Kampagne für Saubere Kleidung verlässt Textilbündnis

  /  16.03.2022

Die Kampagne für Saubere Kleidung hat das Bündnis für nachhaltige Textilien verlassen. Man sehe keine Rechtfertigung mehr, selbiges weiter zu legitimieren…

Nach mehr als sieben Jahren Mitgliedschaft im Bündnis für nachhaltige Textilien (Textilbündnis) hat die Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland e.V. (Clean Clothes Campaign Germany) jetzt ihren Austritt erklärt. Das Bündnis könne keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den globalen Bekleidungslieferketten nachweisen. Mit diesem Versprechen sei das Textilbündnis 2014 angetreten. Die Kampagne für Saubere Kleidung sehe daher keine Rechtfertigung mehr, das Bündnis durch ihre Mitgliedschaft weiter zu legitimieren.

Besonders beim Kernthema der Kampagne, den viel zu niedrigen Löhnen, verweigere sich der Großteil der Mitgliedsunternehmen jeglichem Engagement. Die Kampagne für Saubere Kleidung fordert von den Marken- und Einzelhandelsunternehmen andere Einkaufspraktiken: Sie sollen ihren Lieferanten höhere Preise zahlen, um existenzsichernde Löhne für die Beschäftigten in ihren globalen Lieferketten sicherzustellen. Das Textilbündnis widme sich seit Jahren diesem Thema – ohne messbare Ergebnisse.

Zudem sollen Recherchen der internationalen Clean Clothes Campaign belegen, dass während der Pandemie Arbeiterinnen und Arbeiter, die für Mitgliedsunternehmen, wie beispielsweise Adidas, produzieren, Lohnzahlungen vorenthalten wurden und sie ausstehende Abfindungen nicht erhielten. Es fehle die notwendige Verbindlichkeit im Textilbündnis. An einer Bündnis-Initiative zu Löhnen beteiligten sich nur 13 von 70 Mitgliedsunternehmen. „Löhne, von denen Arbeitende sich und ihre Familien ernähren können, sind ein Menschenrecht, das weltweit gilt. Doch zu viele Mitgliedsunternehmen nutzen jede erdenkliche Ausrede, um sich aus der Verantwortung zu stehlen“ sagt Waltraud Waidelich, Vorstandsmitglied der Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland.

Obwohl es an Verbindlichkeit mangele und kaum vorzeigbare Fortschritte erkennbar seien, sollen die beteiligten Unternehmensverbände jetzt darauf drängen, die Anforderungen für eine Mitgliedschaft weiter zu verwässern und fordern, den regelmäßig stattfindenden Überprüfungsprozess nur noch freiwillig durchführen zu lassen. Schon jetzt fehle dem Bündnis die Autorität, diese Mitgliedspflicht bei großen Unternehmen durchzusetzen.

„Uns fehlt das Vertrauen in ein Bündnis, bei dem die Unternehmenslobby kontinuierlich bremst, während sich die Lebenssituation der Menschen in den Lieferketten gerade in der Corona-Pandemie nochmal dramatisch verschlechtert hat. So ist kein Fortschritt im Bündnis möglich. Nach nun mehr als sieben Jahren sind wir daher zu dem Schluss gekommen, eine Mitarbeit in dieser Konstellation nicht mehr mittragen zu können“, resümiert Isabell Ullrich, Koordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung. Stattdessen konzentriere sich die Kampagne für Saubere Kleidung nun auf Kampagnenarbeit zu verbindlichen unternehmerischen Sorgfaltspflichten (Lieferkettengesetze), existenzsichernden Löhnen, sozialer Absicherung und Arbeitsrechten der Arbeiterinnen und Arbeiter.

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