„Man baut schnell eine persönliche Beziehung auf“

  /  27.11.2013

Der Fitnesstrainer der Promis, David Kirsch, kooperiert mit McFit und hat im Zuge dessen einen Abstecher nach Berlin gemacht. Im Interview geht es um seine Töchter, Ausreden, Barbara Becker, Sport-BHs und – klar, als „Master of the Ass“ – den Po.

David Kirsch

David Kirsch beim Training

David Kirsch mit Redakteurin Kristina Arens

Schauspielerinnen, Models & Co. kriegen bei ihm ihr Fett weg, Heidi Klum hatte dank ihm kurz nach der Schwangerschaft wieder Modelmaße – David Kirsch, so called Fitnessguru aus New York. McFit bringt seine Trainingsmethoden nun auch nach Deutschland, in Form von Cybertraining. Auf den Dächern über New York wurden Trainingseinheiten mit dem Personal Trainer gefilmt, der eigentlich Jura studiert und als Anwalt gearbeitet hat, die Kursteilnehmer nun auf großen Leinwänden zu sehen bekommen und nach denen sie trainieren. Bei seinem Deutschland-Besuch vor wenigen Tagen war dann auch Zeit für ein Interview – im Fitnessstudio natürlich, aber für unsere Redakteurin Kristina Arens Gott sei Dank ohne spontane Sporteinlage.

David, wenn du eine Person das erste Mal siehst, „scannst” du sie direkt? Siehst du auf einen Blick, wo sie ihre…?

„Ja! In den letzten 25 Jahren habe ich einfach einen Blick dafür bekommen, wer wo seine Stärken und wo seine Schwachstellen hat. Da lässt sich ein ‚Scan’ nicht vermeiden.“

Was hast du gedacht, als du mich „gescannt“ hast?

„Dass du eine schöne Frau und gut in Form bist – und offensichtlich trainierst! War das die richtige Antwort (lacht)? Aber…“

Aber?

„Es gibt immer ein Aber. Wenn ich dich fragen würde, würdest du an mir sicherlich auch eines finden. Wenn du kurz aufstehst, gebe ich dir den Million Dollar-Look (lacht).“
 
[Hätte ich nach meiner Anmeldung im Fitnessstudio vor zwei Jahren doch mal weniger nach dem Motto „Mehr Schein als Sein“ gelebt.]

„Wie gesagt, du bist sehr gut in Shape. Ich würde aber gerne etwas definiertere Oberschenkel sehen. Nicht dünner! Definierter… Was mich auszeichnet ist, dass ich die Stärken und Schwächen am Körper einer Person auf einen Blick erkenne und meine Übungen dann genau darauf ausrichte, genau auf den jeweils entsprechenden Körper.“

Wo schaust du zuerst hin?

„Ich schaue natürlich immer zuerst ins Gesicht, Augen sind mir sehr wichtig. Ich wurde zu zu viel Respekt erzogen als dass ich als erstes auf den Körper schauen würde, aber ganz kurz nach dem Gesicht folgt der Body.“

Du stehst jeden Morgen um 5 Uhr auf – und dann? Hast du auch Hobbys, die nichts mit Sport zu tun haben?

„Genau, dann habe ich etwa eine Stunde Zeit für mich, bevor meine beiden Töchter aufwachen. Ich bin allein erziehender Vater von vierjährigen Zwillingen, zählt das als Hobby? Das füllt meine Tage schon ziemlich. Ansonsten lese und reise ich aber auch sehr gerne.“

Du hast mal gesagt, jeder gute Trainer weiß, dass das körperliche Training mit einer Person immer auch etwas Therapeutisches hat. Erzählen dir deine Klienten ihre Probleme – wie man es den Kunden beim Friseur nachsagt?

„Man baut schnell eine sehr persönliche, intime Beziehung auf. Du zum Beispiel bist gerade aufgestanden und hast mich dich begutachten lassen, dabei kennen wir uns gar nicht. Würde dich ein fremder Typ in einer Bar fragen, ob du dich mal vor ihm drehen kannst, würdest du ihm wahrscheinlich eine Ohrfeige verpassen oder ihm deinen Drink ins Gesicht kippen (lacht). Meistens erfahre ich in der ersten Trainingsstunde die Dinge, die die Person aus dem Gleichgewicht gebracht haben, sei es die Arbeit, eine Beziehung… Mein erstes Buch hieß ‚Sound mind, sound body’, in dem geht es darum, die Psyche in das körperliche Training einzubinden.“

Apropos Bücher, du hast ein komplettes Buch ausschließlich über den Hintern geschrieben; Karolina Kurkova hat dich mal „Master of the Ass“ genannt. Kannst du ein paar effektive Übungen für einen Knackpo nennen?

