„Herr Hitzel, welche Erwartungen haben Sie an die Green Fashion-Community?“

  /  10.07.2023

Innatex-Projektleiter Alexander Hitzel spricht über radikales Umdenken, Voraussicht und einen speziellen Produkt-Launch. Außerdem verrät er, welche Brands Ende Juli dabei sind…

Alexander Hitzel

Die Innatex geht vom 29. bis 31. Juli 2023 im Messecenter in Hofheim-Wallau in die Sommersaison. Projektleiter Alexander Hitzel vom Messeveranstalter Muveo GmbH erklärt im Interview das Motto „Now“, spricht übers Aufrütteln und Tatendrang sowie gegensätzliche Strömungen.

Mit dem kurzen Motto „Now“ soll die kommende Ausgabe der Innatex die Dringlichkeit eines nachhaltigen Wandels in der Modeindustrie ausdrücken. Wo steht die Branche aktuell?

 
„Den Meldungen nach hat es die konventionelle Industrie momentan nicht leicht. Wurden in den Pandemie-Jahren noch relativ gute Umsätze erzielt, spürt man jetzt die Nachwehen und das zurückhaltende Kaufverhalten der Konsument:innen aufgrund von Krieg und Inflation. Eine multiple Krise greift um sich. Neben wirtschaftlichen Herausforderungen und militärischen Konflikten umfasst sie auch die Klimakrise, globale Ungerechtigkeit und deren Folgen, schwindende Biodiversität sowie Ressourcen und vieles mehr. Diese Probleme lassen sich nur durch ein radikales Umdenken lösen, das nicht mehr warten kann.
 
Mit dem Motto ‚Now‘ wollen wir nicht nur die Green Fashion-Community motivieren, sondern auch die Konventionellen aufrütteln: Entwickelt euch weiter, schaut nach vorne, erschließt neue Märkte und tut damit etwas Gutes.“
 
Von den mehr als 220 Ausstellerinnen und Ausstellern vergrößert oder verdoppelt sogar ein Teil die Standflächen. Was steckt hinter dieser Entwicklung?

„Wir sind nach wie vor ausgebucht und haben weitere Marken auf der Warteliste, was sogar in den Jahren vor der Pandemie nicht die Regel war. Labels und Händler:innen, die die ein oder andere Messe ausgesetzt haben, kommen wieder. Die Anzahl der Bewerbungen für die ‚Design Discoveries‘ steigt seit einem Jahr wieder stetig. All das ist derzeit nicht selbstverständlich.
 
Manche Labels und Händler:innen sehen sich natürlich mit den aktuellen Herausforderungen mehr konfrontiert als andere, aber viele wachsen und erweitern ihr Sortiment. Woran das liegt? An neuen Kollektionen und Linien, mit denen die Beteiligten auf sich ändernde Anforderungen des Marktes reagieren. An sehr wohl bedachten Investitionen in Form von Marketing, Design und Produktentwicklung. An sinnvollen Langzeit-Kooperationen mit neuen Lieferanten. Natürlich profitieren manche Pioniere jetzt auch von der Zusammenarbeit mit Lieferanten, die sie über Jahre vertrauensvoll aufgebaut haben. So eine Voraussicht ist jetzt viel wert. Kurz: Die Stimmungslagen variieren, aber im Vergleich zu den Vorjahren spüren wir insgesamt weniger Zurückhaltung und wieder mehr Tatendrang.“
 
Über welche Brands, die erstmals dabei sind, freuen Sie sich besonders?
 

„Die Sommer-Innatex bereichern neue internationale Brands wie Bread and Boxers aus Schweden mit zertifizierter Wäsche sowie Basics. Kintobe aus Dänemark liefert Taschen aus unterschiedlichsten Materialien und spricht dabei alle Gendergruppen an. Aus Portugal kommen die klimapositiven Schuhe von Asportuguesas mit Korksohle. Wir beobachten ein steigendes Angebot für Männer mit Brands wie Aboutcompanions.
 
Wir freuen uns aber auch Brands, die beim letzten Mal die Innatex erstmalig besucht haben und nun wiederkommen, darunter Kings of Indigo mit coolem Denim und die farbenfrohen Dilly Socks aus der Schweiz. Wir freuen uns aber über alle – die Alteingesessenen genauso wie die Neulinge.“
 
Newcomerinnen und Newcomer konnten sich wieder als die gerade schon von Ihnen angesprochenen Design Discoveries bewerben. Was erwartet die Besucherinnen und Besucher diesmal?

„Diesmal sehen wir zwei beinahe gegensätzliche Strömungen: Zum einen die Neuentdeckung alter Naturfasern wie etwa Hanf, Leinen und Baumwolle. Helena Harfst und Sensihemp kombinieren klassische Ansätze mit überraschenden Designs, beispielsweise, indem sie Tracht modern interpretieren oder ein superleichtes Hanf-T-Shirt mit blumigem Print versehen. Zum anderen sehen wir viel Bewegung und Leidenschaft im Sportbereich mit entsprechend innovativen, funktionalen Materialien – von leicht und bequem über atmungsaktiv und schnelltrocknend bis wasserabweisend. Im Fall unserer ‚Design Discoveries‘ sind das die zirkuläre Swimwear von Seasick Swim und Yoga-Kollektion etwa mit biologisch abbaubarem Elasthan. Spannend fanden wir bei der Auswahl der Bewerbungen außerdem Anne Schollenberger, die aus Kaktusleder sehr hochwertige, vegane Accessoires produziert, und das italienische Wäschelabel Casagin.“  

Neben etablierten Partnerschaften mit u.a. dem Handelsverband Hessen und Mirjam Smend von der Greenstyle Munich hat die Muveo GmbH eine neue Kooperation mit der Berliner Initiative Fashion Changers geschlossen. Wie sieht die Zusammenarbeit aus und welche Themen stehen im Fokus?

„Mit Vreni Jäckle und Nina Lorenzen von den Fashion Changers haben wir zwei Persönlichkeiten gewonnen, die viel seriöses Wissen mitbringen. Die beiden werden am Samstag die zwei Lounge-Talks moderieren zu den Themen Size Diversity und den Materialien Active Wear. Am Sonntag wird Mirjam Smend die Lounge-Talks leiten. Die Themen umfassen Hanf als besonders vielversprechende Faser und die Frage: Wie positioniere ich mich erfolgreich und hebe mich ab von der Masse an Green-Fashion-Labels? Am Montag richtet sich das Expert:innen-Panel an Händler:innen und liefert Strategien für eine erfolgreiche Präsenz in Innenstädten. Mit dem Handelsverband Hessen als Partner, wird diesmal der Geschäftsführer Silvio Zeizinger das Panel moderieren.
 
Im Übrigen bieten wir in Kooperation mit dem Handelsverband diesmal auch zwei Führungen an. Bei der einen werden wir die neuen Aussteller:innen präsentieren, bei der anderen Labels aus Hessen.“
 
Welche Neuerungen gibt es noch im Rahmen der kommenden Messeausgabe?
 
„Im Zusammenhang mit dem Thema Größeninklusion haben wir unser Brand Directory nun angepasst: Aussteller:innen von DOB und HAKA können ihre Einträge nun entsprechend mit Daten füllen. Wir freuen uns über dieses neue Angebot und sind gespannt, ob es direkt gut angenommen wird oder ob eine Phase der Gewöhnung nötig ist!
 
Auf dieser Innatex feiern wir außerdem selbst eine Art Produkt-Launch: In Kooperation mit Green Bomb werden wir erstmals ein Innatex-Family-Shirt präsentieren, das den Look und das Motto der Messe im Design widerspiegelt. Der Erlös des Verkaufs, der am ersten Tag der Messe startet, aber auch danach noch möglich ist, geht vollständig an unsere Partner-Organisation Europe Cares.“
 
Warum sollte man die kommende Innatex nicht verpassen?
 
„Wegen der grandiosen Sommer-Party natürlich! Aber vor allem, weil Fachpublikum bei uns einen ziemlich vollständigen Überblick über die Branche bekommt. Die Vielfalt an Kollektionen für alle Generationen ist unerreicht. Außerdem lässt sich dank der intimen, professionellen Atmosphäre konzentriert arbeiten. Wenn das Wetter mitspielt, ist die Innatex im Sommer immer etwas ganz besonderes und ein bisschen wie Urlaub mit Freund:innen im Grünen.“

Vielen Dank für das Interview!

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