„Ab jetzt spielen wir mit!“

  /  11.10.2011

Joko und Klaas sind zurück! Im Interview erzählen die beiden, welche ehemaligen MTV Home-Rubriken in ihrer neuen Show NeoParadise wiederbelebt werden, ob es jemals eine weitere Ausgabe von Porno Ping Pong gibt, wo Klaas den Punksänger in sich entdeckt hat und was aus Jokos Blitzer-Aktion und seinem Label German Garment geworden ist.

v.li.: Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt

v.li.: Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt

Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt mit Redakteurin Kristina Arens

Vor rund einem Jahr zum ersten Mal interviewt, jetzt gab’s ein Wiedersehen mit Joko Winterscheidt. Der Anlass: Start des MTV Home-Nachfolgers NeoParadise. Deshalb war diesmal auch Jokos bessere Hälfte Klaas Heufer-Umlauf mit von der Partie, der mit etwas Verspätung schließlich ebenfalls im Büro seines Managements eintraf. Die verpasste Zeit glich Klaas beim Interview locker wieder aus; redselig wie er ist, macht er sogar Joko Konkurrenz. Letzterer hat sich mittlerweile übrigens von seinem Eishockey-Crash im Rahmen eines Drehs für NeoParadise erholt, nur ein paar Blessuren am Hals und leichte Nacken- und Schulterschmerzen hat der Gute noch. Einem unterhaltsamen Interview mit dem Duo Winterscheidt/Heufer-Umlauf stand also nichts mehr im Wege.

Auf ZDF Neo startet jetzt eure neue Show NeoParadise – was erwartet uns?

Klaas: „NeoParadise ist quasi MTV Home ‚in besser’. Wir arbeiten mit demselben Team und sind mit derselben Leidenschaft dabei. Als die letzte Folge auf MTV lief, waren wir doch sehr betrübt, also freuen wir uns umso mehr, dass es endlich einen Nachfolger gibt. Generell bleiben wir bei NeoParadise unserem Stil treu, wir haben beim ZDF glücklicher-, und vielleicht auch überraschenderweise, genauso viele Freiheiten wie damals bei MTV.“

Was wird denn von MTV Home übernommen und worin unterscheiden sich die beiden Formate?

Joko: „Wir werden nach wie vor in jeder Folge Gäste empfangen. Nachdem uns in der ersten Ausgabe Thees Uhlmann, Arnim und Torsten von den Beatsteaks und Flo Mega einen Besuch abgestattet haben, schauen bald unter anderem Herbert Grönemeyer und Dick Brave vorbei. Wobei wir in der neuen Show eine größere Bandbreite abdecken und sicherlich auch Leute dabei sein werden, die zu MTV vielleicht nicht gepasst hätten. Außerdem haben wir bei NeoParadise Publikum im Studio. Passend dazu, dass auch wir älter werden, wurden einige Kategorien von MTV Home übernommen, aber umbenannt. ‚Wenn ich du wäre…’ heißt jetzt zum Beispiel „Wenn ich Sie wäre…“ und ‚Aushalten’ wird zu ‚Bis einer heult’.“

Klaas: „In der dritten Folge teste ich eine neue Rubrik: ‚Kunst in der Kleinstadt’. Wir fahren – ein schöner Kontrast – ins Q-dorf (Anm. d. Red.: Party-Location in Berlin), wo sich die Leute schon auf dem Hinweg in der U-Bahn übergeben und testen, wie Kunst bei der Jugend von heute so ankommt (lacht).“

Gibt es die allseits beliebte Rubrik „Zuschauer Cribs“ denn noch? Vielleicht auch mal bei einem von euch Zuhause? Diesen Wunsch haben ja schon viele geäußert…

Joko: „Wir sind gerade dabei, den Nachfolger ‚Dinge, die du dir nie gewünscht hast, die wir dir aber erfüllen’ zu entwickeln. Wenn beispielsweise jemand Höhenangst hat, kann sich ein Komplize bewerben und auf geht’s zum Bungeejumping.“

Klaas: „Ein Cribs bei einem von uns Zuhause wird es wohl nicht geben, da warte ich lieber bis Vera Int-Veen mir mal die Messiebude abfilmt (lacht).“

