„Je älter, desto besser!“

  /  04.06.2013

Das vierte Album von 30 seconds to mars ist gerade erschienen. Im Interview im Berliner Soho House verraten Jared und Shannon Leto sowie Tomislav „Tomo“ Miličević, wie sie mit Druck umgehen, warum Veränderung etwas Gutes ist und ob man wieder mit 311 Konzerten rechnen kann.

v.li.: Tomo, Jared und Shannon

30 seconds to mars mit Redakteurin Kristina Arens

Euer neues Album heißt „Love, lust, faith + dreams“ – Jared, du hast in einem Interview gesagt, dass „dreams“ für dich das wichtigste dieser vier Worte ist, wenn du dich entscheiden müsstest. Warum?

Jared: „Ja, das habe ich allerdings eher gezwungenermaßen gesagt, ich hätte auch eines der anderen nennen können… Eigentlich sind sie alle gleich wichtig – wie Erde, Wind, Wasser und Feuer – deshalb kommt auch in jedem Song auf dem Album mindestens eins der Worte mindestens ein Mal vor.“

Eine CD Kopie eurer ersten Singleauskopplung „Up in the air“ wurde mit der NASA ins All geschickt und dort das erste Mal abgespielt. Wer von euch kam denn auf diese ausgefallene Idee?

Jared: „Ich finde es total interessant, dass das so viele Menschen wissen möchten – kaum jemand hat gefragt ‚Was eine coole Idee! Wie war das für euch?’, alle stellen diese spezifische Frage nach dem Ideengeber…“

Ist ja auch nahe liegend, dass man bei solch einer ungewöhnlichen Idee wissen möchte, in wessen kreativem Kopf sie entstanden ist, oder?

Jared: „Stimmt… In meinem. Ich wollte einfach mal etwas anderes machen, etwas Außergewöhnliches, was noch keiner vorher gemacht hat. Und die Single ins All zu schicken statt sie ganz normal im Radio, Fernsehen oder ähnlichem zu veröffentlichen, war definitiv etwas Außergewöhnliches. Der Titel bot sich ja auch an.“

30 seconds to mars wurde 1998 gegründet – wie würdet ihr die Entwicklung der Band während der letzten 15 Jahre in wenigen Worten zusammenfassen?

Tomo: „Ich würde sagen: Je älter, desto besser.“

Jared: „Wie bei einem guten Käse...“

Mit eurem letzten Album „This is war” habt ihr es mit der längsten Tour mit 311 Konzerten in 60 Ländern ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. In einem Interview habe ich gelesen, dass Stress und Druck durchaus etwas Gutes sein können, seht ihr das alle so? Wie hoch ist der Druck gerade nach so einer Aktion, dass ein neues Album auch wieder gut ankommen muss?

Shannon: „Druck kann schon etwas Gutes sein, muss es aber nicht. Und bei diesem Album haben wir glücklicherweise sehr wenig davon gespürt – beim letzten war das anders, da wir damals ja den ganzen Stress wegen des Rechtsstreits mit unserem Label Virgin Records um die Summe von 30 Mio. Dollar hatten… Bei diesem waren wir, vor allem im Vergleich, ziemlich entspannt.“

Tomo: „Man denkt auch nicht groß darüber nach, wie ein Album ankommt – man lässt sich einfach vom Moment inspirieren und die Dinge ihren Lauf nehmen. Genauso ist es auch mit der Tour. Wir haben noch keinen Plan, wie viele Konzerte wir diesmal spielen werden. Wir haben uns zwar gesagt, dass wir nicht noch mal über zwei Jahre unterwegs sein werden – aber ich wette: Wahrscheinlich werden wir das.“

Apropos Fans, ich habe auf eurer Facebook-Page ein Foto eines abgeschnittenen Ohrs gesehen, das euch ein Fan geschickt haben soll?!

Shannon: „Wir wissen immer noch nicht, ob es von einem Mann oder Frau stammt, es war auf jeden Fall sehr strange. Aber die Polizei hat gesagt, wir dürfen nicht darüber reden…“

Jared, du bist ziemlich wandelbar, was dein Äußeres angeht: Für deine Filme hast du schon öfter extrem viel ab- und dann wieder zugenommen und in deinem nächsten Film „The Dallas Buyers Club“ spielst du eine transsexuelle Frau. Aber auch privat scheinst du deinen Look ziemlich gerne zu ändern – was reizt dich daran?

Jared: „Ich mag Veränderung und etwas Neues zu entdecken generell, das macht einfach Spaß und macht das Leben aufregend. Ich denke auch nicht groß darüber nach, sondern tue es einfach, Haare schneiden, Haare färben, zunehmen, abnehmen…“

Neben dem Singen und Schauspielerin investierst du, Jared, in einige Firmen, Shannon ist Fotograf und du, Tomo, sollst Spezialist im Backen von Hochzeitstorten sein, stimmt das?

Tomo: „(lacht) Das entspricht so halb der Wahrheit. Ich habe das früher zu Schulzeiten mal gemacht, aber nun schon lange nicht mehr – der Fokus liegt für so ein aufwendiges Hobby viel zu deutlich auf der Band.“

Zu guter Letzt, vollendet bitte jeder noch einen der folgenden Sätze.

Wenn ich in den Spiegel gucke… sehe ich eine Art König (lacht). Nein, schreib das bitte nicht! (Shannon)

Die Person, die ich am meisten bewundere, ist… sind Menschen, die ehrlich zu sich selbst sind und zu dem stehen, was sie möchten und wie sie dies erreichen, Menschen, die sich ihrer Sache sicher sind. Menschen, die zwei Jahre nach Afrika gehen und freiwillige Arbeit machen oder auch kreative Künstler. Auf den Punkt gebracht: Realistische Träumer. (Jared)

Mein Lieblingsort auf der ganzen Welt ist… Berlin – mit seinen tollen Gebäuden, schönen Menschen und den vielen Babys. Überall sieht man Babys. Hast du auch schon Kinder? (Tomo)

Noch nicht… Ihr möchtet also Kinder?

Tomo: „Natürlich!“

Shannon: „Hey, wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt (lacht)...“

Vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens