Deutsche Modemarken: Baumwolle aus Xinjiang?

  /  09.05.2022

Mehrere deutsche Brands sollen Baumwolle aus Xinjiang, und damit möglicherweise aus Zwangsarbeit, in ihren Textilien verarbeiten. Die Marken streiten den Vorwurf ab…

Screenshot Youtube STRG_F

In Bekleidung mehrerer deutscher Marken soll es laut STRG_F (NDR/ funk), dem „Agroisolab Jülich“ und der Fachhochschule Niederrhein Hinweise auf Baumwolle aus der chinesischen Provinz Xinjiang geben. Es gibt zahlreiche Berichte über die systematische Unterdrückung ethnischer Minderheiten in Xinjiang, vor allem der muslimischen Uiguren. Bei dieser Baumwolle bestehe also ein Risiko, dass sie mit Zwangsarbeit produziert wurde. Mithilfe einer Isotopen-Analyse habe man die Herkunft des Materials bestimmt und bei Kleidungsstücken von Adidas, Hugo Boss, Puma, Jack Wolfskin und Tom Tailor Baumwolle identifiziert, die aus Xinjiang stamme. Die „isotopischen Fingerabdrücke“ in der Baumwolle seien eindeutig und ließen sich selbst von anderen chinesischen Regionen unterscheiden, erklärt Dr. Markus Boner vom „Agroisolab“.

Das Team von STRG_F erhielt keine Visa, um vor Ort recherchieren zu können. Man habe aber mit zahlreichen im Exil lebenden Augenzeugen sprechen können. Ein ehemaliger chinesischer Polizist berichtet, wie er während seines Einsatzes in Xinjiang vor wenigen Jahren an der systematischen Festnahme und Folter ethnischer Minderheiten beteiligt gewesen sei. Zudem sei er Zeuge von Zwangsarbeit geworden.

Adidas erklärt, man beziehe Baumwolle ausschließlich aus anderen Ländern. Puma zeigt sich ebenfalls überzeugt, dass in den eigenen Produkten keine Baumwolle aus Xinjiang verwendet werde. Hugo Boss toleriere keine Zwangsarbeit in seinen Lieferketten, Jack Wolfskin betont, Zwangsarbeit sei inakzeptabel.

In 2021 wurden Zara, Uniqlo, SMCP und Skechers von drei französischen NGOs verklagt. Auch sie sollten von der Ausbeutung der Uiguren profitieren. Die NGOs beriefen sich auf eine australische Studie, laut der in der Produktionskette unter anderem uigurische Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter in Xinjiang eingesetzt würden.

Vor rund einem Jahr hieß es, mehrere Modeunternehmen hätten die Zulieferung von Baumwolle von dort gestoppt – es folgte vor allem in chinesischen Social Media-Netzwerken ein Shitstorm. Betroffen waren unter anderem H&M, Nike, Adidas, Uniqlo und Gap. H&M-Produkte wurden von chinesischen E-Commerce-Plattformen entfernt, in mehreren App-Stores konnte die App nicht mehr heruntergeladen werden. Auf chinesischen Suchmaschinen und Plattformen verschwanden Informationen über Store-Standorte. Den Unternehmen wurde vorgeworfen, sich von Berichten, die auf angeblichen „Lügen“ basierten, beeinflussen zu lassen.

Fast 90% der chinesischen Baumwolle und damit mehr als ein Fünftel der weltweiten Baumwolle soll aus der Region Xinjiang stammen. Die Recherche kann online bei STRG_F auf Youtube geschaut werden sowie bei Panorama – die Reporter im NDR am 10. Mai 2022.

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