„Das Soloalbum ist ein Ausflug für mich“

  /  25.08.2011

Nach einem Interview mit Revolverheld vor einigen Monaten trafen wir den Sänger der Band jetzt erneut, und diesmal alleine, denn Johannes veröffentlicht bald sein erstes Soloalbum. Nebenbei drehte sich das Gespräch außerdem um seinen Vater, Green Fashion und Regierungskonflikte.

Johannes Strate mit Redakteurin Kristina Arens

Johannes Strate, Frontmann und Sänger der Band Revolverheld, geht am 30. September 2011 mit seinem ersten Soloalbum an den Start. Der 31-Jährige war für einen Zwischenstopp in Berlin und stand uns – diesmal ohne seine Revolverhelden – Rede und Antwort.

Wie kam es dazu, dass du ein Soloalbum aufgenommen hast und was hat es mit dem Namen „Die Zeichen stehen auf Sturm“ auf sich?

„Ich habe in den letzten Jahren viele leise, akustische Songs geschrieben, teilweise während der Tourneen mit Revolverheld, teilweise zu Hause oder während meiner vielen Reisen. Die Geschichten, um die es geht, sind einfach zu persönlich und anders, um sie in einen Bandkontext zu packen und auf einem Revolverheld-Album aufzunehmen. Die Songs sind sozusagen meine Babys und ein Soloalbum war somit der einzige Weg. Bei dem Titel habe ich das Bild von einem Seemann im Kopf gehabt, der auf ein völlig ruhiges Meer schaut, aber dennoch im Gefühl hat: Unheil steht an – ‚die Zeichen stehen auf Sturm’. In dem gleichnamigen Song auf dem Album geht es darum, dass es in einer Beziehung genau solche Situationen geben kann.“

Worin unterscheidet sich dein Album von den Revolverheld-Alben?

„‚Die Zeichen stehen auf Sturm’ ist persönlicher, akustischer, ruhiger und experimenteller. Außerdem muss man bei den Texten schon mal ein wenig um die Ecke denken.“

Um das noch einmal klarzustellen: Dein Soloalbum bedeutet nicht das Ende von Revolverheld?

„Nein, definitiv nicht. Es ist eine Art Ausflug, bei dem mich die Jungs auch voll und ganz unterstützen. Im Dezember gehe ich erst einmal alleine auf Tour, aber wahrscheinlich werden wir nächsten Sommer schon wieder alle zusammen sitzen und gemeinsam an einem neuen Bandalbum feilen. Die Vielseitigkeit ist genau das, was ich an meinem Job so mag.“

Apropos Tour – wird es nicht komisch sein, nach acht Jahren mit Revolverheld ohne die Jungs auf der Bühne zu stehen?

„Den ersten Soloauftritt hatte ich vor kurzem ja bereits in Bochum, das war zunächst schon ungewohnt und ich war aufgeregter als sonst. Aber die Nervosität hat sich dann doch recht schnell gelegt.“

Du hast dein Album unter anderem im italienischen Umbrien, in Island und in New York aufgenommen – welcher Ort oder welche Kultur hat dich am meisten fasziniert?

Die Einsamkeit in Italien war super, im Anschluss New York als krasser Gegensatz war ebenfalls toll, aber am meisten hat mich Island begeistert. Ich war vorher auch schon mal dort, aber diesmal hat mich diese Melancholie, diese Schwere, wirklich sehr berührt.“

In einem deiner Songs sprichst du „Anna“ an, in einem anderen „Rosalinde“  - sind damit reale Personen gemeint?

„In dem ersten Song ja. Das zweite ist ein Lied aus den 70er Jahren, das mein Papa damals immer gesungen hat, mit dem ich also quasi aufgewachsen bin. Deshalb habe ich den Song auch mit ihm zusammen aufgenommen. Er ist ebenfalls Sänger und war direkt begeistert von der Idee, ‚An Rosalinde’ gemeinsam mit mir zu singen. Das Lied erinnert uns beide an Spiekeroog, wo wir im Sommer oft sind und wo mein Papa meine Mama kennengelernt hat.“

Nebenbei organisierst du ja immer noch die Benefiz-Veranstaltung „Feels like home“ (Anm. d. Red.: siehe Revolverheld-Interview) – wann ist denn die nächste Veranstaltungsreihe geplant?

„Eigentlich findet ‚Feels like home’ ja zweimal im Jahr statt, wegen meines Soloalbum wird es im Herbst aber diesmal leider keine Tour geben. Im Frühjahr geht’s dann aber wieder los! Als ich vor kurzem in New York und Nashville unterwegs war, habe ich schon wieder einige interessante Künstler entdeckt.“

Als Solokünstler, Frontmann von Revolverheld, DJ und Initiator von „Feels like home“ bist du ja schon ziemlich vielseitig interessiert, wie sieht es denn mit Mode aus? Hättest du Interesse, dich vielleicht auch mal als Designer zu versuchen?

„Als Designer eher nicht, aber generell interessiere ich mich schon für Mode, besonders für Green Fashion. Unsere Merchandise- und Bandshirts werden zum Beispiel alle fair trade produziert. Das ist uns enorm wichtig, weil gerade solche Tees oft unter unmöglichen Bedingungen hergestellt werden. Und ansonsten bin ich zwar kein so genanntes Fashion Victim, ich achte aber schon darauf, was ich trage.“

Orientierst du dich dabei auch an aktuellen Trends?

„Nicht bewusst. Aber wenn etwas gerade Trend ist, wird man ja auch sehr häufig darauf gestoßen – in den Läden, auf der Straße… Da kann es schon mal vorkommen, dass ich zu einem Teil greife, das zufällig gerade Trend ist (lacht).“


Complete the Sentence!

Ohne Revolverheld…

„… würde mir etwas fehlen.“

Musik ist…

„… ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.“

Familie ist für mich…

„… ein wichtiger Halt.“

Ich wollte immer schon mal…

„… ein Duett mit Eddie Vedder singen.“

Das verrückteste Fan-Geschenk war…

„… ein Stern. Wir haben mal eine Urkunde überreicht bekommen, dass es jetzt einen Revolverheld-Stern gibt.“

Wenn ich die Zeit noch einmal zurückdrehen könnte…

„Ich glaube, ich möchte die Zeit gar nicht zurückdrehen.“

Die beste Investition meines Lebens waren…


„… meine Gibson-Gitarren.“

Meine beste Eigenschaft ist…


„… meine Kreativität.“

Meine nervigste Eigenschaft ist…

„… meine Ungeduld!“

Ich habe Angst vor…

„…sinnloser Gewalt, dem Bildungsmangel und Regierungskonflikten.“

Mein Lebensmotto ist…

„… man sollte nicht alle Eier in einen Korb legen.“

Und abschließend: Können wir ein zweites Soloalbum von dir erwarten?

„Ich plane selten so weit im Voraus, aber vorstellen könnte ich es mir schon.“

Na dann weiterhin viel Erfolg und besten Dank für das Interview!

„Die Zeichen stehen auf Sturm“-Tour

01. Dezember Flensburg – Volxbad
02. Dezember Hamburg – Knust
03. Dezember Berlin – Maschinenhaus
04. Dezember Bremen – Tower
07. Dezember Leipzig – Werk 2
08. Dezember Stuttgart – Universum
09. Dezember Kaiserslautern – Kammgarn
10. Dezember Wuppertal – Live Club Barmen
12. Dezember Frankfurt – Nachtleben
13. Dezember München – Backstage Club
14. Dezember Erlangen – E-Werk
15. Dezember Köln – Underground

Kristina Arens