„Wir mögen alles, was kreativ ist“

  /  28.02.2014

Die deutsch-britische Combo I Heart Sharks meldet sich mit ihrem zweiten Album zurück. Im Interview sprachen Pierre, Simon und Martin über Songs fürs Leben, die Berlin Fashion Week, Karaoke und den Hauptstadtclub Berghain, in dem alles begann...

v.li.: Simon Wangemann, Pierre Bee und Martin Wolf

I Heart Sharks mit Redakteurin Kristina Arens

Auf dem Berlin Festival im Sommer 2012 ist unsere Redakteurin Kristina auf die Band I Heart Sharks aufmerksam geworden. Da die drei Jungs – Sänger Pierre, Gitarrist Simon und Schlagzeuger Martin – im März ihr zweites Album herausbringen und sie zudem während der Berlin Fashion Week im Januar dieses Jahres hier und dort ihre Finger im Spiel hatten, war es an der Zeit für ein Interview.

Nach eurem ersten Album „Summer“ folgt am 28. März 2014 nun das zweite, mit dem Titel „Anthems“. Worum geht’s?

Simon: „Es geht um einen Aufbruch, eine Reise. Wir haben das Album an verschiedenen Orten in Berlin und Manchester aufgenommen, sind dementsprechend viel herum gekommen und im Zug oder im Flugzeug kam dann auch häufig die Inspiration zum Schreiben.“

Martin: „Der Titel ‚Anthems’ ist nicht wortwörtlich als ‚Hymne’ zu verstehen, sondern damit wollten wir ausdrücken, dass auf dem Album ‚Songs fürs Leben’ sind, Lieder, die einen in verschiedenen Situationen begleiten oder einen an solche erinnern.“

Inwieweit habt ihr euch im Vergleich zu eurem ersten Werk weiterentwickelt?

Simon: „Das erste Album ist mit weitaus mehr Einschränkungen entstanden. Wir waren alle neu in Berlin, hatten nur ein paar einzelne Instrumente und noch nicht die Möglichkeit Studios zu benutzen. Damals haben wir uns in Proberäumen getroffen und die Lieder, die wir dort ausgetüftelt haben, direkt auf kleine Clubbühnen gebracht. Ganz am Anfang haben wir auch mal in Treppenhäusern gespielt. Dieses Mal hatten wir einfach insgesamt viel mehr Möglichkeiten.“

Pierre: „Wir sind außerdem erwachsener geworden und unsere Musik ist weniger ernst. Sie hat jetzt mehrere Fassetten, so hat jedes traurige Lied auch einen glücklichen Part.“

Ihr habt „Anthems“ mit Hurts-Produzent Joseph Cross aufgenommen und habt ihn ausgesucht, weil ihr keinen Produzenten wolltet, der „einfach alles schön sauber aufnimmt, sondern jemanden, der mit viel Schmutz und Attitüde an die Arbeit geht“, habe ich gelesen. Könnt ihr das kurz erläutern?

Simon: „Wir haben Joe über andere englische Bands, die er produziert oder bei denen er gespielt hat, kennen gelernt. Es gibt viele Produzenten, glauben wir, die Lieder so aufnehmen, dass sie sehr vollendet und genau richtig klingen; das kann schnell etwas langweilig wirken und deshalb untergehen.“

In der Single „To be young“ fordert ihr dazu auf, nicht zu warten, sondern das Leben zu leben. Eine Zeile heißt „Let me have tonight before I lose my life“ – was würdet ihr tun, wenn ihr nur noch eine Nacht hättet?

Pierre: „Das Drake-Konzert heute Abend hier in Berlin anschauen (lacht). Ich weiß es gar nicht… Ich gehe eigentlich nicht mehr weg, sondern mag es gerne, zu Hause zu bleiben und Sprite zu trinken, vor dem Computer zu hocken und Songs zu schreiben.“

Martin: „Ich würde die Personen, die mir am nahsten stehen, um mich scharren und dann versuchen, keinen traurigen, sondern einen fröhlichen Abend zu verbringen.“

Und du, Simon?

Simon: „Ich wäre bei Martin (lacht).“

Eine weitere Zeile lautet „I’ve heard so many lies about an easy life“ – welche wären das?

Pierre: „Als ich jünger war, wurde uns in der Schule immer gesagt, lernt viel, studiert, geht zur Uni und ihr bekommt ganz easy einen Job. So einfach ist das Leben aber nicht… Man muss viel für sein Glück tun, aber selbst dann kann immer etwas schief gehen.“

Ihr habt euch 2007 im Berghain kennen gelernt, und wart ein paar Tage später direkt gemeinsam im Proberaum. Geht ihr immer noch dort feiern?


Simon: „Ich war jetzt zwei Mal wieder da, aber eher aus nostalgischen Gründen. In unserer Anfangszeit in Berlin hat uns das Berghain am meisten beeindruckt, auch weil es wohl am extremsten ist, aber irgendwann verliert auch das den Reiz des Neuen.“

Pierre: „Als wir an unserem zweiten Album geschrieben haben, waren wir noch mal dort, um Joe ein bisschen was zu zeigen. Das lief dann so: Um 10.30 Uhr wollten wir anfangen, los ging es im Endeffekt gegen 14 Uhr, dann haben wir 12 Stunden lang hart gearbeitet, bis 4 Uhr morgens, bis Joe schließlich sagte: ‚So Boys, jetzt geht’s feiern.’ Das war weniger gut für die Meetings am nächsten Tag (lacht).“

Wo trifft man euch ansonsten?

