„Herr Betz, was ist das Besondere einer Hiltl-Pants?“

  /  15.05.2017

Michael Betz, CPO bei Hiltl, spricht im Interview über den neuen Marken-Look, Innovationen, Herausforderungen und die Zukunft des Labels…

Michael Betz

1955 in Sulzbach-Rosenberg gegründet, hat sich die Fritz Hiltl Hosenfabrik GmbH & Co. KG seither als Herrenhosenspezialist etabliert und produziert jährlich über eine halbe Mio. Pants, die in mehr als 40 Ländern Absatz finden. Im Interview verrät Chief Product Officer Michael Betz, wie sich der Relaunch der Marke ausgewirkt hat, welche Alleinstellungsmerkmale die Kollektionen auszeichnen und welchen Herausforderungen man sich vor allem auf den D.A.CH.-Märkten stellen muss.

Hiltl zeigt sich ab der Herbst/Winter-Kollektion 2017/18 in neuem Look und setzt auf eine Verjüngung der Marke. Wie sieht das im Detail aus? 

„Wir haben uns bereits in den letzten Jahren auf Innovationen unserer Produkte, spezielle Fabrics und die Weiterentwicklung der Kollektionen insgesamt fokussiert. Der neue Marken-Look, der sich im Logo-Redesign zeigt, trägt dieser Entwicklung ebenso Rechnung wie die Entscheidung für das innovative Erscheinungsbild der Herbst/Winter-Kampagne 2017/18.“

Bildsprache und Logo wurden ebenfalls angepasst, für eine „klare, hochwertige, männliche Optik“. Welche Auswirkungen erhoffen Sie sich durch die Neuerungen?

„Der neue Markenauftritt macht in seiner Grafik- und Bildsprache die Entwicklungen sichtbar, die bereits auf Produktebene vor geraumer Zeit begonnen wurden. Davon erhoffen wir uns, dass Kunden unsere Kollektionen und den Markenauftritt als eine in sich stimmige Einheit wahrnehmen und unsere Markenwerte noch besser sichtbar werden.“ 

Sie sind vor ein paar Monaten vom Produktmanager zum Chief Product Officer in die Geschäftsleitung aufgestiegen. Welche Herausforderungen bringt der neue Posten mit sich und was sind Ihre Ziele? 

„Das Aufgabenfeld ist sehr vielschichtig. Die besonderen Herausforderungen bestehen vor allem darin, die bestehenden Fertigungsstrukturen auf die Anforderungen des heutigen Marktumfeldes anzupassen. Neben pünktlicher Auslieferung wird auch die kontinuierliche Nachlieferfähigkeit vorausgesetzt. All dies möchten wir durch die Optimierung unseres Fertigungsprozesses, vor allem in der internen Steuerung, erreichen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, die Kostenstruktur kontinuierlich im Auge zu behalten.“ 

Hiltl ist nicht der typische Jeanser, hat aber ebenfalls Denims im Sortiment. Was zeichnet die Pants aus, was unterscheidet sie von den Denims anderer Brands und wohin soll sich die Jeans-Range entwickeln? 

„Die Hiltl-Denims zeichnen sich neben ihrem sehr guten Sitz dank verschiedener Passformen und ihrer hohen Qualität durch ihre besonderen Verarbeitungen aus. So wird die Hiltl-Denim durch Verarbeitungsschritte, die üblicherweise nur in der Fertigung klassischer Herrenhosen zu finden sind, besonders aufgewertet. Eine speziell für Hiltl entwickelte Bundeinlage verbessert zum Beispiel das Tragegefühl im Bundbereich und garantiert eine optimale Passform.“

Auf welche Innovationen ist Hiltl besonders stolz? 


„In enger Zusammenarbeit mit unseren Vorlieferanten ist es uns gelungen, einen Oberstoff zu entwickeln, der durch den Einsatz von T400 – einer speziellen elastischen Faser mit perfekten Rücksprungeigenschaften – besonders knitterunempfindlich ist. Darüber hinaus verleiht ein spezielles Färbeverfahren der Hose einen sportiven Look, der auch noch nach zahlreichen Wäschen aussieht wie am ersten Tag.“

Hiltl wurde Ende 2015 von der Nord Holding Unternehmensbeteiligungsgesellschaft übernommen, nachdem Hedwig Hiltl 2014 verstorben ist. Was hat sich durch die Übernahme geändert? 

„Wir arbeiten intensiv daran, einerseits unsere Produkte kontinuierlich weiterzuentwickeln, indem wir viel Zeit und Energie in die Entwicklung neuer Oberstoffe bzw. neuer Fertigungsverfahren investieren. Andererseits wollen wir die Besonderheiten und Vorzüge unserer Marke besser und stärker kommunizieren. Als Herrenhosenspezialist vereinen wir zum Beispiel jahrzehntelanges Know-how der Hosenschneiderkunst mit einem hohen Qualitätsanspruch. Beides ergänzen und erweitern wir durch modische Akzente, ohne unsere etablierten Segmente zu vernachlässigen. Die Neuaufstellung des Unternehmens ermöglicht uns die kontinuierliche Weiterentwicklung.“  

Die D.A.CH.-Region ist der größte Markt für das Label – wie unterscheiden sich die Ansprüche der Kunden dort von denen auf anderen Märkten? 


„Im Vergleich zu vielen anderen Märkten ist die D.A.CH-Region eine der umkämpftesten überhaupt. Die Kunden hier können aus einer unzähligen Anzahl an Labels wählen. Daher ist es hier noch wichtiger als in anderen Märkten, die Alleinstellung der Hiltl-Hose herauszustellen. Die Ansprüche unterscheiden sich aber grundsätzlich nicht so sehr von denen der übrigen Märkte. Im Wesentlich zeigt sich für uns nur eine Unterscheidung in den Passformen: Während in den USA, Middle East und China vor allem Hosen unserer klassischen und mittleren Passform gekauft werden, kommt in Europa vermehrt unsere Slim Fit-Passform zum Einsatz.“ 

Hiltl agierte von zwei Standorten aus, dann wurde ein gemeinsamer Standort geschaffen, der Verwaltung, Produktentwicklung und Produktion vereint. Ist dies bereits geschehen und wie hat sich dies ausgewirkt? 

„Die Zusammenlegung der Standorte erfolgt schrittweise, wobei der finale Schritt nach Fertigstellung des Neubaus eines Logistikzentrums voraussichtlich im ersten Quartal 2019 erfolgen wird. Heute sind bereits die Produktentwicklung, die Produktion sowie die Logistik an einem Standort vereint. Dadurch ist natürlich eine besondere Nähe auch zum fertigen, auslieferbereiten Produkt sichergestellt und erlaubt eine stetige Kontrolle und Innovation.“ 

Hiltl ist seit Januar 2017 in Düsseldorf mit dem ersten eigenen Showroom vertreten. Wie läuft dieser und sollen weitere folgen? 

„Wir sind sehr zufrieden mit der bisherigen Resonanz, neben unseren Kunden aus der D.A.CH.-Region wird der Showroom auch von internationalen Einkäufern genutzt. Mittelfristig werden wir in weitere, eigene Showrooms investieren, um die Werte der Marke optimal vermitteln zu können.“ 

„Wir wollen nicht die Größten sein, sondern die Besten“ war der Anspruch von Fritz Hiltl, als er die Hosenmarke 1955 gründete. Wie wird dieser heute umgesetzt und ist es nicht doch auch wichtig, größer zu werden? 

„Der Anspruch, ‚die Besten‘ zu sein, hat nach wie vor Bestand, er gehört zur DNA von Hiltl. Das zeigt sich auch in unserem neuen – nun internationalen – Claim ‚German for Finest Trousers‘. An der Entscheidung für einen englischen Claim erkennen Sie, dass der internationale Markt für uns natürlich ebenfalls wichtig ist und wir diesen weiterentwickeln wollen. Unser Hauptmarkt ist und bleibt aber die D.A.CH.-Region.“  

Die Marke fokussiert sich auf Herrenhosen. Derzeit erweitern viele Brands ihr Sortiment um weitere Produktgruppen. Hat Hiltl diesbezüglich Pläne? 


„Dem Marken-Relaunch ging eine intensive Beschäftigung mit unserer Hosenmarke und ihrer Kernwerte voraus. Diese haben wir nun kompakt in unserem zehn Punkte umfassenden Hiltl-Prinzip zusammengefasst. Dieses Prinzip ist unser Leitfaden. Ihm folgen wir und arbeiten intensiv daran, im Bereich Herrenhosen noch besser zu werden.“ 

Wie bewerten Sie das Thema Fachmessen? Auf welchen Exhibitions präsentiert sich die Marke und warum? 

„Fachmessen sind generell eine sehr gute Möglichkeit, das Look & Feel einer Marke dem entsprechenden Fachpublikum zu vermitteln. Wichtig ist für uns jedoch auch eine gewisse internationale Relevanz. Diese finden wir besonders auf der Pitti Uomo in Florenz, weshalb wir uns auf diese Exhibition fokussieren.“

Vielen Dank für das Interview!

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