das heißt, unsere Shirts werden komplett in Deutschland gefertigt, darauf legen wir sehr großen Wert – und das gestaltet sich manchmal komplizierter als gedacht.“

Wie sieht’s denn bei euch aus mit der Arbeitsteilung? Wer macht was?

„Im Moment sind wir tatsächlich gerade dabei, uns neu aufzustellen. Bis vor kurzem haben irgendwie alle alles gemacht, aber mittlerweile sind wir doch recht groß geworden, da funktioniert das so nicht mehr. Wir müssen nun schauen, wer auf welchem Gebiet am besten ist, wer wo schon Erfahrungswerte aufweisen kann. Sebastian hat beispielsweise immer wieder gute Marketingideen, Kilians Hauptgebiet ist das Design. German Garment ist mittlerweile kein 'Luxushobby' mehr, wie wir es anfangs gerne bezeichnet haben. Vor kurzem haben wir uns zum Beispiel einen Dienstleister mit ins Boot geholt, der Verpackung und Versand der im Online-Shop bestellten Shirts regelt. Das erste Jahr haben wir die Päckchen selbst gepackt und sind jeden Tag zur Post gelaufen. Wenn es um die Bread & Butter geht, versuchen wir, alle mal an unserem Stand vertreten zu sein. Dieses Mal waren Sebastian und ich am meisten dort, Matthias ist im Moment sehr mit seinem neuen Film beschäftigt – als Produzent. Und auch Kilian muss sich während der Fashion Week natürlich auch um sein eigenes Label kümmern.“

Auf der Bread & Butter habt ihr ja eure neue Kollektion „Mein Kopf tut weh“ vorgestellt, was hat euch zu diesem Namen inspiriert und wie läuft das ab, wenn ihr eine neue Range plant?

„Wenn wir eine neue Kollektion entwickeln, macht Kilian – mit einigen anderen Designern, die ihn unterstützen – meist einige Entwürfe, dann setzen wir uns zusammen und treffen die Entscheidungen. Manchmal ist es schwierig, sich einig zu werden – vier Menschen, vier Geschmäcker, aber irgendwie kommen wir doch immer auf einen Nenner. Zur neuen Kollektion: Der Name lässt zunächst ja nicht viel Interpretationsraum (lacht). Man wacht morgens verkatert auf und hat ganz einfach Kopfschmerzen; es kann aber genauso gut sein, dass man einfach so wahnsinnig viele gute Ideen im Kopf hat, dass es schon fast weh tut. ‚Mein Kopf tut weh’ ist meine persönliche Lieblings-Range. Wobei es ja irgendwie immer so ist, dass man das Neuste am besten findet. So ist es schließlich auch bei einem neuen Auto, einer neuen Wohnung oder hier bei MTV mit neuen Kolleginnen (lacht). Aber im Ernst, als wir damals die ganzen Layouts fertig hatten und ich sie so vor mir auf dem Boden ausgebreitet hab liegen sehen, fühlte sich das irgendwie alles passend und rund an.“

Wie sehen eure Pläne für die Zukunft aus? Soll es bei Shirts und T-Shirt-Kleidern bleiben?

„Wir würden jetzt zum Winter sehr gerne mal mit Pullis anfangen und haben auch schon einen Stoff-Produzenten ins Auge gefasst. Das Schwierige ist, jemanden zu finden, dem wir sagen können, dass er mit uns nicht auf einen Schlag reich werden kann, sondern dass das Ganze ein Zukunftsgeschäft und dass German Garment eine gute Investition ist, auch wenn wir zunächst nur kleinere Mengen Stoff kaufen können. Also der Wille ist auf jeden Fall da und irgendwann wird es ja auch mal Zeit, mit etwas Neuem zu kommen. Wir würden gerne noch viel mehr machen, aber es ist tatsächlich schwieriger als gedacht. Ich hab gerade ja schon kurz angesprochen, dass der Name German Garment Programm ist und wir großen Wert darauf legen, ökologisch korrekt hergestellte Ware aus Deutschland zu beziehen, die auch einen Qualitätsanspruch hat, mit dem wir selbst glücklich sind. Ideen haben wir genug und bezüglich der Pullis zum Winter sind wir guter Dinge.“

Pünktlich zum Start der Bread & Butter habt ihr einen Pop-up-Store in Berlin eröffnet. Wie kam es dazu und verkauft ihr dort auch selbst?

