„Welche Learnings bietet die Innatex dem Handel und den Marken?“

  /  08.07.2024

Diesen Juli findet die nächste Innatex-Ausgabe statt – Alexander Hitzel und Jens Frey sprechen über neue Marken und Formate, Erfolgsgeschichten und das Eintauchen in die Modewelt…

v.li.: Jens Frey, Alexander Hitzel

Rund 200 Green Fashion-Marken, ein Motto, das Optimismus ausdrückt, sowie ein Talk-Programm, unter anderem zu Themen wie Re- und Upcycling: Die Fach- und Ordermesse Innatex im Messecenter Rhein-Main in Hofheim am Taunus geht vom 20. bis 22. Juli 2024 in eine neue Runde. Projektleiter Alexander Hitzel und Muveo-Geschäftsführer Jens Frey verraten im Interview, welche Neuheiten Besucherinnen und Besucher erwarten, warum Zirkularität mehr Aufmerksamkeit bekommen muss und wie wichtig die Green Fashion-Bewegung ist.

Das Motto der Juli-Messe lautet „Bloom“ und steht u.a. für Optimismus sowie die Frische und Erneuerung, die die Green Fashion-Branche mit ihrer Kreativität erschaffen könne. Welche „frischen“ Marken, Kollektionen und Neuheiten erwarten Besucherinnen und Besucher?

AH: „Das Motto soll vor allem für die Zuversicht und absolute Überzeugung in Umweltschutz und fairen Handel stehen. Die Branche hat es derzeit nicht leicht, und gerade jetzt liegt es an uns, die Branche, Institutionen, Menschen zu überzeugen. Unter den über 200 Green Fashion-Labels sind natürlich auch spannende neue Marken dabei. Zu den Highlights gehören die fünf Design Discoveries – tentation, Halt.Clothing, Verlinne, avonté und Softclox, die ihre Kollektionen auf einer hervorgehobenen Fläche präsentieren.

FUB Woman ist ein erstmals ausstellendes Label und bringt feinen Strick aus Dänemark mit. Futurepeople liefert Denim aus unter anderem Biobaumwolle. Premiere bei uns hat auch die Agentur Haven mit bekannten Publikumslieblingen wie Thinking Mu und Rotholz.“

Die Innatex bleibe eine konstante Plattform mit dem Ziel, „der Branche einen Boden zum Blühen zu geben“. Welche Labels bzw. Ausstellerinnen oder Aussteller sind Ihnen besonders im Kopf geblieben, für die die Innatex vielleicht eine Art Sprungbrett war?


AH: „Viele unserer Stammbrands hatten die Innatex als erste Messe überhaupt genutzt, um ihre damals noch kleinen Kollektionen zu präsentieren. Sie kamen wirklich aus allen Bereichen – Erwachsenenmode, Kids, Accessoires: Daraus sind richtige Erfolgsgeschichten entstanden.“

Sie haben bei den Erstausstellerinnen und -ausstellern sowie den Design Discoveries steigende Anfragen von Exhibitors erhalten, die mit Resten bzw. Abfällen aus dem Textilbereich und anderen Sektoren arbeiten. (Warum) Gewinnt diese Form von Zirkularität derzeit verstärkt an Aufmerksamkeit?


AH: „Sagen wir es mal so, in Anbetracht der Zahlen müssen diese Ansätze mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die wahnsinnig hohen, globalen Müllvorkommen werden laut der UNEP insgesamt von 2,3 Milliarden Tonnen im Jahr 2023 auf 3,8 Milliarden Tonnen bis 2050 wachsen. Der World Overshoot Day sagt aus, in welchem Monat die Ressourcen des Planeten für jedes Jahr ausgeschöpft sind. Dieses Jahr wird das wieder der Prognose nach im August sein. Danach dürften wir theoretisch nichts Neues mehr produzieren. Und es gibt viele weitere Gründe dafür, dass wir jetzt alle Möglichkeiten ausschöpfen müssen.

Ob die Medien nun mehr über textiles Upcycling & Co. berichten, können wir nicht sagen, aber wir begegnen häufiger Labels, die tolle, kreative Konzepte mit geretteten Materialien umsetzen. Warum gerade jetzt? Vielleicht, weil die globale Not erfinderisch macht, wer weiß...?“

Up- und Recycling kann auch Herausforderungen mit sich bringen. Welche sind das und wie kann man diesen als Marke bzw. Unternehmen entgegentreten?


JF: „Herausforderungen können zum Beispiel bei der Skalierung entstehen, bei der Einhaltung von Qualitätsansprüchen, bei hohen Aufwänden und den dadurch entstehenden Kosten oder etwa beim erneuten Recycling der upgecycelten Produkte. Wie clevere Macher:innen solchen Themen begegnen, werden wir beim Lounge Talk auf der Innatex erfahren, wenn die Design Discoveries tentation und avonté mit Vreni Jäckle von den Fashion Changers darüber sprechen.

Absolut alle Problematiken zu nennen, vom Energieeinsatz bis Mikroplastik, würde hier den Rahmen sprengen, und sicher lässt sich noch nicht alles in jedem Fall lösen. Aber auch und gerade das gilt es offen zu diskutieren. Viele, seit langem auf der Innatex ausstellende Labels wie Disana, Vaude, Airpaq arbeiten seit Jahren an der Perfektion von Re- und Upcycling. Profis aus der Textil- und Modebranche sind herzlich eingeladen, uns zu besuchen, das Talk-Programm zu erleben und die Expert:innen zu befragen.“

Mit dem Handelsverband Hessen findet am Messemontag ein Fachpanel statt, das effektive Verkaufsstrategien liefern soll. Sie planen, als Veranstalter künftig dem Handel und der gesamten Branche auch ganzjährig zur Seite zu stehen. Können Sie dazu Details nennen?

JF: „Wir sehen, dass der Handel nach Hilfestellungen sucht. Unser Partner, der Handelsverband Hessen mit seinem Dachverband sowie den Landesvertretungen ist ein wichtiger Player und kann Antworten liefern. Wir stehen auch in Kontakt mit Referent:innen und Partnerverbänden. Ziel ist es, eine Wissens- und Erfahrungsaustauschgruppe (Erfa-Gruppe) aufzubauen, von der Händler:innen und nachhaltige Textiler:innen auch in der messefreien Zeit profitieren.“

Herr Hitzel, vor der letzten Messeausgabe im Januar haben Sie gesagt, Sie spüren in Gesprächen „wenig Kopf-im-Sand-Mentalität, sondern eher Zuversicht. Zumindest politische Weichen werden nach und nach gestellt, wie zuletzt die Einigung auf das Europäische Lieferkettengesetz zeigt. Wie ist Ihre aktuelle Meinung dazu? Und warum sollte man die kommende Innatex nicht verpassen?

AH: „Machen wir uns nichts vor: Die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen scheinen sich erstmal nicht zu lichten. Das tut der Mission keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Ich könnte noch jede Menge Studien und Statistiken aufzählen, die zeigen, wie unverzichtbar und wichtig diese visionäre Green Fashion-Bewegung ist. Das weiß man. Wissen und Wissenschaft überzeugen aber nicht alle, wie wir bei der letzten EU-Wahl bemerkt haben. Was überzeugen kann, ist das Eintauchen in die Modewelt und das Kennenlernen der fantastischen Community, die dahintersteckt. Deswegen sollte man die Innatex nicht verpassen.“

Vielen Dank für das Interview!

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