„Wie verändert sich die Kommunikation in Pandemie-Zeiten?“

  /  29.03.2021

Bärbel und Petra Kraft, Gründerinnen der Agentur Public Images, sprechen im Interview über Kommunikation, Herausforderungen und „Fettnäpfchen“ in Pandemie-Zeiten…

Petra Kraft

Gegründet von Bärbel und Petra Kraft, ist die Public Images GmbH eine Kommunikations- und Marketing-Agentur in Willich, im unmittelbaren Einzugsgebiet von Düsseldorf, die nationale und internationale Marken in verschiedenen Produktwelten ganzheitlich betreut. Die beiden Inhaberinnen sprechen im Interview über Veränderungen durch die Corona-Pandemie, verraten, wie der neue, moderne Marketing-Mix aussieht und berichten, inwieweit man aktuell als Agentur überhaupt planen kann.

2020 war auch für die Kommunikationsbranche kein leichtes Jahr. Marketingkürzungen überall. Wie wichtig ist Kommunikation in Zeiten der Pandemie?

„Kommunikation in Zeiten der Pandemie gehört als Kernstück mit zum Krisenmanagement eines jeden Unternehmens. Die Handelspartner der Unternehmen haben seit dem ersten Lockdown in 2020 einen enormen Informationsbedarf, das reicht von individuellen Lösungsansätzen bis hin zu allgemeinen Inhalten, die Mehrwerte und Orientierung bieten. Dazu sind aus unserer Sicht auch Allianzen mit den Fachmedien unverzichtbar, um Aufklärung anzubieten oder die Leistungsstärke einer Marke in der Krise deutlich zu unterstreichen.“

Wie hat sich seit dem letzten Jahr die Kommunikation mit den Marken und mit der Presse verändert?


„Die Kommunikation mit unseren Medienkontakten hat sich relativ schnell der Situation angepasst. Da wir in Deutschland eine dezentrale Situation haben, die Medienlandschaft verteilt sich über verschiedene Standorte von Nord nach Süd, sind wir es von je her gewohnt, aktiv zu kommunizieren und initiieren, ohne den täglichen, physischen Kontakt zu benötigen. Unsere internationalen Kollegen in London, Paris, Mailand, hatten da mehr Einschnitte zu bewältigen, wo sich alles in der Hauptstadt konzentriert und Showroom-Kontakte elementar sind. Die Kommunikation mit den Marken hat sich deutlicher verändert. Das Home Office und vor allem die Kurzarbeit haben dazu beigetragen, dass es anfänglich mit der Erreichbarkeit und der Kommunikation mit den Unternehmen gehapert hat. Gesamt betrachtet, ist der Austausch heute über die digitalen Meeting-Möglichkeiten schneller und intensiver geworden.“

Was waren und sind die größten Herausforderungen für Kommunikations- und Marketingagenturen in Zeiten von Covid-19?

„Die größte Herausforderung liegt momentan darin, sich gemeinsam mit den Kunden neuen Aufgaben zu stellen und diese zu priorisieren. Auf Markenseite und Händlerseite ist die Herausforderung der Zielgruppenansprache enorm gestiegen. Wo erreiche ich meine Kunden und die, die es noch werden wollen mit meinem Angebot und meinen Botschaften? Die Social Media-Kanäle, die bei vielen vernachlässigt oder bedeutungslos bespielt wurden, hat man auf einmal erst richtig entdeckt, vor allem das Potential dieser Touchpoints. Hinzu kommt eine moderne Medienansprache. Dabei ist die Spezialisierung das Schlüsselwort: PR-Maßnahmen, Influencer Relations, SoMe, Content Marketing und Management sowie SEO, das gehört in die Hände von Spezialisten. Diese Disziplinen definieren in der Verzahnung einen neuen modernen Marketing-Mix.“

Welche Veränderungen gibt es im Hinblick auf die Zielgruppenansprache der Endkonsumentinnen und -konsumenten?


„Die Digitalisierung und die Bedeutung der Social Media-Kanäle erfordert eine komplett neue Zielgruppenansprache. Die Kommunikation muss zielgruppenorientiert aufgesetzt sein, dafür muss ich auch wissen, wo sich meine Zielgruppe aufhält und welche Themen treiben sie an. Authentizität, Ehrlichkeit, Transparenz, Nachhaltigkeit und andere neue Wertemodelle spielen eine große Rolle. Betreibe ich als Marke ‚Greenwashing‘, werde ich sicher schneller als früher entlarvt und viral abgestraft.“

Gibt es Entwicklungen, die positiv sind; Lösungen für Probleme, die nun (schneller) in Angriff genommen werden mussten?

„Definitiv die voranschreitende Digitalisierung. Die Meetings sind ein sehr gutes Beispiel. Statt zeit- und kostenintensiver Reisen, effiziente Video-Calls. Aber auch das Angebot der digitalen Fashion Weeks und Kollektionspräsentationen mussten schnell entwickelt und angeboten werden. Da gibt es noch Luft nach oben, aber der Anfang ist gemacht.“

Gibt es vielleicht auch „Fettnäpfchen“, in die Marken oder PR-Agenturen während der Pandemie getreten sind?


„Die gibt es bestimmt! Ich erinnere mich an einen Newsletter den ich kürzlich bekommen habe, mit dem Teaser ‚…hol dir deinen Style-Virus‘, das finde ich schon sehr plump. Oder die gestoppte Miniserie ‚Ehrenpflegas‘ der Familienministerin Giffey -  eine Kampagne, die den Steuerzahler 700.000 Euro gekostet hat und für den Pflegeberuf werben sollte. Das hat zwar keinen Fashion-Kontext, aber da hat sich gezeigt, wie schnell man ungewollt verletzend sein kann und wie sensibel Krisen-Themen sind. Bei dem ein oder anderen Influencer wird man sicher auch fündig.“

Public Images betreut verschiedene Produktwelten. In welchen Segmenten hat man den Pandemie-Einfluss am meisten und in welchen am wenigsten gespürt und woran liegt das?

„Gewinner sind die Accessoire-Marken, Taschen, Schuhe, Schmuck und selbst Reisegepäck ist im Online-Geschäft sehr gut gelaufen. Begleitet haben wir das mit gezielten, anlassbezogenen Influencer-Kampagnen, die einen sehr guten ROI aufgezeigt haben. Am meisten hat man den negativen Einfluss der Pandemie sicher im Anlassbereich gespürt, das Casual-Angebot oder der Athflow-Trend ist wiederum passabel bis gut angenommen worden.“

Inwieweit können Sie für 2021, oder überhaupt, was Kommunikationskonzepte auch nur für Wochen oder Monate betrifft, planen?

„Das ist nach wie vor sehr schwierig. Solange die Impfstrategie nicht funktioniert, bleibt es fragil, wenn wir zum Beispiel von physischen Events sprechen. Wir sind schon geübt darin, bei der Konzeption von Events direkt Plan B mitzuplanen. Das bedeutet zwar doppelten Aufwand, aber ignorieren oder Stillstand ist ja keine Option.“

Vielen Dank für das Interview!

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