„Das ist eine sehr witzige Geschichte. Mittwoch ging die Bread & Butter los, Sebastian rief mich Montagabend an: ‚Joko, ’ne Freundin von mir hat diesen Laden auf der Oderberger Straße, die macht den jetzt zu und da kommt erst in acht Wochen ein neuer Mieter rein, wollen wir den nicht in der Zwischenzeit nutzen?’ Wir haben kurz überlegt, zumal die Zeit recht knapp war, aber dann dachten wir uns ‚Irgendwie klappt das schon’. So läuft das eigentlich immer bei uns. Anfangs haben wir keine Ahnung, aber irgendwie funktioniert’s dann doch. Und der Pop-up-Store macht seinem Namen alle Ehre: Er kam für uns genauso ins Leben gepoppt wie für alle anderen (lacht). Wir sind dort oft selbst vor Ort. Ich fahre zum Beispiel meistens in den Abendstunden hin, hol die Kohle ab, die dann versoffen wird, und frag am nächsten Tag ‚Welches Geld?’ (lacht). Nein, das natürlich nicht, aber Sebastian ist zum Beispiel recht häufig da und ich fahre abends wirklich öfter mal hin.“
    
Wie würdest du deinen eigenen Style beschreiben? Legst du Wert auf Trends? Das Thema Nerdbrille liegt bei dir ja nahe…

„Also ich trage grundsätzlich gerne so wenig wie möglich, Unterwäsche sowieso nie (lacht). Nee, im Ernst, mein persönlicher Stil… Also ich trage meistens Shirt, Jeans und Sneakers. Ich achte schon drauf, was ich anziehe, aber besonders trendbewusst bin ich eigentlich nicht. Klar, wenn man auf einen bestimmten Trend stößt und er einem gefällt, warum nicht. Aber meine Brille ist zum Beispiel schon drei Jahre alt und sie war einfach die Erste, die mir stand. Irgendwann war eine Kollegin aus London hier bei MTV und sprach mich auf meine ‚Nerdbrille’ an. Ich dachte erst, sie wollte mich dissen. Aber in London waren diese Brillen wohl damals schon Trend. Als dann auf einmal auch in Deutschland alle anfingen, Nerdbrillen zu tragen, hab ich mich doch tatsächlich das erste Mal in meinem Leben als Trendsetter gefühlt (lacht). Ansonsten würde ich mich eher als den klassischen Typ bezeichnen. Andererseits... ich habe zum Beispiel eine total abgewetzte rosafarbene Vintage-Hose von Closed, die ich über alle liebe. Klassisch ist die nun nicht gerade…“

Trägst du denn privat dasselbe wie zum Beispiel bei MTV Home?

„Ja, 90% der Klamotten, die ich im Fernsehen trage, trage ich auch privat. Für meine rosa Hose haben mich meine Kollegen anfangs zwar noch ziemlich schräg angeguckt, aber mittlerweile wurde auch die akzeptiert.“

Thema MTV Home, wo liegen zurzeit deine Prioritäten? Beim Label oder bei deinem Job als Moderator?

„Es ist schon recht schwierig, weil ich ja irgendwie drei Dinge unter einen Hut bringen muss – mein Privatleben, meine Arbeit beim Fernsehen und unser Label. Diesen Spagat hinzubekommen ist nicht immer leicht. Dadurch, dass unser Brand gerade zu Beginn jeden Abend mindestens drei bis vier Stunden in Anspruch genommen hat, habe ich recht schnell verstanden, warum alle immer sagen, es sei so stressig, sich selbstständig zu machen. Am besten wäre es, sich die Woche aufzuteilen, Montag und Dienstag German Garment, Mittwoch, Donnerstag und Freitag meine Arbeit beim Fernsehen und am Wochenende mein Privatleben genießen. Das ist eigentlich ein geiler Plan, ich weiß gar nicht, warum ich im Moment solche Probleme mit dem Zeitmanagement habe (lacht)?!“

Könntest du dir denn vorstellen, deinen Job als Moderator komplett aufzugeben und dich nur noch auf euer Label zu konzentrieren?

„Ja und nein. Wenn German Garment irgendwann einmal wirklich profitabel ist, würde mich das schon reizen, andererseits macht mir mein Job als Moderator viel zu viel Spaß. Mal abwarten!“

Und zu guter Letzt noch eine Frage, die nichts mit Mode zu tun hat, die aber sicherlich alle MTV Home-Gucker interessiert: Bist du auch privat mit Klaas befreundet?

„Ja, sehr gut sogar, auch wenn ich mich manchmal frage, warum eigentlich (lacht)?“

Vielen Dank für das Interview!

 

7. Juli bis 14. August 2010
German Garment und Kilian Kerner Pop-up-Store

Oderberger Straße 48
10435 Berlin

Kristina Arens