„Herr Pracel, welche Veränderungen gibt es bei Woolrich?“

  /  19.11.2020

Dirk Pracel, seit Mitte Oktober Country Sales Director bei Woolrich, spricht im Interview über die Revitalisierung, strukturelle Änderungen und das kommende Jahr...

Dirk Pracel

Dirk Pracel, der am 12. Oktober 2020 den Posten des Country Sales Directors D.A.CH. bei Woolrich übernommen hat, erklärt im Interview, was hinter den strukturellen Veränderungen steckt, welche Ziele er sich gesetzt hat und wie der Globalisierungsprozess läuft.

Sie haben vor rund sechs Wochen den Posten des Country Sales Directors bei Woolrich übernommen – kurz darauf folgte der Corona-bedingte „Lockdown light“. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?

„Derzeit liegt der Umsatz auf allen Vertriebskanälen deutlich über dem Vorjahr und wir sind zufrieden mit der Entwicklung – auch wenn wir noch einen langen, aufregenden und herausfordernden Weg vor uns haben, um die Marke zu revitalisieren. Wir stehen derzeit im engen Dialog mit unseren Kunden, um proaktiv zu diskutieren, wie wir die Herausforderungen der nächsten zwei wichtigen Monate angehen und meistern können.“

Die Ernennung zum Country Sales Director erfolgte im Zuge des Rückkaufs des Joint Ventures mit Komet und Helden bzw. der Ranft-Soller Holding, durch den Woolrich Europe die vollständige Kontrolle über den deutschen und österreichischen Markt übernimmt. Warum wurde die langjährige Partnerschaft beendet?


„Zuerst einmal möchten wir uns beim Komet und Helden-Team für die langjährige Unterstützung und die Entwicklung der Marke Woolrich in Deutschland und Österreich bedanken. Der Rückkauf des Joint Ventures war notwendig, um unsere globale Entwicklungsstrategie zu supporten, in die wir viel investieren. Wir haben weiterhin die Mission, zu wachsen und erfolgreich zu sein.“

Auf welchen Aufgaben und welchen Zielen liegt (derzeit) Ihr Fokus?

„Mit der Übernahme und dem bevorstehenden Umzug in das neue Woolrich-D.A.CH-Headquarter im Münchner Lodenfrey-Park gibt es auch einige strukturelle Veränderungen im Sales-Department. Deutschland wird geografisch in zwei Teile, Nord und Süd, aufgeteilt, um noch näher bei unseren Partnern zu sein und die Distribution regional zu kontrollieren. Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, ein vertrauenswürdiger, ehrlicher Lieferant zu sein. Dies bezieht sich auf alle Geschäftsbereiche, vom Service über das Produkt bis hin zur Kommunikation.“

Woolrich ist mit zehn Retail-Stores sowie in rund 180 Multi-Label-Shops in der D.A.CH.-Region vertreten. Gibt es Ausbau-Pläne in diesen Bereichen?

„Im Retail haben wir in Deutschland ein homogenes Netzwerk an den für uns wichtigen Standorten; in Österreich und der Schweiz untersuchen wir relevante Standorte. Im Wholesale liegt der Schwerpunkt auf der Stabilisierung unseres hervorragenden Einzelhandelsnetzwerks und der erneuten Steigerung des Volumens mit unseren neuen Kollektionen.“

Hat sich die Zielgruppe von Woolrich in Ihren Augen während der letzten Jahre verändert? Wie sieht diese aus?


„Unsere Zielgruppe hat sich nicht verändert – wir möchten nicht über Altersgruppen sprechen, sondern darüber, was unsere Kunden und Kundinnen verkörpern, und das ist der Wunsch, die Natur zu erkunden. Unsere Zielgruppe stammt aus städtischen Umgebungen, ist aber abenteuerlustig und möchte den Wert, in dem, was sie tun und erleben, finden. Sie sind kultivierte Individuen mit einer optimistischen Integrität, die nach Produkten wie unseren suchen, die von Dauer sind.“

Die Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung Ende 2018 durch den Finanzinvestor L-GAM Advisors Sarl sei ein weiterer Schritt im Globalisierungsprozess der Woolrich International Group, hieß es damals. Können Sie etwas zur Globalisierungsentwicklung sagen? 

„Das Unternehmen investiert viel in das Humankapital und in die Neuorganisation des Business. Wir arbeiten an der Rationalisierung der Vertriebskanäle und haben kürzlich zwei neue Showrooms eröffnet: einen in Deutschland und einen in Frankreich. Wie erwähnt, ist der deutsche Rückkauf Teil dieses strategischen Plans. Wir konzentrieren uns auf die Weiterentwicklung der Märkte sowie auf die Konsolidierung und Erweiterung des Direct-to-Consumer-Channels, wobei der Schwerpunkt auf dem E-Commerce und der Omnichannel-Integration liegt.“

Zur Herbst/Winter-Saison 2020 hat Woolrich gemeinsam mit dem japanischen Label Goldwin eine Outdoor Collection gelauncht. Wie kam es zur Zusammenarbeit und sind weitere Koops geplant – mit Goldwin oder auch anderen Brands?

„Unsere Beziehung zu Goldwin geht tatsächlich weit über eine Kollaboration hinaus. Das japanische Label ist Minderheitspartner der Woolrich Company und arbeitet eng mit dem Headquarter und den Vorstandsmitgliedern zusammen. Die Outdoor-Marke ist die perfekte Mischung aus amerikanischem Heritage und japanischem Know-how in Bezug auf Funktionalität: So können wir stetig nach neuen innovativen Prozessen suchen und neue Richtungen einschlagen und gleichzeitig unsere ‚ikonische Seele‘ bewahren. Mit der Kollektion erweitern wir unseren Horizont; sie bietet Raum zum Experimentieren, sowohl im Frühjahr/Sommer als auch im Herbst/Winter.

Aufgrund der Relevanz von Markenpartnerschaften, insbesondere in den letzten Jahren, sucht Woolrich jeden Tag nach neuen Kreativen: Die Arbeit, die wir mit Aimé Leon Dore umgesetzt haben, ist das perfekte Beispiel dafür, wie wir unsere Wurzeln und unsere DNA zeigen können, aber mit einem frischen, zeitgemäßen Touch.“

Was wünschen Sie sich für 2020 bzw. 2021?

„Zunächst einmal freue ich mich, dass ich in diesem herausfordernden Jahr die Gelegenheit bekommen habe, Teil dieses authentischen Labels zu sein. Ich habe volles Vertrauen in unseren CEO Stefano Saccone und in das neue Senior Management-Team. 2021 möchte ich eine entscheidende Rolle bei der internationalen Transformation von Woolrich für den D.A.CH-Markt spielen, ein verlässlicher Partner für unsere Kunden sein und den Grundstein legen, um Woolrich als älteste amerikanische Outerwear-Marke mit einer 190-jährigen Geschichte zurück an die Spitze des Erfolgs zu bringen.“

Vielen Dank für das Interview!

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