Trotz eures Talents, andere zu entertainen – für den deutschen Fernsehpreis, für den ihr als „Bester Entertainer“ nominiert wart, hat es leider ganz knapp nicht gereicht…


Klaas: „Stimmt, aber wir sind medial gesehen ja gerade mal fünf Minuten in der Branche, waren zum ersten Mal nominiert und saßen zum ersten Mal im Publikum, wo eine Fernsehgröße wie Blacky Fuchsberger ein paar Reihen vor uns saß. Ich glaube, allein mit der Nominierung haben wir klar gemacht, dass wir ab jetzt auch mitspielen.“

Joko: „Stell dir vor, wir hätten beim ersten Mal schon gewonnen – ich hätte gar nicht so viel Platz für die ganzen folgenden Preise gehabt. So kann man sich das Ganze auch schön reden (lacht).“

Nächstes Jahr soll es eine zweite Staffel von „17 Meter“ geben, aber erstmal startet am 13. Oktober auf Pro7 eine neue Show mit euch. Könnt ihr eine unterhaltsame Anekdote aus „Die Rechnung geht auf uns“ erzählen?

Klaas: „Ohne zu viel zu verraten – eine Dame ist dabei, der in einer Tiefgarage im Auto vor der Schranke das Parkticket herunterfällt. So fängt die Story an. Das Ende vom Lied ist, dass die Frau in der Notaufnahme aufwacht, aus ihrem Autowrack herausgeschnitten wurde und eine Rechnung von 3.000 Euro begleichen muss. Das Ganze ist keine Schicksalsshow, in der die Teilnehmer, sollten sie verlieren, Privatinsolvenz anmelden müssen, sondern es geht um unter witzigen Umständen entstandene Rechnungen, über die man lachen kann.“

Joko: „Ein weiterer Kandidat ist ein Hobbyimker, der sich mit seinem Hutnetz in einer 1.700 Euro teuren Honigschleuder verfängt, das Netz geht kaputt, die Bienen strömen in den Hut und der Herr springt aus Panik mitsamt der teuren Schleuder in einen Teich. Generell ist das Spannende an der Show, dass man nie weiß, welche Aufgaben man erledigen muss. Teilweise müssen die Kandidaten die schwierigsten Herausforderungen für eine Rechnung meistern, die nur ein paar hundert Euro beträgt und andersherum.“

Ihr seid zurzeit ziemlich busy mit Fernsehshows, seit neuestem auch mit Radiosendungen. Bleibt da eigentlich noch Zeit für dein Label German Garment, Joko? Wann gibt’s eine neue Kollektion?

Joko: „Wir arbeiten daran. Als wir das Label gestartet haben, haben wir ein wenig überschätzt, was es wirklich heißt, eine Marke aufzubauen. Auch wenn wir viel Aufmerksamkeit bekommen haben, heißt das nicht, dass wir riesige Absatzzahlen schreiben konnten. Deshalb holen wir uns gerade den ein oder anderen Tipp von Leuten, die sich in der Branche wirklich auskennen und wollen dann nächstes Frühjahr einen zweiten, vielleicht besser geplanten Versuch starten.“

Klaas, du hast ja hier und da schon Schauspielerfahrung gesammelt und in einem Interview mal gesagt, dass du in Zukunft gerne mal große, ernstzunehmende Rollen spielen möchtest. Hast du immer noch Interesse an der Schauspielerei?

Klaas: „Auf jeden Fall. Aber im Moment liegt der Fokus eher auf der Show- und Moderationsschiene, die man komplett unabhängig vom Filmgeschäft betrachten muss. Ich habe zwischenzeitlich aber schon das ein oder andere in dieser Richtung gemacht. Zum Beispiel spiele ich in dem Film ‚Dear Courtney’, der bald ins Kino kommt, einen Punksänger, in ‚Rubbel die Katz’ durfte ich Detlev Buck die Treppe runter stoßen und am 13. Oktober wird auf Pro7 die Mockumentary ‚Finding Brave’ ausgestrahlt, die ich mit Dick Brave gedreht habe.“

Ihr seid momentan ja irgendwie überall zu sehen oder zu hören – auf Pro7 und ZDF, im Radio, in der Werbung. Hat man da nicht Angst, verheizt zu werden?

