Kunst in der Lingerie

  /  04.11.2020

Die Marke Aubade bringt Kunst auf ihre Dessous – und hat dafür die chinesische Künstlerin Hong Wai an Bord geholt, bekannt für ihre zeitgenössischen Interpretationen der chinesischen Tuschmalerei.

Seit rund sechs Jahrzehnten zelebriert das Pariser Lingerie-Label Aubade den Körper der Frau mit einzigartigem, französischen Know-how und stellt Sinnlichkeit in den Vordergrund. Nach der letzten Zusammenarbeit mit Viktor & Rolf hat sich die Marke nun dazu entschlossen, noch einen Schritt weiter zu gehen, den Horizont gen Osten zu erweitern und Kunst in die Lingerie zu integrieren.

So macht Aubade zum Herbst/Winter 2020 gemeinsame Sache mit der chinesischen Künstlerin Hong Wai. Gemeinsam haben sie die Grenze zwischen Kunst und Dessous neu definiert und eine Lingerie-Sonderedition entwickelt, die die Verbindung zwischen zwei Kulturen repräsentiert. Hong Wai bringt das Dessous-Design in die Welt der zeitgenössischen Tuschmalerei, indem sie die Frau poetisch als ihre Leinwand sieht. Bezugnehmend auf die Philosophie der traditionellen chinesischen Tuschmalerei stellt der weibliche Körper in Wais‘ Werk eine Art kosmischen Körper dar, auf dem Pinselstriche eine Bewegung und Kraft erzeugen, eine Vitalität, voller Leere und zugleich Fülle, die in all ihrer Sinnlichkeit ebenso real wie imaginär ist. 

Die 1982 in Shanghai geborene Künstlerin, die ihre Jugend zwischen Macau und Taiwan verbrachte, lebt derzeit zwischen Paris und Macao. Bekannt ist sie vor allem für ihre zeitgenössischen Interpretationen der chinesischen Tuschmalerei mit den Titeln „Secret de Boudoir series“ und „Feminine Landscape series“. Sie steht für eine neue Generation zeitgenössischer KünstlerInnen traditioneller Kunstformen, die entschieden weiblicher ist – geleitet von einer Technik, die seit Jahrhunderten den Männern vorbehalten war. Nach ihrer ersten Einzelausstellung im Alter von 17 Jahren stellte Wai unter anderem in der Sotheby’s Gallery in Hongkong, im Oriente Museum in Lissabon, im Macao Museum of Art und bei einigen der größten internationalen Kunstmessen wie Art Stage Singapore und Art Taipeh aus. Eine ihrer jüngsten Errungenschaften war eine Einzelausstellung im Museu do Oriente in Lissabon.

Bei Aubade hatte Hong Wai freie Hand und kreierte ein florales Muster, das mit Stickereien und Spitze umgesetzt wurde, die die gesamte Linie mit dem Titel „Encre de Chine“ ziert. Die Kollektion umfasst siebe Modelle, vier BH-Silhouetten und drei Höschen, die ein breites Sortiment für jede Form und Größe bis hin zu G-Cups bieten. Die BHs und Slips passen dank der Kontraste zwischen den Farbtönen Bronze, Schwarz und Nude zusammen. Die Schleife mit goldenem Schmuckstein und zartem abnehmbaren Band schmückt die Höschen ebenso wie den BH-Ausschnitt. In der Technik der chinesischen Tuschmalerei kann ein Strich, sobald er gemalt ist, nicht mehr verändert oder entfernt werden. Mit „Encre de Chine“ werden diese Pinselstriche nun als Werkzeug der weiblichen Ermächtigung verewigt – von innen heraus.

Wenn Männlich- und Weiblichkeit verschmelzen: In dieser Saison ergänzen zehn neue Aubade-Modelle in den Farben der Korsetterie-Linien das Repertoire. Der auf die Linie „Ombre Chinoise“ abgestimmte Print greift die von Hong Wai gezeichneten Motive auf.

Kristina Arens