„Ich habe mir keinen Riegel vorgeschoben...“

  /  12.03.2015

Tom Beck ist zurzeit mit seinem Album „So wie es ist“ auf Tour und machte dabei auch Halt in Berlin. Im Interview mit dem ehemaligen „Alarm für Cobra 11“-Schauspieler geht es um Urlaub, deutsche Sprache, Seelen-Striptease und Mitläufer.

Tom Beck

Redakteurin Kristina Arens mit Tom Beck

Mit fünf Jahren hat er sein erstes Instrument gelernt: Akkordeon. Es folgten unter anderem Orgel, Klavier und Gitarre, eine Ausbildung im Bereich Musical und schließlich die Schauspielerei. Tom Beck, dem Gros sicherlich durch seine ehemalige Rolle als Ben Jäger in der Serie „Alarm für Cobra 11“ bekannt, ist gerade mit seinem ersten deutschsprachigen Album auf Tour. Vor seinem Auftritt in Berlin ging es im Interview um seinen Vater, Tattoos, bewegende Moment und die Frage, womit man den 37-Jährigen um den Finger wickeln kann.

„Fort von hier“ heißt deine aktuelle Single. Welches Reiseziel steht denn als nächstes auf deiner Liste? Thailand hast du dir ja dieses Jahr schon erfüllt, was war das schönste oder einprägsamste Erlebnis dort?

„Ich habe dort einfach so im Wald einen Elefanten gesehen, was einem ja nicht unbedingt jeden Tag passiert, das war schon ein Highlight. Mein nächstes Wunschreiseziel ist definitiv Döbeln, morgen spiele ich dort und wer wollte nicht immer schon mal dort hin (lacht)?! Aber ernsthaft, zurzeit bin ich jeden Tag unterwegs, deshalb habe ich gerade kein wahnsinniges Fernweh, sondern freue mich eher, wenn ich mal wieder ein paar Tage zu Hause bin.“

Als du angefangen hast, deutsche Songs zu schreiben, hast du gemerkt, dass du deine eigene Form der Ausdrucksweise in dieser Sprache noch nicht ganz gefunden hast. Nachdem du dich nun zwei Jahre intensiv damit beschäftigt und auch mit Co-Writern zusammengearbeitet hast – was unterscheidet dich von anderen Künstlern, die auf Deutsch singen? 

„Ich wollte einfach meine Persönlichkeit in den Texten transportieren. Ein Jan Delay, Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer oder Marius Müller-Westernhagen hebt sich allein schon durch seinen Style gewaltig ab, die kann man nicht kopieren. Wenn man aber merkt, dass man trotzdem irgendwie ähnlich schreibt, ist das nicht authentisch. Ich bin jetzt hoffentlich eigenständig in meiner Art.“

Die Themen in deinen Songs haben ihren Ursprung bei dir, werden dann aber fiktional weitergesponnen. Gibt es Topics, über die du generell nicht singen würdest, weil sie dir vielleicht einfach zu privat sind? 

„Eigentlich nicht, ich habe mir keinen Riegel vorgeschoben, was Gefühle oder Emotionen betrifft. Ich finde es nur immer langweilig oder bin etwas peinlich berührt, wenn ich einen Künstler sehe, der sich seelisch so nackt macht und man ihm auf eine gewisse Art beim Leiden zuschaut. Ich versuche, so offen zu formulieren, dass jeder für sich eine andere Interpretation haben kann.“

Dein schärfster Kritiker ist dein Vater, habe ich gelesen – wie äußert sich das und wie wichtig ist dir seine Meinung?

„Mein Vater ist ein liebevoller Wachhund. Jetzt hat er gerade zum Beispiel gesehen, dass im Nürnberger Stadtanzeiger mit meinem zweiten Album ‚Americanized’ geworben wird, die Gegendarstellung hat er direkt in die Hand genommen. Dann schaut er immer, wo der Merch-Stand steht, sagt mir nach einem Konzert, wo das Licht schlecht war und man mich nicht gesehen hat etc. Das kann auch anstrengend sein, aber meistens hat er Recht!“

Kürzlich hast du deinen 37. Geburtstag gefeiert – alles Gute nachträglich –, wo siehst du dich in den nächsten drei Jahren?

„Danke! Allerdings eher gehabt als gefeiert, ich habe an dem Tag bewusst eine Generalprobe angesetzt, da ich nicht so der Geburtstagsfeiertyp bin. Der Nachteil war nur, dass man sämtliche Telefonate nicht beantworten konnte. An meinem 40sten werde ich aber vielleicht mal wieder die Sau rauslassen. Generell hatte ich nie Deadlines in meinem Leben, ich habe eher ein Bauchgefühl, das mir den Weg weist.“   

Du könntest dir vorstellen, auch mal in einer Jury zu sitzen, hast du in einem Interview gesagt?

„Ja, auf jeden Fall, die Show müsste aber etwas mit Musik zu tun haben – mit anderen Castingformaten tue ich mich etwas schwer – und ich muss meine ehrliche Meinung kundtun dürfen. Wenn ich jemandem nach dem Mund reden müsste, würde es schwierig. “  

Ein Fan hat sich deine Gitarre und deine Unterschrift auf den Arm tätowieren lassen – für wen würdest du dir ein Tattoo stechen lassen?

„Solche Aktionen sind etwas befremdlich, aber auch total rührend. Ich würde das für niemanden machen, von dem ich Fan bin, aber für eine Person aus meinem Umfeld vielleicht… Allerdings nicht den Namen, eher etwas, das uns verbindet.“

Nach der Tour sind auch wieder Dreharbeiten geplant? Was steht genau an?

„Im April drehe ich zwei Monate in Köln, ich habe von der Produktion allerdings einen Maulkorb bekommen. Ich kann nur auf zwei Sat1-Filme hinweisen: ‚Meine allerschlimmste Freundin’ am 17. und ‚Einstein’ am 24. März. Danach drehe ich in München einen Kinofilm, eine Männerkomödie mit Axel Stein und Milan Peschel.“

Bitte vollende die folgenden Sätze:

Der perfekte Sonntag ist für mich… „ausschlafen, frühstücken, Sport, Sauna, schlafen, essen, TV gucken, schlafen, essen… und er hat 178 Stunden.“

Ich gebe zu viel Geld aus für… „nichts.“

Meine Laune hebt… „Musik.“

Als erstes nach dem Aufwachen… „mache ich den Wecker aus.“

Der bislang gefährlichste Moment in meinem Leben war… „Da gab es einige. Mit 19 wollte ich mal in meinem kleinen 75 PS-Auto einen LKW auf der Landstraße überholen, allerdings kam mir dann ein zweiter fetter LKW entgegen... Und bei ‚Alarm für Cobra 11’ war ich im Nachhinein doch einige Male etwas leichtsinnig, beispielsweise als ich ungesichert auf einer Brücke stand, es hinter mir 30 Meter runter ging und ein Hubschrauber, der natürlich für extrem viel Wind gesorgt hat, hinter mir hochgestiegen ist – man hätte mit einer falschen Bewegung ganz leicht das Gleichgewicht verlieren können…“

Das Thema Mode ist für mich… „ein Feld, bei dem ich lange überlegen muss, was ich dazu sage (lacht). Ich finde Mode schwierig im Sinne von, dass man den Leuten vorgaukelt, man müsse jeden Trend mitmachen. Ich finde Mode dann geil, wenn man seinen Stil gefunden hat und den auch durchzieht.“ 

Mein eigener Stil ist… „Casual durch und durch. Ich bin der klassische Jeans/T-Shirt-Typ, vielleicht finde ich es deshalb auch so beeindruckend, wenn jemand einen eigenen Stil hat, der auffällt ohne jedem Trend hinterherzulaufen.“ 

Denkst du an bestimmte Trends?

„Nee, es ist generell schwierig, wenn vor allem Frauen meinen, alles mitmachen zu müssen und sich alle zwei Wochen neue Schuhe oder Klamotten kaufen.“

Ich würde die Hand ins Feuer legen für… „meine Familie und Freunde.“

Wenn ich koche, gibt es… „nichts für Gourmets.“

Zuletzt wirklich bewegt hat mich… „kürzlich ein kleines Mädchen bei einer Autogrammstunde, die ganz süß und zurückhaltend war, vor Aufregung total zitterte, sich aber riesig gefreut hat.“

Ich hätte gerne im Film ‚Pulp Fiction’ mitgespielt.

Peinlich ist mir… „vermutlich zu wenig. Unangenehm wäre es mir aber zum Beispiel, bei einer Sendung wie ‚Wer wird Millionär“ mitzumachen und dort zu versagen.“

Um den Finger wickeln kann man mich mit… „Charme.“

Auf meinem Handy als Hintergrundbild habe ich aktuell… „eine Landschaft. Moment, ich gucke mal eben… Sonne, Wolken, Meer.“

Vielen Dank fürs Interview!

Kristina Arens