„Loyalität ist das wichtigste!“
/ 10.07.2015Freundschaften, die erste Liebe, Abkapslung – Cara Delevingne, Nat Wolff & John Green sprechen passend zum neuen Film „Margos Spuren“ über ihre Jugend, Bauch- oder Kopfentscheidungen und Streiche. Cara verrät zudem einiges über ihr Modelleben…
Eigentlich waren Cara Delevingne, Nat Wolff und John Green in Berliner Soho House, um in Interviews über ihren neuen Film „Margos Spuren“, im Original „Paper Towns“, zu sprechen. Cara ist neben der Schauspielerei als Model so ziemlich aller Highclass Brands und als Werbeikone von Zalando – ja, das Mädchen, das versucht, deutsche Städtenamen richtig auszusprechen – in aller Munde. Nat heftete bereits als Kind Schilder mit der Aufschrift „I want to be a child actor!“ an seine Tür. Hat geklappt. Zuletzt war er in „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ an der Seite von Shailene Woodley zu sehen. Außerdem schreibt er Songs, seit er fünf Jahre alt ist. John Green, Schriftsteller und Videoblogger, lieferte die Buchvorlage zu „Margos Spuren“ und auch schon zu „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“. Genug Gesprächsstoff für ausführliche Interviews hätte es also gegeben. Wegen akuter Zeitverzögerung – das passierte laut der Organisatoren zum letzten Mal mit Mel Gibson vor 17 Jahren – mussten diese dann allerdings vorzeitig unterbrochen und alle Journalisten spontan gemeinsam in ein Hotelzimmer umgesiedelt werden, für eine spontane Pressekonferenz. Ein Querschnitt der Fragen der verschiedenen anwesenden Journalisten... John, deine Bücher handeln von und richten sich an Teenager. Wie gelingt es dir, dich in die Jugend hinein zu versetzen? Diesbezüglich wirst du ja extrem viel gelobt… John: „Ich glaube, die Jugend verläuft von der Gefühlswelt her bei einem Großteil der Teenager ähnlich: Da ist diese Intensität, man verliebt sich zum ersten Mal oder denkt zumindest, man sei verliebt, man schließt Freundschaften, kapselt sich von den Eltern ab. Ich wusste nichts darüber, wie es ist, ein ‚typischer’ Teenager zu sein, als ich selbst einer war – ich war immer etwas anders, hörte nicht die gleiche Musik, wusste nicht, welche Klamotten man gerade trug… Aber diese Intensität von Erfahrungen, die war da und an die erinnere ich mich noch ziemlich gut.“ Wie war denn eure eigene Teenager-Zeit? John: „Es wird euch vielleicht überraschen, aber ich war ein Nerd.“ Nat: „Du warst…? (lacht)“ John: „… ich bin es geblieben. In der neunten Klasse war ich auf einem Goth-Trip. Ich habe nur Schwarz getragen, auch im Sommer in Florida. Als ich aufs Internat gegangen bin, war ich immer noch ein Nerd, aber dort wurde das Nerd sein irgendwie mehr gefeiert und ich habe das erste Mal richtige Freundschaften geschlossen. Ein paar dieser Momente wollte ich auch im Buch bzw. Film aufgreifen – dieses Gefühl, einfach mit seinen Freunden abzuhängen, Video Games zu spielen…“ Cara „Ich war eher der Klassenclown, auch das wird euch wahrscheinlich überraschen. Die Anführerin des Schabernacks...“ John, was ist dir wichtig, wenn ein Buch von dir verfilmt wird? John: „Wenn ich aus dem Kino komme, möchte ich die gleichen Gefühle haben, die mich das Buch hat durchleben lassen.“ Cara, du spielst in „Margos Spuren“ die Hauptrolle und man munkelte bereits, dass du deinen Fokus künftig auf die Schauspielerei legen möchtest? [Einige Tage nach der PK wurde bekannt, dass sie ihre Agentur Storm Models, bei der sie unter Vertrag war, seit sie 15 Jahre alt war, verlassen hat] Cara: „Dieses Jahr kommen fünf Filme mit mir heraus, was wirklich aufregend ist. Man hat also eigentlich gar keine andere Wahl, man muss mich als Schauspielerin sehen und akzeptieren. Ich werde schon noch weiter modeln, die Jobs und Aufträge, die ich annehme, aber reduzieren.“ Nat: „Ach, du bist Model?“ Cara: „Ich gebe vor, eins zu sein…“ John: „Nat wusste ernsthaft nicht, dass sie Model ist.“ Nat: „Ganz ehrlich, als Cara ans Set kam, kannte ich sie nicht, ich glaube, ich war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, dem das so ging. Und dann fiel mir irgendwann auf ‚Ist das nicht die, die kürzlich mit Kate Moss an meinem Haus vorbeispazierte?’