„Mehr Musik und mehr Babys“

  /  19.08.2011

Als Supporting Act beim Hurts-Konzert in Berlin hat 1st-blue sie zum ersten Mal gesehen, war direkt begeistert und bat zum Interview: Lovers Electric – das sind Eden Boucher und David Turley – liegen nicht nur musikalisch ganz vorne, sie haben auch noch Sinn für Fashion.

Eden Boucher und David Turley mit Redakteurin Kristina Arens

Eden Boucher und David Turley sind nicht nur als Lovers Electric auf der Bühne ein eingespieltes Team, auch während unseres Interviews merkt man den beiden an, dass sie wunderbar harmonieren. Kein Wunder – begegneten sie sich doch, laut Erzählungen ihrer Eltern, bereits im Sandkastenalter, trafen sich mit 17 wieder, verliebten sich und heirateten bereits mit zarten 19 Jahren. Seitdem zieht es die beiden gebürtigen Australier mal hierhin und mal dorthin, von London über New York und Los Angeles bis nach Berlin.

Nach einigen Europatourneen gemeinsam mit O.M.D. (Orchestral Manoeuvres in the Dark) und diversen Gigs in New York und Los Angeles machten sich David und Eden auf ins Studio, um ihr Debütalbum „Whatever You Want” in ihrer Heimat Australien zu releasen. Jetzt ist es an der Zeit, auch Deutschland zu erobern, also haben Lovers Electric vor wenigen Tagen ihr zweites Album – ihr erstes in Deutschland – hierzulande herausgebracht, das in den iTunes Charts bereits die Top 10 und in den iTunes Alternative Charts sogar Platz 1 erreicht hat. Mit uns sprach das sympathische Duo über Musik, Mode, Zukunftspläne und darüber, wer bei den beiden die Hosen an hat.

David, Eden, erzählt doch erst einmal kurz, wie ihr vom Ehepaar zu „Lovers Electric“ wurdet und was es mit dem Namen auf sich hat.

Eden: „Wir sind jetzt seit elf Jahren verheiratet und eigentlich hatte ich nie viel mit Musik zu tun, bis ich David kennen lernte. Er war es, der mich zur Musik gebracht hat. Wir spielen nun seit ungefähr acht Jahren gemeinsam in Bands und 2006 haben wir schließlich ‚Lovers Electric’ gegründet. Für den Namen gibt es viele Gründe – ‚Lovers’ haben wir ausgewählt, weil wir ein Ehepaar sind, das Wort außerdem sexy klingt und wir eine Band aus den 90er Jahren mit dem Namen ‚Underground Lovers’ sehr gerne mochten; ‚Electric’, weil wir das Wort mit energiegeladen assoziieren und man es in vielen Ländern kennt und seine Bedeutung versteht.“

David hat dich also zur Musik gebracht – hat er damit auch das Sagen bei euch?

David: „Wer der Boss ist, sieht man ja schon daran, dass Eden die Leadsängerin ist (lacht). Nein, im Ernst, bei uns läuft alles ziemlich demokratisch ab.“

Ihr habt gerade euer zweites Album „Impossible Dreams“ herausgebracht, worum geht’s? Handeln die Songs von euch als Paar?

Eden: „Wir lieben unser zweites Album! Wie das eben so ist bei Musikern, das neueste Werk ist immer das beste (lacht). In einigen Songs geht es um uns, wir lassen uns aber auch viel von Freunden und Bekannten inspirieren oder von dem, was gerade in der Welt so passiert.“

David: „Mit ‚Impossible Dreams’ wollen wir die Menschen inspirieren und sie dazu bringen, das zu tun, was sie mögen und auf ihr Herz zu hören. Die Zeile ‚Hear your heart beating like a drum in the dark showing us the way“ aus unserer Single ‚Beating Like A Drum’ trifft ganz gut die Kernaussage des Albums.”

Ihr habt schon in vielen verschiedenen Städten gelebt, habt keinen festen Wohnsitz – wie kommt es, dass ihr so viel umher reist und könnt ihr euch überhaupt vorstellen, euch irgendwann einmal dauerhaft niederzulassen?

Eden: „Ich bin ja schon als Kind immer mit meinen sechs Schwestern und meinen Eltern in einem Wohnmobil durch Australien gereist, habe mich mit 15 der Theatergruppe meiner Schwester angeschlossen, um noch mehr von der Welt zu sehen und bei dieser Lebensart ist es dann auch geblieben. Für mich ist das ganz normal.“

David: „Selbst, wenn man beispielsweise ein Haus hat – als Musiker ist man dann ja doch ständig unterwegs und sowieso nie dort. Wir machen unsere Musik und sehen dann, wohin uns das führt.“

Eden: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, irgendwo dauerhaft zu leben. David könnte sich damit anfreunden, wieder in unsere Heimat Adelaide zurückzukehren, aber ich glaube, wirklich passieren wird das nie. Und unser Kleiner (Anm. d. Red.: Die beiden haben ein 18 Monate altes Baby) ist während unserer Auftritte bei seiner Nanny oder seiner Grandma auch immer gut aufgehoben und beobachtet seine Eltern vom Backstage Bereich aus auf der Bühne.“

Und wie kann man sich das vorstellen? Lebt ihr in Hotels, mietet ihr eine Wohnung?

