Allianz Trade: Großinsolvenzen steigen

  /  12.09.2024

Die Insolvenzen in Deutschland steigen 2024 laut Allianz Trade um rund 21%. Im ersten Halbjahr gab es bereits 37% mehr Großinsolvenzen als im Vorjahreszeitraum…

Die Insolvenzen in Deutschland nehmen deutlich zu: Der Kreditversicherer Allianz Trade geht für die Bundesrepublik in 2024 von einer Zunahme um 21% auf rund 21.500 Fälle aus – nach bereits +22% im Jahr 2023. Ende 2024 dürften die Fallzahlen etwa 15% über dem Niveau von 2019 und damit vor der Corona-Pandemie liegen. Erst 2025 rechnet man mit einer Abflachung, bei einem moderaten Zuwachs der Fallzahlen um weitere rund 2% auf dann 22.000 Fälle.

Auch die Zahl der Großinsolvenzen (Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Mio. Euro) steigt, mit 40 Fällen im ersten Halbjahr. Das ist der höchste Wert zum Halbjahr seit 2015 und über ein Drittel (+37%) mehr als im Vorjahreszeitraum. „Aktuell gilt häufig: Wenn es kracht, dann richtig“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Große Insolvenzen haben oft einen Dominoeffekt auf viele Unternehmen in der gesamten Lieferkette. Nicht selten werden sie dabei mitgerissen und geraten selbst in den Abwärtssog, der im schlimmsten Fall ebenfalls in der Zahlungsunfähigkeit endet.“

Der kumulierte Umsatz der großen Pleiten belief sich in den ersten sechs Monaten auf 11,6 Mrd. Euro und lag damit bereits zum Halbjahr über dem Gesamtschaden für 2023. Der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen – und damit auch die Schäden für die betroffenen Lieferanten – lag bei 290 Mio. Euro, ein Plus von 85%.

„Insbesondere im Baugewerbe (9) und im Einzelhandel (9, davon 8 im Mode-Einzelhandel) gab es viele große Insolvenzen. Aber auch bei Dienstleistungen (7) sowie Möbel und Haushaltswaren (6)“, so Bogaerts. „Die Gründe für diese Häufung sind teilweise sehr unterschiedlich. Einige Unternehmen konnten die fälligen Rückzahlungen von Corona-Darlehen nicht stemmen oder hatten Schwierigkeiten, an neue Kredite zu kommen aufgrund der restriktiveren Vergabe und den wesentlich höheren Anforderungen der Finanzierungspartner. Wieder andere waren von einem einzelnen Großkunden abhängig, der weggebrochen ist.“

Mit großen Herausforderungen kämpfe vor allem auch der Mode-Einzelhandel: Der Strukturwandel treffe hier auf Kaufzurückhaltung. „Im Mode-Einzelhandel hängen einige Unternehmen seit Jahren am seidenen Faden“, sagt Bogaerts. „Die verbrauchernahen Branchen spüren die aktuelle Kaufzurückhaltung allerdings besonders. Hinzu kommen die weiterhin hohen Container-Frachtraten, die angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts vielen Unternehmen Sorgen bereiten.“

Über das unternehmenseigene Monitoring-System verfolgt und analysiert die Allianz Trade Gruppe täglich die Insolvenzentwicklung von mehr als 83 Mio. Unternehmen.

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