„Wenn ich eine Liste machen müsste…“

  /  05.08.2014

Model, Musiker, Schauspielerin, Label-Besitzer, Fashion- und Musikblog-Betreiber – beim Interview mit dem musikalischen Duo Josh Beech und Oliver Som sowie Schauspielerin Shenae Grimes, seit Mai 2013 Ehefrau von ersterem, gab’s einiges zu bereden. Geri Halliwell, lebensverändernde Shoots und Leidenschaft inklusive.

Josh Beech und Oliver Som

v.li.: Josh Beech, Shenae Grimes, Redakteurin Kristina Arens und Oliver Som

Beech-Konzert im Magnet Club in Berlin

Der eine Model für Burberry, Levi’s, Tommy Hilfiger, Valentino, Vivienne Westwood, Diesel, Topman & Co. sowie Musiker, der andere Produzent und ebenfalls Musiker – Josh Beech und Oliver Som haben sich als Beech zusammengetan und bringen am 8. August 2014 ihr Debütalbum „Letters Written In The Sky“ heraus. 2013 wurde ihre Single „Lovers“ bereits als Titeltrack für den Animationsfilm „Keinohrhase und Zweiohrküken“ ausgewählt. Das Trio beim Interview komplettierte Shenae Grimes, Schauspielerin („90210“, „Scream 4“), Fotografin und mit Ehemann Josh Label-Besitzerin und Blog-Betreiberin. Von Tagebucheinträgen, Shootings à la Captain Hook, Kontrolle, Reality TV und Shenaes innerem 14-jährigen Emo-Ich…

Bevor wir über euer Debütalbum sprechen – was war das im Nachhinein peinlichste Album, das ihr euch selbst je gekauft habt?

Josh: „Ein Album der ‚Spice Girls’...“

Shenae: „Das ist doch nicht peinlich.“

Josh: „Naja, für mich schon (lacht). Zu meiner Verteidigung: Ich war erst sieben Jahre alt und habe erste sexuelle Gefühle entwickelt – für Geri Halliwell.“

Shenae: „Für ‚Sluddy Spice’ (lacht).“

Oliver: „Ich glaube, bei mir war es Britney Spears. Shenae sagt jetzt sicherlich, dass auch das nicht peinlich sei…“

Euer Debütalbum trägt den Titel „Letters Written In The Sky“. Warum, wie ist das Album entstanden und wir kamt ihr beiden, Josh und Oliver, als Beech zusammen?

Josh: „Der Titel ‚Letters in the Sky’ stammt von mir, da ich während der letzten Jahre, immer wenn ich im Flugzeug unterwegs war, Tagebucheinträge geschrieben habe. Viel davon kommt ansatzweise auch in den Songs vor.“

Oliver: „Das Projekt Beech entstand eher zufällig, Josh hat zuvor seine Soloprojekte verfolgt, in deren Zuge ich als Produzent bereits mit ihm zusammen gearbeitet habe. Und nach und nach lief es darauf hinaus, dass wir eine Band starten, das war aber nie eine bewusste Entscheidung. Wir haben einfach gemerkt, dass es passt. Ende letzten Jahres hatten wir das Album fertig und freuen uns sehr darauf, dass unsere Songs nun endlich für alle zu hören sein werden.”

Josh, du wurdest 2007 auf einem Festival von einem Modelscout entdeckt und hast bereits für High Fashion-Labels wie Burberry and Vivienne Westwood, Marken wie Levi’s und Diesel, Unternehmen wie Topman und H&M sowie für Cover wie das der Vogue vor der Kamera gestanden. Welches Shooting oder welche Kampagne ist dir am meisten im Gedächtnis geblieben?

Josh: „Eine, die mir wohl immer im Kopf bleiben wird, ist das von dir schon angesprochene Cover-Shooting mit Hedi Slimane für die Vogue. Dieser Shoot war sicherlich einer der größten Schritte, wenn nicht sogar der größte, in meiner Fashion-Karriere und noch dazu ziemlich aufregend. Ich wusste damals noch gar nicht, was es eigentlich bedeutet, von jemandem wie Hedi Slimane fotografiert zu werden, aber ich war trotzdem extrem nervös – das war mein erster Auslandstrip alleine nach Paris. Ein anderes, ebenfalls immer noch sehr präsentes Shooting war eins für Diesel in Argentinien vor etwa vier Jahren. Wir haben drei Tage lang in einem Camp im Wald gelebt; hast du mal den Film ‚Captain Hook’ gesehen? Die ‚Lost Boys’ wohnen dort doch in dieser verrückten Hütte, genau so war das auch bei uns. Wir sollten dort einfach so leben, wie wir es ohne Kameras tun würden, feiern etc. – und zwischendurch wurden Fotos gemacht, das war ziemlich cool und extrem witzig.“

Die Musik steht für dich aber an erster Stelle?

