Branchenumfrage zur Premium-Rückkehr nach Berlin

  /  07.02.2022

Die Premium Group macht Schluss mit Frankfurt und kommt im Sommer zurück nach Berlin. Wie steht die Branche zu dieser Entscheidung? 1st-blue hat nachgefragt…

Ein Paukenschlag in der Messelandschaft – die Premium Group kehrt im Sommer zurück in die deutsche Hauptstadt (7. bis 9. Juli), die Messe Frankfurt will weiterhin an der Frankfurt Fashion Week (4. bis 8. Juli) festhalten. 1st-blue hat sich umgehört, wie die Branche zu diesen Entscheidungen steht und folgende Fragen gestellt:

1. Wie stehen Sie dazu, dass die Premium Group nach Berlin zurückkehrt?

2. Was hätte Ihrer Meinung nach für den Standort Frankfurt gesprochen, was spricht für Berlin?

3. An welchen Messen in Frankfurt und/oder Berlin wollen Sie im Sommer mit Ihrer Marke teilnehmen bzw. welche Messen wollen Sie besuchen?


Sascha Hilsbos, Produktmanager D.A.CH., Superga: „Ich freue mich sehr darauf und bin gespannt, wie das neue Premium-Konzept im Sommer umgesetzt wird! Die Premium gehört nun mal mit all ihren Messen nach Berlin. Das einzige, was für Frankfurt spricht, sind die Lage und die Anbindung. Die Fashion Week und die Premium Messe habe ich dort, ehrlich gesagt, nie gesehen. Berlin ist international und steht für Kreativität, Individualität, verschiedene Kulturen u.v.m. – dort gehört Fashion hin. Ob wir mit Superga auch in Berlin sein werden, steht noch nicht fest. Das ist davon abhängig, ob das neue Konzept für uns umsetzbar ist. Aber wie gesagt, bin ich sehr gespannt auf die neue Messe in Berlin.“

Moritz Biel, Geschäftsführer & Mitgründer, Givn Berlin: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Entscheidung auch mit der Neonyt abgestimmt ist und sich entweder alle Messen zurück nach Berlin bewegen oder alle in Frankfurt bleiben. Für Frankfurt spricht, dass alle Messen nahe beieinander stattgefunden hätten, für Berlin die Historie und der Flair der Stadt. Wir hatten vor, an der Neonyt teilzunehmen – müssen das jetzt aber vor der neuen Gesamtsituation neu prüfen.“

Jens Herzig, Gründer & Geschäftsführer, lovely sisters: „Es ist eine gute Idee, nach Berlin zurückzukehren, denn es sollte nie zu spät sein, sich Fehler einzugestehen und Änderungen zuzulassen. Für Frankfurt hat aus unserer Sicht von Anfang an gar nichts gesprochen. Berlin ist als Vorläufer zur Arbeitsmesse in Düsseldorf von der Branche gelernt, als Standort attraktiv und von jedermann gut zu erreichen. Es würde nicht nur Sinn machen, mit der Premium nach Berlin zurück zu gehen, sondern auch die Alternativveranstaltung zu einer ehemaligen Panorama parallel zur Premium und räumlich in derselben Location stattfinden zu lassen. Solange sich Frankfurt und Berlin noch streiten, wird die Premium vorhersehbar auch in diesem Jahr die PS nicht vollständig auf den Boden bekommen. Wir finden die Kooperation der Modefabriek in Amsterdam und der Ciff spannend und internationaler, und denken über einen Schwenk ins Ausland nach.“

Patrick Stupp, Managing Director, Rich & Royal: Ist tatsächlich eine Riesenüberraschung nach all den Versuchen, etwas Neues woanders zu entwickeln. Wer flexibel ist, hat es aktuell einfacher. Interessant wird, wie die Inhalte werden, um die Kunden B2B wie B2C zu begeistern und wie der Kosten-Nutzen-Faktor sein wird. Berlin steht neben Düsseldorf für Fashion, für Kultur und ist mit Sicherheit der interessantere Schmelztiegel. International ist Berlin klar vorne. Welche Messen wir besuchen – da kommt es auf das Konzept an und ob man die Leading Brands aktiviert bekommt. Bei ausreichend Unterstützung durch unsere Regierung kann es interessant werden.“

Holger Petermann, Managing Director, Think Inc. Communications: „Dass die Premium Group nach Berlin zurückkehrt, ist eine interne Entscheidung des Veranstalters, die wir als Agentur nicht bewerten wollen. Die Premium steht für einen essentiellen Branchenaustausch, der sehr gewünscht und nach der Pandemie dringender denn je benötigt wird. Die Standortfrage ist für uns erst einmal zweitrangig. Frankfurt hätte die Chance verdient, aber die Pandemie schreibt nun einmal eigene Geschichten. Das große Fragezeichen: Zeigt Frankfurt die Größe, auch ihre Messen Neonyt etc. nach Berlin zu verlegen oder hält man an der geplanten Fashion Week Frankfurt fest. Für uns wäre ein einheitliches Auftreten wünschenswerter, als eine in Deutschland erneut mehrfach gespaltene Messelandschaft. Wir finden die Neonyt wichtig, werden aber sicherlich auch die Premium Group Messen B2B & D2C besuchen. Wir erhoffen uns hier besonders neue Impulse, die das Team um Anita Tillmann sicherlich setzen wird und wünschen der Branche ein gutes Gelingen und vor allem ein erfrischendes Miteinander.“

Wolfgang Müller, geschäftsführender Gesellschafter, hajo Polo & Sportswear: So ganz klar ist es uns nicht, was mit der Rückkehr beabsichtigt werden soll. Warum sind die Argumente für Frankfurt entfallen? Hätte man es im Sommer 2022 nicht wenigstens mal probieren können? Für Frankfurt spricht sicherlich der Neustart eines bewährten Konzepts, der neue Ort, die beste Lage in der Mitte Deutschlands. In Berlin wird wohl vielen die alte Location fehlen... Tom Ripley wird auf die Premium gehen. So denn sie stattfindet, denn in diesen Zeiten ist in Deutschland eine Modemesse schnell mal abgesagt während in Kopenhagen und Florenz Messen stattfinden. Bleiben wir optimistisch…“

Bettina Giertz, Inhaberin, publicity rooms: „Die Meldung hat mich sehr verblüfft und ich finde die Tatsache auch etwas absurd. Da kann es meiner Meinung nach nur um Geld gehen, egal, wie schön argumentiert wird. Letztendlich muss ich aber sagen, dass ich Berlin schon immer für den besseren und interessanteren Standort für eine Fashion Week und die Modemessen gehalten habe. Für den Standort Frankfurt spricht, dass die Messen gebündelt in einer Location stattgefunden hätten, dass Frankfurt kleiner ist und damit die Off-Location-Events besser erreichbar sind – und letztendlich hätte ich die komplett neue Umsetzung spannend gefunden, zumindest beim ersten Mal. Für Berlin spricht, dass es die einzige Stadt in Deutschland ist, die einen internationalen und individuellen Charakter hat und damit sicherlich mehr Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Höchstwahrscheinlich wird unser Kunde Dolomite seine neue Kollektion auf der Premium präsentieren. Mein Fokus bei den Messe-Besuchen liegt auf der Premium.“

Axel Schukies, Global Sales Director, YPS (ehemaliges tigha): „Realistisch betrachtet war die Messe ja nie in FFM bzw. hat dort nie stattgefunden, ich glaube es geht nicht primär um den Standort. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es wichtig ist, wer die Messe veranstaltet, hier haben wir großes Vertrauen in die Premium Gruppe. Berlin hat sich bewährt und ist national und international sehr beliebt. Ich glaube, es ist für jede deutsche Stadt sehr schwer, sich mit Berlin zu messen. Frankfurt hätte den Reiz des neuen gehabt, und ist, wenn man sich auskennt, auch eine coole Stadt mit guter Anbindung und optimaler geographischer Lage. Das kommt gerade alles sehr schnell und wir müssen nun in den nächsten Wochen entscheiden, in welcher Form wir teilnehmen, aber sicher in Berlin mit der Premium Gruppe. Wir hören aber bereits aus dem Markt, dass sich viele Marken zu Berlin committen möchten und teilnehmen werden, man spürt den deutlichen Wunsch, sich nach Corona zu treffen, auszutauschen und zu informieren.“

Julius Brinkmann, geschäftsführender Gesellschafter, bugatti Holding Brinkmann: „Berlin ist in Deutschland durch seine Kreativ- und Start-up-Szene angesehen. Wenn ich persönlich vor Ort bin, schwingt immer wieder dieser außergewöhnliche Spirit mit und schafft somit schon fast allein einen atmosphärisch-authentischen Rahmen als Modemetropole. Frankfurts Flair geprägt als Wirtschafts- und Finanzstandort hätte vermutlich auch seinen Reiz gehabt. Entscheidend ist und bleibt natürlich wie letztendlich inhaltlich zukünftig Modeplattformen definiert werden. Wermutstropfen ist und bleibt die Trennung diverser, bedeutender Fashionformate an unterschiedlichen Standorten. Wir freuen uns auf den Austausch mit der Premium Group, um die Potenziale mit unseren jeweiligen Marken für den kommenden Sommer gemeinsam auszuloten.“

