„Auf die Balance kommt es an“

  /  22.02.2013

Paul Rudd und Leslie Mann haben „Immer Ärger mit 40“. Im Interview verraten die beiden und Regisseur Judd Apatow, wie die Arbeit am Set war, räumen mit Vorurteilen gegenüber Megan Fox auf, berichten, welche Dinge im Alter besser werden und wie man mit unangenehmen Szenen umgeht.

v.li.: Paul Rudd, Leslie Mann und Judd Apatow

Judd Apatow und Paul Rudd am Set

Leslie Mann und Judd Apatow am Set

Redakteurin Kristina Arens mit Paul Rudd und Leslie Mann

Ist der 30ste Geburtstag für viele schon schlimm genug, ist beim 40sten für einige – vor allem Frauen – der Spaß endgültig vorbei. Und um genau diesen Ehrentag geht es im Film „Immer Ärger mit 40“ mit Paul Rudd und Leslie Mann in den Hauptrollen Debbie und Pete, die der eine oder andere sicherlich bereits aus der Komödie „Beim ersten Mal“ kennt. In Berlin traf Redakteurin Kristina Arens Paul, Leslie und Regisseur Judd Apatow zum Interview.

Paul, Leslie ist nicht nur die Frau von Judd, die beiden sind auch die Eltern der beiden Mädchen, die im Film deine und Leslies Kinder spielen. War es nicht komisch, mit einer ganzen Familie am Set zusammenzuarbeiten?

Paul: „Es war merkwürdig, dass es sich gar nicht merkwürdig anfühlte. Wir haben diese Charaktere in ‚Beim ersten Mal’ ja schon einmal gespielt und mit Judd habe ich schon sehr oft zusammengearbeitet. Auch Leslie und ich kennen uns mittlerweile seit einigen Jahren und auch ihre Töchter kenne ich, seit sie Babys sind.“

Leslie: „Als Iris noch ganz klein war, hat Paul sie bei den Dreharbeiten zu ‚Jungfrau (40), männlich, sucht…’ zum Weinen gebracht. Die Szene, die später gestrichen wurde, spielte in einem Elektronikstore, Paul hat improvisiert und sie mit einem Roboter in der Hand angeschrieen ‚Nein! Fass diesen Roboter nicht an, du kannst diesen Roboter nicht anfassen!’ Die beiden hatten nicht den besten Start... (lacht).“

Paul: „In dem Alter verstehen Kinder so etwas wohl noch nicht, aber jetzt sind wir best friends... (lacht).“

Judd: „Ich finde es toll, Leute am Set zu haben, mit denen ich schon oft gearbeitet habe – man ist ein eingespieltes Team. Und was ich bei Leslie besonders mag: Sie kann herzzerreißend und dabei aber gleichzeitig lustig sein, das können nicht viele.“

Megan Fox spielt im Film ebenfalls eine Rolle, wie kam es dazu?

Judd: „Das war Leslies Idee, sie hat einen Film mit ihr gesehen und fand sie unheimlich witzig und Megan hat wirklich einen großartigen Sinn für Humor. Ich glaube, einige denken immer noch, dass sie in erster Linie hübsch aussieht, aber sie hat einiges auf dem Kasten.“

Wie fändet ihr es, wenn eure Kinder hauptberuflich Schauspieler werden wollen?

Judd: „Ich möchte, dass sie etwas Kreatives machen, ihre eigenen Projekte kreieren; als Schauspieler hat man es je nachdem sehr schwer, denn man ist darauf angewiesen, dass Leute einem einen Job geben, ich würde mir deshalb wünschen, dass sie ihr eigenes Ding machen, würde ihnen aber auch niemals im Weg stehen.“

Paul, Leslie, ihr habt die 40 beide bereits erreicht. Hattet ihr Angst vor dieser Zahl oder gab beziehungsweise gibt es einen anderen Geburtstag, vor dem ihr Stress habt?

Leslie: „Ich dachte früher immer, Menschen, die 40 sind, seien unglaublich alt, aber jetzt, wo ich dieses Alter selbst erreicht habe, fühlt es sich überhaupt nicht alt an.“

Paul: „Selbst 50 erscheint mir mittlerweile nicht mehr alt. Ich habe Freunde in diesem Alter; mein Schwiegervater ist Anfang 70 und wirklich fit, ich denke, so ab den 80ern fängt man an, alt zu werden, vor dieser Zahl habe ich … Respekt.“

Gibt es denn Dinge, die im Alter besser werden?

Paul: „Ich kenne mich selbst viel besser. Früher habe ich zum Beispiel darauf geachtet, mich anders zu kleiden als die anderen; in der achten oder neunten Klasse wollte ich total cool sein, habe ein Jahr lang keine Jeans getragen, bin dafür aber jeden Tag mit Krawatte zur Schule gegangen. So etwas macht man – zumindest in den meisten Fällen – nicht mehr, wenn man etwas älter ist und sich selbst gefunden hat.“

Leslie: „Ich fühle mich generell sehr viel selbstbewusster in meiner Haut.“

Paul: „Man regt sich außerdem nicht mehr so schnell über so viele Dinge auf und der Spaß, den ich jetzt habe, ist irgendwie – tiefgründiger. Und ich habe Kinder, bin verheiratet, habe ein Haus. Diese Dinge halten dich auf dem Boden der Tatsachen.“

Leslie, wie viel von deiner Ehe mit Judd steckt denn in dem Film?

Leslie: „Judd und ich haben viel darüber geredet, wie die Charaktere mit bestimmten Situationen umgehen, welche unterhaltsamen Streitigkeiten entstehen können. Und mir war es vor allem wichtig, dass nicht nur die männliche Perspektive gut rüberkommt, auf die Balance kommt es an. Es gibt mehr männliche als weibliche Regisseure und einige konzentrieren sich leider manchmal zu sehr auf den männlichen Sichtpunkt.“

Judd: „Die Emotionen im Film sind das, was näher an der Realität ist als die tatsächliche Geschichte. Wir streiten uns, wir machen uns Sorgen, aber unsere Diskussionen laufen natürlich nicht eins zu eins so ab wie im Film.“

Paul, im Film ziehst du einmal mehr oder weniger blank, sind dir solche Szenen unangenehm?

Paul: „Wir waren mit keiner Szene im Film nur auf einen billigen Lacher aus. Ich finde diese Szene zwar lustig, aber mir ging es vor allem darum, die Geschichte einer Ehe zu erzählen und auch Dinge auf den Tisch zu bringen, die man in Filmen sonst nicht sieht. Manchmal geht es dabei eben auch darum, deine Frau oder deinen Mann zu fragen ‚Wonach sieht das für dich aus?’. Es ist etwas Intimes, Reales und irgendwie auch etwas Tolles, denn genau das ist es, was eine Ehe ausmacht – und nicht Rosenblätter auf dem Bett oder Pralinenschachteln. Als wir den Film gedreht haben, war ich mitten in meiner Rolle und habe nicht darüber nachgedacht, dass das bald Millionen Menschen sehen werden (lacht).“

Vielen Dank für das Interview!

Kristina Arens