Branchenumfrage zum Premium/Seek-Umzug

  /  27.03.2023

Was halten die Marken von der neuen alten Premium/Seek-Location am Gleisdreieck und wie kommt die verkürzte Messelaufzeit an? 1st-blue hat nachgefragt…

Die Premium und Seek ziehen im Sommer zurück ans Gleisdreieck in die Station-Berlin und verkürzen die Dauer von drei auf zwei Tage, mit neuen Öffnungszeiten von 10 bis 22 Uhr. 1st-blue hat bei den Marken nachgefragt, wie die neue alte Messe-Location ankommt, wie die Meinung zum Standort Berlin generell ist, wo die Vor- und Nachteile der geänderten Laufzeit liegen und wer im Sommer 2023 auf der Premium oder Seek präsent sein wird.

Luigi Caputo, Sales Operations Manager, Miracle of Denim: „Wir finden die Idee, zur alten Wirkungsstätte zurückzukehren ok. Berlin und Mode haben eine lange Kultur. Persönlich hätten wir uns den Standort Frankfurt gewünscht, da die Stadt zentraler und erreichbarer ist, auch für viele Händler, die vielleicht nur einen Tag Zeit haben oder die Messe kurzfristig besuchen möchten. Die Verkürzung auf zwei Tage war schon lange nötig, um die Messezeit zu komprimieren und so mehr Zulauf in den Hallen zu bekommen. Allerdings würde es im Zuge dessen auch Sinn machen, die Messe am Sonntag und Montag zu veranstalten und damit noch mehr Händler anzuziehen. Wir planen für den Sommer 2023 keine Präsenz in Berlin.“

Bernd Hillen, Managing Director, Central Trade Germany GmbH, Blundstone-Distributor in Deutschland und Österreich: „Unbestritten war der alte Messestandort über viele Jahre erfolgreich. Besonders wichtig ist für die Besucher und auch für uns Aussteller, dass beide Messen ohne Shuttle-Fahrten zu erreichen sind. Die entscheidende Frage zur Location ist jedoch, für welchen Zeitraum steht dieser Standort in der Zukunft zur Verfügung und wie viele Standortwechsel verkraftet dieses Messekonzept noch… Berlin war über viele Jahre erfolgreich. Neben einer starken Messe mit Marken, die auf die richtigen Zielgruppen abgestimmt sind, ist auch der lokale Handel, die Gastronomie und/oder die Kultur wichtig. Dabei geht es um Inspirationen und neue Ideen, Berlin bietet in dieser Hinsicht eine große Vielfalt. Die Verkürzung sehe ich kritisch. Richtig ist, dass in der Vergangenheit der dritte Tag immer sehr schlecht besucht war. […] Warum soll ein Aussteller mit einer weiten Anreise für zwei Tage den Aufwand betreiben? Die verlängerten Öffnungszeiten sehe ich ebenfalls kritisch. Als Arbeitgeber habe ich das Problem mit dem Arbeitsschutzgesetz und der maximalen täglichen zulässigen Arbeitszeit. Ich glaube nicht, dass wir nach 19.00 Uhr noch Besucher in der Halle an den Ständen sehen werden. Falls doch, werden diese an Stellen sein, an denen Networking- oder Party-Events stattfinden. Das ist für die ausrichtende Marke oder den Messeveranstalter positiv, für uns sehe ich nur Nachteile. Seitdem wir den Vertrieb von Blundstone übernommen haben, stellen wir bei der Premium Group auf der Seek aus und haben einen hervorragenden Ansprechpartner in der Organisation. Für die Zukunft wollten wir auch mit Salt Water Sandals und einer weiteren Marke teilnehmen. Nach dieser Ankündigung stelle ich unsere Teilnahme in Frage und warte zuerst auf weitere Informationen. […]“

Marc Kofler, Geschäftsführer der Adventure Gmbh, Vertriebsagentur von Marken wie Duno, Odd Molly, Orciani sowie Rosa & me: „Wir finden die Wahl der Location am Gleisdreieck sehr gut, tolle Entscheidung! Ich finde das neue/alte Umfeld, das Industrielle, die Atmosphäre dort ist viel mehr Berlin und passender zum Thema Fashion als das wenig emotionale Messegelände. Die einzige Alternative wäre für mich Düsseldorf gewesen. Allerdings sind dort ja alle Brands und Agenturen mit tollen Showrooms bestens vertreten, deswegen ein großes JA für Berlin. Es ist gut, dass Berlin bleibt. Ich sehe auch bei der Verkürzung auf zwei Tage nur Vorteile, weil das Business sowieso nur in zwei Tagen passiert. Die zeitliche Straffung wird der Messe guttun. Wir denken als Agentur ernsthaft darüber nach, im Sommer auszustellen. Dieser Location-Wechsel zum Alten bringt dann doch frischen, neuen Wind. Manchmal sind ‚alte‘ Dinge doch die besseren.“

