„Wir sind die wahre Rock’n’Roll-Fraktion“

  /  30.10.2012

Alec und Sascha von The BossHoss sind gerade schwer beschäftigt – sie besetzen einen Juryplatz bei „The Voice“, haben eine Denim-Kollektion gemeinsam mit Mustang auf den Markt gebracht und ein neues Album will auch bald geschrieben werden. Beim Interview mit den beiden mangelte es also keinesfalls an Gesprächsthemen…

Sascha Vollmer/Hoss Power und Alec Völkel/Boss Burns

Alec und Sascha mit Redakteurin Kristina Arens

Mustang Black Edition by The Bosshoss sowie die Black Edition des Albums Liberty of Action

Passend zum Rock’n’Roll-Image von The BossHoss hießen Alec und Sascha unsere Redakteurin Kristina Arens im Berliner White Trash willkommen – einer Location, die Bar, Club und Tattoostudio zugleich ist. In Plauderlaune und zu Späßen aufgelegt, sprachen die beiden über Schlagfertigkeit, Denim-Bikinis, Männlichkeit und Momente, in denen der Sprit alle war.
 
Kürzlich habe ich gelesen, dass ihr als nett und harmlos in die Show eingestiegen seid, nun aber eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die anderen Jurymitglieder bei „The Voice“ geworden seid…
 
Sascha: „Das ist aber nett gesagt (lacht). Allerdings würden wir das so wohl nicht unterschreiben. Ernst nehmen konnte man uns von Anfang an, wir sind immer noch nett, können aber genauso gut austeilen, konnten aber von Anfang an auch einstecken. Und schließlich haben wir mit Ivy Quainoo ja schon die erste Staffel gewonnen.“
 
Xavier Naidoo hat in der zweiten „The Voice“-Folge gestichelt: „Die Jungs haben ihre Karriere hier auch bei der Show gestartet“ – seht ihr das ähnlich?
 
Sascha: „Das war schon ein mieser Spruch, oder? Wir sind die wahre Rock’n’Roll-Fraktion, die seit acht Jahren Musik macht.“
 
Wie sehr Show sind solche Seitenhiebe? Du hast Xavier kürzlich ja auch als guten Sänger, aber nicht als guten Coach betitelt, Sascha.
 
Sascha: „Wir kennen uns ja mittlerweile recht gut, da weiß man, wie man den anderen mit einem blöden Spruch treffen kann und das ist gut so. Wir waren anfangs ja tatsächlich der breiten Masse noch nicht so bekannt, da bietet es sich an, das als Aufhänger zu nehmen – ein bisschen Show gehört ja dazu, aber wir überlegen uns jetzt nicht vorher, wer wann was sagt, man muss einfach eine gewisse Schlagfertigkeit mitbringen.“
 
Was macht euch denn zu guten Coaches und wie habt ihr euch entwickelt?
 
Alec: „Am Anfang war unser Hauptargument, dass wir zu zweit sind (lacht). Aber mittlerweile sind wir die Titelverteidiger. Außerdem kennen wir uns – wie alle in der Jury – bestens mit Musik aus, da wir selbst alle seit Jahren in dieser Branche arbeiten.“
 
Sascha: „Verändert haben wir uns eigentlich nicht, zumindest nicht, was unsere Vorgehensweise betrifft. Vor der ersten Staffel wussten wir erst mal nicht, was uns erwartet, gerade mit Nena und Xavier zwischen zwei Schwergewichten der Musikbranche zu sitzen, flößt einem schon Respekt ein, vielleicht waren wir da noch etwas zurückhaltender. Aber wir sind irgendwie immer noch Underdogs, vor allem eben im Vergleich zu Nena und Xavier.“
 
Ihr nennt immer nur die beiden, es gibt ja noch ein weiteres Jurymitglied…
 
Sascha: „Respekt haben wir natürlich auch vor Rea, wir sind befreundet und kennen uns schon sehr lange. Die anderen beiden haben wir erst in der letzten Staffel kennen gelernt.“
 
Wie ist es, wenn auf einmal nicht mehr nur eure Musik, sondern ihr als Personen bewertet werdet?
 
Alec: „Man macht sich schon ein paar Gedanken, aber eigentlich freuen wir uns einfach, dass wir und auch unsere Musik bekannter werden. Wir wollen uns nicht nur uns als ‚Fernsehnasen’ etablieren, sondern auch die Band mitnehmen. Und ‚The Voice’ ist eine gute Plattform und ein überzeugendes Konzept – eigentlich sind Casting Shows ja eher der Anti-Christ. Leute werden vorgeführt und müssen sich zum Depp machen lassen. Hauptsache, die Quote stimmt. Nachhaltigkeit steht da nicht gerade an erster Stelle.“
 
Stichwort Nachhaltigkeit: Xavier hat das Projekt „Sing um dein Leben“ mit Kandidaten der 1. Staffel ins Leben gerufen…
 
Sascha: „Genau, eine sehr schöne Sache. So etwas ist uns allerdings nicht möglich, da wir einfach kein Studio, keinen Bettenkomplex, wo man 16 Leute unterbringen kann, und die entsprechenden Produzenten haben. Grundsätzlich kümmern wir uns um Ivy und haben auch noch Kontakt zu vielen anderen Talenten aus unserem Team der ersten Staffel: Man schreibt sich, telefoniert, begegnet sich bei Events. Ole aus der ersten Staffel hat zum Beispiel letztens angerufen, weil er gerade an einem Album arbeitet, dafür wollen wir nun eventuell einen Song zusammen schreiben.“
 
Euer Rock’n’Roll-/Cowboy-Image steht eurer Meinung nach für Männlichkeit, Freiheit, Rebellion – inwieweit spiegelt sich das in eurem Privatleben wider?
 
Alec: „Wir sind extrem männliche, rebellische, freiheitsliebende Typen (lacht). Nein, das ist natürlich etwas überspitzt, aber es gibt schon einen wahren Kern. Wir wollen unseren Weg gehen, uns nicht einschränken lassen, ein bisschen Rebellion gehört zum Rock’n’Roll und dass wir männlich sind, ergibt sich ja von selbst (lacht).“
 
Gerade ist eure erste Denim-Kollektion in Zusammenarbeit mit dem Label Mustang herausgekommen – wie kam es dazu?
 
Sascha: „Richtig, wir haben vor Jahren schon den damaligen Firmeninhaber – Heiner Sefranek – kennen gelernt und mit ihm über eine mögliche Kollektion gesprochen. Die Idee lag nahe: Wir sind sehr Denim-affin. Außerdem spielt Mustang mit diesem amerikanischen Klischee und uns hat man auch jahrelang für eine Ami-Band gehalten. Jetzt kam das Ganze endlich ins Rollen.“
 
Und inwieweit wart ihr wirklich am Design beteiligt?
 
Alec: „Wir haben die Jeans alle selber genäht, nachdem meine Mutter die Schnittmuster entworfen hat (lacht).“
 
Sascha: „Das nicht ganz, aber wir sind schon hingegangen, haben unsere Lieblingssachen auf den Tisch gepackt und gesagt ‚So soll das Ganze aussehen’. Zwischendurch haben wir die Entwürfe immer wieder zu sehen bekommen, haben unsere Änderungswünsche geäußert und waren unter anderem an der Stoffauswahl und den Details wie Nähten und Co. beteiligt. Wir sind da schon sehr akribisch, schließlich stehen wir mit unserem Gesicht dafür.“
 
Ihr habt die Kollektion im Juli 2012 auf der Bread & Butter am Stand von Mustang ja auch vorgestellt – habt ihr euch anschließend auch auf der Messe selbst umgeschaut?
 
Sascha: „Wir hatten vor ein paar Jahren schon einmal einen Auftritt auf der Opening Party und kennen die Leute dort. Eigentlich sind wir immer mal auf der Messe unterwegs, gucken uns ein wenig in der Denim Halle um und schauen die Sachen an, die uns interessieren.“
 
Nach der ersten Kollektion mit Mustang sollen weitere folgen, richtig?
 
Sascha: „Genau, diese Linie war nur der Anfang. Wir haben damit begonnen, womit wir uns am besten auskennen – Männer-Klamotten. Im Frühjahr wird es dann auch eine Kollektion für Frauen geben, mit Denim-Bikinis, Hotpants (lacht). Oder wohl eher Jeans, Karohemden…“
 
Wie viel Wert legt ihr bei euch selbst und auch bei anderen auf Styling? Bei „The Voice“ beispielsweise seht ihr die Kandidaten anfangs ja gar nicht…
 
Alec: „Wenn man jetzt sagt, man legt total Wert auf Styling, klingt das so sehr nach Fashion Victim. Das trifft es bei uns nicht ganz, aber wir achten schon darauf, wie wir herumlaufen und haben unseren eigenen Stil, dem wir auch treu sind – auch wenn wir nicht mit Cowboyhut zum Bäcker gehen. Wie bei unserer Musik ist das Mixen wichtig. Wenn in der Show zum Beispiel der Hut zum Einsatz kommt, tragen wir dazu keine Fransenjacke, sondern Denim.“
 
Sascha: „Bei den ‚The Voice’-Kandidaten geht es in erster Linie um die Stimme – wenn man sich dann umdreht, die Person sieht und sie auch noch etwas fürs Auge ist, freut man sich natürlich umso mehr.“
 
Ab Januar wollt ihr an einem neuen Album schreiben – wie läuft das ab? Gitarre in die Hand nehmen und ausprobieren?
 
Sascha: „Genau, wir probieren wirklich einfach erst einmal ein bisschen herum, bis sich nach und nach Ideen ergeben und irgendwann ein Song daraus entsteht. Bevor wir am Album arbeiten, steht aber erst noch die Black Edition unseres letzten Albums ‚Liberty of Action’ aus – mit ein paar neuen Songs, Studio Sessions mit anderen Bands und dem Live Konzert aus dem Dessauer Bauhaus – und das Release der neuen Single ‚Deals with the devil’ steht auch kurz bevor.“
 
„The Voice“, Mustang-Kollektion, Album und einen Kinofilm habt ihr kürzlich auch noch synchronisiert – ihr habt mal gesagt „Der Motor heißt Spaß“; gab es schon mal Momente, in denen euch euer Job keinen Spaß gemacht hat oder ihr Schattenseiten kennen gelernt habt?
 
Sascha: „Momente, in denen der Sprit alle war (lacht)? Klar hat man manchmal Ermüdungserscheinungen, wenn man zum Beispiel ein halbes Jahr auf Tour war. Aber den Spaß verloren? Bisher zum Glück noch nicht! Die einzige ‚Schattenseite’ war, als uns unser Manager vor zwei Jahren abgezockt hat und einen Haufen Geld unterschlagen hat. Leuten zu vertrauen, die mit dir und an dir Geld verdienen, ist immer auch ein Risiko.“
 
Bitte vollendet noch die folgenden Sätze.
 
Die Jugend von heute ist… anders.
 
Stil ist für mich… sich treu zu bleiben.
 
Wenn ich in den Spiegel gucke… wow (lacht).
 
Von meiner ersten Gage… die 50 Mark damals gingen wahrscheinlich immer in Spritkosten.
 
Das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe... Wo fängt man da an (lacht)? Wahrscheinlich, wenn die Leute sagen, dass wir authentisch sind.
 
Für meine Karriere würde ich nie… Freunde oder Familie verraten.
 
Weiterhin viel Erfolg und besten Dank für das Interview!

Kristina Arens