„Als Kind braucht man seine Helden“
/ 26.04.2012Die Superhelden sind los! Pünktlich zum Start des Films „Marvel’s The Avengers“ machten The Hulk (Mark Ruffalo), Donnergott Thor (Chris Hemsworth) und Bösewicht Loki (Tom Hiddleston) Halt in Berlin und erzählten im Interview von unvorteilhaften Kostümen, Konkurrenzkampf, Vorbildern und Parallelen zu ihren Filmfiguren.
Der 26. April 2012 ist wahrscheinlich einer der besten Tage im Leben aller Fans der Marvel-Comics, denn dann kommt der Film „Marvel’s The Avengers“ in die deutschen Kinos. Aber auch wer nicht viel mit Comics anfangen kann, hat bestimmt seinen Spaß an dem spannenden und unterhaltsamen „Klassentreffen“ der größten Superhelden: Captain America, Thor, The Hulk, Iron Man & Co. kämpfen erstmals gemeinsam gegen das Böse – in Gestalt von Thor’s Halbbruder Loki. Im Berliner Hotel Ritz-Carlton standen Chris Hemsworth, Mark Ruffalo und Tom Hiddleston unserer Redakteurin Kristina Arens Rede und Antwort.
Den Anfang des Interviews macht der 28-jährige Australier Chris Hemsworth, der im Film den Thor spielt und bereits 2011 im gleichnamigen Film in der „Hammer“-Rolle des Donnergottes überzeugen konnte.
In „The Avengers“ kämpfst du gegen deinen Bruder Loki – hast du auch im echten Leben viel mit deinen Brüdern gekämpft?
Chris: „Ja, auf jeden Fall, aber auf eine weniger lebensbedrohliche Weise als im Film (lacht). Wir toben uns mehr beim Cricket oder Football aus. Und was das Business betrifft, sind wir zwar drei Brüder, die alle Schauspieler sind, aber wir sehen uns da eigentlich nicht als Konkurrenten. Wenn man sich für eine Rolle bewirbt, sind viele Faktoren wichtig und man sollte es nie persönlich nehmen, wenn man nicht für eine Rolle besetzt wird. Mein Bruder Liam hat sich damals ja ebenfalls für ‚Thor’ beworben, aber es war überhaupt kein Problem, als ich den Part bekam.“
Wie war es für dich, einen Superhelden zu spielen und gibt es Parallelen zwischen dir und Thor?
Chris: „Ich habe kein ganz so großes Ego wie Thor (lacht), aber wir können uns beide für Dinge begeistern und Leidenschaft für etwas entwickeln.“
Du spielst Thor bald bereits zum dritten Mal – hast du keine Bedenken, immer mit dieser Rolle in Verbindung gebracht und abgestempelt zu werden?
Chris: „Ich denke, die Gefahr ist nicht so groß. Jemand, der beispielsweise James Bond spielt, könnte größere Probleme haben, da diese Figur viel realitätsnaher ist als ein Superheld, in meinem Fall der Gott des Donners. Wenn ich diese Rolle spiele, trage ich eine Perücke und habe 20, 30 Pfund Muskelmasse mehr. Bei Thor wäre es albern, sich vorzustellen, er könnte auf der Straße herumlaufen, außer es ist Halloween (lacht). Thor zu spielen, macht wahnsinnig viel Spaß, ich entwickle mich innerhalb der Rolle weiter und nebenbei stehe ich ja auch für andere Filme vor der Kamera.“
Viele, vor allem weibliche, Fans finden dich als Thor sicherlich sexy, was denkst du denn selbst, wenn du in dieser Kostümierung in den Spiegel schaust?
Chris: „Es sieht lächerlich aus (lacht). Wenn ich mich auf der Leinwand sehe, ist das was anderes, dann macht die Verkleidung natürlich Sinn, aber wenn man so am Set herum läuft, kommt man sich schon etwas komisch vor.“
Wie hast du dich auf den Film vorbereitet – körperlich und mental?
Chris: „Vor Drehbeginn wurde mir gesagt, dass ich möglichst viel essen und Muskelmasse aufbauen soll. Diese Anweisung habe ich befolgt, allerdings etwas zu sehr. Als ich mein Kostüm anziehen wollte, war es viel zu klein und quetschte mir alles ab, also musste ich wieder Muskeln abbauen, indem ich weniger gegessen habe und nur noch joggen war. Ansonsten habe ich mich viel mit der Literatur von Shakespeare auf die Rolle vorbereitet.“
Der Film heißt „The Avengers“, also die Rächer, hast du schon einmal jemanden gerächt oder dich an jemanden gerächt?
Chris: „Das musste ich bis jetzt glücklicherweise noch nie (lacht). Im Film geht es ja um Teamwork und ich bin auch als jemand erzogen worden, der sich für andere einsetzt, aber wirklich jemanden rächen musste ich bislang nicht.“
Als Zweiter ist Mark Ruffalo an der Reihe, der durch seine Rollen in „30 über Nacht“, „Solange du da bist“, „Shutter Island“ oder „The kids are allright“ bekannt wurde und anders als Chris Hemsworth zum ersten Mal in seine Superhelden-Rolle – die von Bruce Banner und dessen Alter Ego The Hulk – schlüpfte.
Hast du zur Vorbereitung auf die Rolle andere Schauspieler getroffen, die den Hulk schon einmal gespielt haben? Lou Ferrigno zum Beispiel?
Mark: „Lou Ferrigno habe ich nicht getroffen, aber seine Kinder waren bei der Premiere in Los Angeles und haben mir die besten Wünsche ausgerichtet (lacht). Und ich habe mit Edward Norton gesprochen, wir sind befreundet, daher habe ich ihn um ein paar Tipps gebeten.“
War es schwer, in die Fußstapfen dieser Schauspieler zu treten?
Mark: „Auf jeden Fall. Ich glaube, ich habe noch nie eine Rolle gespielt, die nach dem Casting und vor Drehbeginn schon so viele Diskussionen ausgelöst hat. Gerade unter den eingeschworenen Marvel-Fans gab es einige Skeptiker, aber als wir mit dem Dreh begannen, habe ich mich unter der Regie von Joss Whedon und im Team mit Robert Downey Jr., der eins meiner großen Vorbilder ist, schnell wohl gefühlt.“
Was war die größte Herausforderung während des Drehs?
Mark: „Bis jetzt war der Hulk komplett computeranimiert, dank einer neuen Technik spiele ich in ‚Marvel’s The Avengers’ zum ersten Mal wirklich beide Rollen, Bruce Banner und The Hulk. Für The Hulk habe ich einen engen Motion-Capture-Anzug getragen, der nicht sehr vorteilhaft war und an den falschen Stellen zu viel und an anderen dafür zu wenig aufgetragen hat (lacht). Vor einem Green Screen wurden die Szenen dann gedreht und wie beim Theater muss man seine ganze Vorstellungskraft einsetzen. Es war interessant, auf einen Monitor zu blicken und sich dort als Hulk zu sehen, der alle Bewegungen macht, die man in dem Moment selbst macht.“
Bruce Banner wird im Film zum Hulk, wenn er in Rage gerät. Was macht dich persönlich denn so wütend, dass du zum Hulk werden könntest und wie konntest du dich in diese Lage versetzen?
Mark: „Selbstsüchtige Menschen. Und generell habe ich einige Erfahrungen, was das Wütend werden angeht. Zum einen habe ich einen zehn Jahre alten Sohn und eine vier und eine sieben Jahre alte Tochter, die verwandeln sich durchaus des Öfteren in eine Art Hulk, wenn sie sauer sind (lacht). Ich war selbst aber auch jemand, der als junger Mann immer eine gewisse Wut in sich hatte. Bis ich mich als Schauspieler durchsetzen konnte, hat es sehr lange gedauert. Bis dahin hatte ich wenig Geld und habe alle möglichen Jobs gemacht – gekellnert, Häuser gestrichen, gekocht, Pot verkauft (lacht) – um nebenbei weiterhin schauspielern zu können. Ich war mir zwar immer sicher, Schauspieler zu werden, aber eine ganze Zeit lang hat die Welt ‚nein’ gesagt, was ziemlich frustrierend war.“
Was fasziniert dich an der Rolle des Hulk und welchen Charakter hättest du ansonsten gerne gespielt?
