„Man darf nicht allzu sehr um seine Wirkung bemüht sein“

  /  29.09.2012

Max von Pufendorf spielt zurzeit die Hauptrolle des David Heller in der Serie „Auf Herz und Nieren“. Im Interview im Café Savigny in Berlin erzählt der 36-Jährige Anekdoten vom Set, verrät, warum er sich mal als „James Dean für Arme“ gesehen hat und was er neben der Schauspielerei für verborgene Talente hat.

Max von Pufendorf

Max von Pufendorf und Redakteurin Kristina Arens

Im Berliner Café Savigny trifft unsere Redakteurin Kristina Schauspieler Max von Pufendorf zum Interview. Dem einen oder anderen ist der 36-Jährige sicherlich ein Begriff – aus Serien wie „Tatort“, Kinofilmen wie „Crazy“, „Buddenbrooks“ und „Offroad“ oder eben aus der neuen Serie „Auf Herz und Nieren“, in der er die männliche Hauptrolle spielt. Max’ Anfänge liegen im Theater, wo er irgendwann auch sehr gerne wieder hin möchte, erzählt er. Während des unterhaltsamen Gesprächs verrät er außerdem, was ihn und David Heller unterscheidet und warum er bald nackt auf Youtube landen könnte. Zwischendurch wurde das Interview übrigens kurz unterbrochen, weil witzigerweise Max’ Serienkollegin Stefanie Stappenbeck, die die weibliche Hauptrolle spielt, zufällig im Café auftaucht.

Max, was hat dich an der Rolle des David Heller überzeugt?

„Es gibt wenig Fernsehmacher, die sich trauen, eine Figur zu entwickeln, die so ‚sperrig’ ist wie David Heller. Auf den ersten Blick ist er ja ein ziemlicher Schnösel und alles andere als sympathisch, das ist das Interessante. Seine Amplitude ist sehr hoch und es macht Spaß, seine vielen Probleme abzuarbeiten. Und dann kommt auch noch der komödiantische Faktor hinzu.“

Gibt es Parallelen zwischen dir und deiner Serienrolle? Ich habe schon gelesen, dass du dich sozial intelligenter einschätzt als David…

(lacht) Das stimmt, das ist das einzige, das ich mir zugesprochen habe, dafür ist David generell viel intelligenter als ich. Was wir eventuell gemeinsam haben, ist die hohe Fettnäpfchenquote, ansonsten sind wir ziemlich unterschiedlich. David kann Dinge zum Beispiel viel besser auf den Punkt bringen, ich nicht, wie man vielleicht noch an meinen Antworten merken wird (lacht).“

Erzähl uns doch eine unterhaltsame Anekdote vom Set.

„In der ersten Folge hat David, mal wieder, Sex, diesmal im Porsche auf einem Neuköllner Parkhausdach und zwischendurch muss er bei Minus 20 Grad nackt zum Geldautomaten flitzen. Erst bei zweiten Take habe ich gemerkt, dass die Stadtbibliothek neben dem Parkhaus an der Seite eine riesige Fensterfront hat und bereits diverse Leute mit gezückten Handys an der Scheibe standen – zum Glück habe ich bis jetzt noch kein Video auf Youtube entdeckt (lacht).“

In einem Interview zum Film „Offroad“ mit Nora Tschirner und Elyas M’Barek hast du gesagt, dass du es gut findest, nicht den „Love Interest“ zu spielen – bei „Auf Herz und Nieren“ ist deine Rolle nun genau der…

„Das stimmt, aber es kommt immer drauf an, wie die Figur geschrieben wurde – bei vielen ‚Love Interest’-Rollen ist es so, dass die Figur zu weichlich ist und jedem gefallen muss. Bei David Heller ist das anders, er trifft viele unpopuläre Entscheidungen, zum Beispiel als er einen Junkie aus dem Methadonprogramm wirft, weil er zweimal betrogen hat. Ich finde, man darf in solch einer Rolle nicht um seine Wirkung – gerade auf die Frauenwelt – bemüht sein, dann hat man direkt verloren.“

Legst du denn privat viel Wert auf die Meinung anderer oder machst du dein eigenes Ding?

„Ich denke, da muss ein Gleichgewicht herrschen. Jeder der sagt, er zieht ausschließlich sein eigenes Ding durch, kann das nicht wortwörtlich meinen. Es gibt ein Märchen, in dem ein Mann seinen Schatten an den Teufel verkauft und so immer mehr vereinsamt. Es fehlt ‚das Licht von außen’, das, was die Leute in einem sehen – ich glaube, das kann man ganz gut auf diese Frage übertragen.“

Gerade ging es kurz um die Frauenwelt – David Heller will eigentlich als plastischer Chirurg arbeiten. Wie stehst du privat zur „Schönheitschirurgie“?

