„Langweilig kann jeder…“

  /  26.07.2018

Illustratorin Romina Rosa macht gemeinsame Sache mit dem Label Creightivist. Im Interview verrät sie, was das Besondere an der Marke ist, was es mit ihrem „inneren Kreativwecker“ auf sich hat und warum sie sich gerne mit gesellschaftskritischen Themen befasst…

Romina Rosa

Bei der jungen Marke Creightivist könnt ihr mithilfe eines Konfigurators euren eigenen Schuh designen und dafür entweder selbst Designs hochladen oder die bestehenden Motive des Labels zu euren eigenen machen. Nun hat die Marke Illustratorin Romina Rosa, mit echtem Namen Romina Birzer, für eine Kooperation gewinnen können.  Ihre ausgefallenen Illustrationen könnt ihr auf eure Schuhe bringen und ihnen zudem eure eigene Note verpassen, indem ihr weitere Optionen im Konfigurator nutzt. Als junge Illustratorin hat Romina Rosa schon einige Erfolge verzeichnen können. Ihre sozialkritische Masterarbeit „Faunas Frucht“ über den heutigen Fleischkonsum konnte in kürzester Zeit einige Designpreise abräumen. Ihr ganz eigener Stil verschaffte ihr außerdem eine Zusammenarbeit mit der Elbphilharmonie in Hamburg. Was sie sonst noch erreicht hat, wie es zur Zusammenarbeit mit Creightivist kam und warum Rosa ihre Geheimwaffe ist, verrät sie im Interview.

Romina, wie kam es zur Zusammenarbeit mit Creightivist und was hat dich an der Marke überzeugt?

„Der Kontakt zu Creightivist ist durch meinen Job bei bueroparallel – einer Würzburger Agentur für digitale Medien – entstanden. Dort haben wir die Website und den Konfigurator für Creightivist gestaltet und umgesetzt. Dann kam Creightivist mit der Idee, Künstler und Illustratoren mit ins Boot zu holen und ich war sofort begeistert. Kunst und Mode zusammen – da kann nur etwas Gutes bei rum kommen. Und das wirklich Tolle an Creightivist ist, dass es unendlich viele Möglichkeiten und damit totale Gestaltungsfreiheit für jeden gibt.“

Wie entstehen deine Illustrationen? Wie gehst du vor?

„Kreativ Arbeiten ist für mich manchmal nicht ganz leicht. Ich kann mir nicht einfach sagen ‚So, heute haust du mal eine hammermäßige Illustration raus‘. Ich muss warten, bis mein innerer Kreativwecker klingelt und mir sagt, dass es JETZT Zeit ist, loszulegen. Das kann auch mal ein paar Tage dauern. Wenn es dann klingelt, suche ich zum Beispiel im Internet nach Inspiration und wähle mir ein gutes Hörbuch aus, das zu meiner Stimmung passt. Dann kann es losgehen.“

Wie hast du die Designs für Creightivist ausgewählt?

„Ich habe versucht, Motive zu wählen, die nicht so alltäglich sind und vielleicht ein bisschen aus der Reihe tanzen. Langweilig kann jeder.“

Mit welchen Themen befasst du dich für deine Illustrationen und warum?

„Wenn ich nicht gerade für einen Kunden mit festem Thema arbeite und Zeit dafür habe, freie Illustrationen zu machen, dann beschäftige ich mich am liebsten auf eine sarkastische Art mit gesellschaftskritischen Themen. Ich finde Kunst in Kombination mit Witz an der richtigen Stelle ist ein wunderbares Sprachrohr, um auf Missstände hinzuweisen oder sich einfach mal etwas von der Seele zu malen. Es erreicht die Menschen auf einer ganz anderen Ebene als zum Beispiel das Statement eines Politikers.“

Du hast als Illustratorin schon für verschiedenste Unternehmen gearbeitet, unter anderem hast du das Cover für „Here I am“ von Andreas Kümmert entworfen. Wie unterscheidet sich dein Vorgehen beim Illustrieren für Schuhe wie bei Creightivist von dem Prozess bei Unternehmen aus anderen Bereichen als dem Fashion-Bereich?

„Bei Creightivist habe ich als Künstler das große Glück, total frei zu sein. Für meine Motive gab es bis auf das Format überhaupt keine Vorgaben, was natürlich Traumbedingungen für jeden Kreativen sind. Bei den meisten anderen Kunden sind die Richtlinien sehr viel strikter und das Ergebnis damit auch viel vorhersehbarer.“

Creightivist-Käufer können sich deine ausgefallenen Illustrationen über den Konfigurator auf ihren Schuh drucken lassen, diesem zusätzlich aber auch ihre eigene Note verleihen, indem sie weitere Optionen im Konfigurator nutzen. Fällt es dir als Künstlerin schwer, deine Werke damit sozusagen in andere Hände zu geben?

„Überhaupt nicht! Ich finde es total spannend zu sehen, wie die Menschen mit meinen Bildern umgehen. Viele Illustrationen lassen Spielraum für individuelle Interpretationen und so kann für mich eine ganz neue Facette eines Bildes zum Vorschein kommen, indem ein Creightivist-Kunde zum Beispiel einen Text oder ein Symbol dazu kombiniert, das ich gar nicht damit in Zusammenhang gebracht hätte.“

Deine Bilder sind bunt, laut, frech und manchmal ziemlich rosa. Warum gerade Rosa und wie hat sich dein Stil generell entwickelt?

„Ich glaube die Entwicklung des eigenen Zeichenstils beginnt mit dem ersten Strich im Kleinkindalter. Ich wollte bis zu meiner Bachelorarbeit immer alles möglichst perfekt zeichnen, also etwa eine Linie möglichst gerade, einen Kreis möglichst rund. Das fand ich immer sehr anstrengend und mühsam, aber ich hatte diese Anforderung für mich so im Kopf. Während meiner Abschlussarbeit habe ich dann aber mal angefangen, etwas zu experimentieren und habe gemerkt, dass es viel interessanter aussieht, wenn nicht alles wie glattgebügelt wirkt. Ein krummer Strich hat viel mehr Charakter, Aussagekraft und Wiedererkennungswert als eine strikte, gerade Linie. Als ich das erkannt habe, war ich wie befreit und feiere seitdem die Imperfektion in meinen Bildern! Rosa ist für mich auf Bildern einfach die schönste Farbe. Manchmal, wenn ich etwas zeichne und es gefällt mir nicht richtig, füge ich etwas Rosa hinzu und schon gefällt es mir besser. Rosa ist meine persönliche Geheimwaffe!“

„I prefer drawing to talking. Drawing is faster and leaves less room for lies.“ Dieses Zitat des Architekten Le Corbusier findet man unter anderem auf deine Website. Inwiefern trifft dieses Zitat auf dich zu? 

„Das Zitat habe ich gewählt, weil es mich eigentlich ganz gut beschreibt. Ich muss nicht jeden Tag auf eine Party gehen und von vielen Menschen umgeben sein; manchmal finde ich es viel schöner, alleine zu Hause zu sein und etwas Tolles zu zeichnen. Außerdem finde ich es sehr viel leichter, ein Gefühl durch ein Bild auszudrücken, als durch Sprache. Getreu dem Motto ‚ein Bild sagt mehr als tausend Worte‘.“

Was für ein Gefühl ist es, Jungs und Mädels mit deinen Illustrationen auf ihren Schuhen auf der Straße zu sehen? Welche Gedanken gehen dir dabei durch den Kopf?

„Bisher ist das zwar noch nicht passiert, aber wenn es soweit ist, würde ich sicherlich zwei Mal hinschauen müssen, um es zu glauben. Ich empfände das schon als eine kleine Ehre, da sich die Person wahrscheinlich bis zu einem gewissen Grad mit dem ausgewählten Motiv identifizieren kann und das Bild so gut findet, dass sie es jeden Tag spazieren tragenmöchte.“

Gibt es ein Ziel, das du mit deinen Illustrationen hast, bei dessen Erreichen du sagen würdest „Jetzt habe ich alles geschafft!“?

„So ein finales Ziel kann es für mich nicht geben, da sich die Ansprüche, die man an sich selbst hat, dauernd ändern und mit zunehmender Berufserfahrung auch immer weiter steigen.“

Vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens