„Ich habe Blut geleckt“

  /  11.03.2013

Diane Kruger wagt sich in neues Terrain und spielt erstmals die Hauptrolle in einer Komödie. Im Interview in Berlin verrät sie, warum der letzte Tag am Set eine große Party war, wie wichtig ihr Humor ist, was ein Leopard in ihrer Dusche zu suchen hatte und wo sie sich heimisch fühlt.

Diane Kruger

Diane Kruger

Diane Kruger mit Redakteurin Kristina Arens

Mit 16 Jahren startete Diane Kruger ihre Modelkarriere, beendete diese jedoch als sie die Schauspielerei für sich entdeckte und durch Filme wie „Troja“, „Inglourious Basterds“ und „Das Vermächtnis der Tempelritter“ zum Star wurde. Die 36-Jährige, die in Hollywood und Paris lebt, ist jetzt erstmals in einer Komödie zu sehen: „Der Nächste, bitte!“ heißt es schon seit Generationen für die Frauen in Isabelles (Diane Kruger) Familie, denn wie durch einen Fluch sind alle ersten Ehen ihrer Vorfahrinnen gescheitert. Und dies zu umgehen, schmiedet sie einen Plan: Finde irgendeinen Dummen, verführe und heirate ihn, lass dich sofort wieder scheiden, um dann den Mann deiner Träume zu ehelichen. Das zufällige Opfer ist Jean-Yves Berthier (Dany Boon), dem sie letztlich von den Massai am Kilimandscharo bis nach Moskau folgen muss.
 
Mit der Komödie „Der Nächste, bitte!“ haben Sie Neuland betreten…

„Genau, dieser Film ist tatsächlich meine erste Komödie und es hat total Spaß gemacht, ich hatte die meisten Abende Bauchschmerzen vom Lachen. Anfangs war ich schon nervös, aber man muss sich einfach fallen lassen. Es ist etwas komplett anderes als beispielsweise ein Drama zu drehen, wo alles sehr ernst abläuft, bei einer Komödie ist man irgendwie etwas freier in allem. Der letzte Drehtag war der unterhaltsamste; es gibt eine Szene, in der wir Vodkashots trinken und feiern und das war tatsächlich auch am Set wie eine große Party – die Shots waren echt… (lacht).“

Der Film wurde in Kenia gedreht, was haben Sie dort für Erfahrungen gemacht?

„Wir waren für die Dreharbeiten einen Monat dort und sind von den Einheimischen sehr nett aufgenommen worden. Von der Infrastruktur her ist es natürlich komplett anders als hier; auch wenn wir hauptsächlich am Set waren, bekommt man das schon mit und die 45 Grad machen es einem auch nicht gerade leicht. Bevor wir die Hochzeitsszene mit den verschiedenen Ritualen der Einheimischen gedreht haben, haben wir mit ihnen gesprochen, da wir natürlich wollten, dass alles so realitätsnah wie möglich abläuft. Realitätsnah war auch diese Suppe, die ich in einer Szene esse. Für die wird ein ganzer Kopf vom Lamm gekocht, inklusive der Augen etc. Das war bei uns zum Glück nicht echt, es war aber trotzdem genauso ekelhaft (lacht).“

Und einmal haben Sie einen Leopard in Ihrer Dusche entdeckt…

„So ist es, in unserer Außendusche. Und es gab noch viel mehr wilde Tiere, wie beispielsweise Skorpione. Ich finde Kenia sehr schön zum Urlaub machen, aber nicht unbedingt zum Leben.“

Ihre Filmfigur glaubt ja an eine Art Fluch, der auf ihr lastet – sind Sie selbst abergläubisch?
 
„Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, jeder ist seines Glückes Schmied.“

Sie drehen überwiegend französische Filme, woran liegt das?

„Ich lebe ja seit mittlerweile rund 20 Jahren nicht mehr in Deutschland und habe hier auch keinen Agenten. In Frankreich habe ich auch die Schauspielschule besucht, wurde dort direkt sehr gut aufgenommen und die Franzosen mögen den deutschen Akzent sehr gerne. Ich bin in Deutschland eigentlich gar nicht in der Branche drin und habe auch kaum Kontakt zu deutschen Schauspielern; nur zu denen, mit denen ich schon gedreht habe. Daniel Brühl und Benno Fürmann zum Beispiel, wenn wir uns mal sehen, freue ich mich natürlich.“

Fühlen Sie sich in Deutschland denn dennoch heimisch?

„Schon, aber in Frankreich fühle ich mich mittlerweile heimischer; ich komme mir dort aber oft sehr deutsch vor. Die Franzosen sind von der Einstellung her ja recht häufig sehr ‚laissez-faire’. Ich versuche schon immer, nicht allzu pünktlich zu sein, aber selbst wenn ich eine halbe Stunde zu spät komme, bin ich immer noch die Pünktlichste (lacht).“

Und in Sachen Style?

„Ich glaube, ich ziehe mich am ehesten an wie eine Französin, ich mag aber trotzdem diesen edgy Look von vielen Berlinern. In New York spielen Labels eine etwas zu große Rolle.“

Sie haben mal gesagt, sie wollen Filme über Frauen machen, die Sie verstehen und für die Sie Mitgefühl haben, unabhängig davon, ob sie das Richtige getan haben…

„Es ist schon mir wichtig, dass ich die Handlungen meiner jeweiligen Filmfigur nachvollziehen kann, ich muss nichts mit ihr gemeinsam haben, aber ich muss verstehen können, warum sie etwas tut. Ich möchte jetzt nicht zu viel verraten, aber hätte Isabelle am Ende des Films eine andere Entscheidung getroffen, hätte ich die Rolle viel weniger gerne spielen wollen.“

Stehen aktuell weitere Komödien auf Ihrem Plan?

„Ich suche nicht aktiv, aber ich habe schon ein wenig Blut geleckt.“

Wie wichtig ist Ihnen denn Humor generell?

„Sehr wichtig! Wenn ich persönlich keinen Humor hätte, könnte ich diesen Beruf nicht machen. Und auch bei anderen lege ich großen Wert darauf. Ich bin unter anderem sehr gut mit January Jones befreundet und ich finde, sie ist eine superschöne Frau, sieht sehr adlig aus, hat aber ein unglaublich schmutziges Mundwerk und das macht sie so sympathisch.“

Ihr nächster Film, der bald in die Kinos kommt, ist „The Host“, nach dem Roman „Seelen“ von „Twilight“-Autorin Stephenie Meyer – konnten Sie mit „Twilight“ etwas anfangen?

„Ich habe die Filme natürlich gesehen und ich finde, sie sprechen die 14-Jährige in uns allen an. ‚The Host’ ist etwas ‚anspruchsvoller’ und weniger Shirt aus und ich bin ein Werwolf (lacht).“

Vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens