„Herr Wittrock, wo liegen Ihre Prioritäten?“

  /  26.01.2021

Jan-Dirk Wittrock, Vertriebsleiter bei Vagabond, erklärt im Interview, was während der Corona-Krise wichtig ist und wo die Marke im Bereich Nachhaltigkeit steht…

Jan-Dirk Wittrock

Jan-Dirk Wittrock hat bei Vagabond den Posten des Vertriebsleiters für Deutschland übernommen. Im Interview spricht er über seine ersten Schritte sowie veränderte Handelsstrukturen und verrät, welche Produktgruppen trotz Corona-Krise gute Abverkäufe erzielen.

Herr Wittrock, Sie sind 2020 im Zuge der Übernahme des deutschen Alleinvertriebs durch die Vagabond International AB zum Vertriebsleiter für den deutschen Markt ernannt worden. Was haben Sie seitdem bei dem Label erreicht?

„Wir haben oder sind noch dabei, aktuell den Vertrieb neu zu strukturieren bzw. Gebiete neu aufzuteilen, haben einige Abläufe optimiert und produktiver gestaltet. Außerdem haben wir den Firmensitz inkl. Showroom nach Berlin verlegt, wo auch unsere Stores sind. Leider, aber ich denke, das brauche ich eigentlich nicht mehr zu erwähnen, hat uns Covid-19 an einigen Stellen bisher etwas ausgebremst.“

Sie haben Ihren neuen Posten während der Corona-Krise angetreten. Wie verkraftet Vagabond die Lockdowns; wie geht es der Marke aktuell?

„Stimmt, und man stellt sich sicherlich für einen neuen Start im Job andere Umstände vor. Bedingt durch die Corona-Krise, die auch uns getroffen hat, ist es uns wichtig, in erster Linie das bestehende Geschäft und den Markt zu stabilisieren. Gleichzeitig möchten wir auch mit unseren Wholesale-Kunden weiter wachsen. Natürlich treffen uns auch die Lockdowns, nicht nur in den eigenen Stores, sondern auch im Wholesale-Bereich. Wenn es unsere Partner trifft, macht sich das auch bei uns bemerkbar. Trotzdem würde ich sagen, es geht der Marke unter den Umständen gut und wir werden ganz sicher auch in Zukunft ein guter Partner des Handels sein.“

Anders Odén, CEO von Vagabond International AB, hat gesagt, Sie bringen die Kenntnisse mit, die für die Weiterentwicklung und Adaption heutiger Herausforderungen im Einzelhandel erforderlich seien. Welche sind das und wie gehen Sie mit selbigen um?

„Es ist heute – besonders aktuell – wichtig, ein Partner unserer Kunden zu sein und sich auch in deren Lage und Situation versetzen zu können. Dazu kommt, dass sich die Handelsstruktur verändert hat und weiter tun wird, Covid-19 wirkt hier wie ein Katalysator und beschleunigt vieles. Daher sind es neben Kenntnissen aus dem Handel auch die, wie man sich vielleicht strukturiert und in meinem Fall weiß, wie ein ‚Familienunternehmen‘ tickt.“

Deutschland ist einer der stärksten Märkte für Vagabond. Warum kommt die Marke hier besonders gut an?

„Da kommen ein paar Dinge zusammen. Erstens ist Vagabond in Deutschland mittlerweile schon lange am Markt vertreten, er war einer der ersten Märkte außerhalb Skandinaviens. Zweitens und noch viel wichtiger ist allerdings unser Gespür für Fashion, das sich in den Kollektionen zeigt. Wir machen großartige Designs und aktuelle Trends leicht zugängig und dieses umfassende Angebot nehmen die Deutschen gerne an, während in anderen Ländern vielleicht etwas differenzierter nach bestimmten Styles gesucht wird.“

Auf welchen Trends und Modellen wird der Fokus in 2021 liegen? Glauben Sie, der Fokus in 2020 war bedingt durch die Corona-Pandemie ein anderer als sonst?


„Ja, der Fokus war ein anderer, mehr Casual und weniger Formal oder Dressy. Dadurch beeinflusst liegt auch der Fokus in 2021 mehr in diesem Bereich. Von Sneakern als Ganzjahresthema bis hin zu Chelsea Boots oder Schaftstiefel auf etwas kräftigeren Böden. Nicht zu vergessen das Thema der Loafer. Hier möchte ich als Beispiel die Gruppen Tara oder Cosmo 2.0 nennen, die auch in dieser Wintersaison trotz der Situation gute Abverkäufe erzielt haben.“

Die ersten Modelle aus den Anfängen des Labels bilden noch heute immer wieder wichtige Referenzen für den Designprozess. Welche Looks kehren immer wieder?

„Mit Schuhen ist es wie mit Menschen auch, vergiss nie, wo du herkommst! Genau so finden sich unsere Ursprünge bis heute in Designprozessen oder eben der Kollektion wieder. Dazu zählen Loafer oder Stiefeletten. So ist und bleibt die Handschrift von Vagabond eine besondere.“

Mit dem Modell „Indicator Re-born“ hat Vagabond den ersten Recycling-Schuh des Labels herausgebracht, der aus gebrauchten Laufsohlen hergestellt ist. Inwieweit soll dieser Bereich ausgebaut werden?

„Bereits heute befinden sich in fast 50% der Produkte auch recycelte oder nachhaltige Produkte. Das Thema Nachhaltigkeit und Recycling steht bei uns weit oben auf der Agenda. Hier sind wir immer auf der Suche und entwickeln neue Lösungen.“

Seit 2017 bietet Vagabond einen Schuhrücknahmeservice an. Nicht mehr gewollte Schuhe werden gesammelt und an I:Collect in Deutschland geschickt. Wie viele Paare kommen hier jährlich ca. zusammen?

„Es kommen einige hundert Paar zusammen, alleine in Deutschland.“

Vagabond siedelt sich als erschwingliche Marke im mittleren Segment an, mit der jungen Linie Atelier by Vagabond will das Label aber zudem Kunden erreichen, die das etwas Höherpreisige suchen. Wie wird die Kollektion angenommen; welchen Prozentsatz am Umsatz macht sie aus? Soll sie erweitert werden?

„Besonderes bleibt nur besonders, wenn es nicht inflationär vorhanden ist. Der Anteil am Umsatz liegt ungefähr bei 1%, eher etwa weniger. Die Atelier Kollektion bietet neben besonderen Styles auch besondere Material-Qualitäten in limitierter Anzahl und genau so möchten wir sie auch limitiert halten.“

Vielen Dank für das Interview!

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