„Sind wir berühmt?“

  /  11.04.2011

Nachdem sie bereits zwei Konzerte in Deutschland gespielt haben, machten sie Halt in Berlin: The Naked and Famous. Richtig, das ist die Band mit dem coolen Video und dem Song „Young Blood“, der alle paar Minuten im Fernsehen zu hören ist. 1st-blue traf sich mit Aaron und Jesse zum Interview.

v.li.: Aaron Short und Jesse Wood

Aaron Short und Jesse Wood mit Redakteurin kristina Arens

Dienstagnachmittag: Auf geht’s in den Berliner Club „Lido“, wo am Abend die fünfköpfige Band The Naked and Famous aus Neuseeland ein Konzert zum Besten gibt. Wem dieser ungewöhnliche Name jetzt auf Anhieb noch nichts sagen sollte – ihr erlebt 100%-ig einen „Aha-Effekt“, wenn ihr euch den Song „Young Blood“ anhört. Der ist momentan nämlich nicht wegzudenken aus Fernsehen und Radio.

Hinter The Naked and Famous stecken vier Jungs und ein Mädel aus Auckland. Thom und Alisa lernten sich 2008 während ihres Musikstudiums kennen, verloren keine Zeit und taten sich bald als Songschreiber-Team zusammen. Aaron, ein alter Schulkollege von Thom, gesellte sich kurz darauf als Produzent dazu und zu guter Letzt fanden auch Jesse und David den Weg zu ihnen. Damit war The Naked and Famous geboren und die Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. 1st-blue traf Drummer Jesse Wood und Producer und Keyboarder Aaron Short vor ihrem Konzert  zum kurzen Plausch.

Aaron, Jesse, wusstet ihr schon immer, dass ihr irgendwann einmal Teil einer Band sein möchtet?

Jesse: „Ich wusste schon immer, dass ich auf jeden Fall etwas mit Musik machen möchte, aber einen konkreten Plan hatte ich nicht.“

Aaron: „Bei mir war es ein wenig anders. Anfangs habe ich mich ja hauptsächlich mit den technischen Dingen hinter der Bühne befasst. Alles, was mit Knöpfen, Reglern und Tasten zu tun hatte, war mein Ding. Und das ist es immer noch, aber mittlerweile ist auch die Musik selbst ein großes Thema für mich. Das kam einfach irgendwann wie aus dem Nichts.“

Wie seid ihr denn auf den ungewöhnlichen Bandnamen The Naked and Famous gekommen und standen noch weitere Namen zur Auswahl?

Aaron: „Unser Name ist eine Zeile aus dem Song ‚Tricky Kid' des britischen Musikers und Filmkünstlers Tricky, den wir alle sehr mögen. Als Alternative haben wir zunächst ‚Little Black Dots' in Betracht gezogen, einer unserer Songs heißt 'Kill the little black Dots'. Letztlich haben wir uns dann aber doch für The Naked and Famous entschieden.“

Und was hat es mit dem Namen „Passive me – Aggressive you“ eures Debütalbums auf sich?

Jesse: „Auch das ist eine Zeile aus einem Lied – und zwar aus dem Opening-Song ‚All of this' unseres Albums. Der Name beschreibt die Polarität des Albums sehr treffend. Es finden sich dort viele Gegensätze, inhaltlich und auch, was die Art der Musik betrifft.“

Wie würdet ihr euch denn selbst beschreiben – passiv oder aggressiv?


Jesse: „Ich glaube, passiv.“

Aaron: „Ich würde sagen, mal so und mal so. Das kommt ganz auf unsere Stimmung an.“

Wie entscheidet ihr denn eigentlich, welche Songs aufs Album kommen? Ihr habt ja sicherlich noch ein paar mehr Songs in petto gehabt...

Aaron: „Ja, wir hatten insgesamt etwa 30 Songs, 20 davon waren wirklich fertig. Wir haben uns zusammengesetzt, alle Songs auf ein Whiteboard geschrieben und dann lange diskutiert. Es war ein ziemlich aufwändiger Prozess, zu entscheiden, welche Lieder es letzten Endes werden sollen, aber ich denke, wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen.“

Und welcher Song auf eurem Album ist euer persönlicher Favorit?

Aaron: „Das ist gar keine so leichte Frage. Das ist, als würde man eine Mutter fragen, welches ihr Lieblingskind ist (lacht).

Jesse: „Stimmt, da könnte sie sich auch nicht entscheiden. Und wenn doch, würde sie es wohl nicht laut aussprechen (lacht).“

Aaron: „Also das ändert sich ständig. Auf der Bühne finde ich zurzeit 'No way' am besten (an dieser Stelle gibt’s ein zustimmendes Nicken von Jesse), weil das ein sehr explosiver und emotionaler Track ist. Aber wenn du mich in einer Woche noch einmal fragen würdest, würde ich dir bestimmt schon wieder eine andere Antwort geben.“

Wie würdet ihr euer Leben beschreiben, bevor ihr berühmt geworden seid? Kommt es euch jetzt im Nachhinein langweilig vor?

