„Herr Dornseifer, was vereint Ihre Kundinnen und Kunden?“

  /  22.01.2021

Michael Dornseifer, Bali-Bali-Gründer und neuer Inhaber von Wolkenwerk und Jonny’s, spricht über einzigartige Produktgruppen, Existenzsicherung und nicht vereinbarte Corona-Rabatte…

Michael Dornseifer

Michael Dornseifer, Gründer des Labels Bali-Bali und zudem neuer Inhaber der Marken Wolkenwerk und Jonny’s, verrät im Interview, warum der Faktor Nachhaltigkeit immer mehr in den Vordergrund rückt, wie eine stabile, sichere Produktionskette garantiert wird und warum der Kampf gegen die Corona-Pandemie keine Einbahnstraße sein darf.   

Was hat Sie dazu bewogen, die Marke Bali-Bali zu gründen?    

„Bali-Bali wurde unter anderem gegründet, um den einheimischen Familien, mit deren sorgfältiger Handwerkskunst und Kreativität, ein wirtschaftliches Auskommen zu ermöglichen. Des Weiteren wollten wir unseren Kunden die Möglichkeit geben, diese wunderschönen Produkte, die voller Kreativität, Handwerkskunst und Lebensfreude stecken, auch hier bei uns einzukaufen, denn in jeder unserer Taschen oder Sandalen steckt ein Stück der ansteckenden balinesischen Gelassenheit – getreu dem Motto ‚Hol dir ein Stück balinesischer Lebensfreude‘.“

Gibt es die typische Käuferin Ihrer Produkte oder sprechen Sie alle Zielgruppen an?

„Die typische Kundin gibt es nicht. Unsere Artikel werden von modebewussten Frauen zwischen 20 und 70 Jahren getragen. Der überwiegenden Mehrheit ist das einzigartige Design und der Komfort bei unseren Produkten wichtig. Andere freuen sich über das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, zu dem Bali-Bali angeboten wird. Was jedoch alle vereint, ist der Wunsch nach einem Produkt, das sowohl qualitativ als modisch höchsten Ansprüchen gerecht wird. Natürlich rückt gerade in letzter Zeit auch der Faktor Nachhaltigkeit immer mehr in den Vordergrund. Unseren Kunden gefällt es, dass alle Sandalen, Taschen, Kleider und Schmuck ‚fair trade‘ sind und sie so selber auch einen Beitrag zur Existenzsicherung der balinesischen Familien beitragen.“

Apropos Zielgruppe: Wie sieht Ihre im Handel aus? An welche Stores richten Sie sich?

„Bali-Bali wird überwiegend im modisch orientierten Einzelhandel angeboten. das kann zum einen die kleine Boutique sein, die ihren Kundinnen etwas Besonderes anbieten möchte. Auch holen sich viele Schuhfachhändler durch Bali-Bali einen Hauch ‚Exotic‘ in ihr Geschäft. In letzter Zeit stellen wir aber auch einen starken Zuwachs durch den Textil- und Sport-Einzelhandel fest. Bali-Bali rundet so manches Sortiment ab und erfrischt durch das Design und die Philosophie.“

Welchen Einfluss hat die Corona-Pandemie auf die Marke?

„Corona hat auch uns sehr hart getroffen. So wurden wir natürlich im Frühjahr stark an unseren Auslieferungen gehindert. Wir hielten die georderte Ware zurück und ermöglichten somit dem Handel ein späteres Zahlungsziel. Zusätzlich wurden wir durch Stornos, sowohl im Inland als auch im Ausland, stark getroffen. Manche Händler zogen sich auch einfach einen Corona-Rabatt ab, der so nie vereinbart war. Corona hat alle getroffen – Handel und Industrie. Wir schaffen es hier nur gemeinsam wieder raus und es darf keine Einbahnstraße in Richtung Industrie sein. Bei der Vororder für die Frühjahr/Sommer-Saison 2021 wurden wir natürlich massiv durch das nur mäßig vorhandene Messegeschehen beeinträchtigt. Hinzu kam dann auch noch die Verunsicherung des Einzelhandels, wie es weiter gehen wird. Glücklicher Weise haben wir im deutschen Markt einen leichten Zuwachs verbuchen können. Der Handel hat hier erkannt, dass er seinen Kundinnen etwas Neues und Frisches anbieten muss. International waren wir in der Vergangenheit sehr stark aufgestellt – dieser Markt ist aber durch das Fehlen der Messen im Ausland fast gänzlich eingebrochen. Hinzu kommt auf der Beschaffungsseite ein weiteres Problem. Covid hat auch auf Bali für Veränderungen gesorgt. Die Versorgung mit den Rohstoffen läuft leider nur schleppend und die Transporte sind sehr erschwert und extrem verteuert worden. Dennoch sind unsere Partner auf Bali hochmotiviert und geben alles, um die bestellte Ware rechtzeitig liefern zu können.“

Sie fokussieren sich auf Sommerkollektionen. Gibt es Überlegungen, das Repertoire auszubauen?

„Bali ist eine Sonneninsel. Eine Verbindung mit Winterprodukten ist nur eingeschränkt möglich. Wir entwickeln jedoch eine kleine Taschen- und Hausschuhkollektion, um unseren Kunden auch in der kalten Jahreszeit ein Bali-Feeling zu geben. Als Unternehmen haben wir aber auch zwei neue Marken dazu gekauft, um den Handel nun ganzjährig eine große Produktvielfalt anzubieten. Da ist zum einen die Marke Wolkenwerk, mit der wir für den nächsten Winter ein starkes Hausschuhangebot haben. Mit Jonny‘s haben wir eine bekannte Marke aus dem Nachhaltigkeitsbereich gekauft. Hier bieten wir kurzfristig lieferbare Sommerartikel und auch eine nachhaltige Winterkollektion an.“

Während viele Labels auf recycelte PET-Flaschen setzen, gehen Sie mit Bali-Bali einen Schritt weiter und nutzen für Taschen, Körbe, Hüte, Schmuck und sogar Lampenschirme u.a. Stahl, ein Werkstoff, der verlustfrei immer wieder recycelt werden kann. Wie kam es zu der Idee?

„Die Idee mit der Mode aus Stahl kam, nachdem uns eine Familie aus Sumba, einer Nachbarinsel von Bali, angesprochen hat. Sie zeigten uns ihre Lampenschirme, die sie aus rostfreiem Stahldraht geflochten hatten. Da unsere Kunden aber eher zum modischen Einzelhandel zählen, haben wir dann gemeinsam verschiedene neue Produkte entwickelt. Daher gibt es nun Schmuck, Taschen und Hüte aus Stahlseide – eine wirklich einzigartige Produktgruppe!“

Nachhaltigkeit spielt für das Label eine wichtige Rolle. Sie haben schon angesprochen, dass das Thema immer wichtiger wird, können Sie das noch etwas ausführen?

„Genau, Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund gerückt. Für uns war sie immer ein wichtiger Bestandteil des Bali-Bali-Markenkerns. Wir handeln fair trade, kaufen die Rohstoffe lokal, verwenden viele natürliche Materialien und unterstützen viele kleine Familien vor Ort. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur ein Lippenbekenntnis bzw. nicht nur eine Modeerscheinung, wir leben es.“

Alle Produkte werden in kleinen Familienbetrieben hergestellt. Wie suchen Sie diese aus?

„Für jede Produktgruppe haben wir auf Bali einen Spezialisten. Diese haben wir nun seit vielen Jahren und wir sind ein eingespieltes Team. Die Auswahl der einzelnen Produktionsbetriebe liegt im Verantwortungsbereich dieser Partner. Mittlerweile haben wir aber feste Strukturen, so dass wir eine stabile und sichere Produktionskette haben. In den ersten Jahren haben wir selber gesucht und auch viel Lehrgeld gezahlt.“

Welche Pläne haben Sie mit Bali-Bali für 2021?

„Wir werden auch weiterhin dem Handel eine innovative und modische Kollektion anbieten. Die Entwicklung neuere Modelle und Ideen gehen permanent weiter. Unsere Kunden können sich schon auf viele neue, aber auch bewährte Modeartikel freuen.“

Vielen Dank für das Interview!

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