Eden: „In manchen Städten haben wir Freunde, die etwas für uns organisieren können. Was wir auch sehr häufig machen, ist Housesitting.“

Da gibt’s doch sicher die ein oder andere unterhaltsame Geschichte zu erzählen…

David: „Wir sind mal mit dem Wohnmobil meines Vaters durch Sydney gereist und haben eine Unterkunft gesucht, was gar nicht so leicht war – niemand will einen Musiker als Mieter (lacht). Schließlich sind wir aber fündig geworden und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als wir unser vorübergehendes neues Heim gesehen haben: eine unglaublich riesige Villa mit Bar, Pool, Putzfrau, Gärtner.“

Eden: „Wir haben definitiv einige gute Partys in diesem Haus gefeiert!“

Jetzt hat es euch nach Berlin verschlagen und vor kurzem hattet ihr einen Gastauftritt bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Wie war das für euch?

David: „Wir probieren gern Neues aus und der Auftritt dort hat uns viel Spaß gemacht. Eine Szene war besonders witzig – für die Aufnahme durfte das Publikum nicht zu hören sein, es sollte aber dennoch so aussehen, als würden alle jubeln und kreischen, also musste der Applaus und das Geschreie pantomimisch dargestellt werden. Das von der Bühne aus zu beobachten war schon sehr unterhaltsam.“

Eden, während deiner Theaterzeit hast du ja auch schon ein bisschen Schauspiel-Erfahrung gesammelt. Du hast außerdem dein eigenes Fashion-Label.

Eden: „Genau, Eden Honeydew habe ich mit 17 gegründet. Ich hatte immer schon Spaß am Designen und ich denke, Fashion kann zwar oberflächlich und trivial, aber genauso gut bedeutsam und aussagekräftig sein. In ein paar Tagen gibt’s übrigens meine neue Kollektion, die man über meine Website kaufen kann, darauf freue ich mich schon sehr.“

Deine Outfits trägst du ja auch bei euren Auftritten. Entscheidest du auch, was David trägt? Oder bist du genauso modeinteressiert wie Eden, David?

David: „Leider entwirft Eden bis jetzt nur Kleidung für Frauen, aber ich bin definitiv besser angezogen, seit ich sie kenne. Ich bin nicht ganz so modeinteressiert wie sie und mein Stil ist eher einfach; ich trage das, was gerade sauber ist (lacht). Nein, so schlimm ist es nicht, aber ich trage schon am liebsten schwarze Jeans und T-Shirt. Wobei ich Anzüge auch gerne mag, nur sind die auf der Bühne so unpraktisch und eigentlich viel zu heiß, wenn man die ganze Zeit herum springt.“

Ist euch schon mal ein Fashion-Fauxpas unterlaufen, der euch im Nachhinein peinlich ist?

David: „Es gibt Fotos von einem Familienausflug, auf denen meine Eltern und ich aufeinander abgestimmte Hypercolor Shirts (Anm. d. Red.: Hypercolor Shirts sind Tees, die bei Hitze die Farbe wechseln.) tragen, furchtbar!“

Eden: „So eins hatte ich glücklicherweise nie!“

Und was war das beste Fashion-Investment?

Eden: „Auf jeden Fall das Top, das ich auch im Video von ‚Beating Like A Drum’ trage. Es erinnert ein wenig an den 20er Jahre-Hollywood-Look; ich habe es auf dem Pasadena Flea Market in Los Angeles gekauft und freue mich immer noch über diesen Fund.“

Ihr seid jetzt seit März in Berlin, habt ihr schon Insider-Tipps – Shops, die ihr besonders mögt?

David: „Das Eis bei ‚Fräulein Frost’ ist super. Und wir haben vor kurzem den Shop ‚Chaos in Form’ entdeckt, dort gibt’s ziemlich coole Portemonnaies, T-Shirts und andere ausgefallene Sachen.“

Wenn ihr den Style der Berliner mit dem der Londoner und der New Yorker vergleicht, könnt ihr Unterschiede zwischen den drei Metropolen feststellen?

Eden: „Der Style ist zurzeit in allen drei Städten ziemlich ähnlich, wobei er ursprünglich vermutlich aus London kommt. Ich würde ihn als kreativen, exzentrischen Mix and Match-Vintage-Look bezeichnen. Ich mag es, wenn sich Menschen durch ihre Kleidung ausdrücken, sich individuell kleiden und bestimmte Klamotten nicht nur tragen, weil sie gerade Trend sind. In Berlin sieht man viele ausgefallene Looks, die mich inspirieren und mich darin bestätigen, ebenfalls verrückte Outfits zu tragen.“

Zu guter Letzt, was sind eure Ziele und was steht als nächstes an in den kommenden Monaten?

David: „Wir wollen dieses Jahr, wahrscheinlich mit unserer Big Band, auf jeden Fall noch auf Deutschland-Tour gehen – jetzt, wo das Album draußen ist und die Leute unsere Texte hoffentlich bald mitsingen können. Im Oktober releasen wir ‚Impossible Dreams’ in Australien und UK soll dann wahrscheinlich Anfang 2012 folgen.“

Eden: „Mehr Musik, mehr Babys – ich würde sagen, das sind generell unsere Ziele (lacht).“

Dann viel Erfolg dabei und besten Dank für das Interview!

Kristina Arens