„Ich bin ein selbstbetrügerischer Optimist“
/ 23.08.2012„Hallo Welt!“ Max Herres drittes Soloalbum steht in den Startlöchern! Im Interview im stylischen Whiskey Room des Michelberger Hotels in Berlin erzählt der 39-Jährige von Teamwork, Cros Telefonnummer, einem Beziehungsführerschein und Facebook-Freunden – und von seinen Erfahrungen in Sachen Modedesign…
Dein zweites Album ging in Richtung Singer-Songwriter, bist du mit „Hallo Welt“ zu deinen Wurzeln zurückgekehrt – vielleicht auch, weil es von der Zeit her mit Künstlern wie Casper, Marteria und Cro gerade gut passt?
„Eigentlich ist es keine Rückkehr, da dies ja eine Abkehr voraussetzen würde und das war das letzte Album nicht. Es ist einfach aus einem Prozess heraus entstanden – als ich mit der Zeit ein paar Lieder zusammen hatte, die in diese Richtung gingen, habe ich mich dazu entschieden, diesen Weg auch weiterzugehen. Ich wollte etwas Homogenes und kein ‚Stückwerk’ machen. Bei ‚Hallo Welt’ war es ähnlich, das Album ist wieder recht frei entstanden und ich habe mir vorher eigentlich nicht überlegt, was es werden wird und was nicht.“
Du hast mal gesagt, du seiest kein Einzeltäter. Auf deinem neuen Album hast du mit vielen anderen Sängern zusammengearbeitet – läuft man da nicht Gefahr, sich von den anderen die Show stehlen zu lassen?
„Für mich ist es generell sehr wichtig, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten, das fängt schon bei meinem Produzententeam Kahedi an. Man teilt eine gemeinsame Vision und kann sich Ideen wie beim Ping Pong zuspielen (lacht). Genauso ist es dann mit den Vokalisten. Ich kann mir Texte und Melodien ausdenken, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass der eine oder andere noch etwas beisteuern und einen Song noch runder machen kann. Und dass das Glück nicht weniger wird, wenn man es teilt, habe ich zu Freundeskreis-Zeiten gelernt, denke ich (lacht).“
Apropos Freundeskreis, in einem Song heißt es „Das Erbe von Freundeskreis auf meinen Schultern“ – Erbe oder Last?
„Es ist wirklich vor allem ein Erbe, alleine schon deshalb, weil es so viel möglich gemacht hat und auch immer noch macht. Aber ja, Freundeskreis hin oder her, man definiert sich immer über die ersten Alben und viele wollen diesen Sound oder dieses Gefühl ‚konserviert’ haben. Sie wollen zwar was Neues hören, im Endeffekt möchten sie aber doch irgendwo das alte.“
Wie kam es zu den Kooperationen? Ich habe schon gelesen, dass Philipp Poisel in der Straße wohnte, in der du aufgewachsen bist – sind solche Gemeinsamkeiten wichtig?
„Es ist immer toll, wenn es über die Musik hinaus ein Fundament gibt. Mit manchen Leuten passt es einfach direkt, bei Philipp war das der Fall und diese Basis war für ‚Wolke 7’ auf jeden Fall wichtig. Auch den Großteil der anderen kannte ich vorher schon, mit Sophie Hunger habe ich in Tübingen mal ein gemeinsames Konzert gespielt, Tuha und ich kommen beide aus Stuttgart und kennen so ziemlich dieselben Leute und Cros Nummer habe ich mir von einem gemeinsamen Bekannten besorgt.“
In „Dududu“ wünschst du dir, dass es für Beziehungen einen Führerschein gäbe. Leider gibt es den nicht, kannst du trotzdem benennen, was in einer Beziehung wichtig ist?
„Ich glaube, das muss jeder für sich selbst entscheiden, ich möchte nicht wie ein Ratgeber rüberkommen, weil ich, glaube ich, nicht mehr weiß als andere (lacht).“
In „Wolke 7“ gibt es die Zeile „Jeden kennen, aber niemandem trauen, mein Albtraum auf Wolke 7“ – auch eine Metapher fürs Showbusiness?
„Das ist recht allgemein gemeint – in Zeiten, in denen man 1.000 Facebook-Freunde hat, in einem Raum ist mit 100 Leuten, von denen man viele schon mal gesehen hat, aber trotzdem nicht so recht weiß, mit wem man sprechen soll oder sein Handy durchschaut, sich aber trotz der vielen Nummern nicht sicher ist, wen man anrufen soll, wenn es einem schlecht geht.“
In „Vida“ [der Name von Max’ Tochter] heißt es „Das Leben kennt nur das heute, das Gestern wird vergessen und das Morgen sind Träume“ – bist du jemand, der am liebsten im Hier und Jetzt lebt?
„Ich glaube, die Bühne ist der einzige Ort, an dem ich im Hier und Jetzt leben kann und deshalb mag ich sie auch so! Ansonsten bin ich schon jemand, der immer ein Ziel vor Augen hat oder zumindest eine Vorstellung von dem, was als nächstes passiert.“
Das Album entlässt einen insgesamt mit einem hoffnungsvollen Gefühl – gab es in deinem Leben Momente, in denen du keine Hoffnung mehr hattest?
„Hoffnung hatte ich immer – da bin ich ein sehr selbstbetrügerischer Optimist (lacht).“
Hoffnung gibt’s für dich auch in Sachen Modedesign, oder? Du hast bereits Schuhe für das Label Ekn Footwear designt…
„Genau, und das mache ich immer noch. Im Winter gibt es wieder einen neuen Schuh und im Frühjahr/Sommer ebenfalls. Ich darf auch noch gar nicht viel mehr verraten, nur das es neue Ledervarianten und Shapes gibt – und es wird wieder relativ klassisch. Die Schuhe sollen ja etwas Dauerhaftes sein.“
Hast du auch Design-Pläne über die Koop mit Ekn Footwear hinaus?
„Bislang nicht… Ich habe mich damals gefreut als ich gefragt wurde, vor allem weil das Label komplett Fairtrade produziert. Ich finde es sehr wichtig, dass man, wenn man Mode macht, dies mit dem Anspruch verbindet, die Welt nicht noch mehr zu zu müllen.“
Schnellfragerunde!
Meine Stilvorbilder sind: John Tatum, Robert De Niro, Sean Penn, Bob Marley… (lacht).
Das Lieblingsteil in meinem Kleiderschrank ist: eine alte Lederjacke.
Rock oder Hose? Das kommt sehr auf die Frau an.
Chic oder lässig? Lässig-chic.
Bei Frauen – Pumps oder Sneaker? Das kommt auf Frau und Anlass an, kann beides sexy sein.
Ich bin süchtig nach: Musik.
Filme oder Serien, die ich mitsprechen kann, sind: Ein Colt für alle Fälle.
Die Website, auf der ich regelmäßig surfe, ist: meine Facebook-Page (lacht). Meine Startseite ist Spiegel.de.
Wenn ich das nächste Mal Zeit für mich habe, werde ich: Schlafen!
Der einprägsamste Moment in meinem Leben war: Geburten – meine eigene, die meiner Kinder und die meiner Platten.
Der erste Promi, in den ich verknallt war, ist: Ich weiß nicht, ob sie die erste war, aber in Sade war ich sehr verknallt.
Vielen Dank für das Interview!