„A-Promis sind unkompliziert!“

  /  04.04.2011

Kylie Minogue, Charlize Theron, Nadja Auermann – bei allen hat er schon Hand angelegt: der deutsche Facedesigner Holger Weins. Wer ihn dabei besonders beeindruckte und welche Wunderwaffe man immer in der Tasche haben sollte, erfahrt ihr hier!

Facedesigner Holger Weins bei der Arbeit - hier mit Model Tanja Lee.

In Zell an der Mosel geboren und in einem kleinen idyllischen Ort im Hunsrück aufgewachsen, lebt Make-up Artist Holger Weins heute in der Nähe von Düsseldorf. Für seine Arbeit als Facedesigner, wie er sich selbst nennt, ist er aber häufig unterwegs – national wie international. Über dunkle Augenringe wird man ihn trotzdem nie klagen hören. Warum nicht, verrät er im Interview mit 1st-blue.


Herr Weins, haben Sie heute für sich selbst schon ins Schminktöpfchen gegriffen?


„Eher in verschiedene Cremetöpfchen. Aber ja, ich gebe zu, dass es auch mein Concealerstift in die Nähe meiner Augen geschafft hat.“


Schminken Sie sich täglich?

„Nein.“


Neben zahlreichen prominenten Frauen haben auch prominente Männer wie Modern-Talking-Hälfte Thomas Anders oder Starkoch Johann Lafer von Ihnen schon ein Make-up bekommen. Sofern sich das pauschal sagen lässt: Welche Gesichtspartien stehen bei Männern eher im Fokus als bei Frauen?

„Grundsätzlich sollten auch bei uns Männern Augenschatten und Hautunebenheiten kaschiert und auch glänzende Stellen mattiert werden. Bei Frauen hat man definitiv mehr Möglichkeiten, sich entweder auf die Augen, oder auf den Mund oder sogar auf beides zu fokussieren. Die meisten Männer haben gerne die Augen dezent betont. Wichtig ist, dass das Gesicht seine Männlichkeit und Markantheit behält.“


Würden Sie sagen, Männer stehen dem Geschminktsein noch immer eher skeptisch gegenüber?


„Ich glaube, es sind weniger Männer, als man denkt, die dem ‚Geschminktsein’ noch skeptisch gegenüberstehen, auch wenn es die meisten natürlich nicht zugeben würden. Vor allem bei jüngeren Männern stehen Concealer, Lippenpflege und Bronzepuder hoch im Kurs. Mittlerweile gibt es ja bereits Dekorativlinien für Herren, die sicherlich nicht auf dem Markt währen, wenn es dafür keine Abnehmer gäbe. Natürlich kommt es aber auch darauf an, in welchen Gegenden man lebt und aufgewachsen ist. Männer in Städten sind sicherlich aufgeschlossener als Männer, die in einem kleinen Dorf leben.“


Was können Sie Männern, die dem Schminken überhaupt nichts abgewinnen können, vielleicht sogar eine Abneigung dagegen haben, weil sie es eher als „Frauending“ betrachten, trotzdem für die tägliche Pflegeroutine mit auf den Weg geben?


„Zumindest eine Reinigung, egal ob Reinigungscreme oder Schaum, ein leichtes Peeling zur Entfernung von Verhornungen und eine auf den Hauttyp abgestimmte Pflege und Augencreme sollte jeder Mann im Schrank haben und benutzen. Gegebenenfalls auch eine Bodylotion für nach dem Duschen. Denn heutzutage sollte ein gepflegtes Äußeres nicht mehr nur Frauensache sein und die Konkurrenz schläft nicht. Außerdem freut sich auch die Freundin/Frau, wenn sich ihr Cremetiegel nicht mehr durch wundersame Weise leert, weil sich ihr Partner heimlich daran bedient hat. Deo und Eau de Toilette sollten selbstverständlich sein.“


Im Laufe Ihrer Karriere saßen zahlreiche Celebrities vor Ihnen, um sich verschönern zu lassen, darunter Nadja Auermann, Charlize Theron, Kylie Minogue und Kate Winslet. Wen haben Sie besonders gerne geschminkt und warum?

„Jede dieser Damen hat ihr eigenes Wesen, ihr eigenes Auftreten und etwas Einzigartiges, und ich habe die Zusammenarbeit mit jeder von ihnen genossen. Dennoch ist mir vor allem Kylie sehr positiv in Erinnerung geblieben, da sie mich damals mit ihrer offenen und natürlichen Art, ohne jegliche Allüren und Forderungen total begeisterte und in ihren Bann zog. Sie hat mir direkt das Gefühl gegeben, dass sie mir absolut vertraut, obwohl ich völlig ungeplant kurzfristig ihren eigenen Make-up Artist ersetzen musste und noch nie vorher mit ihr gearbeitet hatte. Witzigerweise sind es vor allem die A-Promis, die völlig unkompliziert sind.“


Bei wem würden Sie gerne einmal Hand anlegen – und warum?

„Sophia Loren, weil sie für mich eine klassische, unnahbare Weiblichkeit verkörpert. Sie hat eine unglaubliche Ausstrahlung und sieht trotz ihrer 76 Jahre einfach großartig aus.“


Was ist beim Schminken ein absolutes No-go für Sie? Bei Frauen? Bei Männern?

„Heutzutage ist es absolut nicht mehr nötig, gekünstelt und maskenhaft geschminkt zu sein. Natürlichkeit sollte im Mittelpunkt stehen und bei Make-up gilt für mich immer ‚weniger ist mehr’. Dies gilt sowohl für Männer als auch für Frauen.

Speziell bei Frauen stellen sich bei mir die Nackenhaare auf, wenn ich schneeweiße Schwanenhälse und mit orange-brauner Foundation zugekleisterte Gesichter sehe, womöglich noch mit einer Extraportion rotstichiger ‚Ägyptischer Erde“ gepudert. Leider haben viele immer noch nicht begriffen, das Foundation nicht dazu da ist, um einem Gesicht Farbe zu verpassen. Ebenso zu dünn bis zur Unkenntlichkeit gezupfte Augenbrauen, die krakelig mit schwarzem Kajal nachgezogen wurden. Auch zu hell gewählter Concealer, der wie eine weiße Brille um die Augen läuft, sollte vermieden werden. Klumpig, verkleckste Wimpern sind ebenfalls ein absolutes No-Go.

Speziell bei Männer-Make-up sollte man auch darauf achten, das es nicht zu künstlich wirkt. Zu stark deckende Foundations, zu starker Mascara und zu viel Kajal gehen überhaupt nicht. Das gleiche gilt für zu dünn gezupfte Augenbrauen, die das Gesicht absolut unmännlich wirken lassen.

Ansonsten bin ich der Meinung, dass ein Make-up im Grunde immer dann perfekt ist, wenn derjenige, der es trägt, sich damit rundherum wohl fühlt, egal wie speziell und ausgefallen es ist.“


Als freier Make-up Artist arbeiten Sie in den verschiedensten Bereichen, unter anderem als TV-Experte und Trainer, für Shootings und die Kosmetikindustrie. Welcher Bereich liegt Ihnen am meisten?


„Das ist alles andere als leicht zu beantworten, da ich mich in allen Bereichen sehr wohl fühle. Auch wenn die Live-Shows bei QVC ein absolut neues Terrain für mich waren, da ich TV-Arbeit nur als Aufzeichnungen kannte. Aber bei QVC ist alles live. Mittlerweile genieße ich es, dort zusammen mit Miriam Deforth und meinen Models Conny und Simone vor der Kamera zu stehen und die Kosmetik zu präsentieren.

Ansonsten liebe ich besonders die Arbeit bei Shootings. Vor allem bei großen Produktionen in tollen Locations hat man oft eine sehr schöne Atmosphäre und man fühlt, dass etwas ganz Besonderes entsteht.

Ebenso arbeite ich sehr gerne als Trainer, da ich meinen Beruf liebe und lebe und ich ununterbrochen darüber sprechen könnte. Ich liebe es, meinen Kursteilnehmern Tricks zu zeigen, und häufig bekomme ich dabei auch immer wieder Inspirationen für meine eigene Arbeit. Sehr gerne stehe ich auch den zahlreichen Lesern meines Blogs Facedesigner.de oder auch Endverbrauchern mit Rat und Tat zur Seite. Da ich immer sehr viele Anfragen von Frauen erhalte, wie man welche Produkte gezielt einsetzt. Ich freue mich, wenn ich jemandem durch einen kleinen Trick weiterhelfen kann. So kann ich Ihnen vermitteln, dass man das Thema Make-up nicht zu ernst nehmen sollte, sondern das man sich damit amüsieren soll und mit den Produkten ‚spielen’ kann. Dadurch kann man ganz unterschiedliche Seiten an sich selbst entdecken, indem man auch einfach mal durch entsprechendes Make-up in andere Rollen schlüpft.“


Sie hatten das große Glück, direkt zu Beginn Ihrer Laufbahn eine dreimonatige Assistentenzeit bei dem 2002 leider viel zu früh verstorbenen Top-Make-up Artist und Fotografen Kevyn Aucoin zu absolvieren. Was haben Sie aus dieser Zeit als „Key Learning“ für Ihren eigenen Werdegang mitgenommen?