Mark: „Ich habe mir vor Drehbeginn die Serie ‚The Incredible Hulk’ noch einmal angeschaut und wusste direkt wieder, was mich immer schon fasziniert hat: Wenn Bruce Banner in Rage gerät, wird sein ganzer Körper von einer unglaublichen Stärke und Macht durchzogen, aber im selben Moment weiß er, dass er sie nicht benutzen darf, da er ansonsten Menschen verletzen würde. Und wenn ich nicht den Hulk gespielt hätte, dann... Black Widow (lacht). (Anm. d. Red.: Black Widow ist eine russische Agentin, die im Film von Scarlett Johansson verkörpert wird.) Nein, ernsthaft, Loki hätte ich sehr gerne gespielt, aber wer kann Tom Hiddleston toppen? Niemand!“
Last but not least betritt Tom Hiddleston den Raum. Der charismatische Engländer spielte neben Chris Hemsworth bereits in „Thor“ den Bösewicht Loki und verkörpert den Antagonisten nun in „Marvel’s The Avengers“ zum zweiten Mal sehr überzeugend.
Was ist das Beste daran, in einem Film den Bösen zu spielen?
Tom: „Das ist eine Frage, auf die ich leider immer noch keine vernünftige Antwort gefunden habe ohne überheblich zu klingen (lacht), aber an der Figur Loki mag ich sehr, dass sie so vielschichtig ist. Er ist nicht nur böse, sein Hass ist darin begründet, dass sein Herz gebrochen ist. Eifersucht spielt eine sehr große Rolle und ist gemeinsam mit seiner Trauer der Grund für seine Wut. Auch wenn Loki verrückt ist, entdeckt man hin und wieder eine menschliche Seite an ihm und genau die ist der Grund dafür, dass er zum Bösewicht wurde.“
Wird Loki jemals auf die Seite der Guten wechseln können?
Tom: „Ja, ich glaube schon. In den Comics bewegt er sich ständig auf dem schmalen Grat der Erlösung und Wiedergutmachung. Er tut schlimme Dinge, die ihm verziehen werden, nur um dann wieder etwas Furchtbares zu tun. Er ist eine Person, der man nicht trauen kann und die sich ständig verändert.“
Was ist es für ein Gefühl, eine Figur zu spielen, die nur durch die mächtigsten Helden der Welt gestoppt werden kann?
Tom: „Es ist ein Privileg. Ich bin damit groß geworden, mir die Bösewichte in Filmen anzuschauen: Jack Nicholson als Joker, Alan Rickman als Hans Gruber in ‚Stirb Langsam’ oder Terence Stamp in ‚Superman’ als General Zod. Als Schauspieler mit Iron Man, Thor, Captain America, The Hulk, Black Widow, Hawkeye und Nick Fury zu arbeiten, die auch noch von einigen der größten Superstars wie Robert Downey Jr., Chris Hemsworth, Chris Evans, Mark Ruffalo, Scarlett Johansson, Jeremy Renner und Samuel L. Jackson gespielt werden und sich zusammen tun müssen, weil meine Figur Loki so ein ,Bad Ass’ ist, ist wirklich eine große Ehre.“
Du spielst die Rolle sehr überzeugend – hast du selbst auch eine verrückte, manipulative oder böse Seite?
Tom: „Die muss ich wahrscheinlich irgendwo haben, damit ich Loki spielen kann, aber ich versuche, sie zu verstecken (lacht). Ich glaube – warum auch immer – ganz stark an das Gute im Menschen und die weniger guten Seiten und Facetten versuche ich persönlich dann in meiner Arbeit als Schauspieler auszuleben, also vielleicht ist Loki der Ausdruck meiner eigenen Verrücktheit. Aber vielleicht sollte ich die Frage besser einen Psychologen beantworten lassen (lacht).“
Warum brauchen wir eigentlich Superhelden?
Tom: „Weil sie das Beste in uns widerspiegeln. Sie machen Mut und leben uns vor, sich für andere einzusetzen und zeigen, dass man die größten Hindernisse überwinden kann. Ich denke, in jedem von uns steckt ein Kind und gerade als Kind braucht man seine Helden.“
Vielen Dank für die Interviews!