„Maskenbetrug“ schlägt hohe Wellen

  /  09.05.2022

Laut Jan Böhmermann und dem „ZDF Magazin Royale“ soll Fynn Kliemann bei den Informationen zu Corona-Schutzmasken betrogen haben. Die Konsequenzen…

Unternehmer Fynn Kliemann verkündete im Frühjahr 2020, mit seinem Geschäftspartner Tom Illbruck, Geschäftsführer von Global Tactics, die eigene faire Textilproduktion in Europa auf eine Corona-Maskenproduktion umzustellen und diese über Kliemanns Webshop Oderso zu verkaufen. Nach Recherchen des „ZDF Magazin Royale“ rund um Jan Böhmermann seien die Darstellungen von Kliemann und Illbruck zu Produktionsorten und dem Verkauf der Mund-Nasen-Bedeckungen zum Selbstkostenpreis falsch. Die insgesamt 2,3 Millionen Masken seien in Bangladesch und Vietnam produziert worden, nicht wie angegeben fair und in Europa. Zudem sollen Millionen damit verdient worden sein. Außerdem seien 100.000 unbrauchbare Modelle an Geflüchteten-Unterkünfte in Griechenland und Bosnien geschickt worden.

Für die Recherche habe das ZDF Magazin Royale interne Chats, Sprachnachrichten, E-Mails, Lieferscheine, Auftragsbestätigungen, Fotos, Videoaufnahmen und Anruflisten ausgewertet, die dies belegen und zeigen, dass Kliemann in wichtige Entscheidungen und Details zu Produktion, Lieferung und Verkauf der „Betrugsware“ eingebunden gewesen sei. WhatsApp-Nachrichten von ihm sollen belegen, dass er persönlich die Produktion in Asien in die Wege geleitet habe. Neben dem eigenen Webshop wurden die Masken auch bei About you verkauft. E-Mails und iMessages sollen laut ZDF zeigen, dass Global Tactics den wahren Produktionsstandort vor About You vertuschen wollte; Kliemann soll auch davon gewusst haben.

Kliemann hat sich zeitnah zu den Vorwürfen geäußert. Er räumt Fehler ein, streitet aber ab, von den Produktionsstandorten gewusst zu haben. Global Tactics habe auch in Bangladesch Masken herstellen lassen, er habe diese aber nie verkauft oder beworben. Seine Masken seien zu 100% aus Portugal und Serbien gekommen. Er sagt aber auch, er müsse sich eingestehen, dass er den Prozess nicht mehr überblicken konnte. Das dürfe niemals passieren und er übernehme, auch wenn er weder Produzent noch Verkäufer gewesen sei, eine Verantwortung. Der für ihn schlimmste Punkt sei die Anschuldigung, unbrauchbare Masken gespendet zu haben. Diese seien laut Produzenten nicht defekt gewesen und sollen auch keine schlechte Schutzwirkung gehabt haben. Sie seien lediglich etwas größer gewesen als die ursprüngliche Vorgabe.

Illbruck hatte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärt, es seien auch Mund-Nasen-Bedeckungen in Bangladesch produziert worden, für Großkunden beispielsweise, die keinen Wert darauf gelegt hätten, dass die Masken explizit aus Europa kommen müssten. Mit About You habe es keinen Absprachen im Hinblick auf Portugal als Produktionsstandort gegeben. Das sei auch nicht schriftlich versichert worden. About-You-Co-Chef Tarek Müller erklärte auf Twitter und Instagram, dem Unternehmen sei nicht bekannt gewesen, dass die Masken teilweise nicht in Europa produziert worden seien. Sie wurden aus dem Shop genommen. Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis (DNP) hat Kliemann den 2020 verliehenen Sonderpreis für die Corona-Masken aberkannt. Auch der Energieversorger EWE, der ihn beim Projekt „Kliemannsland“ im Bereich Klimaneutralität berät, will die Zusammenarbeit nun überprüfen.

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