„Ja, Kevyn war mein persönlicher Sechser im Lotto. Ein wundervoller Mensch. Mit seinem Manager und Ex-Partner Eric stehe ich immer noch in Kontakt. Das Wichtigste, was ich bei ihm lernte, war, jeden Menschen so zu nehmen, wie er ist, an mich selbst zu glauben und jeden Menschen individuell zu betrachten, ohne mit dem Mainstream zu schwimmen oder alle in ein ‚Einheitskorsett’ zu packen. Daher auch der Name ‚Facedesigner’. Jede Frau erhält von mir ihr individuelles Stück ‚Haute Couture’ ins Gesicht gezaubert, was sie für einige Stunden tragen darf. - Ein ergänzendes Kleidungsstück. Kevyn hat mir gezeigt, Gesichter anders zu sehen, als alle anderen sie sehen. Und manchmal auch anders als die Person selbst. Er hat immer versucht, einen Mittelweg zu finden, zwischen den Wünschen seiner Kunden und seinen eigenen Wünschen und daraus entstand meistens etwas ganz Wunderbares und Neues!“


Gab es ein besonders prägnantes Erlebnis aus der Zeit mit Kevyn Aucoin?

„Es gab viele prägnante Erlebnisse mit ihm. Ich wüsste nicht, was ich als ganz speziell prägnant nennen könnte. Das, was mich am stärksten beeindruckte, war zu sehen, wie hochkarätige Prominente und als schwierig geltende Topmodels zu zahmen Kätzchen wurden, sobald sie in seine Nähe kamen. Wie er sie zum Lachen brachte und ihnen die Anspannung vor Modenschauen oder Shootings nahm. Wie sie sich entspannten und zu ganz ‚normalen’ Mädchen wurden, wenn er sie bat, sich auf den Boden des Hotelzimmer zu legen und zu entspannen, während er sie schminkte, seinen Recorder nebenher laufen ließ und seine Burger futterte. Das sind Bilder, die man nicht vergisst, und ich werde ihm für all diese Erlebnisse immer dankbar bleiben.“


Sie waren schon für Marken wie Lancôme tätig und sind derzeit als Brand Representative der britischen Make-up-Marke Rouge Bunny Rouge alle zwei Monate auf QVC Germany zu sehen, wo sie jede Menge Tipps und Tricks verraten. Gibt es einen „Allround“-Trick für jedermann, den Sie uns hier und jetzt verraten können und der wirklich immer Wunder wirkt?


„Wunder wirkt ein aufhellender Korrekturstift, den ich ebenfalls verwende. Hiermit kann man sich innerhalb Sekunden ‚wach’ erscheinen lassen. Einfach etwas in den inneren Augenwinkel, unter den höchsten Punkt der Braue, Nase und Kinn geben und man sieht direkt ebenmäßiger und wacher aus.

Ansonsten liebe ich für Frauen das ‚Dekadente Duo’ von Rouge Bunny Rouge. Eine Kombination aus Flüssigrouge und Lipgloss und somit eine wirkliche Waffe. Mit dem flüssigen Rouge kann man sich in Sekunden Frische ins Gesicht zaubern, indem man es auf Wangenknochen und Brauenbogen (als Lidschattenersatz) aufträgt. Neben dem dekorativen Aspekt erfrischt das enthaltende Rosenwasser. Schnell noch den neutralen Lipgloss und man sieht wundervoll aus ohne großen Aufwand. Dazu noch einen passenden Mascara und fertig ist man für einen tollen Auftritt.“


Was schätzen Sie so an den Produkten von Rouge Bunny Rouge?

„Da ich ein sehr visueller Mensch bin, ist mir zu allererst das ungewöhnliche Design der Verpackungen aufgefallen. Dies zog mich in den Bann, bevor ich die Produkte überhaupt getestet habe.

Als ich die Produkte endlich testen durfte, ist mir direkt die unglaublich leichte Second-Skin-Textur aufgefallen. Alles ist sehr leicht und kaum spürbar auf der Haut. Ich muss dazu sagen, dass ich Make-up-Produkte auch auf meiner Haut ausprobiere, weil ich wissen möchte, wie sie sich für meine Kunden anfühlen. So bekomme ich auch ein besseres Gefühl für jedes einzelne Produkt.

Ein weiterer Pluspunkt sind für mich die vielen pflegenden Inhaltsstoffe. Jahrelang, haben die meisten Dekorativkosmetikprodukte der Haut eher wertvolle Feuchtigkeit entzogen und bei Rouge Bunny Rouge wird der Haut nichts entzogen, sondern man spürt regelrecht, wie die Haut nicht nur mit Feuchtigkeit, sondern auch mit guten aktiven Inhaltsstoffen versorgt wird.
Ein weiteres Doppelplus sind die tollen Spezialprodukte wie die Illuminierende Emulsion ‚Meere des Lichts’, das Dekadente Duo ‚Wonne & Begierde’, der Augen Gloss ‚Kometenschweif’ und der Lippenbalsam ‚Teuflischer Nektar’.

Grundsätzlich ist für mich aber am wichtigsten, dass ich die Produkte in meiner Arbeit nutzen kann. Die Qualität und Pigmentierung macht es mir möglich, die Produkte auch bei High-Key Fotoshootings und bei Modenschauen zu nutzen, wo man ja sehr stark schminken muss. Mit Rouge Bunny Rouge Produkten habe ich die Wahl, ob ich sehr dezent schminke oder auf stark. Viele Profimarken sind so stark pigmentiert, das ein dezenter Auftrag nicht immer möglich ist. Die Ergiebigkeit der Produkte spielt im Verbrauch ebenfalls eine große Rolle.
Ein Plus ist natürlich auch die tolle Farbauswahl in der Lidschatten-Palette und überhaupt die große Produktauswahl.“


Ihr derzeitiges Lieblingsprodukt von Rouge Bunny Rouge?

„Ich habe für mich persönlich drei Lieblingsprodukte, die ich zurzeit selbst im Gebrauch habe. Das ‚Leuchtende Elfengarn’ (Aufhellender Korrekturstift) in der Farbe ‚Alula’, um Augenschatten und Unebenheiten zu kaschieren. Der Längen-Mascara ‚Endlose Wunder’ in der Farbe Onyx, um meine Wimpern für TV- oder Fotoaufnahmen zu betonen und zu verlängern, ohne dass sie getuscht aussehen, und der Sonneneffektpuder ‚Als ob es noch Sommer wäre’, ein ganz natürlicher Puder in einer Second-Skin-Textur ohne viele Rotpigmente, der mein Gesicht leicht mattiert und ebenmäßig erscheinen lässt, ohne dass man sieht, dass es gepudert ist.

Mein Lieblingsprodukt für Frauen ist definitiv das ‚Dekadente Duo’. Wie oben bereits beschrieben, eine Allzweckwaffe für ein schnelles natürliches Aussehen. Ansonsten bin ich ein wirklicher Fan der Flüssigen Foundation und der Illuminierenden Emulsionen.“


Sie bezeichnen sich selbst als Facedesigner, da Sie Make-up als ergänzendes „Kleidungsstück“ verstehen. Daher eine Kleidungsfrage: Was ist Ihr persönlicher Lieblings-Look – fürs Business und privat?

„An mir persönlich? Kann ich nicht pauschal sagen. Hängt von Lust und Laune und Anlass an. Privat mag ich es eher ‚jeansig’ und bequem. T-Shirts mit Deep-V-Ausschnitt. Gerne stylisch. Momentan mag ich die T-Shirts von Monsieur Steve. Im Job auf Modenschauen und Shootings auch eher bequem und stylisch. Wenn ich für die Kosmetikindustrie arbeite, eher Hemd, Weste und Jeans oder Stoffhose. Grundsätzlich kleide ich mich aber nach Lust und Laune, mal lässig, mal chic. Ich kombiniere gerne Labels mit günstiger Kleidung. Erlaubt ist, was gefällt, und es muss nicht immer ein bekannter Designer sein.“


Abschließend: Üblicherweise hat jede Frau ihr Beauty-Produkt, das sie stets mit sich trägt und auf das sie niemals und unter keinen Umständen verzichten kann und will. Was der einen das Lipgloss ist, ist der anderen der Puder. Was haben Sie immer und überall dabei?

„Oh je, eine wirklich schwierige Frage. Nennen Sie mich eitel, aber ich habe eine Menge Produkte, auf die ich nie und niemals verzichten würde, angefangen von Haarspray, Schütthaar, Gesichtspflege, Mundspülung bis hin zu Deo und Düften... Was ich aber immer in meiner Tasche dabei habe, sind eine Lippenpflege von Mary Kay Cosmetics, der Aufhellende Korrekturstift ‚Leuchtendes Elfengarn’ und ein oder zwei Düfte (zur Zeit ‚1Million’ von Paco Rabanne und ‚Gucci by Gucci’), außerdem eine Minizahnbürste und Minimundspülung.“


Vielen Dank für das Interview!


Simone Reiner