„Es fängt bei einem selbst an...“
/ 16.02.2017Florian David Fitz leiht im Film „Bailey – ein Freund fürs Leben“ den Gedanken des gleichnamigen Hundes seine Stimme. Im Interview geht es um den Sinn des Lebens, Florians eigenen Hund, Matthias Schweighöfer und neue Projekte.
Im Film „Bailey – ein Freund fürs Leben“, basierend auf dem Bestsellerroman „Ich gehöre dir“ („A Dog’s Purpose“), geht es um die Geschichte des mehrmals wiedergeborenen Hundes Bailey, der sich die Frage nach dem Sinn seines Daseins stellt. Florian David Fitz leiht den Gedanken von Bailey seine Stimme und verrät im Interview, ob er an Bestimmung glaubt, welches Projekt mit seinem Kollegen Matthias Schweighöfer aktuell auf dem Plan steht und warum er gerne Filme über heikle Themen dreht.
In „Bailey – ein Freund fürs Leben“ geht es um die Frage nach dem Sinn des Lebens, darum ob jeder eine Bestimmung oder Aufgabe hat, die es zu erfüllen gilt. Bist du jemand, der über den Sinn des Lebens nachdenkt und glaubst du an so etwas wie Bestimmung?
„Ich habe eher berufsbedingt darüber nachgedacht, weil ich ja relativ viele Filme gemacht habe, die sich damit auseinander gesetzt haben – von ‚Jesus liebt mich‘ über ‚Der geilste Tag‘ bis hin zu ‚Hin und weg‘ – und ich finde es gar nicht so blöd, sich Gedanken darüber zu machen, was man denn eigentlich will. Dabei braucht man es sich aber auch nicht übermäßig kompliziert zu machen. Dass jeder eine Bestimmung hat, glaube ich nicht, aber es hilft uns natürlich, uns selber einen Sinn zu geben.“
Bailey wird im Film mehrmals im Körper eines anderen Hundes wiedergeboren. Kannst du dir vorstellen, dass es so etwas wie mehrere Leben zu haben gibt – ob beim Mensch oder Tier?
„Das glaube ich eher nicht, nicht in dieser konkreten Ausformulierung.“
Welches von Baileys Hundeleben hat dir am meisten gefallen?
„Na nicht das an der Kette (lacht). Ich glaube meiner Erfahrung nach tatsächlich, dass das schönste Hundeleben das als Polizeihund ist. Man denkt vielleicht erst, dass der Arme nur arbeiten muss, nicht spielen kann, aber er hat eine Beschäftigung, eine spannende, die ihn fordert, bei der er seine Nase benutzen muss... Ich merke das immer bei meinem Hund [ein Parson Terrier], mit dem mache ich ganz oft ‚Nasenspiele‘, Spiele, bei denen er suchen muss, das liebt er. Das ist für ihn ganz spannend.“
Du hast also Erfahrung mit Hunden, war es trotzdem eine große Herausforderung, dich mehr oder weniger in einen Hund hinein zu versetzen, um seine Gedanken einzusprechen?
„Ich hatte den Vorteil, dass ich den fertigen Film vorher gesehen habe, mit der Musik, den Bildern, mit den gesamten Emotionen. Das ist etwas anderes als bei einem Film, bei dem ich an der Entstehung beteiligt bin und man sich alles selber erarbeiten muss. Ich konnte vorher also auch hören, was der Kollege auf Englisch gemacht hat und da versucht man, selber so viel wie möglich zu retten, was gut ist, sich aber gleichzeitig zu lösen, um etwas Eigenes zu schaffen, eine eigene Lebendigkeit hinzubekommen.“
Wie lange dauert so ein Einsprechen?
„Gar nicht so lange, ich war ungefähr zweieinhalb Tage im Aufnahmestudio.“
Du arbeitest gerade mit Matthias Schweighöfer schon an einem neuen Film mit dem Arbeitstitel „100 Dinge“, kannst du dazu etwas mehr verraten?
„Also Matthias arbeitet noch nicht mit (lacht), aber genau, wir arbeiten auf einen Film hin, den wir dann gemeinsam machen. Es geht um zwei Jungs, die miteinander wetten, ob man ohne irgendetwas zurechtkommt; sie packen alle ihre Sachen bis zur Unterhose in die Garage und dürfen sich dann jeden Tag ein Teil zurückholen, 100 Tage lang. Das ist ihre Wette und mal sehen, was dann passiert...“
Wisst ihr schon, wann der Film in die Kinos kommen soll?