Josh: „Wenn ich eine Liste machen müsste, sähe diese wie folgt aus: Familie, Musik, alles andere. Ich versuche natürlich, meine Arbeit in jedem Bereich so gut zu machen, wie ich nur kann, aber fürs Modeln habe ich keine so große Leidenschaft wie für die Musik, auch wenn ich in dieser Sparte viele tolle Erfahrungen habe. Ich habe aber immer ein komisches Gefühl dabei, wenn Fotos von mir geschossen werden… Musik mache ich, weil ich wirklich Spaß dabei habe.“

Du und Shenae betreibt gemeinsam den Blog Two Halves. Wie kam es dazu?

Shenae: „Ich hatte vor einigen Jahren schon einmal einen Blog, bei dem ich aber nicht die volle Kontrolle hatte, da ein großer Verlag dahinter steht, der bei vielen Celebrity Blogs seine Finger mit im Spiel hat. Josh hat mich dann dazu ermutigt, meine eigene Seite zu starten und da wir so viele gemeinsame Interessen haben, war es nahe liegend, das Ganze gemeinsam zu machen – das macht einfach noch viel mehr Spaß. Durch Two Halves haben sich schließlich viele weitere Türen im Modesegment geöffnet…

…wie euer kürzlich gelaunchter Webshop eures eigenen Labels? Und wie kam es eigentlich zur Gründung eurer Marke?

Shenae: „Josh hatte vorher ein Label namens Cut and Run London, mit dem er ein paar Jahre, bevor wir uns getroffen haben, angefangen hat. Ich hatte dann den Vorschlag, das Repertoire um Schmuck zu erweitern, auch um mehr Frauen anzusprechen. Ich habe also damit angefangen, Zuhause ein paar handgemachte Teile zu kreieren, die sehr gut ankamen. Auch hier hat Josh mich schließlich ermutigt, doch ein wenig Geld zu investieren und das Ganze auszubauen. Über die Jahre habe ich ziemlich viele Skizzen angefertigt, die wir dann haben umsetzen lassen. Joshs ehemaliges Label war irgendwann nicht mehr 100% sein Style – und meiner noch viel weniger – also haben wir uns auch hier zusammen getan und unser eigenes gemeinsames, neues Label gegründet. Im Fokus stehen die Shirts, aber auch die Schmucklinie; die Teile der ersten Kollektion sind allesamt von den Wüsten Kaliforniens inspiriert.“

Seht ihr euren Blog und das Label eher als Hobby oder als richtigen Job?

Shenae: „Definitiv als Job! Wir machen so viel selbst, haben die Website aufgebaut, machen alle Product Shots, jedes einzelne Foto, in Eigenregie… Es ist toll, sich jeden Morgen seinen eigenen Plan machen und sich den Tag selbst einteilen zu können.“

Josh: „Unsere individuellen Karrieren bergen beide Risiken, schauspielern, Musik, modeln – dein Schicksal liegt immer in den Händen anderer, wir wollten also etwas kreieren, bei dem wir die volle Kontrolle haben.“

Ihr betreibt Two Halves gemeinsam, ebenso wie euer Label, du bist mit Josh auf Tour – gibt es irgendetwas, dass ihr ausschließlich alleine macht?

Josh: „Shenae macht Yoga.”

Shenae: „… und ich bin fest entschlossen, ihn auch noch dazu zu kriegen (lacht). Ja, wir machen wirklich nahezu alles gemeinsam – auch wenn ich am Set bin: Alle dort kennen Josh genauso gut wie sie mich kennen.“

Oliver, welche Projekte hast du denn derzeit neben Beech?

Oliver: „Ich schreibe gerade einige Songs für Leslie Clio und ihr neues Album, ebenso wie für Cat Winters. Letztere ist hier noch nicht so bekannt, wird es aber sicherlich bald sein...“

Beschreibt doch mal in wenigen Sätzen einen „normalen“ Tag in eurem Leben.

Josh: „Ich nehme mal einen musikbezogenen Tag: Ich stehe ziemlich spät auf, trinke einen Kaffee mit Schokomilch, nehme meine Gitarre, probiere rum, ziehe mich nach und nach an und irgendwann ist es 17 Uhr, Zeit für ein Meeting mit der Band. Anschließend geht’s zurück zur ‚Wifey’ und auf Nahrungssuche.“

Shenae: „Ich bin meist ein paar Stunden früher wach als Josh, lese, skizziere und recherchiere – zurzeit vor allem für unser neues Segment.“

Josh: „Das ist der nächste Schritt, Taschen! Den Launch planen wir für Anfang nächsten Jahres.“

Shenae: „Wir hoffen, das klappt zeitlich, da wir auch auf das Thema Nachhaltigkeit achten wollen. Vegan werden unsere Taschen nicht sein, wir wollen aber auch nicht, dass Tiere ausschließlich für unsere Bags sterben, also suchen wir nach Farmen, die das Fleisch benutzen und die vor allem nicht auf Massentierhaltung setzen. Das nur als kleiner Teaser… Ansonsten beschäftige ich mich viel mit der Business-Seite, schreibe sicherlich drei Stunden am Tag E-Mails und bin seit dem Blog zu einer Art Internetguru geworden (lacht). Was außerdem viel Zeit in Anspruch nimmt, sind die Outfit-Posts, wie wahrscheinlich jede Frau bin ich eigentlich nie zufrieden. Abends mache ich gerne noch etwas für die Gesundheit, wandern zum Beispiel.“

Josh: „Anschließend ist meist noch ein Event. In L.A. ist immer irgendwo irgendeine Veranstaltung. Und wenn nicht – oder danach – gucken wir häufig Reality TV, kennst du ‚Naked & afraid’? Das ist das Beste! Zwei Menschen, die sich nicht kennen, werden nackt irgendwo ausgesetzt, sei es in der Wüste oder im Regenwald, und müssen 21 Tage überleben – mit nur einem einzigen Teil, das jeder mitnehmen darf, wie einem Feuerzeug.“

[Es folgen Beschreibungen und Lobgesänge]

Josh: „Wir sind gerade leidenschaftlicher, was diese Serie betrifft als was das Album angeht, oder? Jetzt bekommst du einen ganz falschen Eindruck (lacht).“

Bei Trash TV seid ihr bei mir an der richtigen Adresse…Jetzt aber zu dir, Oliver.

Oliver: „Ich tue mein bestes, jeden Morgen ein Meeting anzusetzen, weil ich sonst wahrscheinlich immer erst mittags aufstehen würde. Dann checke ich E-Mails etc., so schnell ich kann, weil ich das super langweilig finde. Und meine Hauptaufgabe ist es dann, an den verschiedenen Songs, an denen ich gerade sitze, weiterzuarbeiten.“

Shenae: „Das klingt unfassbar öde, wenn du das so erzählst (lacht).“

Shenae, ich habe auf eurem Blog gelesen, dass du extrem froh bist, nicht mehr an deinen ‚90210’-Vertrag gebunden zu sein, der dir auch außerhalb der Serie vorgeschrieben hat, wie du dich optisch zu geben hast. Kannst du das etwas ausführen?

Shenae: „Ich bin durch meinen Vater mit vielen Rock’n’Roll-Musik-Einflüssen aufgewachsen und ich liebte diese Welt von Anfang an. Meine Fashion-Ikonen sind Jim Morrison and Steven Tyler – ich konnte das aber nie ausleben, in der Serie war ich das nette Mädchen von nebenan und genauso musste ich auch privat rüberkommen. Also durfte ich meine Frisur nicht ändern, mich nicht tätowieren oder piercen lassen, die Brands tragen, die bei jungen amerikanischen Mädchen in Hollywood gerade angesagt waren… Jeder, der mich ein bisschen kennt, weiß aber: Ich fluche wie ein Seemann, bin sarkastisch und habe einen sehr trockenen Humor – ich finde, Kleidung ist immer der Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Und jetzt kann ich genau das endlich tun. Manchmal denke ich, mein 14 Jahre altes Emo-Ich kann endlich zum Vorschein kommen (lacht). Labels, die dabei genau meinem Stil entsprechen, sind zum Beispiel The Couples, Helmut Lang – mein Lederpants- und Blazer-Guy –, All Saints tragen Josh und ich beide sehr viel. Außerdem gibt es in Kanada einen Store namens Aritzia, der jetzt endlich auch Amerika infiltriert.“

Josh: „Marc Jacobs tragen wir beide auch gerne, ein guter Freund von uns arbeitet für ihn.“

Shenae: „Und Yves Saint Laurent. Als Hedi Slimane zu dem Label kam, war es, als würde gerade die Garderobe meiner Träume nach und nach über den Runway laufen.”

Nicht, dass ihr nicht schon genug macht, aber was können wir in Zukunft noch von euch erwarten?

Josh: „Wir warten jetzt erst einmal ab, wie das Album ankommt… Shenae und ich entwickeln außerdem noch etwas fürs Fernsehen, da ist gerade etwas in Produktion, das nächstes Jahr herauskommt, mehr können wir hier leider noch nicht verraten.“

Oliver: „Wir wollen außerdem alle unsere Instagram-Accounts weiter füllen (lacht).“

Von dir habe ich dort ein Foto von einem Pizzaautomaten in Kiel entdeckt, wie praktisch! Hast du den ausprobiert?


Oliver: „Ich habe mich nicht getraut (lacht).“

Besten Dank für das Interview und viel Erfolg bei allem, was ihr tut!

Kristina Arens

Links:
Single „Dance For The Money“:
youtu.be/k1C4LeWpg8s
 
www.beechmusic.com