„Frag mich bitte nicht nach Timing...“

  /  29.06.2018

Michi und Uli Beck launchen zur Fashion Week Berlin ihre neue Marke Beck to Beck. Im Interview verraten sie, wie es dazu kam, warum die anderen Drei der Fantastischen Vier nichts damit zu tun haben und was Michi als „Modefuzzi“ auszeichnet.

Uli und Michi Beck

Michi Beck von den Fantastischen Vier und seine Frau Uli Beck legen unter dem Namen Beck to Beck als DJ-Team gemeinsam seit rund acht Jahren auf, nun haben sie eine Modemarke gegründet, die denselben Namen trägt. Ein naheliegendes Wortspiel aus ihrem Nachnamen und dem DJ-Begriff „back to back“, der so viel bedeutet, wie abwechselnd Songs auf zu legen, aber auch sich gegenseitig zu inspirieren und einen gemeinsamen Vibe zu kreieren. Im Interview verrät das Paar, wie es zur Markengründung kam, was genau eigentlich „Sophisticated Streetwear“ ist, warum Michi immer schon ein „Modefuzzi“ war und wieso er das Projekt Beck to Beck klar von seiner Band trennen will.

Die Idee, unter eurem DJ-Namen Beck to Beck auch Mode zu machen, kam von deiner Frau Uli. Wie hat sich die Label-Gründung ergeben?

Michi: „Uli lag mir schon eine Weile mit der Idee in den Ohren. Ich bin schon ewig quasi der Stylist der Fantas, weil die sich alle Null Komma Null für Mode interessieren, ich mich hingegen total. Und eigentlich haben wir im Grunde genommen ja diese ganze Streetwear-Geschichte in Deutschland schon mit groß gemacht. Mit den ersten Streetwear-Marken aus Deutschland, zum Beispiel Shoot oder Homeboy, für die wir die ersten Testimonials waren, als erste deutschsprachige Rap-Band. Seitdem waren Mode und Musik für mich nie trennbar. Ich habe mich sogar vor den Fantas, als ich nicht wusste, was ich machen soll, nachdem ich in der elften Klasse von der Schule geflogen bin, an einer Modeschule in Reutlingen beworben. Die haben mich aber nicht genommen (lacht). Aber trotzdem hat es mich das Thema nicht losgelassen.“

Gab es dann ein ausschlaggebendes Ereignis für die Entscheidung zur Gründung eines Labels?

Michi: „Hendrik Schimmel von der Berliner Vertriebsagentur Concrete Textile ist schon seit einigen Jahren ein Kumpel von mir, von ihm haben wir auch hin und wieder Klamotten für ‚The Voice‘ gekriegt. Ein Label, Kings of Indigo, hatte ein Shirt, auf dem fett ‚Kings‘ stand. Das hatte ich bei ‚The Voice‘ in der dritten Staffel an, gleich nachdem wir zwei Mal gewonnen hatten – der Aufdruck entsprach ja nur der Wahrheit (lacht). Wobei – ab dann haben wir nur noch verloren (lacht). Jedenfalls hat sich das Sweatshirt nach der Show innerhalb von zwei Wochen 1.500 Mal verkauft, also kam mir der Gedanke, dass Uli vielleicht doch Recht hat, dass ein eigenes Label den einen oder anderen interessieren könnte – also warum nicht zusammen was aufziehen?“

Und seit wann arbeitet ihr an der Marke? Auf Social Media habt ihr es ja ganz schön spannend gemacht während der letzten Monate mit eurem „Coming soon“...

Michi: „Das war tatsächlich kein ausgeklügelstes Marketing (lacht).