Maximilian Plank, Gründer & Geschäftsführer, Seven Sands: „Berlin ist ein gelernter Standort und aufgrund seiner Historie und der vielen Subkulturen wesentlich relevanter als Frankfurt/Main. Mode in Deutschland ist klar mit Berlin verbunden. Zum Beispiel über die damalige Bread&Butter oder die Berlin Fashion Week. Frankfurt/M. langfristig als Mode-Standort zu etablieren, sehe ich aus diesen Gründen als schwierig an. Für Frankfurt hat gesprochen, dass die Stadt ein neutraler Boden in der Mitte Deutschlands ist. Für Berlin sprechen einfach die Historie und das Rahmenprogramm. Sicher werden wir die Premium prüfen, schauen aber gerade auch noch anderen Messen an.

Zudem ist die Frage nach der Relevanz großer, althergebrachter Messen zu stellen. Sind vielleicht kleinere und spezifischere Satelliten-Events, digitale Messen oder Showroom-Auftritte nicht nur spannender, sondern auch zeitgemäßer? Auch ist es sicher sinnvoll, den Showroom an sich als eine Art permanente Messe zu denken. Es ist am Ende das flexiblere und kosteneffizientere Konzept für Marken und Handelspartner. Denn worum geht es bei einer Messe? Um Networking, die Aktivierung neuer Kontakte und die Präsentation der Qualität meiner Fabrics und Silhouetten. Das Konzept Messe beruht jedoch auf einer Offenheit für Neues, die in dem großen Rahmen seit Jahren schon nur ein kleiner Prozentsatz der Besucher und Aussteller wirklich lebt. Insofern ist es wichtig, die Relevanz und Zukunftstauglichkeit von Messen generell auf Herz und Nieren zu prüfen.“

Karin Fraidenraij, Gründerin, karinfraidenraij: „Eine gute Entscheidung! Frankfurt ist kleiner, wodurch alles konzentrierter und besser erreichbar ist. Aber Berlin ist in vielen Aspekten interessanter, sei es historisch oder kulturell – es ist ein internationaler Schmelztiegel. Ich werde im Sommer nicht mit meinem Label ausstellen, ich möchte erst einmal abwarten und sehen, wie sich das neue Messe-Konzept entwickelt.“

Carolina Álvarez-Ossorio, Director of Marketing & Communication, Ecoalf: „Durch Innovation und Kreativität können wir die Branche nachhaltig machen und wir denken, dass Berlin dafür das perfekte Umfeld ist. Wir haben schon lange eine tolle Beziehung zur Premium und freuen uns sehr, an der Frühjahr/Sommer-Ausgabe in Berlin teilzunehmen. Es ist der perfekte Zeitpunkt, um physisch präsent zu sein, Kunden, Partner und neue Marken zu sehen sowie Kreativität und Innovation zu teilen.“

Frank Brüggemann, Managing Director Product, Wholesale & Sales, camel active: „Erst einmal finden wir es ziemlich ‚cool‘, dass die Premium wieder nach Berlin zurückkehrt, in die hippe und kreative Weltmetropole, mit einer coolen Szene und Locations, ob Stores, Events, Hotels, Restaurants, Bars, alles bezahlbar und easy – arm, aber sexy halt! Sowohl Aussteller und Kunden sind immer gerne nach Berlin gekommen. Für Frankfurt hätte wenig gesprochen, für Berlin viel. Was hat Frankfurt mit Mode zu tun? Frankfurt wäre für uns keine Option gewesen! Nun hängt es stark vom Konzept ab, wir haben jetzt zwei Jahre ohne Messen gearbeitet, viel in unsere camel active Lifestyle-Showrooms europaweit investiert und können hier sehr regional die gesamte Markenstory erzählen. Daher müsste für eine Messe im Fokus stehen: Networking & Togetherness, ein spitze Story wie in etwa #makeanactivechange (z.B. nur Nachhaltigkeitsthemen) und kleine, bezahlbare Kommunikationsstände. Wir haben noch nicht entschieden, was wir tun, die Budgets lassen es nicht zu und daher müssten wir von ‚coolen‘ Konzepten überrascht werden.“

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