“ Cara, Nat, welche Parallelen gibt es zwischen euch und euren Filmfiguren? Cara: „Als ich das Script zum ersten Mal gelesen habe, sind mir Zeilen aufgefallen, die ich tatsächlich schon mal zu Menschen gesagt habe: ‚Du liebst mich nicht’, ‚Du kennst mich nicht mal’... Dieses Gefühl, dass Leute eine ganz bestimmte Idee von dir haben... Ich habe durch den Film viel gelernt und versuche mittlerweile, in manchen Punkten aber auch, tatsächlich ein bisschen mehr so zu sein wie Margo – alles auszuprobieren, Risiken einzugehen, furchtlos zu sein, den Stier bei den Hörnern packen und sich nicht darum zu kümmern, was andere Leute denken…“ Nat: „In der siebten, achten Klasse habe ich mich sehr wie Quentin gefühlt, ich hatte zwei Freunde, mit denen ich meine komplette Zeit verbracht habe und war ebenfalls sehr romantisch, aber auch eher auf die negative, peinliche Art. Quentin durchdenkt alles, jede Entscheidung, ganz genau – aus Angst. Bei Margo ist es genau andersherum, sie ist super spontan, entscheidet aus dem Bauch heraus. Aber auch das beruht auf Angst. Wenn sich die beiden in der Mitte treffen würden…“ Cara, du hast gerade von der Idee, die Menschen von dir haben, gesprochen. Kannst du das noch weiter ausführen? Cara: „Auf Fotos beispielsweise bestehe ich zu 50% aus Photoshop, Stylisten etc., das bin nicht wirklich ich. Ich kleide mich privat extrem entspannt, Leute sagen dann immer: ‚Du siehst aus wie dieses Model, Cara Del… Cara Sowieso’; ich sage dann meistens ‚Nein nein, das bist ich nicht, die ist doch furchtbar’ (lacht).“ Habt ihr schon mal Rache an jemanden geübt, wie Margo es im Film tut, als sie erfährt, dass ihr Freund sie mit einer ihrer besten Freundinnen betrogen hat? Nat: „Nein, aber wenn, würde ich das mit dem toten Fisch im Schrank machen.“ Cara: „Weniger Rache genommen… Ich mache solche Sachen mit Menschen, die ich liebe (lacht). Jemanden zu quälen, ist die beste Art zu zeigen, dass man ihn mag. Ich habe vor drei Wochen einen Henna-Stift gekauft und einer Freundin einen Penis auf die Stirn gemalt. Ich bin einer großer Fan von Streichen.“ Was macht für dich eine gute Freundschaft aus und würdest du dich selbst als gute Freundin bezeichnen? Cara: „Loyalität ist für mich eine der wichtigsten Sachen auf der Welt. Ich würde für meine Freunde vors Auto springen, wenn es sein müsste. Wenn ich einmal Vertrauen in jemanden habe und mir eine Person nahe steht, kann man sich auf mich verlassen, immer.“ Ist es schwer, in deinen Berufen echte Freundschaften zu schließen? Cara: „Es war leichter, als ich noch mehr gemodelt habe, auf den Fashion Weeks zum Beispiel trifft man sich ja immer wieder. Aber ich sehe meine ‚Modelfreundinnen’ trotzdem noch regelmäßig, gerade in diesem Business ist es sehr wichtig, Freunde zu haben. Viele Menschen denken immer, im Modelbusiness seien alle Konkurrentinnen, aber es ist viel eher so, dass man sich für die andere freut, auch wenn das bedeutet, dass man den einen Job selbst nicht gekriegt hat. Ich habe aber auch noch viele Freunde aus der Schulzeit.“ Könntet ihr euch in eure jeweiligen Filmfiguren auch im echten Leben verlieben? Cara: „Wahrscheinlich schon. Ich könnte niemanden daten, der wie ich ist, wir würden uns irgendwann umbringen. Ich brauche jemanden, der das Gegenteil von mir ist…“ Nat: „Was Quentin im Film so toll an Margo findet, ist, dass sie alles ist, was er nicht ist.“ Cara: „Genau darum geht es doch bei der Liebe. Jemanden zu finden, der das Yin zu deinem Yang ist (lacht).“ Cara, was war das Verrückteste, das du je für die Liebe getan hast? Cara: „Ich habe extrem weite Fahrten auf mich genommen, um jemanden gerade mal einen Tag zu sehen. Viele Liebesbriefe habe ich geschrieben. Gedichte. An Menschen, die vorher nicht wussten, wie ich für sie fühlte. Ich war allerdings selten ‚erfolgreich’. Mittlerweile kaufe ich Menschen, die ich liebe, gerne Schmuck. Sich Liebe erkaufen, das funktioniert wenigstens (lacht).“