Uli: „Eigentlich wollten wir schon letzten Jahr im Herbst starten...“

Michi: „Dann gab es aber doch noch einige Probleme, zum Beispiel den richtigen Produzenten zu finden – wir produzieren in Südeuropa, in Portugal, Griechenland und der Türkei, bei Unternehmen, die alle das BSCI-Siegel [Business Social Compliance Initiative] haben.“

Uli: „Das ist ein Unternehmen in Belgien, die Leute vor Ort haben, dort alles überprüfen und somit garantieren können, dass soziale Standards eingehalten werden.“

Michi: „Die ersten paar Teile hatten wir also schon letztes Jahr, damit haben wir dann die Social Media-Kanäle gefüttert und dadurch ist irgendwie so ein Buzz entstanden, der natürlich total geil ist.“

Uli: Dann hat sich im letzten Monat ergeben, dass wir nächste Woche einen Pop-up-Store hier in Berlin eröffnen und auf der Premium [Fachmesse während der Fashion Week Berlin] ausstellen.“

Ihr bezeichnet euren Stil als „Sophisticated Streetwear“, könnt ihr das etwas erläutern?

Michi: „Genau, das ist das Konzept hinter dem Label: Streetwear-basierend, weil ich da ja quasi herkomme, und Uli bringt die zeitgemäße Eleganz in das Ganze. Im Unterschied zu dem reinen Streetwear- oder Merchandise-Zeug ist Beck to Beck vom Material und vom Schnitt mehr Fashion, ziemlich edel und hochwertig, aber gleichzeitig minimalistisch. Das Schlichte und das Hochwertige ist für uns ‚Sophisticated‘.“

Wie geht ihr denn an eine neue Kollektion ran? Wie läuft der Design-Prozess?

Michi: „Wir schauen uns erstmal um, lassen uns von anderen Labels und vom Markt inspirieren. Wir machen Unisex-Teile – das finden wir einfach zeitgemäß – und dabei ist eine Frage ganz wichtig: Was ist vom Material und vom Schnitt her überhaupt Unisex? Unserem Art Director Stephen Paris – das ist übrigens kein Künstlername (lacht) – präsentieren wir dann unsere Ideen. Der ‚Blinded‘-Schriftzug in der ersten Kollektion war unsere Idee, die nächste Kollektion wird ‚Limited‘ heißen. Wir arbeiten immer mit Begriffen, die sowohl positiv als auch negativ besetzt sein können: Blinded wie ‚Geblendet‘, vor Schönheit beispielsweise, aber eben auch ‚Verblendet‘.“

Viele Modemarken kämpfen gerade etwas, der Fashion-Branche ging es schon mal besser. Ein guter Zeitpunkt, trotzdem jetzt ein neues Label zu launchen?

Michi: „Schauen wir mal, wie es bei uns läuft, bis jetzt geht’s uns finanziell sehr schlecht, weil wir nur Ausgaben und keine Einnahmen haben (lacht). Was der Vorteil bei uns ist – und das ist nicht nur in der Mode, sondern in allem, was mit Lifestyle zu tun hat, so – die Leute wollen eine Geschichte hinter dem Produkt. Bei uns ist das die Geschichte von Uli und mir, dass wir als DJ- Team angefangen haben, dass Uli mich zur Markengründung gebracht hat, dass ich aber auch immer schon der Modefuzzi in der Band bin...“

Die Marke soll, wie du schon gesagt hast, mehr sein als Musik-Merchandise, die Designs sollen für sich stehen – andererseits ist die eigene Popularität als Musiker natürlich das beste Marketing-Tool. Ist das ein Widerspruch?

Michi: „Mir ist die Trennung wichtig, also dass Beck to Beck kein Modelabel von Michi von den Fantas ist, sondern von Uli Beck und Michi Beck. Deshalb gehen wir auch immer zusammen zu Interviews, Fotoshootings... Aber klar kann man die eigene Popularität trotzdem nutzen.“

Uli: „Michi ist schon unser ‚Aushängeschild‘, aber die Marke ist unser gemeinsames Projekt.“

Michi: „Bis jetzt hat man außer mir auch noch keinen Fanta in Beck to Beck gesehen. Wenn wir auf Tour sind, werde ich denen schon mal ein paar schwarze Shirts anziehen, aber das Label soll eben nicht als erweitertes Merchandise-Produkt wahrgenommen werden.“

Auf eurer Website habe ich gesehen, dass ihr auch schon ein Charity-Projekt in Kapstadt gemacht habt, was war das genau?

Uli: „Genau, Freunde von uns haben uns angesprochen. Sie haben eine Organisation gegründet und unterstützen dort Kinder in den Townships, mit kleinen Projekten zum Beispiel im Bereich Kunst, die dann versteigert werden. Das Geld geht dann wiederum an die Schulen. Wir haben bei einer T-Shirt-Aktion mitgemacht, bei der gemeinsam mit den Kindern Shirts entworfen wurden, die versteigert wurden. Das hat richtig Spaß gemacht! In diesem Zuge haben wir uns auch dazu entschieden, von der ersten Kollektion von jedem verkauften Teil einen Euro an ein Waisenhaus in Khayelitsha, das ist das größte Township in Kapstadt, zu spenden.“

Zur Fashion Week nächste Woche öffnet euer schon angesprochener Pop-up-Store für zwei Wochen auf der Alten Schönhauser Straße die Türen. Online gibt’s eure Styles zunächst ausschließlich über About you?

Uli: „Richtig, erstmal verkaufen wir in Berlin zwei Wochen exklusiv im Pop-up-Store und ab dem 15. Juli folgen About You und stationäre Shops wie Different Fashion, Jades, Ludwig Beck, Maingold und Abseits. Irgendwann wollen wir selber aber auch einen Onlineshop machen.

Wann soll es soweit sein?

Uli: „Coming soon (lacht).“

Michi: „Wenn, dann soll bei so einem Webshop auch alles funktionieren, damit man die Leute, die dort einkaufen, nicht direkt abfuckt. Zur nächsten Kollektion wäre es natürlich schön, aber erstmal müssen wir Erfahrungswerte sammeln.“

In einem Interview mit dir, Michi, ging es kürzlich um das Thema Hits. Du hast gesagt, Pop- Musik würde heute fast nur noch auf Hits hin produziert, woraus sich wenig spannende Musik und keine einheitlichen Alben ergeben würden. Dich interessieren Hits zwar, aber einer pro Album reicht. Kann man das auf euer Fashion-Label übertragen? Braucht es immer ein Key Item?

Michi: „Du brauchst einen Hit für die Aufmerksamkeit, das hat bei dem Album ‚Captain Fantastic‘ schönerweise mit ‚Zusammen‘ geklappt. Man braucht mehr denn je einen Zugangshit, damit sich jemand weiter dem Album beschäftigt und das ist bei Fashion genauso: ein Blickfang, ein Key Item, durch das die Leute aufmerksam werden. Das war bei uns der ‚Blinded‘-Sweater, den ich bei ‚The Voice‘ getragen habe.“

Ihr seid mit den Fantastischen Vier jetzt auf vielen Festivals und Open Airs unterwegs, ab Dezember geht’s auf Tour. War das Timing bewusst so, dass das alles mit dem Markenlaunch zusammenfällt? Und wie bringst du alles unter einen Hut?

Michi: „Frag mich bitte nicht nach Timing (lacht). Timing ergibt sich bei mir immer irgendwie automatisch. Ich glaube, in der krassesten Zeit stecken wir gerade mittendrin – die Zeit, bevor das Label rausgeht. Aber an neuen Entwürfen zu arbeiten klappt zum Beispiel auch gut unterwegs. Open Airs und Festivals sind meistens am Wochenende, da ist dazwischen schon genug Zeit. Nur jetzt gerade verdichtet sich alles auf den Launch. Genau zur Fashion Week sind auch noch die Aufzeichnungen der ‚Blind Auditions‘ von ‚The Voice‘. Am 3. Juli haben ich aber einen Off-Day, da bin ich dann auch im Pop-up-Store.“

Uli: „Es wird schon alles klappen!“

Viel Erfolg und vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens