Berliner Fachmessen: Aussteller-Statements

  /  23.01.2023

Wie verliefen die Januar-Ausgaben 2023 der Berliner Fachmessen? Und gibt es ein Wiedersehen im Sommer? 1st-blue hat nachgefragt…

Premium

Mit laut Veranstalter rund 500 Brands gingen die Premium und die Seek in insgesamt vier Hallen – die zuvor von der Panorama Berlin bespielt wurden – der Messe Berlin am Funkturm an den Start, mit ausgebautem Fokus auf Nachhaltigkeit durch eine Kooperation mit 202030 – The Berlin Fashion Summit und dem Conscious Club. Nachdem die Stimmung im Laufe des ersten Tages nicht die beste war, überzeugte der zweite Tage mit überraschend mehr Besucherinnen und Besuchern.

„Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis […]. Bei beiden Veranstaltungen wurde ein nennenswertes Ordervolumen erzielt. Es war insgesamt sehr emotional und viel besser als von manchen im Vorfeld erwartet. Berlin ist ein junger, lebendiger Modestandort, beliebt bei nationalen und internationalen Kunden, hier werden Trends geboren. Es wurde aber auch deutlich, dass sich unsere Branche in einer Phase des beispiellosen Wandels und strukturellen Umbaus befindet. Unsere Events spiegeln diesen Wandel wider. […] Als Messeveranstalter können wir in Krisenzeiten den Markt natürlich nur begrenzt übertreffen, aber trotz der anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen ist die Stimmung insgesamt positiv. Wir brauchen einen organisierten Branchentreff in Berlin“, so Anita Tillmann, Premium Group. Berlin sei gesetzt und man freue sich auf den Sommer, sagt Veranstalter Jörg Arntz, Premium Group.

Erstmals an den Start ging die Beyond Fashion Berlin mit einem ausgewählten Portfolio an nachhaltigen Marken in den Atelier Gardens. Gelobt wurden hier besonders die familiäre Atmosphäre, der Service sowie die Location.

1st-blue hat bei den Ausstellerinnen und Ausstellern der B2B-Messen nachgefragt.

Bernd Hillen, Central Trade Germany-Geschäftsführer und Blundstone-Distributeur: „Im direkten Vergleich zu der Januar-Messe 2020 und dem Neustart im Juli 2023 war die Frequenz leider niedriger. Die Location war für uns in Ordnung, ein großer Nachteil war für die Besucher jedoch, dass sie wieder einen Shuttle für Wechsel zwischen der Seek und den Premium-Hallen benutzen mussten. Die Stimmung ist, wie zurzeit üblich, sehr gemischt, jedoch haben wir für unsere Blundstone Boots eine positive Resonanz bekommen. Unsere Bestandskunden hatten einen guten Abverkauf und schätzen, wie die Neukunden, unsere gute Nachlieferfähigkeit. Die Qualität der Messebesucher war gut und in ihrer Ausrichtung sehr gemischt. Für die Zukunft muss die Messe mehr Aussteller bekommen und die Hallen müssen ohne Shuttle-Fahrten erreichbar sein. Sofern es der Veranstalter schafft, mehr Aussteller zu gewinnen, können wir uns eine zukünftige Messeteilnahme wieder vorstellen.“

Richelle Eijkens, Commercial Director, Fabienne Chapot: „Die Premium hat auch in diesem Jahr wieder für eine große Sichtbarkeit unserer Marke gesorgt. Wir expandieren derzeit schnell auf dem deutschen Markt, daher sind diese Momente ein wichtiger Touchpoint mit unseren deutschen (zukünftigen) Kunden. Die Lage unseres Stands war im Vergleich zum Sommer viel besser, darüber waren wir sehr froh. Allerdings war das Markenumfeld etwas enttäuschend. Viele große Brands fehlten, was auch zu einer geringeren Qualität der Besucher beizutragen schien.“

Wolfgang Müller, Inhaber, Tom Ripley: „Die Premium ist für uns gut gelaufen. Wir waren mit der Halle und unserem Standplatz zufrieden. Insgesamt hatten wir erfreuliche 70 Neukunden am Stand und konnten Termine machen. Die gesamte Internationalität fehlt aber komplett. Auch deutsche Regionen wie NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz fehlten bis auf wenige Ausnahmen, außerdem Aussteller wie Gant, Strellson & Co. Die Rechtfertigung für den Namen Premium ist nicht gegeben. Wir glauben nicht daran, dass die Premium nochmal stattfinden wird, so bedauerlich es ist. Die Messe wurde einfach kaputt geredet.“

Sebastian Proft, Geschäftsführer, Stapf: „Wir waren mit unserer Marke Stapf auf der Premium vertreten und mit unserer Genderless Kollektion auf der Seek, daher haben wir einen ganz guten Vergleich. Es wurde von der Messe viel umgesetzt, was nach der letzten Saison an Wünschen geäußert wurde – die Auswahl der Labels war wieder kuratierter und die Linie klarer. Schön war auch zu sehen, dass die Messe weiterhin von einem internationalen Publikum angezogen wird.“

Mathias Eckert, CEO, Fynch Hatton: „Die Location der Premium ist nun mal eine Messehalle, die von der Vielzahl schöner kuratierter Stände lebt. Das ist seitens der Brands unterschiedlich umgesetzt worden. Wir haben sehr viel Wert auf einen zeitgemäßen Markenauftritt gelegt. Wenn, dann bitte auch richtig. Die Stimmung bei uns war sehr gut, da wir auf zwei sehr starke Tage zurückblicken dürfen. Es war nicht die Quantität der letzten Messeauftritte, aber eine sehr hohe Qualität an Kunden mit viel Wertschätzung und intensiven Gesprächen. Der Kreis der Kunden bewegte sich aus der D.A.CH.- Region. Internationalität wäre schön, realistisch betrachtet war dieser Anteil auch die letzten Jahre nicht groß. Schade, da Berlin ansonsten ja für eine große Internationalität steht.“ Und weiter: Es muss vieles optimiert werden. Am Anfang steht aber für uns alle ein Bekenntnis zu einer Messe in Berlin. Dies gilt für Handel, Industrie und Presse gleichermaßen. Ohne gemeinsam an einem Konzept zu arbeiten, wird das nicht funktionieren. […] Aktuell  ist alles zu weitläufig. […] Wir brauchen eine deutsche Messe. Nirgendwo gibt es so viele Einzelhändler und wir haben eine starke Modeindustrie in Deutschland. Wir müssen nur alle dafür aufeinander zugehen. […] An keiner anderen Stelle wie auf einer Messe, treffen wir in so kurzer Zeit auf so viele Entscheider.“

Marian von Rappard, Co-Gründer, Dawn Denim: „Widererwartend war es gut, sogar sehr gut. Gerade der Conscious Club in Kombination mit Lanius, Mela Wear und uns war ein richtiger Magnet. Wir hatten sehr viele Gespräche mit Kunden, Presse, anderen gleichgesinnten Brands und Organisationen. Wir ziehen daher ein sehr positives Fazit. Ich würde mich darüber freuen, mehr Unterstützung von Seiten des Veranstalters zu bekommen im Kontext von Wahrnehmung und Marketing. Was ist der Conscious Club? Was sind die Anforderungen? Dies wurde zu wenig kommuniziert. Auch bietet die große Fläche zusätzlichen Platz für ‚Showroom-Cubes‘, die man zwecks Kunden-Order buchen könnte. Ziel wäre es, Show- und Ordermesse zu vereinen. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit und zusätzlicher Showroom-Kosten wäre dies ein Pluspunkt für viele Brands. Des Weiteren kann ich mir vorstellen, dass viele Brands des CC auch ein gemeinsames Socializing-Event veranstaltet hätten, wenn der Veranstalter hier die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen würde. Wir haben uns auf der Neonyt im Januar 2020 in Berlin sehr wohl gefühlt und mit der Seek ein neues Zuhause gefunden. Wir sind gekommen, um zu bleiben und würden uns über eine weitere Seek freuen.“

Annabelle Homann, COO, Lanius: „Die Stimmung auf der Seek haben wir als sehr positiv empfunden. Die ersten beiden Messetage waren sehr gut besucht. Viele unserer größten Kunden waren vor Ort, was uns sehr gefreut hat. Für unsere internationalen Kunden ist Berlin ein guter Standort, um unsere Kollektion live zu sehen. Wir haben durchweg positives Feedback zu unserer neuen Kollektion und dem neuen modularen Ladenbaukonzept erhalten. Auf der Messe konnten wir einige Neukundenkontakte knüpfen und über 100 bestehende Kunden antreffen. Wir sind allerdings kein Fan von der Location und erhoffen uns im Sommer wieder einen spannenden und inspirierenden Standort im Zentrum von Berlin. Was uns ganz klar fehlt: eine nachhaltige Modemesse oder Halle mit aussagekräftigen und zahlreichen Ausstellern, die Mode und Nachhaltigkeit miteinander verbinden. Für uns ist eine Modemesse zum Saisonauftankt sehr wichtig, um Neukundenkontakte zu knüpfen und direktes Feedback von bestehenden Kunden zur neuen Kollektion zu bekommen. Daher erwägen wir auch im Juli wieder eine Teilnahme an der Seek.“

Eileen Kujanek, Marketing Managerin D.A.CH., Happy Socks: „Wir waren in der Halle 9 auf Seek, ein sehr schönes Gelände, allerdings schwierig bis gar nicht mit dem Auto (für Besucher) zu erreichen. Die Trennung der Seek und Premium über einen Shuttlebus ist eher ungünstig, da somit viel gegenseitiger Traffic verloren gegangen ist. Die Stimmung insgesamt war okay, die Orders ebenfalls, alles nicht überragend, aber in Ordnung. Die Qualität der Kunden war gut, die der anderen Marken eher semi. Die Frequenz an den ersten beiden Tagen wurden wir als stark einstufen, der dritte Tag war schwach. Optimierungspotenzial haben die Wege, die Kommunikation vor Ort, das Brandportfolio sowie auch die Besucheraktivierung.“

Was hier und da fehle, sei der Zusammenhalt der Branche. Fachmessen repräsentieren den Fashion Markt und wenn alle an einem Strang ziehen würden, Verantwortung übernähmen und proaktiv seien, könnten alle Vertreterinnen und Vertreter der Branche enorm profitieren, heißt es seitens der Premium.

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