Pierre: „Im Geschwister Nothaft waren wir vor allem während der Arbeit am Album sehr oft. Unser Studio war in der Sonnenallee, dort gibt es viele nette Lokalitäten in der Umgebung.“

Simon: „Abends gehen wir mittlerweile weniger in die Go to-Clubs wie das Berghain, sondern eher in solche, wo wir Leute kennen und einfach einen schönen Abend haben – ins Prince Charles beispielsweise.“

Im Januar dieses Jahres seid ihr hier in Berlin bei der Laurèl Show während der Fashion Week aufgetreten – wie kam es dazu?

Pierre: „Genau, das Label kam auf uns zu, da deren neue Kollektion auf diesem typischen Kate Moss-Stil basiert und dementsprechend haben sie nach einer Band gesucht, die dazu passt, ein wenig rockiger ist und die integriert in die Show ein echtes, kleines Konzert spielt und nicht nur daneben steht. Das Ganze war eine super Erfahrung, auch wenn wir uns mit den 4 qm Platz erst einmal arrangieren mussten (lacht).“

Pierre, du hast während der Fashion Week außerdem für den Blog des Zeit Magazins geschrieben?


Pierre: „Das war auch sehr cool, ich durfte mal hinter die Kulissen der Fashion Week gucken, Sekt trinken und anschließend aus der Sicht einer Person, die nicht so ganz viel Ahnung von Mode hat, meinen Senf dazu tun (lacht). Unter anderem war ich bei der Show von Kilian Kerner und auf der Bread & Butter bei meinen Lieblingsmarken unterwegs. Ich mag sehr gerne klassisch britische Teile von Fred Perry, Penguin und Ben Sherman. Bei Tiger of Sweden war ich auch noch, die Lederjacken gefallen mir.“

Schon mal selbst etwas designt?

Pierre: „Wir mögen alles, was kreativ ist, und designen immerhin unser Merchandise selbst. Die nächste Kollektion geht auch schon etwas weiter weg von typischer Band-Merch und mehr in die Richtung Fashion; Teile, die man auch tragen könnte, wenn man uns nicht leiden mag (lacht). Viele dunkle Farben und Oversize-Styles sind dabei.“

Noch einmal zurück zur Musik, ihr habt bei Facebook versprochen, je nachdem wie hoch ihr es in die Charts schafft:

„Top 50 - Wir betrinken uns und singen Karaoke […]
Top 20 - Wir machen dich betrunken und singen gemeinsam Karaoke in einer Bar in Berlin […]
Top 10 - Oh mein Gott!
Top 3 - Wir schreiben die Enden von Lost und Dexter um und machen sie dieses Mal gut […] lassen Schlager und Montagmorgen verbieten. […] Lassen die Schlummer-Funktion auf unseren Weckern ewig währen. […] Damit der Sommer das ganze Jahr anhält. Und wir schnappen den Typen, der dein Fahrrad gestohlen hat und zwingen ihn, deine Nägel zu lackieren.“


Wie ernst sind euch zumindest die ersten beiden Vorschläge?

Simon: „Die Top 3 finden wir, wie du siehst, relativ unwahrscheinlich, aber den Rest meinen wir schon ernst (lacht). Wir gehen total gerne Karaoke spielen und haben ja auch einen Song auf der neuen Platte, den wir danach benannt haben.“

Pierre: „Wir waren an dem Tag, an dem wir das Lied geschrieben haben, in einer Karaokebar und am Tag darauf mussten wir ins Studio. Meine Stimme klang… anders (lacht).“

Mal angenommen, ihr schafft es in die Top 3 – Schlagermusik ist offenbar nicht so eure Richtung?


Pierre: „Ich mag alte Volksmusik, aber irgendwann in den 80er, 90er Jahren kam dieser elektronische Schlager auf, mit Yahama Keyboardklängen und Co…“

Simon: „Und viele der Menschen dahinter haben einfach ihren Charme verloren, Udo Jürgens beispielsweise war noch jemand, der menschlich total nahbar war, das war etwas anderes.

Pierre: „Trude Herr war auch mega gut.“

Martin: „Heute geht Schlager häufig ja auch immer mehr in Richtung Pop, so viele auch junge Leute auf den Dörfern rennen jetzt zu Matthias Reim, ich weiß nicht, ob das so gut ist (lacht)…“

Ich drücke mindestens die Daumen für die Top 20! Vielen Dank für das Interview!

Tourdaten:
24. April 2014 Erfurt - Museumskeller
25. April 2014 Köln - Club Bahnhof Ehrenfeld
26. April 2014 Hamburg - Molotow
29. April 2014 Berlin - BiNuu
30. April 2014 Dresden - Beatpol
 2. Mai 2014 Leipzig - Täubchenthal
 3. Mai 2014 München - Strom
 7. Mai 2014 Nürnberg - MUZ
 8. Mai 2014 A-Wien - B72
 9. Mai 2014 CH-Zürich - Kinksi Club
10. Mai 2014 Frankfurt - Nachtleben

Kristina Arens