„Ich habe keine Angst“

  /  19.07.2011

Sein Song „Nur noch kurz die Welt retten“ ist zurzeit in Radio und Fernsehen allgegenwärtig. Im Interview mit 1st-blue erzählt Tim Bendzko, was er getan hätte, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte, wie es war, als Support von Elton John aufzutreten und wie ihn ein Mops auf das Promi-Leben vorbereitet hat.

Tim Benzko mit Redakteurin Kristina Arens

Tim Bendzko wusste schon immer, dass er mal ein ganz Großer werden möchte. Bereits mit elf Jahren war für ihn klar, dass er irgendwann Sänger wird. Und jetzt ist es so weit: Nachdem sein Song „Nur noch kurz die Welt retten“ direkt auf Platz 12 der Charts und auf Platz 3 bei iTunes eingestiegen ist (aktuell Platz 6 der Single Charts!), startet der 26-Jährige, der seine Texte übrigens selbst schreibt, jetzt mit seinem Debütalbum „Wenn Worte meine Sprache wären“ durch. 1st-blue hat den sympathischen Berliner zum Interview in der Hauptstadt getroffen.

Tim, wenn du dein Album in drei Worten beschreiben müsstest, welche wären das?

„Schön, akustisch, deutschsprachig.“

Und thematisch? Worum geht’s?

„Das kann ich schwer eingrenzen. Ich lasse mich von so ziemlich allem, was um mich herum passiert, inspirieren und habe keine bestimmten Themen, auf die ich mich in meinen Songs konzentriere.“

Was passiert, wenn du einen Song fertig geschrieben hast? Legst du Wert auf die Meinung deiner Familie und deiner Freunde? Spielst du ihnen deine Lieder vor?

„Ich spiele einen Song als erstes meiner Band vor. Mein Manager, der mittlerweile einer meiner besten Freunde ist, bekommt ihn natürlich auch zu hören. Wenn ihm ein Song gar nicht gefallen würde, würde ich mir schon Gedanken machen. Und auf die Meinung meiner Freundin lege ich auch Wert. Alle anderen, wie zum Beispiel meine Eltern, haben die Lieder erst gehört, als sie auf CD waren. Sonst würden sie sie ja sofort an all ihre Freunde weitergeben (lacht).“

Was hörst du privat für Musik – auch mal deine eigenen Tracks?

„Privat höre ich ziemlich wenig Musik, wenn dann eigentlich nur deutschsprachige, weil ich immer mitsingen muss. Meine eigene Musik konnte ich mir anfangs ganz gut anhören, mittlerweile mache ich das aber nicht mehr – schon gar nicht, wenn andere Menschen im Raum sind. Das finde ich irgendwie unangenehm.“

Und wenn du beispielsweise feiern gehst? Welche Musikrichtung bevorzugst du?

„Ich gehe eigentlich sehr selten feiern, ich bin total langweilig (lacht). Die einzige Party, auf der ich einmal im Jahr bin, ist der Echo.“

Hast du schon Vor- oder Nachteile des Bekanntseins feststellen können?


„Bis jetzt habe ich Glück. Meine Musik kommt wirklich sehr gut an, aber auf der Straße werde ich bisher noch nicht erkannt. Ich hatte früher einmal einen Mops und wurde beim Spazierengehen von jedem angesprochen, jeder wollte den Hund streicheln oder ein Foto machen. Das war ein ganz gutes Training für mich. Am ersten Tag habe ich mich total gefreut, aber auf Dauer war das schon etwas anstrengend. Ich bin froh darüber, dass ich noch normal durch die Straßen gehen kann (lacht). Witzig war, als ich vor kurzem in Hamburg an zwei Menschen vorbei gelaufen bin, die genau in diesem Moment über mich gesprochen haben.“

Du standest vor kurzem in Leipzig, Berlin und Köln als Support von Elton John auf der Bühne – wie war das für dich?

„Das war die harte Schule. Wir haben schon etwa 20 Minuten nach Einlass gespielt, deshalb waren noch nicht wirklich viele Menschen da und das Publikum war generell eher gediegen, aber es war schon eine coole Erfahrung, in diesen Riesenhallen aufzutreten und eine Ehre, Elton John zu supporten. Ihn persönlich habe ich aber nur einmal kurz im Vorbeigehen gesehen. Wir stehen ja bald noch als Vorband von Philipp Poisel und Joe Cocker auf der Bühne, das wird sicherlich noch einmal etwas ganz anderes, da wir unseren Auftritt dann wirklich erst zum offiziellen Beginn der Show haben und das Publikum sicherlich ein anderes sein wird als das von Elton John.“

Im November geht’s dann für dich auf Deutschland-Tour – was hast du für Erwartungen? Und wovor hast du Angst?