„Als allererstes muss ich mal das Drehbuch schreiben (lacht). Wenn ich die erste Fassung geschrieben habe – April habe ich mir erstmal als Deadline gesetzt – dann bin ich schon mal sehr erleichtert.“
Du bist oft in Filmen zu sehen – die du zum Teil auch selbst geschrieben hast –, die sich mit ernsten und auch heiklen Themen befassen: Tourette, Sterbehilfe, Flüchtlinge... Wie wichtig ist dir das bei der Filmauswahl? Und setzt du diesen Fokus bewusst?
„Generell sind solche Themen immer schwieriger, aber es interessiert mich einfach mehr. Vor allem ist die Herausforderung, die Leute amüsieren oder zum Lachen bringen zu wollen, spannender in einem Genre, das dafür untypisch ist. Einen Film über Tod zu machen, bei dem man lachen kann, aber ohne dass man beim Thema lügt oder nur zynisch ist – das ist am Anfang ein Widerspruch und das macht es so interessant. Die Geschmäcker sind natürlich immer unterschiedlich: Wie viel soll lustig sein, wie viel traurig... Deshalb machen wir jetzt auch einfach mal einen Film, in dem keiner stirbt, auf vielfachen Wunsch (lacht). “
Neben deiner Arbeit als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler findet man unter deinen Berufsbezeichnungen auch die des Sängers, was mir bislang ehrlich gesagt nicht präsent war. Du hast den Titelsong zum Disneyfilm „Tiggers großes Abenteuer“ gesungen, habe ich dann gelesen. Kannst du dir vorstellen, wie beispielsweise auch Matthias Schweighöfer aktuell, stärker in diese Richtung zu gehen?
„Nach diesem Song wurde ich ein paar Mal im Fernsehen oder zum Beispiel beim Filmpreis gefragt, ob ich singe... Es ist eher eine Zeitfrage. Ich kann aktuell ja leider nicht mal einen anderen Film machen, weil ich das Drehbuch für den Film mit Matthias schreiben will, den wir dann vielleicht noch Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres drehen wollen. Deshalb kann ich nicht noch etwas Drittes oder Viertes anfangen. Irgendwann wird die Butter zu dünn...“
Zum Abschluss: Kannst du noch ein Statement zu dem von TMZ veröffentlichten Video zum Bailey-Film geben, das während der letzten Wochen für Furore gesorgt hat? Der aktuellste Stand der Dinge ist ja, dass American Humane Association den Vorwurf der Tierquälerei zurückgewiesen hat...
„Ja, jetzt heißt es wieder, das ist bewusst manipuliert, eine unabhängige Kommission habe es geprüft, das Video ist so geschnitten, dass es die Situation falsch widergibt. Bei mir bleiben da trotzdem Fragen. Warum stellt man dann nicht einfach das ganze Video online, wenn es so klar zeigt, dass die Situation eigentlich völlig easy war? Und was heißt ‚unabhängige Kommission‘? Wer ist das? Da kann ich auch meine Tante fragen und dann sagen, die ist unabhängig. Aber die auf der anderen Seite sind auch nicht ganz koscher. Die sagen, es geht um den Hund, aber warten dann ein ganzes Jahr, bevor sie das Video online stellen, zufällig genau zum Kinostart. Irgendwie habe ich auf beiden Seiten ein komisches Gefühl. Ganz unabhängig von diesen Fragen, die da noch offen sind, finde ich es insgesamt aber etwas bedenklich, dass wir uns so schnell emotionalisieren und instrumentalisieren lassen. Was das Internet hier und da fördert, ist, dass man auf andere zeigt und sich dabei moralisch überlegen fühlt. Wenn ich mir wirklich klar mache, dass es bei mir anfängt, dass mein Verhalten immer Folgen hat und ich in meinem Rahmen Konsequenzen daraus ziehe, dann ist das vielleicht langweilig und ökomäßig und unsexy, aber dann bewege ich wirklich etwas. Wenn ich mich aber darüber aufgeile, wie schrecklich andere Menschen sind und dann im nächsten Supermarkt ein Hühnchen für 1,50 Euro kaufe, dann sehe ich da einen gewissen Widerspruch. Deshalb versuche ich, etwas vorsichtig zu sein, mir an meine eigene Nase zu fassen und nicht über jedes Stöckchen zu springen, das man mir hinhält.“
Gute Einstellung. Vielen Dank für das Interview!