„Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen“

  /  01.06.2011

Die Sommerkollektion des Eco-Labels Milde beschäftigt sich mit der Frage „Golden Age oder Golden Cage?“. 1st-blue hat bei der Brand-Gründerin und Designerin Christiane Milde nachgefragt, warum eine grüne Revolution nötig ist und wo die Reise hingehen soll.

Christiane Milde

Das Eco-Label Milde widmet sich ganz der grünen Revolution und setzt diese in avantgardistische Kreationen und femininem Design um. Milde steht als Teil der Eco Fashion-Generation für den Beginn einer Ära, in der sich die Modewelt neu erfinden darf und muss. Warum und wie das umgesetzt wird, erzählt uns Christiane Milde, Gründerin und Inhaberin von Milde, im Interview.

Erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem Sie wussten, dass Sie Ihr Herz an Mode verloren haben?

„An einem bestimmten Tag kann ich das nicht festmachen. Meine Liebe zu schönen Kleidungsstücken besteht seit ich denken kann. In frühester Kindheit habe ich meiner Mutter gern Kleider beschrieben, welche sie dann nach meinen Vorstellungen für meine Puppen umgesetzt hat. Ich habe es geliebt, ihr beim Entstehungsprozess zuzuschauen. Das Bewusstsein mit und in Mode arbeiten zu wollen, entwickelte sich erst recht spät und kam während eines Aufenthaltes in Damaskus, als mich die Farben, Formen und Stoffe Syriens in ihren Bann zogen. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland stand für mich fest, dass ich mich in der Mode bewegen möchte.“

Waren Sie schon immer eine grüne Revolutionärin, oder wann begann ihr Modeherz grün zu schlagen – wie ist das Konzept entstanden?

„Ich habe schon immer meine eigenen Vorstellungen vom menschlichen Umgang miteinander und mit der Natur gehabt. Umsicht und Nachhaltigkeit spielen dabei eine große Rolle. Insofern ist es im Bezug auf Mode nur eine logische Schlussfolgerung gewesen, dies auch fachlich umzusetzen.“

Bereits nach dem Studium haben Sie an dem Wettbewerb „Energie & Mode“ teilgenommen – wie kam es dazu und mit welcher Idee wurden Sie nominiert?

„Der Wettbewerb des Deutschen Modeinstitutes wurde regulär ausgeschrieben und ich sah darin für mich die Möglichkeit, meine Vorstellungen von Energie und Mode umzusetzen und auf den Prüfstand zu stellen. Das von mir entworfene Outfit stand für Multifunktionalität und Nachhaltigkeit. Es bestand aus einem Cape, welches leicht zu einem Rock umfunktioniert werden konnte und aus den Bestandteilen alter Herrenjacketts gefertigt wurde. Des weiteren habe ich einen seidenen Jumpsuit entworfen und gefertigt, welcher mit Kaffee gefärbt wurde und mittels Tunnelzügen in den Seitennähten und an den Hosenbeinsäumen leicht von einem sportlich kurzen Modell in ein elegantes, weites Modell umfunktioniert werden konnte.“

Was unterscheidet ihre grüne Mode von anderen Modelinien, die auf ökologisch kontrollierten Stoffen basieren?

„In erster Linie setzen wir auf einen sehr femininen Look und gehen weg vom Street Style. Mode und Style steht bei uns auf einer Ebene mit Nachhaltigkeit, ökologischer Gerechtigkeit und Fair Trade.“

Ist in Hinblick auf den Nachhaltigkeitsgedanken Weiteres in Planung?

„Definitiv werden wir uns weiter in diesem Feld bewegen. Unsere Ideen warten nur darauf, Schritt für Schritt umgesetzt zu werden.“

Ist der konzeptionelle Grundbegriff ihrer Kollektion aus Ihrem Leben gegriffen, oder woher kommt Ihre Inspiration?

„’Escape the golden Cage’ spielt mit dem Nachhaltigkeitsgedanken und regt zum Denken an. Wir leben hier in einer sehr satten Welt, einem goldenen Käfig, wenn man so will. Zeit zu neuen Ufern aufzubrechen, dem goldenen Käfig ein Stück weit zu entkommen, indem faire, gerechte und nachhaltige Maßstäbe im Umgang mit Mensch und Natur beginnen, auch unser Stilbewusstsein zu prägen.“

Mit welchen Stoffen arbeiten Sie am liebsten und warum?

„Da gibt es keinen speziellen Liebling. Es kommt immer darauf an, was man gerade macht. Nicht selten überraschen einen Stoffe sehr in ihrem Verhalten und zack, hat man sich für eine Kollektion, für ein Teil in einen Stoff verliebt. Ob es sich dabei allerdings um eine fließende Seide handelt, die den Körper dramatisch umspielt, oder um einen schweren Tweed, der den Körper wärmend umhüllt und bezaubernd fällt, das entscheidet sich ständig neu.“

Wie arbeiten Sie – wie sieht Ihre Suche nach Vintage Accessoires aus, worauf achten Sie dabei besonders?

„Ich liebe es, in allen Arten von Trödel und Second Hand herumzusuchen. Wie jeder weiß, ergeben sich mitunter erstaunliche Funde. Bei der Auswahl von Vintage Accessoires kommt es mir auf die jeweilige Überzeugungskraft und natürlich den Zustand des Stückes an. Mitunter verarbeite ich Vintage Kleidungsstücke. Hier achte ich besonders auf den Zustand der Stoffe.“

Sie färben Ihre Stoffe selbst – wie kann man sich das vorstellen?

„Mit großen Wannen und dampfenden Farbbädern (lacht)! Zum Färben habe ich für die aktuelle Kollektion ökologisch gerechte Textilfarben verwendet und diese mit Hilfe einer bestimmten Technik mit dem gewünschten Marmoreffekt belegt. In Zukunft werde ich mich wieder mehr dem Thema natürliche Färbung widmen.“

Entwerfen Sie ausschließlich Mode für Frauen, oder ist zudem auch eine Männerkollektion in Planung?

„Zunächst haben wir nur die Frauen im Blickfeld, aber wer weiß, vielleicht klappt es ja auch in Zukunft mit den Männern.“

Haben Sie einen Stil, dem Sie treu bleiben möchten, oder möchten Sie sich immer wieder neu erfinden?

„Ich hoffe doch sehr, dass eine Milde-Handschrift in allen Kollektionen zu erkennen ist und sein wird. Nichtsdestotrotz wird natürlich jede Kollektion etwas anders sein und mit jedem Mal wird eine Weiter- und Umorientierung stattfinden, dies halte ich für absolut normal und notwendig.“

Wie würden Sie Ihren eigenen Stil beschreiben?

„Feminin, frisch, rund und fließend.“

Können Sie schon einen Ausblick auf die Herbst/Winter Kollektion geben?

„Die Herbst/Winter-Kollektion steht unter dem Motto 'Dreams of Plenty' und spielt mit Opulenz und frischem Design. Hier findet sich auch eine weiterentwickelte Variante des von mir entwickelten Capes, welches auch ein Rock ist, wieder.“

Ist demnächst ein eigener Laden in Planung, wenn ja, wo könnten Sie sich vorstellen, Ihren Platz zu haben?

„Ein eigener Laden ist bisher noch nicht geplant, jedoch steht unser Atelier / Showroom in Weißensee auf Anfrage gern jedem offen.“

Vielen Dank für das Interview!