Onbelle

  /  06.05.2014

Ohne dafür Beweiszahlen diverser Studien auf den Tisch legen zu müssen: Onlineshops heben sich quasi täglich selbst aus der Taufe. Und unter all den E-Stores, die das Käuferherz höher schlagen lassen, gibt es auch andere Konzepte, die überraschen. Ein solches haben wir hier gefunden…

Worum geht’s?

Um das Thema Leihen. Onbelle ist kein typischer Onlineshop, denn genau genommen steht hier nicht einmal das Shoppen im Vordergrund. Es handelt sich vielmehr um eine Leihbörse „für alle, die sich nicht entscheiden wollen“. Nach dem so genannten Sharing Ecomony-Prinzip können Mitglieder des Portals aus dem Portfolio „Accessoires“ sowie „Fashion“ wählen und sich für eine Box anmelden, über die sie monatlich entweder eine Auswahl an drei Accessoires oder aber an zwei Kleidungsstücken plus zwei Accessoires zugeschickt bekommen. Für einen monatlichen Fixpreis von 25 beziehungsweise 49 Euro erhält das Mitglied im Laufe der vier Wochen so viele Boxen, wie es wünscht, sofern es die vorherige Box wieder zurückschickt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Stücke, von denen man sich nicht mehr trennen möchte, zu behalten und für einen bestimmten Preis zu kaufen; im Sinne des Nachhaltigkeitsanspruchs legt man hier allerdings besonderen Wert auf das Teilen – geteilte Freude = doppelte Freude sozusagen.

Übersicht & Layout

Der Trend geht bekanntlich, wenn nicht bekannt, dann offensichtlich, zu: übersichtlich, minimalistisch, simpel. Viele Schnörkel findet man in diesem Shop nicht, das fehlt allerdings auch nicht, denn hier fokussiert Mann respektive Frau sich auf das Wesentliche, die Produkte. Spielerisch wird es zwar durch die Herzchen-Buttons, über die der Kunde seine „Lieblingsstücke“ markieren kann – ein wenig Kitsch hat aber noch keinem geschadet. Die Rubrikeinteilung ist alles andere als minuziös: Im Header finden sich die Kategorien „Was ist Onbelle?“, „Sortiment“, „Blog“ sowie der Registrierungsbutton. Unter den großen Aufmacherbildern, über die man ebenfalls zu den genannten Rubriken gelangt, hält die Page Informationen zum (Rück)Versand sowie zu den angekündigten Mitgliederpreisen bereit, zu denen man sich die ausgeliehen Stücke zu Eigen machen kann. Im Sortimentsbereich besteht die Untergliederung in Accessoires und Fashion, gelangt man auf die jeweilige Produktdetailseite der gewählten Waren, zeigen sich diese in Form von verschiedenen Bildern, einer knappen Beschreibung sowie einer Kurzinformation über die dahinter stehende Marke. Verkaufen und Verlaufen wird hier also kaum ein Problem darstellen!

Sprache

Deutsch

Antörner

Erstens: Definitiv die Aussicht, gleich mehrmals im Monat für einen angemessenen Preis mit „neuer“ Ware beliefert zu werden, mit der Möglichkeit, diese für einen fest gelegten Bonus kaufen zu können. Teuer wird es allerdings, wenn man sich in gleich mehrere Dinge verliebt und sich neben der monatlichen Gebühr nicht von diversen Leihgaben trennen kann. Dann wäre ein Kauf über einen anderen Store möglicherweise günstiger. Zweitens: der Nachhaltigkeitsgedanke. Ich benötige ein Kleid für eine Hochzeit oder für ein außergewöhnliches Event, bin mir aber sicher, dass ich es genau ein einziges Mal tragen werde? Dann ist das hier die perfekte Lösung, denn einmaliges Tragen nutzt die Kleidung selten so ab, dass man das gute Stück danach nicht in zweite, dritte, vierte vertrauensvolle Hände geben könnte; zudem spart es Platz im Kleiderschrank und bei der nächsten Hochzeit im Freundeskreis läuft man nicht Gefahr, auf den Erinnerungsfotos immer das selbe Outfit getragen zu haben. Drittens: Unkompliziertheit. Der Leiher muss sich weder um das Waschen, Reinigen noch Bügeln kümmern. Für eine geringe Gebühr kann eine Versicherung abgeschlossen werden, falls im seltenen Fall doch mal etwas kaputt gehen sollte. Viertens: Sharing is caring! Hier wird der heutigen Wegwerfgesellschaft ein Schnippchen geschlagen.

Abtörner

Wie bereits erwähnt: der mögliche Kaufsuchtfaktor. Den Schwarzen Peter kann man dabei zwar einerseits der schönen Auswahl an Bekleidung zuschieben, ob dieser Aspekt allerdings zum Abtörner wird, hängt im Grunde nur von der eigenen Persönlichkeit ab. Wer sich auf den eigentlichen Ansatz des „Leihens“ konzentriert, dem dürfte dieser nichts ausmachen. Einen weiteren Abtörner mag möglicherweise das (noch) recht ausgesuchte Sortiment darstellen – dieses soll aber laut einer der Gründerinnen, Nina Blasberg, in den kommenden Tagen/Wochen „noch stark erweitert“ werden. Eine letzte kleine Sache: Bei der Anmeldung ist nicht ersichtlich, ob man Gefahr läuft, gleich ein kostenpflichtiges Mitglied zu werden und die erste Box sich quasi schon beim Postboten befindet. Die gute Nachricht: Anmelden bedeutet nicht gleich „bestellen“, sodass der potenziell Interessierte einfach herumstöbern kann und durch das Angebot gegebenenfalls doch zum Abschluss eines Onbelle-Abos gelockt wird – das, by the way, keiner Mindestlaufzeit unterliegt.

Resümee

Schöne Idee mit Potenzial! Wie schnell die Boxen letzten Endes bei A oder B landen, bleibt zwar abzuwarten, sollte sich das Sortiment tatsächlich noch erweitern, haben die Gründerinnen hier aber vielleicht eine echte Nische gefunden und dem Ansatz „Second Hand“ auf ganz eigene Weise eine neue Definition verpasst.

Lara Schotten