Wolfgang Müller, Geschäftsführer, Tom Ripley: „Wir stehen dem Ganzen sehr aufgeschlossen und offen gegenüber. Es knüpft an gute alte Zeiten an! Die Location ist großartig. Wir würden uns keine andere Stadt wünschen. Das Konzept, auch mit der verkürzten Laufzeit, ist vielversprechend. Die Frage ist, ob die großen Premium-Marken wie Joop etc. dabei sind und ob das (internationale) Publikum wiederkommt. Wir befürchten, dass Berlin leider ‚totgelaufen ist‘. Wir werden im Sommer nicht in Berlin sein. Wir orientieren uns international und gehen auf die Pitti.“

Antje Leinemann, Geschäftsführerin der Concept Shopping Mall Bikini Berlin: „Ich erinnere mich sehr gut an die Zeit, in der die Seek und Premium im Gleisdreieck stattgefunden haben. Diese Location liegt nicht nur zentral und ist damit für Besucher:innen aus Berlin und von außerhalb gut zu erreichen, sie spiegelt auch den Berliner Lifestyle wider – zwei Punkte, die großen Einfluss auf den Erfolg der Messen haben könnten. Ich denke, der neue alte Standort am Gleisdreieck hilft uns, die deutsche Hauptstadt weiterhin als europaweite Modemetropole zu etablieren – auch in Verbindung mit der Berlin Fashion Week. Keine deutsche Stadt steht so sehr für modische Leidenschaft und Diversität wie Berlin. Hier ist die Bühne, auf der junge Kreative ihre Visionen für die nächste Generation Mode präsentieren können. Nach dem Umzug aus Frankfurt nach Berlin noch einmal den Standort zu wechseln, hätte keinen Sinn ergeben und nur noch mehr Unruhe gebracht. Ich denke, mit der Rückkehr nach Berlin und nun auch zum Gleisdreieck finden wir zu unserer alten Stärke als Modestadt zurück. Die Messelaufzeit auf zwei Tage zu verkürzen, kann durchaus sinnvoll sein. Viele Aussteller:innen reisen während der Messe-Saison von einer Stadt in die nächste und das ist eine enorme Belastung. Am dritten Tag beginnen daher viele dann auch schon am frühen Nachmittag mit dem Abbau, denn auch die Besucherzahlen gehen nach zwei vollen Messetagen bereits zurück. Durch die Verkürzung ist die Besucherdichte vermutlich höher, was der Veranstaltung(satmosphäre) auch guttun kann.“  
 
Sebastian Proft, Geschäftsführer bei Stapf: „Ich finde die Entscheidung für die neue alte Location wunderbar, Messen leben von Emotionen und diese entstehen über Menschen, Inhalte und Orte. Und ein nochmaliger Umzug in eine andere Stadt wäre mit Sicherheit nicht zuträglich gewesen. Die Verkürzung auf zwei Tage sehe ich eindeutig positiv, Amsterdam hat mit zwei Tagen immer sehr gut funktioniert. Wir sind im Sommer auf jeden Fall dabei!“

Melanie Pruess, Head of Marketing & PR D.A.CH., Sebago: „Ich finde die Location sehr gut. Auch unser Vertriebsteam hat die Nachricht sehr positiv aufgenommen und erhofft sich wieder eine höhere Resonanz. Berlin ist die richtige Stadt für Messen und Events. Ein Wechsel in andere Städte hat schon einer BBB damals am Ende nicht gutgetan. Auch die kürzere Laufzeit finden wir positiv – so können komprimiert wichtige Gespräche geführt werden. Der dritte Tag ist auf jeder Messe immer sehr undankbar und wenig besucht. Sehr wahrscheinlich sind wir im Sommer in Berlin dabei.“

Florian Wortmann, CEO, Baldessarini: „Ich persönlich finde die ‚neue alte‘ Messe-Location ist definitiv besser als die Messehalle, obwohl ich eher der Meinung bin, dass sich die Messe generell weiterentwickeln muss. Sie müssen ein neues Konzept entwickeln, dass durch moderne Ansätze und neue Ideen, die Brands wieder dazu bewegt auf den Messen aufzustellen. Ich denke, dass allein der Umzug noch nicht genügt. Meiner Meinung nach, geht es nicht nur darum, den Standort zu verlegen und aus Berlin wegzugehen, sondern vielmehr wünsche ich mir ein komplett neues und revolutionären Messekonzept. Ich stelle mir Fragen wie ‚Braucht die Branche generell noch zweimal im Jahr eine klassische Messe?‘ Dieser saisonale Rhythmus stammt noch aus den Tagen, an denen Orders auf der Messe geschrieben wurden. Aber da das heutzutage nicht mehr auf den Messen getan wird, würde eine emotionsgeladene, saisonunabhängige Messe zur Brand Awareness und Kundenbindung pro Jahr aus meiner Sicht ausreichen. Die Verkürzung wäre definitiv effizienter, denn die ersten zwei Tage waren, aus Erfahrung, immer sehr gut besucht. Aber ein Nachteil ist, dass der Aufwand für zwei Tage dann kaum noch dahintersteht und es ein extremer und kostenintensiver Messebau wäre. Letzte Saison haben wir die VIP Buyers Lounge auf der Premium gesponsert und waren mit damit sehr zufrieden. Wir könnten uns vorstellen, so etwas noch einmal zu machen.“

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