„Ich freue mich tierisch auf unsere Tour! Zum ersten Mal können wir mehrere Konzerte spielen, zu denen die Menschen wirklich nur wegen uns kommen. Ich freue mich schon sehr, wenn die Leute dort hoffentlich unsere Texte auswendig kennen und mitsingen können. Angst habe ich gar nicht. Gerade jetzt, nachdem wir ja schon vor vielen tausend Leuten gespielt haben, mache ich mir vor den Auftritten in den doch recht kleinen Clubs keine Sorgen.“

Vorher nimmst du ja noch für Berlin mit deinem Song „Wenn Worte meine Sprache wären“ am Bundesvision Songcontest teil – wie kam es dazu und was ist dein Ziel?

„Man kann sich theoretisch für mehrere Bundesländer, die man gerne vertreten würde, bewerben. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt und nur Berlin angegeben. Da ich aus Berlin komme, wollte ich ungern für ein anderes Bundesland antreten und zu unserer großen Freude hat es geklappt. Als Ziel habe ich mir eigentlich erstmal gesetzt, nicht Letzter zu werden (lacht).“

Du warst mit deiner Band in der Sat1-Serie „Hand aufs Herz“ zu sehen. Könntest du dir auch vorstellen, in der Schauspielerei Fuß zu fassen?


„Das fragst du mich am besten in zehn Jahren noch einmal (lacht). Vielleicht interessiere ich mich dafür, wenn ich irgendwann Langeweile habe, aber zurzeit möchte ich mich auf jeden Fall ausschließlich auf meine Musik konzentrieren.“

Du bist momentan ja ziemlich viel in den Medien – gibt es Dinge, die du gar nicht gern über dich hörst oder liest?

„Was mich besonders am Anfang immer wieder verwundert hat, ist, dass offensichtlich niemand mein Alter richtig angeben konnte. Ich habe in Interviews und Berichten sehr oft ‚der 20-jährige’ oder ‚der 22 Jahre junge Tim Bendzko’ gelesen und mich immer gefragt, warum man nicht einfach kurz bei Wikipedia nachschaut, wie alt ich wirklich bin. Obwohl es da mittlerweile auch wieder falsch steht.“

Was würdest du heute machen, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?

„Dann wäre ich auf jeden Fall Rennfahrer. Das habe ich ein einziges Mal ausprobiert und sofort gefühlt, dass ich Talent habe (lacht).“

Im Merchandise-Shop auf deiner Website gibt es witzige Shirts mit dem Aufdruck „Weltretter“ beziehungsweise „Weltretterin“. War das deine Idee und hättest du auch Interesse, eine eigene Kollektion zu entwerfen?

„Ja, keiner außer mir wollte diese Shirts machen, aber ich finde die Idee super und ich möchte gerne, dass jeder, der zu einem unserer Konzerte kommt, so ein Tee trägt. Ich hätte schon Interesse daran, in der Zukunft vielleicht eine eigene Kollektion zu entwerfen oder ein Label zu gründen, aber nicht alleine, sondern auf jeden Fall mit jemand anderem zusammen.“

Wie wichtig ist dir denn das Thema Mode? Was trägst du privat und auf der Bühne?

„Mein Stil ist eher schlicht und sportlich, manchmal aber auch elegant. Wenn ich einen Auftritt habe, versuche ich, mich anständig zu kleiden, mich aber nicht zu verkleiden.“

Achtest du bei Frauen auch darauf, was sie tragen?

„Bei meiner Freundin schon. Aber da sie in der Modebranche arbeitet, ist sie eigentlich immer gut gekleidet und ich bin oft überrascht, was man alles tragen kann und was dann auch noch schön aussieht.“

Ich habe gelesen, dass es dein Ziel ist, 2014 im Olympiastadion aufzutreten – wie ernst ist dir das?

„Mein erstes Ziel war, nicht die o2 World zu betreten, bevor ich nicht dort gespielt habe, und dieses Ziel habe ich nun mit dem Auftritt vor Elton Johns Konzert erreicht. Ob das mit dem Olympiastadion klappt, warten wir mal ab (lacht).“

Was hast du dir sonst für Ziele gesetzt? Wird es ein zweites Album geben?


„Auf jeden Fall! Ich hoffe, schon im nächsten Jahr. Das hängt natürlich davon ab, was in den nächsten Monaten noch alles passiert und wie viel wir unterwegs sein werden, aber ein paar Songs gibt es auf jeden Fall schon.“

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

 

„Du warst noch nie hier“-Tour 2011

14. November München - 59:1
15. November Stuttgart - Universum
17. November Frankfurt - Nachtleben
18. November Köln - Stadtgarten
19. November Bochum - Riff
21. November Hamburg - Stage Club
22. November Bremen - Lagerhaus
23. November Berlin - Lido
28. November Leipzig – Moritzbastei

Kristina Arens