Jesse: „Sind wir berühmt (lacht)? Wir fühlen uns eigentlich gar nicht so und sind noch dieselben Menschen wie vor The Naked and Famous. Unser Lebensrhythmus hat sich natürlich schon verändert. Wir sind sehr viel unterwegs und ich glaube, was uns am meisten fehlt, ist, dass wir eigentlich nie ausschlafen können.“

Ihr habt ja in den letzten Tagen schon zwei Konzerte in Deutschland gespielt – in Köln und in München – wie war das Feedback und wart ihr vorher schon einmal in Deutschland?

Aaron: „Das Feedback bisher war super! Es ist toll, hier auf der Bühne zu stehen und zu sehen, dass alle anderen auch Spaß haben. Unsere Konzerte sind ausverkauft und wir freuen uns, dass uns so viele Menschen sehen und hören wollen.“

Jesse: „In Deutschland sind wir zum ersten Mal. Überhaupt sind wir zum ersten Mal in Europa. Nur leider haben wir viel zu wenig Zeit, um uns die Städte anzuschauen. Gestern haben wir Berlin ein bisschen erkundet, aber weiter als 100 Meter sind wir dann leider doch nicht gekommen. Hoffentlich haben wir beim nächsten Besuch etwas mehr Zeit!“

Wie bereitet ihr euch denn auf ein Konzert vor?

Jesse: „Ganz viel Wasser trinken und unsere Lieblingsmusik auf voller Lautstärke hören, um in Stimmung zu kommen. Oder wir machen ein kurzes Nickerchen, 20 Minuten und dann kann's losgehen.“

Und klamottentechnisch? Macht ihr euch viele Gedanken darüber, was ihr auf der Bühne tragt?

Aaron: „Eigentlich denken wir da gar nicht so viel drüber nach. Ich glaube, wir haben einen recht simplen Stil und tragen auf der Bühne dasselbe wie privat – Jeans und Shirt. Nur David trägt in seiner Freizeit gerne Jogginghosen. Wir waren ein bisschen besorgt, dass er die auch bei unseren Konzerten tragen möchte, aber zum Glück haben wir das geklärt (lacht).“

Ihr seid ja vier Jungs und ein Mädel, gibt’s da auch mal kleine Machtkämpfe; buhlt ihr ab und an um Alisas Aufmerksamkeit?

Jesse: „Sie tut uns eher leid! Ein Mädchen mit vier anstrengenden Jungs... Immerhin ist unsere Managerin in Großbritannien auch eine Frau. Wenn sie also mit dabei ist, freuen wir uns immer für Alisa. Der komplette Rest der Crew besteht nämlich auch aus Jungs. Aber sie kann sich schon ganz gut durchsetzen. Wenn ihr etwas nicht passt, sagt sie uns das auch und irgendwie ist sie mittlerweile fast schon wie einer von uns (lacht).“

Complete the Sentence!

Aaron, der beste Tag meines Lebens...

„... findet jeden Tag von Neuem statt, wenn ich aufwache, Jesse im Bus in dem Bett über mir liegt und ich ihm einen guten Morgen wünsche (lacht).“

Jesse, Teil einer Band zu sein ist für mich wie...


„... Tiere hüten. Man kommt selten zur Ruhe und irgendetwas ist immer.“

Aaron, ich kann nicht leben ohne...

„... Internet. Das ist das Schlimmste an einer Tour – keine gute Internetverbindung zu haben.“

Jesse, ein guter Tag startet mit...

„... einer freien Nase aufzuwachen. Das kommt momentan selten vor. Ich glaube, ich bin gegen irgendetwas allergisch.“

Aaron, nach einem Konzert...

„... geht’s in unseren Tourbus, in unser improvisiertes Wohnzimmer zum Musikhören und Runterkommen.“

Jesse, mein Lebensmotto ist...

„... excess in Moderation.“

Aaron, in 20 Jahren...

„... kann ich solche Fragen hoffentlich schneller beantworten (lacht).“

Jesse, ich würde nie...

„... auf der Bühne singen. Ich glaube, das ist eine gute Antwort.“

Aaron, wenn ich nicht Teil dieser Band wäre...

„... wäre es wohl immer noch das Highlight des Tages für mich, nach der Arbeit nach Hause zu kommen und von meinen Hunden begrüßt zu werden.“

Und zu guter Letzt, dürfen wir uns schon auf ein zweites Album freuen?

Jesse: „Auf jeden Fall! Es ist nur eine Frage der Zeit. Dieses Jahr werden wir mit den Konzerten ziemlich beschäftigt sein, aber 2012 könnte es klappen. Wir arbeiten gerade auch schon an einigen Songs und wollen in den nächsten Monaten als kleinen Vorgeschmack vielleicht schon mal eine EP veröffentlichen.“

Na dann viel Erfolg und vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens