Public Eye: Zahlreiche Arbeitsgesetzverstöße bei Shein

  /  15.11.2021

Die NGO Public Eye hat prekäre Arbeitsbedingungen bei Zulieferern des chinesischen Fast Fashion-Discounters Shein aufgedeckt, darunter Arbeitswochen mit 75 Stunden…

Fotos: Panos Pictures / Public Eye / Shein

Die Schweizer NGO Public Eye, die laut eigenen Angaben seit über 50 Jahren Menschenrechtsverletzungen aufdeckt, hat sich näher mit dem chinesischen Fast Fashion-Onlineriesen Shein auseinandergesetzt. Zwei chinesischen Rechercheurinnen ist es im Auftrag von Public Eye gelungen, einige Zulieferbetriebe in Guangzhou zu besuchen, wo Produktionsbedingungen herrschen, die offenbar mehrere Arbeitsgesetze brechen. Sie lokalisierten 17 von insgesamt wohl über 1.000 Betrieben, die für Shein produzieren, darunter informelle Werkstätten ohne Notausgänge und mit teils vergitterten Fenstern. Die Arbeiterinnen und Arbeiter seien täglich meist elf bis zwölf Stunden, bei nur einem freien Tag im Monat, beschäftigt, das ergäbe über 75 Stunden pro Woche, häufig ohne Vertrag und mit einer Bezahlung nach Stückzahl. Drei Arbeiterinnen und sieben Arbeiter an sechs Standorten seien befragt worden.

Im Hauptlager von Shein, das zum amerikanischen Logistikkonzern Prologis gehört und in Foshan steht, rund eine Autostunde entfernt von den Fabriken in Guangzhou, sind laut dem Bericht über 10.000 Menschen beschäftigt. Im 24/7-Betrieb seien dort tägliche Arbeitszeiten von 12 Stunden der Normalfall. „Chinesische Verhältnisse“ sollen auch die Arbeiterinnen und Arbeiter im Logistikzentrum von Shein im belgischen Lüttich beklagen, wo bis vor kurzem die europäischen Retouren bearbeitet wurden. Unter die Lupe genommen habe Public Eye auch die verschachtelte Firmenstruktur und dabei viel Offshoring zu Steuervermeidungszwecken gefunden.

Wer aufgrund der Billigpreise der Shein-Artikel ultratiefe Löhne in den Produktionsstätten erwartet habe, dürfte auf den ersten Blick erstaunt sein, berichtet Public Eye. Wer für Shein Kleidung herstellt, könne ein Einkommen erzielen, das deutlich über den 5410 Yuan pro Monat (rund 740 Euro) liege, welche die Asia Floor Wage Alliance als Existenzlohn berechnet habe. Allerdings würden sämtliche zehn Arbeiterinnen und Arbeiter, mit denen man gesprochen habe, faktisch eher zwei Jobs als einen verrichten.

In den USA wurde die Shein-App im Frühling 2021 häufiger runtergeladen als die von Amazon. Laut Schätzungen soll der Umsatz des Fast Fashion-Anbieter im Jahr 2020 10 Mrd. US-Dollar überstiegen haben.

Shein wolle den Bericht prüfen. Man habe einen strengen Verhaltenskodex für Lieferanten, der strenge Gesundheits- und Sicherheitsrichtlinien enthalte und den lokalen Gesetzen entspreche, heißt es laut BBC seitens des Unternehmens. Auf der deutschen Website heißt es, man lege Wert auf „eine sichere, faire und glückliche Arbeitsumgebung für alle“ und „Indem wir nachhaltige Methoden und Materialien verwenden tun wir unseren Anteil daran den Planeten so gut wie möglich aussehen zu lassen“.

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