„Es gibt keinen Po, den ich nicht in Form bringen kann – mit Übungen wie Sumo und Reverse Crossover Lunges, Pliet Toe Squats… Für Details schaut man am besten direkt in mein Werk (grinst).“

Was müsste passieren, dass es einen Tag gibt, an dem du nicht trainierst? Gibt es solche Tage überhaupt?

„Ich höre auf meinen Körper. Nachdem ich zum Beispiel gestern hierher geflogen bin, wusste ich, dass ich danach erst einmal 30 Minuten im Fitnessstudio brauche. Grundsätzlich trainiere ich fünf Tage pro Woche, am Wochenende halten mich dann meine Mädchen auf Trab, mit Eislaufen, Schwimmen oder Tennis spielen. Aber es ist ja auch schon eine Art von Training, die Treppe statt den Aufzug zu nehmen…“ [Letzteres mache ich nie]

Einer deiner Tipps ist es, Sport in seinen Alltag zu integrieren, wie der Gang zum Supermarkt. Welche Entschuldigung würdest du gelten lassen, um einen Tag lang keinen Sport zu machen?

„Keine (lacht).“

Du hast ja schon diverse Ausreden wie „Mein Hund hat meine Sneakers gegessen“ oder „Ich habe meinen Sport-BH vergessen“ gehört. Seitdem hast du immer eine Tasche mit Ersatzklamotten dabei, stimmt das?

„In meinem Club in New York habe ich wirklich alles in jeglichen Größen, Farben und Formen.“

Schlägt ein David Kirsch denn auch mal über die Stränge? Auf Geburtstagsfeiern, an Weihnachten oder Silvester?

„Ich liebe gutes Essen und ich esse viel davon. Da ich viele Kalorien verbrenne, kann ich auch verhältnismäßig viele zu mir nehmen. Gestern Abend hatten wir zum Beispiel ein hervorragendes Steak-Dinner mit Broccoli und Blumenkohl; auf einer Party trinke ich auch mal ein Glas Champagner oder Wein. Aber eben alles in Maßen. Und ich achte immer darauf, genug Wasser zu trinken, das ist ganz wichtig.“

Eine Trainingsstunde bei dir kostet normalerweise 350 Euro, ist das noch aktuell? McFit startete jetzt das Cybertraining – dafür wurden Filme mit dir in New York gedreht, die nun in den Kursräumen laufen. Was sind die Vor- und Nachteile?

„Ich glaube, mittlerweile ist es noch etwas teurer (lacht). Nachteile gibt es keine, außer, dass ich natürlich niemanden direkt vor Ort verbessern kann. Aber ich erreiche viel mehr Menschen! Wenn ich es richtig im Kopf habe, bin ich mit dem Cybertraining nun in 40 Fitnessstudios vertreten. Hast du gerade mitbekommen als eine Dame zu mir kam, mich fragte, ob ich wirklich David Kirsch sei und dass mein Cybertraining-Kurs immer der vollste ist? So etwas zu hören macht einen natürlich stolz und ist die Belohnung für 25 Jahre Arbeit.”

Das habe ich mitbekommen, sehr süß war das! Ich habe gelesen, du würdest deiner Tochter nicht erlauben, Model zu werden, da das ganze Wertesystem falsch sei. Kannst du das noch mal erklären?

„Ich wurde schon öfter auf der Straße angesprochen, ob meine beiden Töchter nicht modeln wollen – jetzt würde ich ihnen das auf keinen Fall erlauben, sie sind ja erst vier Jahre alt. Sie könnten viel Geld machen und es gibt genug Leute um mich herum, die genau dies mit ihren Kindern tun, ich möchte ihre Kindheit aber gerne schützen. Sollten sie sich später für diesen Weg entscheiden, wäre ich für sie da. Manchmal finde ich es einfach erschreckend, junge Mädchen zu sehen, mit 14, 15 Jahren, die niemanden an ihrer Seite haben, der sie leitet, der sie angemessen berät und auf sie aufpasst. Wenn es um meine Kinder geht, werde ich sehr beschützerisch, wie ein Wasserbüffel, sogar Löwen halten sich meist fern von ihnen (lacht).“

Gibt es einen Promi, mit dem du gerne mal trainieren würdest? Einen deutschen vielleicht?

„Mit ziemlich vielen internationalen Celebrities habe ich dies ja schon getan – Julia Roberts, Kate Upton, Liv Tyler, Naomi Campbell, Anne Hathaway… Ein deutscher Promi… Was glaubst du, wer Training braucht? Who needs to be Kirsched (lacht)?“

Ich meinte eher, weil es Spaß machen könnte, mit dieser Person zu trainieren, weniger, weil sie es nötig hat…

„Mit Barbara Becker.“

Neben dem Cybertraining – was können wir künftig von dir erwarten?

„Ich arbeite an zwei neuen Büchern, die Kooperation mit McFit soll weiter ausgebaut werden, Fernsehauftritte stehen an – und Single Vater zweier Töchter zu sein, ist definitiv ein Fulltime Job.“

Vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens