Fashion Week Berlin, Juli 2018: Aussteller-Statements

  /  09.07.2018

Welches Fazit ziehen die Aussteller der Berliner Fachmessen nach der Juli-Ausgabe 2018? 1st-blue hat bei den Brands nachgefragt...

Wie waren Besucherfrequenz, -qualität und -internationalität auf den Fachmessen während der Juli 2018-Ausgabe der Fashion Week Berlin? Und wie kamen die Neuerungen an? 1st-blue hat bei den Exhibitors nachgefragt!

Yvonne Ley, Vertriebsleitung Lanius: „Die Messe Ethical Fashion Show Berlin (jetzt: Neonyt) war gut besucht und es war ein angenehmer Mix aus konventionellen Händlern, nachhaltigen Concept-Stores, neuen sowie bekannten Kunden. Die Stimmung war gut und entspannt – es gab viele Veranstaltungen neben der eigentlichen Messe (unter anderem unsere Lanius x Weleda Ginger Party, und die Fair Fashion Move-Demo). Für die Zukunft wäre eine höhere Konzentration der vielen verschiedenen Messen sinnvoll – vor allem, um die Einkäufer in ihren Anreisen zu entlasten und ihnen mehr Zeit zum ordern, entdecken und austauschen zu geben. Zukünftig wäre es zudem schön, wenn die Messe auch international einen höheren Stellenwert einnimmt.“

Erwin O. Licher, Inhaber von Herrlicher: „Insgesamt war die Panorama Berlin gut für uns, wir hatten uns vor zwei Jahren die richtige Standposition ausgesucht, waren auch jetzt wieder bestens zufrieden damit und werden auch zur nächsten Ausgabe wieder diese Position bevorzugen. Wir hatten alle guten Händler auf dem Stand, von der Besucherfrequenz hätten wir uns allerdings insgesamt etwas mehr erwartet. Auch international könnte diese noch zunehmen. Optimiert werden könnte, dass es ein Eröffnungsevent in Berlin für alle Messen gibt, statt einer Messeparty, wo die Aussteller und Händler alleine gelassen werden. Und ein Highlight gab es noch für mich: die Location und die Gartenanlage der Selvedge Run…“

Maria Kohnen, Head of Design und Anna Agtas, PR- und Marketing Managerin von Lana: „Für uns ist die Ethical Fashion Show Berlin ein großartiges Netzwerk-Event zu Beginn der Saison. Der Wandel der nachhaltigen Modebranche ist hier deutlich spürbar.“

Corinne Samson, Co-Founder Another Brand: „Wir haben diese Saison zum ersten Mal auf der Show & Order ausgestellt. Insgesamt waren wir sehr mit der Messe zufrieden. Wir hatten viele neue Interessenten, auch internationale, zu denen unsere Marke sehr gut passen könnte, auf unserem Stand und haben auch einige Aufträge geschrieben. Wir planen auch im Winter wieder auf der Show & Order auszustellen.“

Sybille Mezger, Creative Director von Liv Bergen: „Man fragt sich, warum man Berlin noch macht, Berlin lässt total nach. Es war wenig los und die Premium war auch nicht sehr interessant. Fast keine bekannten, internationalen Marken haben ausgestellt – Zugpferde haben gefehlt! Die Messe war sehr schlecht besucht – gefühlt 30 bis 40% weniger Frequenz! Es waren fast keine internationalen Kunden da, das war früher anders! […] Warum wird die Messe nicht übers Wochenende gemacht (siehe Messe München)? Der Einzelhandel braucht seine Leute im stationären Handel, auf der Verkaufsfläche… Vielleicht ist das auch mit einer der Gründe, warum viele Besucher / Einkäufer ausblieben? Ein neues digitales Verkaufsportal wurde ausgestellt – Vee. Aus meiner Sicht arbeitet damit (noch) keiner. Und eine Messe kann dieses Online-Portal nicht ersetzen, es bietet höchstens eine Hilfe bei der Aufarbeitung der Messe im Nachgang. Weil man die Ware fühlen und greifen muss, das geht digital nicht…“

Jelena Hofmann, Gründerin von Mykke Hofmann: „Für uns war die Premium Berlin sehr erfolgreich. Das Brand Environment war sehr gut in unserer Halle. Was Neuerungen betrifft: Die Laufwege scheinen geändert und besser. Gespannt sind wir, wie sich die neue Plattform Vee entwickelt. Das Konzept ist innovativ und scheint durchaus relevant, es dauert aber vermutlich, bis es wirklich wahrgenommen und auch genutzt wird. Die Frequenz insgesamt schien geringer als letzte Saison, dafür war die Qualität der Kunden wesentlich besser. Internationalität ist nach wie vor nicht wirklich spürbar. Wir werden kommende Saison wieder auf der Premium in Berlin ausstellen, da wir hier im deutschsprachigen Markt immer wieder gute neue Kontakte knüpfen und auch unsere Bestandskunden dort bedienen können.“

Clara Chrocziel, Inhaberin und Head of Design, Feneun: „Die ersten beiden Tage in den Cubes der Premium waren für uns sehr erfolgreich. Wir hatten den Eindruck, dass die Frequenz ähnlich hoch war wie in der letzten Saison. Die Qualität der nationalen Einkäufer war besonders auffällig, wir haben wichtige Kontakte gewonnen, die wir in den vorherigen Saisons so noch nicht knüpfen konnten. Sollte die Zusammenlegung der Messekonzepte wie z. B. Show & Order dazu geführt haben, ist dies eine Neuerung, die bereits in der letzten Saison eingeführt wurde und die sich nun bei uns positiv bemerkbar gemacht hat.“

Marc Solterbeck, Geschäftsführer / CEO, Fair Deal Trading, Ethletic: „Wir waren dieses Jahr Aussteller auf der Xoom, die letzten Jahre waren wir Aussteller auf der Ethical Fashion Show ebenfalls mit Ethletic. Sowohl die Ethical Fashion Show als auch die Xoom sind eine Frechheit der Messeveranstalter gegenüber kleinen innovativen Firmen, da diese Messen nahezu nicht besucht werden. Es ist den Ausstellern gegenüber unverantwortlich, immer wieder vorzugaukeln wie toll, gut besucht und wie großartig diese Messen sind. Das ist schlichtweg gelogen. (Wobei man dem Veranstalter der Ethical Fashion Show ein Kompliment machen muss, wie großartig das gesamte Umfeld der Messe gestaltet wird, an der Mühe liegt es nicht.) Niemand macht sich ein Bild, mit wie viel Hoffnung und mit wie viel Aufwand gerade die kleinen Aussteller auf so eine Messe gehen, die sie sich zum Teil finanziell gar nicht leisten können. […] Lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben auf der Xoom insgesamt an drei Tagen 41 Besucher auf dem Stand gehabt, wovon 19 Termine vorab vereinbart waren. Soll heißen: 21 Besuche innerhalb von 3 Tagen. Das ist absoluter Minusrekord! Ein normaler Durchschnitt bei dieser Standgröße und Besetzung sind circa 50 Kontakte pro Tag. Aus meiner Sicht ist die Fashion Week eine sich selbsterhaltend wollende Augenwischerei, an der viele Branchen (Messeveranstalter, Tourismus, Gastronomie und Berlin als Stadt selbst) auf Kosten der der Modeindustrie partizipieren. Die Zeche des ganzen Hypes zahlen die Aussteller, die am Ende des Tages nichts von der Veranstaltung haben, außer, dass sie ihren Mitarbeitern den jährlichen Betriebsausflug nach Berlin spendieren. Für uns war das auf jeden Fall die letzte Messe in Berlin.“

Andreas Everke, A.E. Servicehouse Mode Vertriebs GmbH, General Agent Deutschland der zur DK Company gehörenden Marken Ichi, Blend, Casual Friday, Blend She: „Diese Panorama war qualitativ sehr gut für uns, denn die Kunden haben sich gezielt erkundigt nach Kollektionsinhalten, haben Ordertermine vereinbart und/oder direkt geordert; wir konnten also an den drei Tagen sehr konzentriert arbeiten und hatten erfreuliche Resonanz auf die Kollektionen. Es scheint so, dass der Handel sehr offen ist für Alternativen und großes Interesse hat, seine Sortimente zu erneuern. ‚Umstrukturierung‘ ist das Messewort 2018.“

Juan Rivero Bosch, Senior Account Executive, Sunspel: „Wenn man sich den gesamten Markt sowie die verschiedenen Messen anschaut, ist die Seek definitiv die beste. Die Liste der Einkäufer ist super und deswegen kommen wir immer wieder gerne.“

Julien Duval, VP Global Marketing, Element: „Wir mögen die Location und die Brands, die auf der Seek ausstellen. Es passt sehr gut zu uns, weil sie uns sowie unsere Position auf dem Markt komplementieren. Hier lassen sich sehr leicht Connections machen, die Leute sind interessant und offen.“

Nuno Fonseca, Managing Director, Maui and Sons: „Die Bright ist zwar kleiner geworden, aber das hat für uns sehr gut funktioniert. Die Besucher nehmen uns sofort wahr. Aber so oder so ist die Bright immer gut fürs Business.“ 

Lutz Schira, Head of Brand, haupt Shirts: „Der erste Tag auf der Panorama Berlin war durchgängig gut frequentiert und man hat in den Gesprächen von der schlechten Umsatzsituation wenig zu spüren bekommen. Der zweite Tag war eher verhalten, dafür gab es qualitativ gute Gespräche. Der letzte Tag war wie immer nicht zufriedenstellend. An Internationalität mangelt es leider sehr seit dem Wegfall der Bread & Butter. Optimiert werden könnte nach wie vor die Essenssituation, die seit mehreren Saisons sehr unbefriedigend ist. Es gibt keine vernünftigen Möglichkeiten mehr, Getränke oder Essen für Kunden auf kurzem Wege zu besorgen. Die Essenshalle ist eher fragwürdig und die kleineren Catering-Stände, die es früher gab, sind leider ersatzlos gestrichen. Ob wir zur nächsten Saison wieder auf der Messe ausstellen, werden wir intern kritisch diskutieren.“

Massimiliano Zeloni, Export Manager, Bomboogie: „Die Premium ist wie immer sehr gut organisiert gewesen, so wie wir es von Berlin kennen. Jedoch haben wir dieses Mal im Vergleich weniger Besucher gehabt als letzten Sommer. Trotzdem waren die Besucher, die wir begrüßen durften, sehr gute, qualitativ hochwertige Kontakte. Sie stammten zu ca. 70% aus dem D.A.CH.-Bereich, die übrigen 30% kamen hauptsächlich aus China, Polen und Kanada. Was unserer Meinung nach verbessert werden könnte, ist folgendes: Wir haben das Gefühl, dass zu viele gute Messen gleichzeitig stattfinden. Ein Besucher schafft es zeitlich nicht, jede Messe zu besuchen. Das ist schade. Würden sie etwas zeitversetzt stattfinden und noch mehr nach Themen sortiert werden, würde der Besucherstrom vermutlich wieder wachsen.“

Joe Sharpe von der britischen Vertriebsagentur Options Distribution: „Die Selvedge Run lief sehr gut für uns, wir haben viele Ordern geschrieben und sind auf jeden Fall im Winter wieder dabei. Wir sind begeistert vom Mix qualitativ hochwertiger Marken, die ihre Produkte hier im optimalen Umfeld präsentieren können.“

Mime et moi, Head of Brand, Tim Haas: „Für uns war die Show & Order x Premium die erste (B2B)-Messe und wir sind klar mit der Absicht des Verkaufens nach Berlin gefahren. Wir haben auch Orders geschrieben, aber nicht in dem gewünschten Ausmaß. In Berlin wird viel gescreent, da es sich um eine sehr frühe Messe handelt, aber wenig geschrieben. Die ersten zwei Tage waren ok, der zweite Tag war der beste und am dritten Tag war es ab mittags tot. Das Publikum war zum größten Teil aus Deutschland. Wenn wir zur nächsten Ausgabe einen anderen Standort zugewiesen bekämen, überlegen wir uns auf jeden Fall, wiederzukommen. Wir werden uns aber auch gezielt nach anderen Messen umsehen.“

Caroline Niermann, Geschäftsführerin Rosner: „Die Panorama war für uns erfolgreich, die Besucherfrequenz insgesamt aber rückläufig. Optimiert werden könnte zudem die Verteilung der Aussteller.“Ivo van Ierland, General Manager Central Europe bei Havaianas: „Wir sind sehr zufrieden mit unserer Teilnahme an der Premium. Mit dem prominenten Stand direkt am Eingangsbereich der Outdoor-Area konnten wir allen Besuchern die bunte Vielfalt von Havaianas und das Lebensgefühl von der Copacabana näherbringen. […] Wir freuen uns wieder in Berlin dabei gewesen zu sein. Für uns war es die richtige Entscheidung, was sich auch in der Besucherfrequenz gezeigt hat. Insbesondere an den ersten beiden Tagen hatten wir eine sehr hohe Anzahl an nationalen und internationalen, qualitativen Besuchern – von Händlern, über Fachpresse bis hin zu Influencern. Wir haben viele gute Gespräche geführt und wissen generell den Austausch mit Händlern und Kollegen sehr zu schätzen. Deshalb können wir uns auch sehr gut vorstellen, nächstes Jahr wiederzukommen.“

Kirschner Klaus, CEO bei Stetson Europe: „Die Selvedge Run war insgesamt für uns auf Vorjahres-Niveau. Die bekannten Kunden waren da und haben auch gut geordert, allerdings haben wir keine Neukunden auf der Messe gewinnen können. Die neue Location im Palais am Funkturm wurde positiv wahrgenommen – auch war es trotz der Hitze immer angenehm. Wir brauchen allerdings dringend eine konstante Location, da unsere Kunden nicht motiviert sind, jede Saison die neue Location zu suchen. Es ist schwierig, zusätzlich wahrnehmbare neue Kunden auf die Messe zu bekommen, wenn rundherum Besuchereinbrüche zu verzeichnen sind. Um sich von einer sehr guten Order-Show zu einer richtig guten Messe entwickeln zu können, braucht die Selvedge Run aber ein Umfeld mit hoher Frequenz. Wir werden zur nächsten Saison wieder auf der Messe ausstellen. Man gibt dem Kunden damit die Möglichkeit, früh und einfach die Kollektion zu sehen und zu schreiben, in einem schönen Ambiente und in einem super Markenumfeld, für uns ist die Selvedge Run in Berlin alternativlos.“

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