Klaas: „Doch (lacht). Nee, im Ernst, es stimmt schon, dass alles gerade recht viel ist, aber das legt sich ja auch wieder. Ich denke, es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu schaffen und das tun wir. Wir machen auf der einen Seite gerade Shows für die ganze Familie und schauen damit mal über den Tellerrand von MTV Home hinaus – und starten jetzt auf der anderen Seite mit NeoParadise, eben dem, was man von uns kennt.“

Joko: „Ich denke, verheizen hat auch etwas mit Qualität zu tun und wir sitzen ja nicht in jeder Jury oder treten in x-beliebigen Shows auf, sondern überlegen uns, woran wir Spaß haben und was zu uns passt.“

Wie geht ihr denn generell mit Kritik um? Bei Facebook kannst du, Joko, ja beispielsweise posten, was du willst und bekommst innerhalb von ein paar Minuten teilweise mehrere tausend Likes, aber – nur als Beispiel – als du Werbung für Gilette gemacht hast, gab’s auch mal negative Posts.

Joko: „Wieso? Die Werbung war doch gut!? Aber ernsthaft, als ich gefragt wurde, habe ich mich total gefreut und die Idee hat mir auch gefallen – was im Endeffekt daraus geworden ist, sei mal dahin gestellt. Aber allgemein ist uns schon klar, dass nicht jeder alles gut findet, was wir machen. Das wäre ja auch irgendwie unheimlich.“

Klaas: „Wenn Kritik begründet und nachvollziehbar ist, nehme ich sie gerne an und ich bin auch nicht eine Woche lang unverhältnismäßig schlecht drauf, wenn es mal negative Stimmen gibt. In unserer Branche hätte man wohl auch keine Chance, wenn man mit so etwas nicht umgehen könnte.“

Um noch mal kurz auf Facebook zurück zu kommen – was denkst du, Joko, wenn der 1000ste auf deiner Pinnwand postet „Wenn ich du wäre, würde ich jetzt auf meine Pinnwand schreiben“? Gibt es Sprüche, die du nicht mehr hören kannst?

Joko: „Mich amüsiert das eher. Vor allem, wenn die Jungs oder Mädels denken, sie seien die erste Person, die auf die Idee gekommen ist, ‚Ich kann Joko anfassen’ auf meine Pinnwand zu schreiben.“ (Anm. d. Red.: Joko hat bei MTV Home mal ein Lied mit K.I.Z. gerappt, in dem die Zeile „Du kannst Joko nicht anfassen“ vorkam.)

Wovon sich wohl alle ehemaligen MTV Home-Gucker eine neue Ausgabe wünschen ist „Porno Ping Pong“. (Anm. d. Red.: ein Spiel im Rahmen der MTV Home-Rubrik „Aushalten“, bei dem sich Joko und Klaas in einer Videothek gegenseitig Pornotitel vorgelesen haben und nicht lachen durften). Wird es jemals eine Neuauflage geben – eine richtige, kein Tischtennis mit Porno-Klaus?

Klaas: „Ich glaube, dieses Denkmal wollen wir nicht zerstören. Wobei – wir müssen natürlich die Spannung aufrechterhalten. Also sage ich mal, vielleicht ja, vielleicht nein. Spätestens wenn uns der Erfolg im Stich lässt, bieten wir bei irgendwelchen Bauhaus-Eröffnungen die Aktion ‚Porno Ping Pong mit Joko und Klaas’ an (lacht).“

Und noch eine letzte Frage, ebenfalls für alle ehemaligen MTV Home-Gucker: Im Rahmen der Rubrik „Gemeinsam dumm“ seid ihr beziehungsweise du, Joko, zwölf Mal hintereinander geblitzt worden. Was hatte das im Endeffekt für Konsequenzen?

Joko: „Bei der Aktion haben uns viele unterstellt, sie sei ein Fake. Ich wünschte, sie wäre es gewesen. Acht der zwölf Male wurden geahndet, die Anwaltskosten hat die Produktionsfirma übernommen, ich habe die Strafe bezahlt und ein paar Punkte in Flensburg bekommen. Im Nachhinein betrachtet war das Ganze … eine ziemlich gute Idee (lacht).“

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei euren anstehenden Projekten!

Kristina Arens