„Berührungsängste habe ich da überhaupt keine und ich kann es absolut verstehen, wenn sich Menschen operieren lassen, weil sie etwas wirklich stört! Schade ist es nur, wenn Leute es mit den Operationen übertreiben und nicht zu ihren Ecken und Kanten stehen können.“

Bist du selbst eitel?

„Glaub’ keinem Schauspieler, der sagt, er sei es nicht. Ich denke, es gibt niemanden, der sich keine Gedanken darüber macht, wie er rüberkommt, wenn er auf die Bühne geht oder vor der Kamera steht. Und auf mein Äußeres bezogen… ja, schon auch irgendwie.“

Du hast schon verschiedenste Rollen gespielt, darunter einen Depressiven, einen Transvestiten, einen Marineoffizier – schaust du dir alle Filme/Serien, in denen du mitspielst, auch selbst an?

„Auf jeden Fall! Ich glaube, das ist sehr wichtig, um daraus zu lernen. Es gab auch schon einige schauspielerische Leistungen meinerseits, bei denen ich nach dem Anschauen ziemlich lange ziemlich schlechte Laune hatte (lacht). In meinen Anfängen als Schauspieler habe ich in einer ARD-Serie eine Szene gespielt, in der ich den Gang entlang laufen musste und zwei tuschelnde Mädels sich zuflüstern mussten, wie süß ich sei – damit wären wir auch wieder beim Thema ‚Love Interest’. Diese Szene ist mir heute noch unangenehm: Ich bin den Gang entlang gelaufen als hätte ich Hämorrhoiden und machte irgendwie auf James Dean für Arme (lacht).“

Gibt es Schauspieler, die du als Vorbild siehst?

„Da gibt’s einige. Als erstes fällt mir Greg Kinnear ein, der in ‚Little Miss Sunshine’ den Vater spielt, aber auch viele deutsche Schauspieler wie Christoph Waltz, Stefan Kurt oder Heino Ferch finde ich super.“

Wenn gerade mal nicht gedreht wird, gibt es ja einige, die in eine Art Loch fallen – hast du das auch schon mal erlebt?

„Das kann ich nicht ganz nachvollziehen, es ist doch purer Luxus, mal frei zu haben. Meine Mutter hat mir früher schon eingebläut: ‚Langeweile gibt es nicht, Kind!’ Wenn ich das nächste Mal frei habe, weiß ich schon genug Dinge, die ich machen möchte: Mit Familie durchs herbstliche Sanssouci, Sport, Bücher lesen, eine Weintour durch die Pfalz und ich würde gerne mal einen kompletten Tag ins Neue Museum gehen, zwischendurch dort Kaffee trinken, danach ins Hotel de Rome auf die Terrasse für einen Aperitif, anschließend ins Kino oder Theater und zum Schluss mit Familie und Freunden essen gehen – ein gelungener Tag.“

Du spielst Gitarre und Cello – singst du auch?

„Wie die meisten Schauspieler mache ich das tatsächlich, aber eher im Privaten. Ich habe schon mal was mit einem Freund, der bei Clueso spielt, gemacht und würde total gerne mal Texte schreiben, aber bis jetzt ist bei mir noch nichts Brauchbares bei rumgekommen (lacht). Die Musik ist aber auch etwas, mit der ich mich gerne mal wieder beschäftigen würde, wenn ich frei habe. Vielleicht bringe ich ja in Zukunft parallel zu meiner Autobiografie auch mein erstes Album heraus (lacht).“

Abgesehen davon – was dürfen wir als nächstes von dir erwarten? Leider sind die Quoten von „Auf Herz und Nieren“ bislang ja nicht auf dem erwarteten Niveau, es wird hoffentlich trotzdem eine weitere Staffel geben?

„Ich stecke gerade in den Vorbereitungen für einen Sat1-Film, in dem ich eine Doppelrolle und im Zuge dessen zum ersten Mal eine Frau verkörpere. Gerade bin ich noch mit Text lernen beschäftigt, als nächstes muss ich mir dann unter anderem überlegen, was ich der Dame für eine Stimme gebe. Ob es eine zweite Staffel gibt, wissen wir noch nicht, ich würde es mir sehr wünschen! Vor allem weil die Leute, die bei der ersten Folge eingeschaltet haben, auch bei der zweiten dran geblieben sind, was schon für die Serie spricht. Und ich würde sehr gerne die Rolle des David Heller weiter spielen und ausbauen.“

Vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens