Zalandos Zonar weiter in der Kritik

  /  02.12.2019

Den Anfang machte eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zu Zalandos Mitarbeiter-Bewertungssoftware Zonar, nun mischen sich auch Politiker in die Diskussion ein…

„Ich begrüße es, dass sich die Berliner Datenschutzbehörde um die Einhaltung des Beschäftigtendatenschutzes vor Ort kümmert“, sagte Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Er fände die Forderung richtig, dass die Software bis zum Abschluss der Prüfung im Interesse der Beschäftigten und auch des Arbeitgebers nicht eingesetzt werden solle. Hintergrund ist eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zu Zalandos Mitarbeiterbewertungssoftware Zonar, die die Diskussion ins um Überwachung und Leistungsdruck Rollen brachte. Der Befund: Zonar stehe für ein „sehr umfassendes, quasi panoptisches System der Leistungskontrolle“. Das Betriebsklima leide, der Stress nehme zu, hieß es laut der Stiftung auf Basis von Interviews mit Beschäftigten. Es bestünden Zweifel, ob der Datenschutz eingehalten werde. Zonar wird von rund 5.000 Beschäftigten zur gegenseitigen Bewertung genutzt.

Zalando widersprach den Ergebnissen. Die Studie basiere auf lediglich „zehn Interviews mit bei Zalando Beschäftigten” und sei nach eigenen Angaben der Studienleiter in „Reichweite, Vollständigkeit und Generalisierbarkeit [...] eingeschränkt“. Zonar entspreche den gesetzlichen Anforderungen gemäß der DSGVO. Leistungsbeurteilungen von Mitarbeitern seien ein wichtiger, rechtlich anerkannter und zulässiger Zweck der Datenverarbeitung. Dabei würden personalrelevante Entscheidungen nicht vollautomatisch getroffen, sondern von der jeweiligen Führungskraft zusammen mit einem unabhängigen Komitee. Man sei im Frühjahr 2018 von der Studienleitung zur Stellungnahme angefragt worden und habe sich bewusst gegen eine Teilnahme entschieden, da bereits zum Zeitpunkt der Anfrage die Einseitigkeit und mangelnde Neutralität der Studie zu erkennen gewesen sei. Zonar diene nur als Tool. Das eigentliche Herzstück der Feedback-Kultur seien persönliche Gespräche.

Politiker und Gewerkschafter haben sich trotz aller Erklärungen dafür ausgesprochen, dass Zalando die umstrittene Software zunächst aussetze. So habe es der oberste Berliner Datenschützer Zalando laut Medienberichten bereits am 21. November empfohlen. Verdi-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger: „Für die Beschäftigten hoffen wir sehr, dass der Einsatz ganz verboten wird. Das wäre auch ein wichtiges Zeichen für die gesamte Arbeitswelt.“ Die Datenschutzprüfung wird laut der Süddeutschen Zeitung voraussichtlich nicht vor Anfang 2020 abgeschlossen sein. Die Zeitung zitiert weiterhin Norbert Walter-Borjans, Kandidat für den SPD-Vorsitz: „Wem es wirklich ernst ist mit ‚gelebter Feedback-Kultur‘, der stülpt seinen Mitarbeitern nicht so ein Kontrollsystem mit Mobbingpotenzial über.“ Zalando solle die Zeit der Prüfung nutzen, um mit der Personalvertretung zu beraten, wie Motivation und Verantwortungsbereitschaft wirklich gefördert werden könnten. CDU-Minister Laumann sagte laut Süddeutsche, er könne die Verhältnisse bei Zalando im Detail nicht beurteilen. Die Einführung von Mitarbeiterbefragungen und Feedbacksystemen könne ein effizientes Instrument zur Personalentwicklung sein. „Was ich aber auf keinen Fall will, sind Verfahren zur Leistungsbeurteilung, die Unfrieden in Belegschaften und Betriebe bringen.“

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