„You win or you learn…“
/ 28.08.2015Kürzlich neu entdeckt: Nisse. Der Hamburger Musiker bringt am 4. September 2015 sein Debütalbum „August“ heraus und verrät im Interview, ob er Erwartungsdruck verspürt, warum er skandinavische Marken mag und wieso ein Zauberer zu seinem Geburtstag kam.
Nisse steht kurz vor der Veröffentlichung seines ersten Albums mit dem Titel „August“, nachdem er bereits mit einem Feature mit Kontra K, als Support von Sängern wie Jan Delay und mit seiner Single „Herz auf Beat“ auf sich aufmerksam gemacht hat. Warum der Hamburger seine Musik nicht kategorisieren möchte, was er seiner Zeitarbeitsphase positives abgewinnen kann und von wem er selbst Fan ist, musikalisch und modisch, erklärt er im Interview.
Du hast einen ziemlich ereignisreichen Werdegang hinter dir – gibt es Dinge, die du im Nachhinein anders machen würdest und welche Erfahrungen haben dich besonders geprägt?
„Ohne jedes einzelne Ereignis, auch die weniger schönen, wäre man heute nicht da, wo man ist und ich glaube, auch meine Musik wäre nicht annähernd so inhaltsreich, wie sie es jetzt ist, zumindest für mich. Besonders prägend waren drei Lebensabschnitte: Der erste war mein Jahr in England mit 13 oder 14. Zum Beispiel ist die Kultur der deutschen gar nicht so unähnlich, aber trotzdem sind die Leute irgendwie anders miteinander umgegangen. Die Freundschaften, wie man sich unterstützt hat, füreinander da war, waren stärker als die, die ich bis dahin in Deutschland hatte.“
Bestehen diese Freundschaften heute noch?
„Leider nicht. Ich habe auch schon auf Facebook gesucht, aber niemanden von damals gefunden.“
Was waren die anderen zwei Abschnitte?
„Der nächste war die Zeit auf dem Kiez, in St. Pauli, wo ich mit 17 hingezogen bin, um mit einem Freund Musik zu machen. Ich kam ja eher aus einem etwas ländlichen Teil von Hamburg, wo nur was los war, weil nichts los war. Gerade in dem Alter braucht man eigentlich ein Ventil, sonst stauen sich schnell Aggressionen, Unmut oder Perspektivlosigkeit auf und man kommt auf dumme Ideen. Der dritte Abschnitt waren dann die zweieinhalb Jahre Zeitarbeit, Nachtschichten am Hafen, am Fließband stehen etc. Das Gute daran war: Durch die körperliche Arbeit war der Kopf frei.
Ich habe ein paar Artikel gelesen, in denen deine Musik beschrieben wird als „Mischung aus Rap, Pop und Soul, entstanden aus Sinnkrise und Leidenschaft“ oder als „deutschsprachiger, mit R’n’B und Electro gepaarter Singer/Songwriter-Pop“ – wie ordnest du sie selber ein?
„Ich glaube, weil ich so viele unterschiedliche Sachen mache, trifft irgendwie alles zu. Diese Kategorien funktionieren in meinem Kopf nicht so richtig. Selbst wenn jemand Schlager schreiben würde, wäre ich nicht mal dagegen. Zum Beispiel Matthias Reim mit ‚Verdammt, ich lieb dich’ ist für mich einfach genial und da stehe ich zu.“
Von Matthias Reim zu Michael Jackson, der ja eines deiner größten Idole ist – wenn du die Möglichkeit hättest, ihm noch eine Sache sagen zu können, was wäre das?
„Danke!“
Dein Album „August“, das unter anderem auch Steddy [„XOXO“ von Casper] mitproduziert hat, erscheint am 4. September 2015 – Erwartungsdruck?
„Meine Erwartungen gingen eigentlich nur bis zur Platte. Kriege ich das so hin, wie es in meinem Kopf ist…? Damit habe ich nun für mich im Prinzip schon alles erreicht.“
Du warst selbst kürzlich als Gast auf ein paar Konzerten, habe ich bei Instagram gesehen. Welches war das bislang beste?
„Wirklich unfassbar war das Marteria Konzert in der Wuhlheide vor ein paar Tagen. Zum Glück habe ich in meinem Leben schon viele Sänger live gesehen: Paul McCartney, Tina Turner, Janet Jackson, Justin Timberlake, Metronomy... Und Elif ist kürzlich bei einem Festival aufgetreten. Sie, Cäthe und Mieze von MIA sind für mich die prägendsten deutschen Sängerinnen. Aber insgesamt bleibe ich bei Marteria.“
Ebenfalls bei Instagram habe ich entdeckt, dass du im Juli zur Fashion Week Berlin auf der Holy Ghost Show warst – wie modeinteressiert bist du?
„Bei Holy Ghost war ich in erster Linie, weil Balbina dort aufgetreten ist. Ihr Produzent hat auch bei ein paar von meinen Songs mitgearbeitet, ich mag die ganze Clique total gerne. Ich bin aber schon sehr interessiert an Mode und finde die ganze Branche ziemlich spannend. Während der Fashion Week bin ich aber eher in den Showrooms unterwegs, zum Beispiel war ich bei Adidas, oder auch auf den Messen wie früher Bread & Butter oder auch Seek. Die Shows sind ja doch immer recht extrem und zum Großteil für Frauen.“
Welche Marken trägst du gerne und welche Stile magst du?
„Ich finde es super, wie sich Adidas entwickelt hat und ich mag skandinavische Marken. Die sind mutig und etwas unabhängiger von dem, was der Rest der Modewelt vorgibt. Die Stile, die Kayne West zusammenbringt, finde ich immer sehr zeitgemäß, Palladium Boots habe ich für mich entdeckt und ich trage gerne diese Alpha Jacken. Generell sollte man eher versuchen, zwei, drei schlichte Sachen mit einem speziellen Teil zu kombinieren.“
Dein Lieblingsteil im Kleiderschrank?
„Diese rote Alpha Jacke mag ich schon sehr. Und ich habe ein Shirt von meiner früheren Lieblingsband At the Drive-In aus El Paso, Texas. Das ist der einzige Merch-Artikel, den ich mir bewusst gekauft habe.“
Schon mal ans selber designen gedacht?
„Das würde mich interessieren, aber nur in Verbindung mit Freunden. Ich habe ein paar, die sich da sehr gut auskennen…“
Ein paar Leserfragen: Wie hast du deinen letzten Geburtstag gefeiert?
„Ich habe zusammen mit meiner Freundin, die auch im August Geburtstag hat, so einen kleinen Garten, da waren wir mit Freunden. Das Thema war Kindergeburtstag, ich habe zum Beispiel einen Zauberer organisiert, das war super.“
Was hättest du ohne Alkohol wohl nicht getan?
„Ich trinke eigentlich gar nicht so viel. Dinge, die ich dann mache, mache ich nüchtern auch, Leute ansprechen zum Beispiel. Leute, die ich bewundere oder denen ich irgendetwas zu sagen habe. Mir fällt leider gerade gar kein Beispiel ein…“
Dein größter Erfolg, musikalisch und privat?
„Das gehört zusammen – dass ich diese Platte machen konnte. Auf dem Album sind auch sehr viele meiner Freunde drauf, die Refrains mitsingen, Sachen einsprechen…“
Dein größter Misserfolg?
„Habe ich eigentlich gar nicht. Ich habe bestimmt viele Sachen falsch gemacht, aber die haben zu dem geführt, was ich jetzt bin. You win or you learn.“
Viel Erfolg weiterhin und besten Dank für das Interview!